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Die Legende vom Hermunduren. G. K. Grasse
Читать онлайн.Название Die Legende vom Hermunduren
Год выпуска 0
isbn 9783347035836
Автор произведения G. K. Grasse
Жанр Контркультура
Серия Die Legende vom Hermunduren
Издательство Readbox publishing GmbH
Finley nickte einfach.
„Was den Medicus betrifft, könntest du die Geschichte des Beinbruches eines Wagenlenkers übernehmen. Vom Optio, dessen Schulterknochen ich brechen musste…“ Gerwin deutete auf die Stelle an seinem Körper und Finley verstand, „…weiß der Medicus nichts. Was ich zerbrach, schiente ich selbst. Der Wegelagerer trug keine Verletzungen davon… Bist du dir der Verschwiegenheit dieses alten Griechen sicher?“
„Ich denke schon…“ brummte Finley. „Er machte zu gute Geschäfte mit uns, als dass er gewillt wäre, in Zukunft darauf verzichten zu wollen…“ Der Secretarius schüttelte seinen Kopf. „Ich traue diesem Alten und für den Fall, dass er doch meines Vertrauens unwürdig wäre, weiß ich ein Gegenmittel. Orbettino wird ihn beobachten…“
„Ist der Streuner nicht ein Mitwisser zu viel?“ Gerwin traute dem Burschen nicht.
„Er wird nicht erfahren, warum er das tun soll…“
Wenn Gerwin gegenüber dem Streuner und dem Medicus misstrauisch blieb, galt dies nicht Finley, den er ungemein schätzte und genau wusste, dass der große Kelte an Treue und Zuverlässigkeit kaum überboten werden könnte. Außerdem glaubte Gerwin, dass ihn der große Mann mochte.
„Die nächsten Tage wirst du mich sicher nicht sehen. Gut wäre es, würdest du dich mit Viator treffen. Er sollte von unserem Erlebnis wissen. Außerdem wüsste ich es zu schätzen, wenn er bei unserer nächsten Begegnung auch dabei wäre… Für deine Mühen danke ich dir!“
Gerwin stand auf und begab sich die Treppe hinauf in Amantius Schlafraum. Ihm hätte eine der beiden Dachkammern genügt, doch die waren durch die Treverer und seine Legionäre besetzt. Also begab er sich zu Amantius Zimmer. Er entkleidete sich, erfrischte sich am bereitstehenden Wasser, wusch den Schweiß und Dreck vom Körper und streckte sich auf dem Bett aus.
So sicher, so sauber und so weich schlief er selten. Die Anstrengungen des Tages oder war es seine Jugend, verhalfen ihm zu einem tiefen Schlaf.
3. Der Beweis
66 nach Christus - Sommer (20. Augustus)
Imperium Romanum – Mogontiacum
Bevor Gerwin den großen schweren Vorhang vor seines Herrn Dienstraum zur Seite schob, holte er noch einmal tief Luft. Er wusste nie wie ihn Verginius Rufus, nach einer Abwesenheit, empfing.
Die Bewegung des dunklen Vorhanges wahrnehmend, blickte der Legat auf.
„Na endlich… Wo warst du die ganze Zeit?“
Es waren weder in der Wahl, noch in deren Aussprache, Worte der Freude. Trotzdem nahm Gerwin zur Kenntnis, dass ihn der Legat vermisste. Der eingebettete Vorwurf zeugte von Unzufriedenheit und zumindest auch, in einem kleinen Teil, von Sorge.
„Herr, es gab so einige Überraschungen…“ Gerwin wollte keinen Zorn herausfordern und schon gar nicht mit Missachtung gestraft werden. Er wusste noch immer nicht, welchen Grad der Anerkennung und des Vertrauens er dem Legat bisher abringen konnte. Eines Teils schien sich Verginius Rufus mit seiner Anwesenheit abgefunden zu haben, ihn sogar zumeist wahrzunehmen und trotzdem neigte er oft dazu, ihn überhaupt nicht zu beachten.
Der junge Hermundure gedachte, unter Nutzung der vergangenen Ereignisse, seinen Wert in den Augen des Legatus Legionis aufzubessern. Wollte er die Einhaltung des zwischen ihnen geschlossenen Paktes, dann bedurfte er der Anerkennung. Diese sollte sich aus seinen Verdiensten ergeben, die Einhaltung seines Teils des Paktes beweisen und damit den Nutzen für den Legat erkennbar machen.
Bisher schien der Römer ihn lediglich hinzunehmen, weil dieser den Vergobret der Haeduer zu überlisten vermochte. Jetzt kam die Erhaltung des Lebens des Legats dazu und Gerwin war entschlossen, die Bedeutung seines Handelns in das richtige Licht zu rücken.
„Was für Überraschungen…“ blaffte Verginius Rufus zurück.
„Eigentlich nichts, worauf ich nicht vorbereitet gewesen wäre…“
„Wo sind die Treverer?“ Der Legat wurde nicht freundlicher.
„Dort, wo ich sie haben wollte!“ Gerwin zog, wie selbstverständlich, den Korbsessel vor den Arbeitstisch und lies sich darin nieder.
„Deren Wunden sind versorgt, den Ort des Verbergens kennen nur ausgewählte und vertrauensvolle Männer und ich habe Durst.“
Der Legat schluckte etwas ungehalten, ließ seinen angeblichen Diener aber gewähren. „Hol dir, was du brauchst!“ Er nickte in die Richtung der Tür zum Nebenraum.
Gerwin erhob sich erneut, verschwand hinter der Tür und kehrte kurz darauf mit zwei Pokalen und einer Karaffe zurück. Er schenkte dem Legat und sich vom Wein ein, verdünnte diesen mit Wasser und trank genüsslich einen tiefen Schluck. Danach versank er wieder in dem Korbsessel. Der Legat verfolgte jede seiner Handlungen.
Plötzlich begann der alte Fuchs zu lächeln. „Soll ich dein Handeln soeben, in der Art verstehen, dass dir mein Diener zu sein widerstrebt?“
„Nein, Herr, ich halte es für angemessen und werde mich auch in Zukunft an meine Rolle halten, andererseits…“ Gerwin lauerte.
„Was ist andererseits…“ Der Legat stieg in das Gespräch ein.
„… könntest du mir mit etwas mehr Freundlichkeit und auch Anerkennung begegnen, zumindest wenn nur wir anwesend sind…“
„Ist das nicht zu viel gefordert, Hermundure?“
„Weißt du, großer Römer, eigentlich ist das doch nur ein kleines Entgegenkommen deinerseits, gemessen an meinen Leistungen dir gegenüber…“ Diesmal lächelte Gerwin.
Der Legat schwieg und dachte offensichtlich darüber nach, wie er diese Herausforderung beantworten sollte.
Gerwin nutzte die Gelegenheit. „Von deiner Seite gesehen, bin ich nur ein dummer Germane, der sich anmaßte, dich zu einem Pakt zu zwingen. Ich besaß nur insofern Bedeutung für dich, weil du meine Freunde als Werkzeuge deiner Macht brauchtest. Aber wir überlebten deine Absicht und daraus entstand eine gewisse Bedrohung für dich. Noch immer scheint es in Rom Männer zu geben, die du fürchtest. Schickte ich einen meiner Vertrauten nach Rom, könnte dies für dich unangenehm werden… Nur…“ Gerwin ließ den Legat an einer langen Leine zappeln.
„… mir liegt nichts daran… Ich bin nicht der dumme, ungebildete Germane, den du in mir siehst… Schlecht für dich, dass sich gestern zeigte, dass deine Feinde näher zu dir heranrückten…“
Der Legat schwieg weiterhin und überließ Gerwin das Sprechen.
„Ich will den Frieden Roms!“ setzte der Jüngere fort. „Was du bisher vielleicht noch nie bedacht hattest, ist die Tatsache, dass mir nur ein Legat diesen Frieden garantieren kann…“ Er lächelte den älteren Römer an.
„Dieser Legat bist du! Solange du hier in Mogontiacum bleibst, wird es keinen neuen Angriff geben… Das hat auch nichts damit zu tun, dass ich dein Diener bin und dein Vorgehen beobachte…“ Gerwin wusste sich im Vorteil. „Du bist der Legat, der keinen dritten Angriff wagen kann, denn scheitert dieser, verlierst du nicht nur die Legion… Auch dein Kopf könnte rollen…“ Gerwin forderte den Legat geradezu heraus. „Ein neuer Legat könnte versucht sein, deine Fehler zu wiederholen… Deshalb bot ich an, dich zu beschützen…“
Verginius Rufus erhob sich und trat ans Fenster. Er brauchte Zeit zur Überlegung. Den Rücken Gerwin zugewandt, beobachtete er die Vorgänge auf dem Platz.
„Herr,