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Bewegungen des Legats und auch des Germanen. Plötzlich drehte der Legat ab und beschimpfte einen seiner jungen Tribune. Als des Optios Blick zu dem Germanen zurückkehrte, verfolgte er dessen Blickrichtung. Er sah zwei Auxiliaren in ein Gebüsch wanken und wusste sofort, was der Legat und sein Germane beabsichtigten. Mit einem Mal begriff er, was zu tun war. Es durfte keine Zeugen oder Zungen geben. Diese Verräter waren dem Tod geweiht.

      Langsam zog er sich zurück und überließ das Kampffeld dem Sieger. Kurz darauf fand er seine Männer. Fast im gleichen Augenblick tauchte noch ein anderer Mann auf. Auch Julius Tutor stieß auf seinen Trupp.

      Dem früheren Präfekt einer Kohorte aus Thrakien, unter dem Kommando des Scribonius Rufus, dem Statthalter des Exercitus Germania Inferior, sah man seinen Wert nicht an. Bisher hatte er den Mann, unter den Angreifern, nicht wahrgenommen. Zerlumpt, schmutzig und verschwitzt, ließ sich dieser auf den Boden gleiten und streckte seine Glieder weit aus, dann erhob er sich entschlossen.

      „Das ging schief! Verschwinden wir besser…“ waren des Mannes Worte, der sich offensichtlich schnell vom Fehlschlag erholte.

      „Das können wir nicht, so gern ich möchte… Dieser verfluchte Germane schaffte es, aus zwei unserer Männer Verräter zu machen. Er versteckt die Kerle im Dickicht und sein Legat spielte dabei natürlich mit. Der lenkte die Übrigen ab und was das bedeutet, weißt du sicher, Präfekt.“ Der Optio sprach den Mann mit seinem früheren Titel an.

      Die übrigen Männer seines Trupps horchten auf. Sie waren alle als Wegelagerer verkleidet. Verschmutzt, das Haar mit Asche des Feuers verunreinigt, Schlamm an der Kleidung, auf blanken Körperteilen und außer ihm trug keiner der Männer die Lorica Hamata. Warum auch, sie sollten nicht kämpfen…

      „Wir müssen die Kerle suchen! Los auf, folgt mir!“ Der Befehl genügte und auch Tutor bewegte seine Beine.

      Zuerst nahmen sie, mit Glück, noch die heranrückende Centurie der Primigenia wahr, zogen sich in die Tiefe des Waldes zurück und hofften, die Spur der Verräter zu finden.

      Irgendwie war ihnen das Glück hold, bis der verfluchte Germane erneut auftauchte. Mit den Legionären wären sie fertig geworden, dann aber tauchte der Germane, und ausgerechnet in seinem Rücken, auf…

      Das der Angriff scheitern konnte, war bei der Übermacht nicht nachzuvollziehen und schon gar nicht vorauszusehen. Der Tod seines Bruders jedoch traf ihn mit Schmerz und ließ ihn, zuerst nur in Trauer, dann aber in Wut versinken.

      Der Mann, der seinen Bruder tötete, verlangte jetzt von ihm den gleichen Verrat, den er selbst durch die Befreiung oder Tötung der gefangenen Treverer zu verhindern trachtete. Sie hatten die Verräter gefunden und dennoch versagt. Auch sie wurden zu Gefangenen, mehr noch, erniedrigt, bloßgestellt, beleidigt und von wem, einem lumpigen und noch dazu blutjungen Germanen…

      Der Optio begriff die ausweglose Lage, in der er sich befand. Dem Bruder hatte er nicht helfen können, der Überfall misslang, sein Aufstieg schien unmöglich und nun drohte auch ihm ein schneller Tod… oder gar Folter…

      Gerwin trat vor den Mann. „Herr, erlaube, dass ich mich einmische. Der Kerl hat keinen Anstand… Ihm sollte geholfen werden…“ Spott begleitete die gesprochenen Worte.

      Verginius Rufus nickte.

      „Höre Optio, mir gefällt dein Auftreten nicht… Der Legat verdient mehr Achtung und ich bin sicher, dass du gern bereit bist, diese auch zu zeigen…“

      Das Folgende lief so schnell ab, dass weder der Gefangene, noch die Beobachter sahen, was Gerwin ausführte. Es waren seine Messer, die urplötzlich auf beiden Seiten in den Hals des Optio stachen und genauso schnell wieder verschwanden.

      Beide Wunden waren nicht tief, es war die Schnelligkeit und Treffsicherheit der Handlung, die zum Erschrecken führten.

      Die Dolche trafen, seitlich am Genick. Sie hinterließen, an Stellen die keine Gefährdung des Lebens mit sich brachten, den Eindruck, den der Hermundure zu erzielen beabsichtigte. Gerwin verschränkte seine Arme vor der Brust und wartete. Plötzlich plätscherte es zwischen des Optio Beinen. Er hatte sich eingepisst.

      „Weiß du, mutiger Optio, Tote pissen und scheißen sich schon Mal ein, wenn der letzte Moment gekommen ist… Du aber tust das, ohne wirklich richtig verletzt worden zu sein, schon beim Anblick meines Legaten…“ Gerwin reizte den Mann durch Erniedrigung und Beleidigung.

      „Du Hund stirbst, wenn ich überlebe…“ Der Treverer sprach in Wut.

      „Nimm es als kleinen Dank für deine Hinterlist an der Wache… Ein Hermundure vergisst nie!“

      „Ich auch nicht!“ fauchte der Treverer.

      „Dann können wir jetzt doch sicher fortsetzen und du, Treverer, antwortest.“ Verginius Rufus riss das Verhör erneut an sich.

      „Ich werde gar nichts sagen. Ich bin ohnehin schon tot…“

      „Das sehe ich nicht so…“ Der Legat versuchte dem Gefangenen Hoffnung zu machen.

      „Du könntest dir die Sache einfach machen… Du beantwortest meine Fragen und ich entscheide danach, was mir dir geschehen wird. Also, wer befahl den Überfall?“

      Schweigen.

      „Der Anfang fällt dir wirklich schwer…“ machte der Legat sich und dem Gefangenen Hoffnung.

      „Wenn du Optio bist, wusste dann dein Decurio vom Auftrag?“

      Schweigen.

      „Warst du der einzige Auxiliar?“

      Schweigen. Der Gefangene spielte auf Zeit. Auf was hoffte er? Er musste doch wissen, dass sie den Kampfplatz und die Angreifer untersucht hatten und somit wussten, dass Treverer hinter dem Überfall steckten.

      „So wird das nichts!“ beschied Verginius Rufus. „Gerwin, rufe den Carnifex!“

      Gerwin überlegte. Sollte er die Folter übernehmen? Besser nicht, sollen sich die Römer doch selbst abmühen… Andererseits kannte er den einen oder anderen Schmerz, der das Schweigen schnell überwand.

      „Herr, der Bursche ist verstockt. Warte noch mit dem Carnifex… Es gibt so viele Möglichkeiten, das Sprechen zu erzwingen und dennoch muss kein Blut fließen…

      Der Legat ließ dem Germanen erneut den Vortritt. Der Hermundure umfasste den Treverer oberhalb der Hüfte und plötzlich rang der Mann nach Luft. Als sich seine Lungen füllten, brüllte er. Mit dem Nachlassen des Druckes, den seine, an einer bestimmten Stelle in den Rücken gedrückten Finger verursachten, vergingen der Schmerz und der Schrei. Der Gefangene erholte sich. „Ich kann das noch einmal wiederholen…“ Gerwin lächelte den Mann an.

      Der Treverer verzog keine Miene. Als Gerwin einen Schritt auf ihn zu machte, wich der Mann zurück.

      „Wir können auch etwas Anderes versuchen…“ Gerwin zückte einen seiner Dolche und entfernte die von ihm selbst angelegte Bandage. Die beiden Stöcke fielen zu Boden und im selben Augenblick landete Gerwins Hand auf dem gebrochenen Knochen an der Schulter. Der Treverer stöhnte auf. Gerwin zog seine Hand zurück.

      Ein gebrochener Knochen konnte zu ungeahnten Ergebnissen führen…

      Gerwin gab dem Mann Zeit. Als er sicher war, dass der abklingende Schmerz ein Zuhören ermöglichte, begann er zu sprechen.

      „Weiß du Treverer, du magst ein noch so tapferer Mann sein, sollte ich auch mein gesamtes Wissen erst einbringen müssen, am Ende sprichst du doch… Der Carnifex bricht dir die Knochen, er sticht, drückt oder brennt dich und wie ich im Dulden des Schmerzes deiner Schulter sah, wirst du dies alles hinnehmen, bis genug Blut aus dir heraus lief und dann schläfst du qualvoll ein.“ Er wartete auf die Wirkung seiner Worte.

      Der Gefangene starrte ihn an, als wäre er ein Geist.

      „Was ich dir antue, wirkt auf lange Zeit kaum bedrohlich, aber schmerzhaft. Der Druck im Rücken kann von mir noch gesteigert werden und ich kann meine Handlung so oft wiederholen, wie es mir behagt… Damit treibe ich dich vor mir

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