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Die Legende vom Hermunduren. G. K. Grasse
Читать онлайн.Название Die Legende vom Hermunduren
Год выпуска 0
isbn 9783347035836
Автор произведения G. K. Grasse
Жанр Контркультура
Серия Die Legende vom Hermunduren
Издательство Readbox publishing GmbH
Es dauerte nicht lange und der Praefectus Castrorum erschien im Dienstraum des Legatus Legionis. Der Vorhang schwenkte nur eben zurück, als sich Tribunus Laticlavius Sextus Tremorinus hindurch schob.
Verginius Rufus begrüße die Männer.
„Es gibt Neuigkeiten. Der Hermundure ist zurück.“
„Wo war er?“ fragte Präfekt Axius, der von den bisherigen Ereignissen nichts wusste.
„Das wollte ich dir gerade sagen, wenn du mich lässt…“ Verginius Rufus setzte eine ernste Miene auf. Er mochte den alten Bock und weil er diesen in seine Befragung der Gefangenen einzubinden beabsichtigte, gewann er dessen Aufmerksamkeit.
Ihm schien, dies reihte diesen ehrlichen und zuverlässigen Krieger in seine Reihen ein. Präfekt Axius erfreute sich nicht nur unter vielen Legionären, und dies in beiden untergebrachten Legionen, eines guten Rufes. Er galt auch unter den Offizieren als ein anständiger, wenn auch gestrenger Vorgesetzter. Nicht wenige der Männer kannten Geschichten über den ‚alten Bock‘, wie ihn die Meisten in Ehrfurcht und mit einem Grinsen im Gesicht nannten, die an Heldenverklärung heranreichte. Außerdem galt Axius Urteil als unbestechlich und sein Ruf, auf einer außerordentlichen Auctoritas basierend, als unanfechtbar. Dies bewog Verginius Rufus auch diesmal auf den Präfekt zu bauen.
„Am gestrigen Tag sollte ich, auf Befehl des Scribonius, am Stapellauf einer Flussliburne teilnehmen. Also zog ich mit geringer Bedeckung, drei der jüngeren Tribune und dem Germanen, los. Im Waldstück zum Hafen wurden wir von Wegelagerern überfallen. Dieser Hermundure ist ein äußerst flinker Bursche…“
Verginius Rufus beabsichtigte nicht, dem Hermunduren den Lorbeer zuzuschanzen. Noch immer war er der Legat und sollte dann auch die Führungsrolle für sich beanspruchen, geriet er in einen Kampf. Er wusste, dass es diesmal anders abgelaufen war. Um diese Tatsache abzumildern, verschwieg er einige der Einzelheiten des vergangenen Kampfes bewusst.
„Wir konnten den Überfall abwehren und mit heran gerufenen Centurien den Wald durchkämmen. Scheinbar hatten wir alle Wegelagerer erwischt.“ Seine Worte energisch unterstreichend, hieb er mit seiner rechten Hand durch die Luft, als würde er einen Gladius führen. „Der Hermundure blieb mit einem Auftrag zurück. Er kam erst heute an, weil er ein weiteres Mal von versprengten Wegelagerern überfallen wurde…“
Rufus nahm, durch diese kurze Schilderung, auch den Ruhm dieser Auseinandersetzung für sich in Anspruch.
Nur kehrte er nicht allein zurück…. Er brachte zwei Gefangene mit. Ich möchte, dass ihr dem Verhör beiwohnt…“
Der Vorhang glitt zur Seite und Gerwin stand im Raum.
„Ist alles erledigt?“ fragte Verginius Rufus und der Hermundure nickte nur.
„Dann lasst uns gehen…“
Verginius Rufus erreichte den Vorhang, schritt die Treppe hinunter und wandte sich, Gerwin folgend, zu dem Wachraum, in dem die Männer seiner Legion ihre freie Wache verbrachten. Diese freie Wache, die bisher beide Gefangene bewachte, verließ den Raum. Die Türen wurden geschlossen und die Ankömmlinge gruppierten sich um den verletzten Optio und den Wegelagerer.
Zuerst musterte Verginius Rufus die Gefangenen. Den Wegelagerer schien er nicht weiter zu beachten. Seine Augen hefteten sich auf den Optio. Der Mann war etwas größer als er selbst und wirkte auf ihn, trotz seiner Verletzung, gelassen. Verginius Rufus sah die Bandage, die Enden eines Stockes, der offensichtlich zur Schienung eines Knochenbruches diente und bemerkte in den Augen des Auxiliaren eine Unruhe, die von Angst zeugen könnte.
„Wie ist dein Name, Optio?“ fragte Rufus.
„ Den habe ich verloren…“ lautete die Antwort.
„Das scheint mir auch so… also übergehen wir den Teil einfach…“ Der Legat grinste.
„Wo dienst du?“
„Ala der Treverer“ knurrte der Gefangene.
„Im Vicus Weisenau?“
„Wo sonst?“ erklang es bissig.
Der Treverer mochte schon einige Zeit bei den Auxiliaren dienen, hatte sich wohl auch zum Optio hinauf gestreckt und glaubte von sich, auch den nächsten Schritt erreichen zu können. Sein Ziel war es Decurio zu werden und das Angebot dieses Julius Tutor schien ihm die Gelegenheit dafür zu bieten. Schon sein Vater diente in Roms Auxiliartruppen. Der Nächste nach ihm, der diesen Weg beschritt, war sein jüngerer Bruder.
Warum sollte er nicht auch, wie der Vater, Centurio oder zumindest Decurio werden können? Mit etwas Glück, und dieses brachten ihm seine Götter urplötzlich, sie warfen es ihm förmlich in seinen Schoß, musste der Aufstieg gelingen…
Ihm war die Aufgabe zugefallen, den Ort des Überfalles, im Anschluss daran, zu bereinigen und jeden auch nur geringfügig auf Treverer Auxiliaren hindeuten Umstand zu beseitigen. Dazu übergab ihm der Decurio vier der Männer. Weder dieser Auftrag, noch der Überfall überhaupt, schienen auf Gefahr hinzudeuten.
Als die Botschaft eintraf, das Ziel ihres Auftrages wäre unterwegs und in seiner Begleitung befänden sich nur etwa fünfzehn Reiter, glaubte keiner der Treverer und auch keiner der übrigen Wegelagerer an eine Bedrohung. Sie lachten und waren sich des Erfolges sicher. Er befahl seinen Männern den Rückzug in die Tiefe des Waldes und blieb selbst als Beobachter zurück.
Ein fröhliches Klopfen auf die Schulter des jüngeren Bruders, eine spöttische Bemerkung und der Jüngere nahm seine Kampfposition ein, während er selbst sein Pferd im Dickicht verbarg. Kurz zuvor noch dachte er darüber nach, den jüngeren Bruder für seine eigenen Aufgabe anzufordern, verzichtete jedoch aus zwei Gründen darauf. Einmal schien der Überfall sich nicht als schwierig zu erweisen und brachte dem Bruder sicherlich Ruhm ein. Sein Ersuchen hätte den Jüngeren sicher nicht begeistert. Zum Anderen wäre es nicht die richtige Botschaft an die anderen Mitstreiter gewesen… Also beließ er es bei der Festlegung des Decurio.
Der Überfall aber verlief anders als gedacht. Es ging alles sehr schnell.
Sein Bruder war der, der den Legat zuerst angriff. Sich seines Sieges sicher, zögerte der Bruder nicht mit seinem Vorpreschen und sah sich plötzlich dem Legat allein gegenüber. Der Optio verstand nicht, wie dies geschehen konnte…
Vier Auxiliaren, darunter sein Bruder, war der Angriff auf den Legat befohlen, doch nur sein Bruder hielt sich an den Befehl. Die übrigen Treverer rückten nur langsam voran und so zahlte der Bruder mit seinem Blut. Der Optio starrte auf den vom Pferd rutschenden Toten, sah dessen Aufschlagen auf dem Boden und stand wie zu einem Stein gehärtet.
Er brauchte Zeit zur Besinnung. Als sich sein Blick wieder aufklarte, sah er den Decurio sterben. Der Diener des Legats griff zuerst seinen Decurio an. Der Bursche, scheinbar ein junger Germane, wütete danach unter seinen Auxiliaren, die den Legat nun weit aus energischer attackierten. Der Decurio tot, sein Bruder tot… Er müsste die Führung übernehmen…
Was geschah hier? Die Zahl der Angreifer verringerte sich zunehmend. Aus fast vierzig Wegelagerern und weiteren zehn Treverern der Auxiliaren war ein Häuflein Elender geworden, die fast nur noch die Flucht anstrebten. Mit dieser Gegenwehr war nicht zu rechnen und auch nicht damit, dass diese Gedungenen mehr an ihr Überleben dachten, als an den Erfolg des Überfalles. Deren Prahlen hörte sich noch vor kurzer Zeit ganz anders an. Schon versucht, sich auch in das Gemetzel zu stürzen, blieb er dennoch in seiner Position. Er allein würde kaum etwas bewirken können. Sollte er seine Männer holen? Das würde Zeit kosten… Inzwischen schmolz die Zahl der Angreifer weiter…
Die einzige Befriedigung, die ihm blieb, sah er in den Toten des Legats. Doch der, dem der Angriff galt, überlebte. Die Überlebenden betrachtend, begriff der Optio, das die Zahl seiner Männer nicht reichte,