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Read Hufspuren von mindestens einem Dutzend Pferden.

      Es waren unbeschlagene Tiere.

      Indianer!, ging es ihm siedend heiß durch den Kopf.

      Er stieg ab.

      Der Schöpfeimer und das Hanfseil, mit dem er in die Tiefe gelassen wurde, waren noch in Ordnung. Wahrscheinlich wurde dieser Ort häufiger als Zwischenstation genutzt. Read ließ den Eimer hinab und ließ das Pferd trinken. Das Tier sog das kostbare Nass gierig in sich hinein.

      Als es fertig war, füllte Read seine Flasche auf.

      Das Geräusch galoppierender Pferde ließ ihn auffahren.

      Es waren vier Reiter, die da in scharfem Galopp herangeritten kamen. Keine Indianer, sondern Weiße. Der Kleidung nach waren zwei von ihnen Mexikaner, die beiden anderen Gringos.

      Reads Augen wurden zu schmalen Schlitzen, als er ihnen entgegenblickte. Einer von ihnen trug seinen rechten Arm in einer Manschette.

      Es war Davis, jener Mann, der Read und Coburn in Santa Cruz in die Falle gelockt hatte! Vermutlich hatte El Diablo diese kleine Kolonne mit irgendeinem Auftrag in der Gegend herumgeschickt.

      Reads Hand ging zur Hüfte. Zur Flucht war es zu spät. Das Quartett war schon zu nahe herangekommen.

      Die Kerle zügelten ihre Pferde und auf Davis' Gesicht stand das blanke Entsetzen.

      "Was ist los, Davis?", fragte der zweite Gringo in der Gruppe, ein Kerl, der einen ausgedienten Army-Hut trug, an dem die Abzeichen entfernt worden waren.

      "Das ist der Kerl aus Santa Cruz!", raunte Davis.

      "Der Sternträger?"

      "Ja!"

      "Hast du nicht erzählt, dass der erledigt ist?"

      "Ich habe gesehen wie er in den Staub fiel, verdammt nochmal! Er war tot!"

      "Da hast du dich eben getäuscht!", stellte Read fest. Die Männer waren wie erstarrt. Sie schien unschlüssig darüber zu sein, was sie nun tun sollten. Die beiden Mexikaner schielten zu Davis hinüber.

      Read trat derweil einen Schritt zur Seite. Die einzige Deckung war der Brunnen, hinter den er sich werfen konnte, wenn es hart auf hart ging. Es war völlig aussichtslos, zu den verfallenen Gebäuden gelangen zu wollen. Ebenso wenig konnte er sich einfach auf seinen Gaul setzen und davonreiten.

      Der blonde Davis bleckte die Zähne wie ein hungriger Wolf.

      In seinen Augen blitzte es gefährlich.

      "Du bist hartnäckig - aber dumm!", wandte er sich an Read.

      "Das erste stimmt - aber mit dem zweiten solltest du nicht rechnen..."

      "Wo ist dein Freund?", fragte er dann und ließ dabei den Blick schweifen.

      Read fühlte Erleichterung, denn diese Frage konnte nur bedeuten, dass Billy Coburn noch nicht in die Fänge von El Diabolos Meute geraten war!

      "Mein Freund?" Read lächelte dünn. "Vielleicht beobachtet er euch gerade und zielt mit seiner Winchester auf euch!"

      Was dann geschah, dauerte nur den Bruchteil eines Augenblicks.

      Die Kerle blickten unwillkürlich in Richtung der Ruinen.

      Ihre Hände glitten zu den Revolverholstern, aber sie hatten die Waffen noch nicht einmal zur Hälfte gezogen, da begriffen sie den Bluff.

      Mit weit aufgerissenen Augen blickten sie direkt in Reads Revolvermündung, der seine Waffe mit katzenhafter Geschmeidigkeit aus dem Holster gezogen und den Hahn gespannt hatte.

      "Lasst die Eisen stecken, oder mindestens zwei von euch sind tot."

      Reads Stimme wirkte glasklar.

      Er rechnete mit der Feigheit seiner Gegner. Und er rechnete richtig. Einen schrecklich langen Augenblick lang geschah gar nichts.

      Dann sagte Davis schließlich: "Okay, okay... Und was jetzt?"

      Read machte eine Bewegung mit dem Revolverlauf.

      "Abschnallen!"

      Doch die Männer kamen nicht mehr dazu, Reads Anweisung nachzukommen.

      Etwas sirrte mit unglaublicher Geschwindigkeit durch die Luft, um sich anschließend mitten durch Davis' Hals zu bohren. Der Blonde kam nicht einmal mehr zu reinem Schrei.

      Im nächsten Moment brach die Hölle los.

      28

      Davis' Augen quollen schreckgeweitet hervor, nachdem der Pfeil sich durch seinen Hals gebohrt hatte.

      Er versuchte noch, das Geschoss wieder herauszuziehen, aber das war sinnlos. Er kippte rückwärts aus dem Sattel und blieb reglos im Sand liegen, während sein Gaul davonstob.

      Von allen Seiten prasselten Geschosse hernieder, sowohl Bleikugeln als auch Pfeile.

      Der Angriff schien förmlich aus dem Nichts zu kommen.

      Die Indianer mussten sich in den umliegenden Felsen verschanzt haben.

      Die beiden Mexikaner versuchten, sich in wilder Flucht zu retten, rissen ihre Pferde herum und ließen sie davonpreschen. Dabei zogen sie ihre Colts und ballerten mehr oder weniger ungezielt in der Gegend herum.

      Doch sie kamen nicht weit.

      Einer nach dem anderen wurden sie aus den Sätteln geholt.

      Ein Schwall von Kugeln zerfetzte ihnen den Rücken und ließ sie kurz nacheinander aus dem Sattel kippen.

      Einer von ihnen wurde noch einige Dutzend Yards weit am Steigbügel über den Boden gezogen, bevor er als regloses Bündel liegenblieb.

      Read hatte sich indessen hinter dem Brunnen in Deckung gebracht, während sein Pferd davongestoben war. Ein- oder zweimal tauchte er kurz hervor, um einen Schuss in Richtung der Angreifer abzugeben.

      Aber er wusste nur zu gut, wie wenig Sinn das hatte.

      Die Übermacht war einfach zu erdrückend. Und dazu kam, dass der Feind alle Vorteile auf seiner Seite hatte.

      Aus den Augenwinkeln heraus sah Read, dass der Kerl mit dem Army-Hut von einer Kugel im Oberkörper erwischt wurde. Die Wucht des Geschosses riss den Mann nach hinten.

      Er versuchte, seine Waffe noch einmal hochzureißen, gab einen ziemlich ungezielten Schuss ab und bekam dann eine zweite Kugel.

      Diesmal in den Kopf.

      Das Pferd stieg auf die Hinterhand und dicht neben dem Brunnen fiel die Leiche in den Staub und kam mit einem dumpfen Geräusch auf.

      Das Pferd!, dachte Read.

      John Read hatte kaum eine Sekunde, sich zu entscheiden.

      Dann entschloss er sich, alles auf eine Karte zu setzen. Er sprang aus seiner Deckung hervor, griff nach den Zügeln des Pferdes und klemmte sich seitwärts an dessen Körper. Das Tier stob vorwärts, während Read die Zähne zusammenbiss. Seine Seite tat ihm höllisch weh. Und er musste alles zusammenreißen, was er an Kraft noch hatte.

      Ohrenbetäubendes Kriegsgeheul und das Geräusch galoppierender Pferde erfüllte die flimmernde Luft.

      Die Angreifer kamen jetzt zwischen den nahen Felsen hervor. Grimmige Gestalten mit farbigen Kopftüchern, die exzellent mit ihren Pferden umzugehen wussten. In wildem Galopp schnellten sie heran.

      Read feuerte ein paarmal. Dann spürte er, wie das Pferd, an dessen Seite er hing, ins Straucheln kam. Offenbar war es getroffen worden.

      Mit einem markerschütternden Wiehern ging das Tier zu Boden. Read rettete sich mit einem Hechtsprung vor dem massigen Pferdekörper und rollte sich geschickt ab, während links und rechts von ihm die Kugeln in den Boden schlugen.

      Ein paar Yards lagen nur noch

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