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von Indianerüberfällen und einer eventuellen Strafexpedition gegen die Rothäute hatte Coburn nichts gehört. Und eine solche Nachricht hätte sich mit Sicherheit in Windeseile verbreitet.

      Auf jeden Fall werde ich mich in Acht nehmen müssen!, ging es Coburn durch den Kopf. In der letzten Nacht hatte er Glück gehabt, es nur mit einem Einzelgänger zu tun gehabt zu haben.

      Mit einer ganzen Horde gegen sich, sahen seine Chancen schlecht aus, zumal die Apachen hervorragende und zähe Kämpfer waren.

      Coburn hielt die Augen offen, aber von den Roten war nirgends etwas zu sehen.

      Gegen Abend durchquerte er ein felsiges, zerklüftetes Canyon, durch das sich das Rinnsal eines fast versiegten Creeks schlängelte.

      Dahinter lag eine hügelige Ebene.

      Coburn sah deutlich eine Ansammlung von weißen Steinhäusern, die früher wohl einmal von einer Art Schutzmauer umgeben gewesen waren. Aber diese Mauer war größtenteils verfallen.

      Das musste es sein!

      Wahrscheinlich hatten die Banditen das Anwesen bereits seit langem verlassen vorgefunden, als sie sich hier eingenistet hatten. Jedenfalls sah die karge, unfruchtbare Umgebung nicht so aus, als wäre hier in den letzten Jahren irgend etwas angebaut oder gezüchtet worden.

      Coburn holte ein Fernglas aus seiner Satteltasche und warf einen Blick hindurch.

      Er sah ein Lagerfeuer in der Mitte der Hazienda. Zwischen den Gebäuden kampierte eine Schar finsterer Wölfe.

      Und dann glaubte Coburn seinen Augen nicht zu trauen.

      Er erstarrte und es war, als eine kalte Hand sich auf seinen Rücken legte. Durch das Fernglas sah er das zynisch grinsende Gesicht eines rothaarigen Mannes.

      Doug Warren!

      Coburn atmete tief durch und nahm das Glas herunter.

      Du wirst bezahlen, El Diablo!, ging es ihm heiß durch den Kopf.

      Aber er musste kühlen Kopf bewahren. Sonst war er ein toter Mann, bevor er sich El Diablo auch nur auf zwanzig Schritte genähert hatte.

      Die Hazienda hatte eine günstige Lage. Wie eine natürliche Festung. Jeder Feind war, sobald er die Felsmassive des Canyons hinter sich gelassen hatte, völlig ohne Deckung. Eine Zielscheibe also.

      Coburn musste also den Einbruch der Nacht abwarten, um sich zu den Gebäuden vorarbeiten zu können.

      Das Geräusch von Pferdehufen hallte zwischen den Felsen des Canyons wider. Coburn wirbelte herum und griff instinktiv zum Colt.

      Aus den Felsen kam dann ein Apfelschimmel hervor, auf dessen Rücken ein Mann geschnallt war.

      Der Gaul trottete recht langsam vor sich hin, schien aber den Weg zu kennen. Coburn steckte das Eisen wieder ins Holster und stoppte das Tier.

      Der Mann auf dem Rücken gehörte vermutlich zu Warrens wilder Meute

      Der Kerl war tot. Zwischen den Schulterblättern steckte ein Pfeil. Ein Apachenpfeil. Coburn war sich da ziemlich sicher.

      Doch der Mann war nicht durch den Pfeil getötet worden, sondern durch eine Kugel.

      Zweifellos war dies eine Warnung! Die Indianer wussten, dass der Gaul seinen Weg zurück zur Hazienda finden würde - zu El Diabolo! Und an ihn war diese Botschaft wohl gerichtet.

      Billy Coburn gab dem Tier einen Klaps, woraufhin der Apfelschimmel einen Satz nach vorn machte und seinen Weg dann weiter in Richtung der Hazienda fortsetzte.

      Offenbar bin ich nicht der einzige, der El Diablo den Tod wünscht!, überlegte Coburn.

      26

      "Sie sind wahnsinnig, Señor Read!"

      "Waren Sie und Ihr Vater nicht auch ein wenig wahnsinnig, als sie mir und meinem Freund geholfen haben, Rosita?"

      "No, Señor! Das war etwas anderes."

      "Ich will meinen Freund nicht im Stich lassen. Ist das so ungewöhnlich?"

      "Nein."

      "Sie wollen doch auch nicht, dass El Diablo davonkommt..."

      "Sie reiten in den Tod, Señor Read..."

      Read hatte gelacht und dabei das Gesicht verzogen, denn das Lachen schmerzte noch. Ein Verband bedeckte den Großteil seines Oberkörpers.

      "Durch die Hölle vielleicht - aber nicht in den Tod. Ich weiß schon was ich tue, Señorita!"

      Jetzt war er schon annähernd zwei Tage unterwegs und diese Zeit war bereits die Hölle gewesen, denn John Read war noch weit davon entfernt, wieder im Vollbesitz seiner Kräfte zu sein. Schon für einen gesunden Mann wäre ein scharfer Ritt durch jenen Glutofen, den Read durchquert hatte, eine Strapaze gewesen. Erst recht galt das für einen Mann, dem man gerade erst das Blei aus dem Körper geholt hatte.

      Aber Read war ein zäher Brocken.

      Er biss die Zähne zusammen und trieb seinen Gaul vorwärts.

      Insgeheim ahnte er, dass er Billy Coburn kaum würde einholen können. Vielleicht kam er zu spät und konnte nicht mehr für ihn tun, als seine Leiche zu bergen...

      Read mochte an diese Möglichkeit nicht denken, obwohl es durchaus so kommen konnte.

      In der Nacht gönnte er sich kaum Schlaf, aber das fiel nicht so schwer ins Gewicht. Seine Schmerzen weckten ihn ohnehin nach ein paar Stunden wieder auf. Um das Pferd nicht zu Schanden zu reiten, machte er dafür um die Mittagszeit ein paar Stunden Pause.

      Read hatte gerade das zerklüftete Bergland erreicht.

      Er suchte sich einen schattigen Platz unter einer Gruppe halverdorrter, knorriger Bäume, gab seinem Pferd etwas zu trinken und legte sich dann auf den Boden.

      Read atmete schwer.

      Ich muss mir meine Kraft besser einteilen!, ging es ihm durch den Kopf. Schwindelgefühl erfasste ihn. An seiner Stirn liefen Schweißperlen hinunter. Diese Hitze war schier unerträglich. Vorsichtig betastete Read seine Seite. Der Verband saß noch gut.

      Read atmete tief durch und schloss die Augen.

      27

      Das untrügliche Gefühl, beobachtet zu werden, ließ Read auf einmal hochschrecken.

      Vielleicht war es irgendein Geräusch gewesen, vielleicht auch nur Instinkt. Jedenfalls war Read in der nächsten Sekunde voll da, hatte die Hand an der Hüfte und ließ den Blick über die umliegenden Felsen schweifen.

      Aber da war nichts zu sehen.

      Read beschloss, dass es allemal am besten war, weiterzureiten.

      Der Sheriff schwang sich auf den Rücken seines Pferdes und setzte seinen Weg fort. Dabei hielt er die Augen offen.

      Einmal glaubte er, hinter einem Felsen eine Gestalt gesehen zu haben. Read kniff die Augen zusammen und blinzelte gegen die Sonne.

      Möglich, dass er sich getäuscht hatte. Aber das ungute Gefühl in der Magengegend blieb. Eine unheilvolle Stille schien über diesem kargen, steinigen Land zu liegen.

      Zwei Stunden später erreichte Read dann eine verlassene Farm. Das Haus und der Stall waren nichts weiter als eine Ruine aus hellem Lehm. Der Boden war hier wohl einfach zu schlecht, um irgend etwas anbauen oder züchten zu können.

      Aber der Brunnen war vielleicht noch zu benutzen und deshalb lenkte Read seinen Gaul dorthin.

      Er brauchte das Tier nicht weiter anzutreiben. Es schien die Nähe des Wassers zu riechen.

      Als er die Farm erreichte, ließ er aufmerksam den Blick umherschweifen, konnte aber nichts Verdächtiges erblicken.

      Aber noch vor kurzem musste

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