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      Aber dann sah er, dass er sich getäuscht hatte.

      Read blinzelte ihn an. Ein leises, schwaches Stöhnen ging dem Verletzten über die Lippen.

      "John! Du musst durchhalten!", rief er.

      Er schlang einen von Reads Armen um seinen Hals und versuchte, den Sheriff auf die Beine zu stellen. Es war ziemlich schwierig.

      Read konnte sich kaum halten.

      Coburn hielt mit der rechten die Winchester und blickte sich um.

      Im Augenblick zeigte sich keiner aus der Meute, die man auf sie gehetzt hatte. Aber Coburn hatte es im Gefühl, dass sie schon hinter nächsten Biegung auf sie beiden lauern konnten.

      "Wir sitzen hier wie in einer verdammten Mausefalle fest, John!", knurrte er.

      Von Read kam nicht mehr als ein angestrengtes Atmen.

      Dann flüsterte er: "Versuch mich aufs Pferd zu setzen, Billy! Hörst du mich..." Er brach ab und rang nach Atem. Es war nicht mehr viel Leben in ihm, das spürte Coburn. Und Read selbst war es auch klar.

      Coburn wollte etwas erwidern, kam aber nicht mehr dazu.

      Ein Geräusch ließ ihn den Lauf der Winchester herumwirbeln.

      Eine der dicht verrammelten Türen ging auf. Das erste, was Coburn in dem Halbdunkel, das im Inneren des Hauses herrschte, sah, war ein Gewehrlauf.

      Er wollte schon abdrücken, als jemand rief: "Kommen Sie herein!"

      Es war eine Frauenstimme.

      Die Frau war sicher nicht älter als zwanzig. Ihre Haare waren Pechschwarz und fielen ihr glatt über die Schultern.

      Sie trat ins Freie, blickte sich misstrauisch um und versuchte dann, Coburn dabei zu helfen, Read ins Haus zu bringen.

      Dann war da noch ein Mann, mindestens fünfzig und ziemlich braungebrannt. Er hielt eine Doppelläufige in der Hand blickte angstvoll die Gasse entlang.

      "Vamos! Nun macht schon!", forderte er.

      Dann gab er der jungen Frau das Gewehr und und legte sich Reads linken Arm um die Schulter.

      Sie schleppten den Verwundeten ins Haus. Die junge Frau verriegelte sorgfältig die Tür.

      "In den Nachbarraum!", wies indessen der Mann Coburn an.

      Nebenan waren mehrere Betten, alle frisch gemacht. Auf eines davon wurde Read gelegt.

      Der Mann machte sich indessen an dem Verwundeten zu schaffen und riss das Hemd auf, um die Wunde freizulegen.

      "Rosita! Hol das Verbandszeug, mein Besteck - und Alkohol!", rief er zu der jungen Frau hinüber.

      "Sie sind Arzt", stellte Coburn erstaunt fest.

      "Reden Sie nicht soviel, sondern helfen Sie mir lieber, Señor! Ich kämpfe hier um das Leben Ihres Freundes!"

      "In Ordnung, Doc! Was soll ich tun?"

      "Gehen Sie in die Küche und machen Sie heißes Wasser!"

      19

      Um zur Hazienda zu kommen, brauchte man von Santa Cruz normalerweise mindestens anderthalb Tagesreisen.

      Aber Doug Warren und sein Begleiter hatten es in einem wahren Höllenritt in einem Tag geschafft.

      Als er in der Ferne das Anwesen auftauchen sah, zügelte er sein Pferd und nahm einen Schluck aus der Feldflasche.

      Dann wandte er sich an Paco.

      "Es ist eine natürliche Festung", meinte er. "Jeden Ankömmling kann man meilenweit sehen!"

      "McCain wird also wissen, dass wir kommen!", stellte Paco trocken fest.

      Über Warrens Gesicht ging ein zynisches Grinsen.

      "Mach dir nicht in die Hosen, Kleiner!", grunzte er dann.

      "Es wird selten so heiß gegessen, wie gekocht wurde."

      "Diesmal ist es ernst!", stellte Paco klar.

      "Das ist es immer!"

      In der Ferne tauchten ein paar Punkte auf, wurden rasch größer und verwandelten sich in Reiter. Es waren sechs Mann.

      Warrens Griff ging an die Hüfte. Er holte den Revolver heraus, öffnete ihn und überprüfte die Ladung, bevor er die Waffe locker zurück ins Holster steckte.

      "Habe ich es mir doch fast gedacht!", grinste er dann.

      "McCain, dieser Feigling! Er weiß genau, dass die meisten der Männer auf meiner Seite sind! Deshalb kommt er mit seinen Lakaien, um mich vorher abzufangen!"

      "Was machen wir?", fragte Paco.

      "Nichts", erwiderte Warren.

      Die Reiter kamen heran und zügelten schließlich ihre Pferde.

      Einer von ihnen - McCain - kam ein paar Meter vor, die anderen blieben zurück und verteilten sich etwas. Warren sah, wie die Hände zu den Holstern gingen.

      "Schön, dass du mir entgegenreitest, McCain!", höhnte Warren.

      McCains hartes Gesicht wirkte angespannt. Er wandte sich halb herum, so als müsste er sich erst der Gefolgschaft seiner Begleiter versichern.

      Warren wusste nur zu gut, dass sein Gegenüber dazu allen Grund hatte. Diese Männer waren wie Wölfe - und wenn es einen Vorteil für sie bedeutete, waren sie ohne weiteres jederzeit dazu bereit, sich gegenseitig zu zerfleischen.

      McCain verzog das Gesicht zur Ahnung eines spöttischen Lächelns.

      "Scheint, als wäre was schiefgelaufen im Norden, nicht wahr?", ätzte er.

      "Solche Nachrichten scheinen sich schnell zu verbreiten", erwiderte Warren.

      McCain nahm all seinen Mut zusammen. Denn er wusste nur zu gut, was für ein Teufel Doug Warren war und hatte nach wie vor gehörigen Respekt vor dem Bandenführer.

      Wenn man sich gegen ihn stellte, bekam man bestimmt nur eine einzige Gelegenheit. McCain war lange genug dabei gewesen, um das wissen.

      "Seit du weg warst, hat sich der Wind hier gedreht, El Diablo!", sagte McCain mit entschlossenem Tonfall.

      Warrens Augen wurden zu schmalen Schlitzen.

      "Ach, ja?"

      "Ich bin jetzt hier der Boss, Warren! Die Männer sind unzufrieden geworden. Zu wenig Beute, du begreifst?"

      "War ja nicht schwer zu verstehen!"

      "Für dich ist hier kein Platz mehr! Das ist dir doch klar, oder? Die Männer sind auf meiner Seite. Ich habe ihnen einen höheren Anteil versprochen, das hat auch die überzeugt, die mich sonst nicht so mögen!"

      "Was du nicht sagst!"

      "Du kannst zwei Dinge tun, Warren! Den Schwanz einziehen und davonreiten oder eine Kugel in den Kopf bekommen! Das ist deine Wahl!"

      Das Grinsen, das auf Doug Warrens Gesicht erschien, erinnerte mehr an ein Zähneblecken.

      "Wie großzügig von dir, McCain."

      "Du hast keine Chance."

      "Ja, sieht wohl so aus...", knirschte Warren und lenkte sein Pferd seitwärts. Er tat so, als wollte er klein bei geben und davonreiten.

      In Wahrheit hatte er nicht eine Sekunde lang daran gedacht.

      Die Seite, an der Warren sein Holster trug, wurde jetzt durch seinen Körper und das Pferd verdeckt. So bekamen seine Gegner nicht schnell genug mit, wie die Hand des Bandenführers die Waffe herausriss.

      Als der 45er dann losbellte, war es bereits zu spät.

      Zweimal kurz hintereinander feuerte Warren auf McCain,

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