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Stock so eng am Oberschenkel des Verletzten anlagen, verhinderten des Verletzten Blutverlust.

      Der Andere war an der Schulter getroffen. Ein Stich von Gerwins Dolch war in die Brust eingedrungen, die Klinge an einer Rippe abgelenkt, an der Seite wieder ausgetreten. Der Auxiliar hatte Glück, dass der Germane den Dolch wieder aus der Wunde herauszog, wie er ihn zuvor hinein stieß. Weil der Stich das Herz und andere wichtige Organe verfehlte, blieb es bei einer tiefen Fleischwunde. Auch diese Wunde war, zumindest behelfsmäßig, versorgt.

      Beide Männer waren Auxiliaren der im Vicus Weisenau untergebrachten Ala der Treverer. Wieso verfolgten diese Treverer, die in Treue zu den in Mogontiacum stationierten beiden römischen Legionen stehen sollten, das Ziel der Tötung eines der beiden Legaten?

      Das dieser Umstand zutraf, erbrachte das kurz zuvor vom Legat, im Beisein seines Dieners, geführte Verhör. Verginius Rufus wusste, wer den Auftrag erteilt hatte. Auch Gerwin verstand den von beiden Männern gleichzeitig geflüsterten Namen.

      Verginius Rufus entschied sich, diese Männer nicht für deren Frevel zu strafen, sondern deren Leben zu bewahren. Der Legatus Legionis der Primigenia verstand sehr schnell, welche wirksame Waffe er in der Hand hielt, würde einer dieser Männer überleben. Vorerst schafften es beide. Auch Gerwin erkannte den sich ergebenden Vorteil sofort.

      Deshalb ließ der junge Hermundure die Centurien ziehen und forderte nur zwei kampfesmutige, zuverlässige Legionäre zur Begleitung der verwundeten Gefangenen. Nur der Legat, diese Milites und sein germanischer Diener wussten vom Überleben der verletzten Treverer.

      Des Legat Warnung beim Verlassen des Castellum, das Merkwürdige Ausbleiben des Statthalters oder zumindest der angekündigten Centurie, der dem Statthalter unterstehenden Legio IV Macedonica, führten im Augenblick des Angriffes zur Gewissheit, dass dieser Anschlag nur dem Leben des Legatus Legionis Verginius Rufus gelten konnte, sagte aber nichts über den Grund aus.

      Centurio Flaminius verstand schnell, was Gerwin von ihm wollte und wusste auch die richtigen Männer zum Einsatz zu befehlen. Das vom Centurio überlassene Pferd und Gerwins Stute Arasoa trugen die Verletzten.

      Gerwin voran, der Noriker Arpagius, Flaminius Pferd führend, und neben ihm der Kelte Grattus, mit Gerwins Stute am Zügel, folgten einem vom Hauptweg abzweigenden Pfad, der zum Ufer des großen Flusses abschwenkte.

      Gerwin verlor nur wenige Worte zur Erklärung und diese ihn begleitenden Legionäre verstanden ohnehin. Fiel einer ihrer verletzten Gefangenen in die Hände der gedungenen, zuvor geflohenen Wegelagerer, dann blieb diesen wenig Gelegenheit um ihre Götter zur barmherzigen Aufnahme zu bitten. In den Händen des Feindes verbliebene Verletzte mussten zwangsläufig zu Verrätern der eigenen Sache geworden sein. Wie anders wäre sonst ihr Überleben zu erklären…

      Das begriffen auch die Gefangenen. Für den Legatus Legionis Verginius Rufus waren diese Treverer zu Zungen geworden. Zungen konnten reden und die Beiden, den Kampf Überlebenden, wussten, dass sie ihr Leben nur behielten, weil sie den Namen des Mannes nannten, der angeblich hinter dem Überfall stand.

      Führte sie der Legat mit ins Castellum in Mogontiacum, besaß ihr Leben nicht mal den Wert eines Quadrans. Dort herrschte in letzter Instanz der Legatus Augusti pro Praetore und dieser Statthalter des Kaisers aller Römer war kein Freund des ihm unterstellten Legatus Legionis. Was also würde geschehen, hörte dieser von der Einbringung eines Gefangenen?

      Das Merkwürdige an dieser Sache war der unglückliche Umstand, dass der von den Treverern geflüsterte Name dem des Statthalters glich.

      Stand also der Legatus Augusti pro Praetore hinter dem Anschlag, dann überlebten beide Gefangenen ein Eintreffen im Castrum nicht allzu lange. Dass sie diesen Namen dennoch verrieten, war der Tatsache geschuldet, dass wohl beide ihrem gegenwärtigen Dasein, trotz ihrer erheblichen Wunden, mehr abgewannen, als schon zu diesem Zeitpunkt die Bekanntschaft mit den Dolchen des Germanen zu erneuern. Nur die sofortige Nennung des Namens erhielt ihr Leben.

      Warum die beteiligten Auxiliaren der Treverer den verhängnisvollen Namen kannten, erschloss sich Gerwin nicht. War es Überheblichkeit, Vertrauen in die Übermacht, Zuversicht in den erfolgreichen Ausgang… Es war Dummheit, Auxiliaren in solch ein wichtiges Geheimnis einzuweihen.

      Als der Germane den Namen hörte, hegte er Zweifel. Dennoch vermied er es, seinen Widerspruch anzumelden. Der Legat schien die Mitteilung fast erwartet zu haben. Er glaubte den Treverern sofort.

      Gerwin entsann sich der Warnung des Legat. Dessen Frage an die Wache, als sie das Tor des Castellum passierten und die darauf erhaltene Antwort, regten wohl das eigene Misstrauen des Legats an. Als dieser dann den von den Gefangenen geflüsterten Namen seines Intimfeindes hörte, folgte er dem Bekenntnis der Gefangenen nur zu willig.

      Aber Gerwin wusste inzwischen auch, dass dieser Legatus Augusti pro Praetore noch einen Bruder besaß, der gleich ihrem Statthalter, im benachbarten Territorium herrschte.

      Woher also, drängte sich in Gerwins Gedanken, wusste Verginius Rufus sofort, wer hinter dem Anschlag stand, wenn doch für die Tat zwei verschiedene Statthalter gleichen Namens stehen könnten…

      Gerwin begriff es, als sie bereits auf dem Weg waren. Die Statthalter der Römer waren Brüder. Was also lag näher, als das sich, im Bestreben Verginius Rufus zu beseitigen, diese Beiden einig waren…

      Diese Erkenntnis bewirkte, dass der junge Hermundure, von diesem Augenblick an, damit rechnen musste, erneut überfallen zu werden. War der von ihm getötete Centurio oder Decurio klug genug gewesen, dann stand ihnen eine erneute Begegnung mit weiteren Versprengten des vorigen Überfalls bevor. Scheiterte auch der Mord an Verginius Rufus, durfte ein Überlebender der Wegelagerer oder auch einer der wenigen Auxiliaren, niemals zum Verräter werden. Falls dies dennoch geschah, musste ein erneuter Anschlag den Tod des Verräters nach sich ziehen.

      Gerwin lies sich zwischen die beiden Pferde zurückfallen. „Hört mir alle gut zu.“ forderte er und erzwang die Aufmerksamkeit der Reiter.

      „Treverer, sagt mir, ob ihr bei dem Angriff einen eurer Männer nicht gesehen habt?“ Er blickte zu den Gefragten auf. Diese schüttelten ihre Köpfe.

      „Es hat also keiner der Männer gefehlt, die zur Centurie der Treverer gehörten?“ Gerwin blieb misstrauisch.

      „Na, ja…“ hob der Beinverletzte an. „Als wir zum ersten Mal zusammentrafen, war der Optio dabei… Der aber fehlte heute …“

      Gerwin schwieg und überdachte die Antwort. Er ließ sich Zeit.

      „Sollte uns eine Überraschung erwarten, dann bedenkt was ihr tut!“ Gerwin sprach leise, aber immerhin so laut, dass auch die vor ihm laufenden Legionäre mithörten. „Die Centurien fanden keine weiteren Wegelagerer… Dennoch könnten Einige von denen entkommen sein und gibt es noch einen einzigen beteiligten Treverer, dann ist dessen Auftrag das Sammeln der Versprengten und die Verhinderung eures Überlebens…“ Er hörte ein Schnaufen und begriff, dass seine beiden Gefangenen von dieser Mitteilung überrascht wurden.

      An den Optio hatten beide Gefangenen nicht gedacht und glaubten auch nicht, noch in Gefahr zu schweben. Sie hatten ihr Leben bewahrt und hofften, dass dies so blieb. Mit der Mitteilung Gerwins kehrte die Angst zurück. Selbst nicht in der Lage sich zu wehren, brauchten sie den Schutz der Legionäre. Eine ihnen jetzt gegenübertretende Übermacht würde ihre Begleiter zersprengen und sie selbst ausliefern.

      Der Hermundure spürte die Furcht der Gefangenen. Fielen diese in die Hände der Wegelagerer, würden Beteuerungen nicht mehr helfen… Weshalb sollten die Treverer auf einen glücklichen Ausgang, eines aussichtslos erscheinenden Kampfes, hoffen?

      „Werden wir erneut überfallen, bleibt ihr auf den Pferden sitzen! Rührt euch nicht und versucht nicht zu fliehen… Überleben werdet ihr nur, solange ihr in meiner Nähe verbleibt. Flieht ihr und sie erwischen euch, könnt ihr kein Erbarmen erwarten… Auch von mir nicht, denn dann werde ich euch suchen… Finde ich euch und ich werde euch finden, dann hilft weder ein Gebet, noch ein Wunder…“

      Er hatte noch nicht ganz zu Ende gesprochen, als Arpagius und Grattus stockten. Die Pferdeköpfe rammten den jeweiligen

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