ТОП просматриваемых книг сайта:
Die Legende vom Hermunduren. G. K. Grasse
Читать онлайн.Название Die Legende vom Hermunduren
Год выпуска 0
isbn 9783347035836
Автор произведения G. K. Grasse
Жанр Контркультура
Серия Die Legende vom Hermunduren
Издательство Readbox publishing GmbH
Danach begann der alte Grieche sein Werk. Er arbeitete geduldig, behutsam und zielstrebig. So wie er ankündigte, folgten die Wellen des Schmerzes. Feuer und Eis wechselten und der Treverer duldete. Als das Blut in sein Bein vordrang, bäumte er sich auf und erschlaffte. Seine Kräfte waren aufgebraucht. Besinnungslosigkeit umnachtete ihn. Zu Viert brachten sie ihn in eine der oberen Dachstuben. Finleys Wirtschafterin übernahm vorerst des Mannes Pflege.
Der Medicus gönnte sich keine Pause. Sofort befasste er sich mit dem zweiten Treverer. Es folgte ein fast gleichartiger Verlauf. Einer Schilderung folgte die Behandlung. Auch der Treverer hielt sich wacker. Die vernähten Wunden waren nicht annähernd so lang wie beim zuvor Behandelten.
Während Finley dem Mann die Treppe hinauf half, packte der Medicus seine Gerätschaften und Tinkturen zusammen.
„Du hast noch eine Wunde zu versorgen!“ senkte sich Gerwins Hand auf des Mannes Schulter.
„Wo?“ Der Grieche sah sich überrascht um.
„Grattus, zeige ihm deinen Arm!“
„Aber Gerwin…“
„Halt dein Maul und tue, was ich sage! Der Arm…“ Grattus zeigte dem Medicus die Verletzung.
„Ist nicht so schlimm…“ quittierte der Alte.
„Sage ich doch, heilt allein…“ mischte sich der Vangione wieder ein.
„Halt dein Maul…“ hörte er erneut vom Hermunduren.
Der Grieche reinigte den Schnitt und legte einen Verband an. „Geh in spätestens drei Tagen zu deinem Medicus. Sage dem alten Gauner Flavius, das ich das gemacht habe. Er wird dafür Sorgen, dass du keine Überraschung erlebst…“
„Was meinst du?“ Grattus wirkte beunruhigt.
„Ihr Krieger seid zu dumm, einer kleinen Wunde die notwendige Beachtung zu schenken. Ihr glaubt immer erst an die Schwere einer Verletzung, wenn der Medicus die Säge in die Hand nehmen muss… Deine Wunde ist nicht schlimm, doch entzündet sie sich, könntest du den Arm verlieren… Es ist immer das Gleiche…“
Grattus wich sofort einen Schritt zurück. Er besann sich. „… aber das war doch nichts…“
„Nein, natürlich nicht und dennoch…“ Der Grieche ließ den Rest der Worte im Gemurmel untergehen. Er packte sein Zeug zusammen und folgte dem zurückgekehrten Finley in dessen im Untergeschoss befindliches Arbeitszimmer.
Gerwin überließ die Legionäre sich selbst und stieg den beiden Männern nach. Während Finley dem Medicus seinen Lohn aufzählte, betrachtete er den Griechen.
Der Alte verbarg den erhaltenen Geldbeutel unter seiner Tunica und gewahrte dabei des Germanen Aufmerksamkeit.
„Was starrst du mich so an?“ fragte er.
„Als Medicus müsstest du doch ein kluger Mann sein…“ Gerwin lauerte.
„Mir dagegen scheint, dass du ein ziemlich gewalttätiger Bursche zu sein scheinst. Die Stichwunde in der Brust des Treverer stammt sicherlich von dem Dolch, mit dem du vorhin am Fenster hantiertest?“ Der Grieche scheute nicht vor dem jungen Hermunduren zurück.
„Und wenn es so ist?“
„Warum führtest du nicht zu Ende, was du begannst? Warum flickte ich den Burschen zusammen?“ Als Medicus Einiges gewohnt, zweifelte der Alte an der Klugheit des Jüngeren.
„Eine gute Beobachtung und eine kluge Folgerung, alter Mann!“ Gerwin lächelte.
„Du willst doch noch etwas von mir?“ Der Grieche wirkte für einen Augenblick verunsichert.
„Ich wusste, dass du darauf kommst… Wie sehr hängst du an deinem Leben?“ Gerwin grinste den Medicus an.
„Du bist ein ziemlich frecher Bursche…“ Nasenrücken, Wangen, Stirn und die Platte des Griechen liefen rot an. Seine Wut war unverkennbar.
„… der dir Alten einen guten Rat geben möchte…“
„Soooo…“ Der Alte dehnte das Wort bis zur Unendlichkeit. Damit gab er seiner Wut und wohl auch einer gewissen Verwunderung Ausdruck.
„Ich drohte dir mit dem Verlust eines Ohres, sollte der Treverer sein Bein verlieren… Das meine ich auch so! Du wirst beide Verletzte auch an den folgenden Tagen versorgen. Finley zahlt dir dafür den Lohn! Mehr musst du nicht wissen… Erst wenn Finley verkündet, dass er deine Dienste nicht mehr benötigt, bist du erlöst. Solltest du diese Verpflichtung vernachlässigen, lernst du meinen spitzen, kleinen Freund kennen…“
Plötzlich war einer der beiden Dolche in Gerwins Hand zu sehen und kurz darauf wieder verschwunden. Der Grieche erstarrte.
„Dieser kleine Freund könnte dir auch begegnen, falls du über das heute und hier Gesehene oder auch Gehörte plaudern solltest… Du wirst auch verschweigen, wen du behandelt hast, welche Behandlung du durchführtest… Überhaupt, solltest du das an diesem Abend Erlebte vollkommen vergessen…“ Der Hermundure ließ keinen Blick von dem Alten. „Allenfalls behandeltest du hier den Beinbruch eines Kutschers, der unvorsichtigerweise unter ein rollendes Rad geriet…“
Das Erschrecken des Griechen zeichnete sich in sein Gesicht. Hilflos sah er zu Finley und bemerkte dessen Nicken. In diesem Moment begriff er die Gefahr.
„Höre, Medicus… Mir liegt nicht viel daran, dir die Bekanntschaft mit meinem kleinen Freund zu vermitteln…“ Gerwin verlor sich in einem Lächeln.
„Es könnte schon genügen, dass die Kleinste deiner Bemerkungen die Aufmerksamkeit Anderer erregt… Falls das geschieht, kommt mein kleiner Dolch sicher zu spät… Folter und Tod sind dann jedoch unabwendbar! Du kannst nicht wissen, wer sich für diese abendlichen Ereignisse interessiert… Deshalb ist es besser, gänzlich zu Schweigen. Selbst meine Erwähnung reicht für den Tod… Besser, du holst dir die Belohnung für deine Bemühungen bei Finley, statt das ich oder Andere kommen müssen, um dir deine Zunge, Augen und Ohren zu nehmen…“
Gerwin schwieg. Sein Blick ruhte auf dem Medicus. Er lauerte.
„Jetzt kannst du gehen!“ fügte er nach einer kleineren Pause an.
Der Alte packte seinen Beutel und riss die Tür auf. Finley und Gerwin folgten ihm in die Dunkelheit. Ihre Blicke wanderten, mit seinen hastigen Schritten, in Richtung Tor.
„Jetzt wird es aber Zeit für eine Stärkung und deinen Bericht. Schließlich muss ich wissen, in welcher Gefahr wir hier schweben…“
2. Wahrheiten
66 nach Christus - Sommer (19. Augustus)
Imperium Romanum – Mogontiacum
Sie kehrten in das Haus zurück und stiegen langsam die Stufen zum Speisesaal hinauf. Wo auf dem großen Tisch zuvor weiße Leinen voller Blut lagen, prangte nun ein hastig angerichtetes Mahl mit Fleisch, Fisch, Gemüse, Obst und auch Wein. Wer auch immer die Anordnung erteilte, dachte an vier Speisende.
Finleys Haushälterin stand am Kopfteil der Tafel. „Herr, ich hoffe das dies genügt, denn mehr war in der kurzen Zeit nicht aufzutreiben und für so viele Personen fehlen mir die Vorräte.“
Finley nickte. „Es wird gehen… Rufe die beiden Legionäre!“
Die Frau, in ihrer Winzigkeit, schwebte durch den Raum und erreichte die Tür. Sie war klein, fast dürr und deshalb, trotz ihres Alters, noch immer flink. Für gewöhnlich wirkte sie nicht nur, sie war Unscheinbar…
Die Legionäre betraten hinter ihr den Raum, als sie kurz darauf zurückkehrte.
„Setzt euch, Milites, und füllt euch den Magen. Ein guter Dienst ist es wert, durch zumindest ein gutes Mahl und einen Becher Wein belohnt zu werden… Ich denke mir, dass derartig im Contubernium nicht aufgetischt