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      "Ganz recht. Wir sind hinter ihm her und wir gehen davon aus, dass er entweder noch hier auftauchen wird oder bereits hier war!"

      "Sonoita?" Delgado lachte heiser. "Hier leben ein paar arme Bauern. Wir haben noch nicht einmal eine eigene Bank! Was sollte El Diablo hier schon holen wollen?"

      "Er braucht ein frisches Pferd", erwiderte Read und fasste dann in knappen Worten zusammen, was sich ereignet hatte.

      Delgado ging daraufhin zurück in sein Büro, holte aus der Schreibtischschublade einen Steckbrief heraus und zeigte ihn Read.

      "Das ist er?"

      "Ja."

      Er war es. Die rote Farbe der Haare war natürlich nicht zu sehen, aber die Gesichtszüge waren einigermaßen getroffen.

      Delgado schüttelte den Kopf.

      "Ich war gestern den ganzen Abend im Saloon, aber da war niemand, der auch nur so ähnlich aussah", meinte Delgado. "Um genau zu sein: Es war überhaupt kein Fremder da. Glauben Sie mir, es wäre mir aufgefallen, wenn es anders gewesen wäre."

      "Gibt's hier einen Mietstall?", fragte Read.

      "Sicher. Er liegt auf der anderen Seite der Kirche. Sein Besitzer heißt LaRue."

      "Bring uns hin, Matt!"

      12

      "LaRue!", rief Delgado durch das halb offenstehende Stalltor. Aber es kam keine Antwort.

      "Vielleicht liegt der auch noch in den Federn", meinte Billy Coburn.

      Aber Delagado schüttelte den Kopf. "Der ist um diese Zeit längst auf den Beinen!"

      Read sah durch das halboffene Stalltor. Da stand ein Pferd, ohne Sattel, nur mit Zaumzeug. Es war einfach an einem Stützpfeiler festgemacht und sah ziemlich elend aus, so als ob es einen geradezu mörderischen Ritt hinter sich hatte.

      Durch ein Loch im Dach fiel Licht und so waren die Schweißperlen auf dem Fell gut zu sehen.

      Warren!, zuckte es durch Reads Kopf.

      Sein Griff ging sofort zum Revolver. Er zog die Waffe mit einer katzengleichen Bewegung aus dem Holster und spannte den Hahn. Matt Delgado wollte etwas sagen, aber eine Handbewegung von Read brachte ihn dazu, den Mund zu halten und beim Tor zu warten.

      Mit Billy wechselte Read einen kurzen Blick, woraufhin der junge Mann losging, um von der anderen Seite in den Stall zu kommen.

      Read trat zwei Schritte vor und presste sich dann an einen der dicken Stützpfeiler, auf denen das Gebäude ruhte. Den Blick ließ er durch das halbdunkle Innere des Stalls schweifen. Über die Pferdeboxen, über den Futterspeicher, zu dem eine Leiter hinaufführte...

      Wenn sich hier jemand verstecken wollte, war das kein Problem.

      Eines der Tiere ließ ein Schnauben hören.

      Ein Rascheln ließ Read den Atem anhalten, aber es war lediglich eine Ratte.

      Read arbeitete sich dann bis zur ersten Pferdebox vor und blickte hinein. Im Stroh lag ein untersetzter Mann mit grauen Haaren. Er war lang hingestreckt und in seinem Rücken steckte eine Mistgabel.

      In diesem Moment ging die Hintertür des Mietstalls auf.

      Read wirbelte herum.

      Es war Coburn.

      "Der Kerl ist über alle Berge!", meinte der junge Mann.

      "Nebenan, im Wohnhaus von LaRue ist die Tür eingetreten worden... Dieser Bastard wird sich mit Munition und Lebensmitteln versorgt haben!"

      Read steckte den Revolver ein.

      Indessen war Delgado neben Read getreten. Der Sheriff von Sonoita schluckte, als er den toten Mietstallbesitzer so daliegen sah.

      "Mein Gott, dieser Mann wird nicht umsonst El Diablo genannt!" Er zuckte die Achseln. "Er muss in den frühen Morgenstunden hier aufgetaucht sein. Kein Wunder, dass ihn niemand bemerkt hat..."

      Read ging zu dem Pferd, das Doug Warren hier offenbar zurückgelassen hatte und sah es sich genauer an.

      Dann meinte er: "Ich glaube nicht, dass Warren mehr als zwei Stunden Vorsprung hat!"

      "Wir sollten keine Zeit verlieren!", forderte Billy Coburn.

      13

      Die mexikanische Grenze lag etwas mehr als einen Tagesritt entfernt. Billy Coburn wäre am liebsten sofort losgeritten, aber Read konnte ihn davon überzeugen, dass es besser war, sich zunächst mit ausreichend Proviant und zusätzlicher Munition zu versorgen.

      "Du rechnest wohl nicht damit, dass wir Warren noch vor der Grenze schnappen, was?"

      Read gab darauf keine Antwort.

      Südlich von Sonoita erstreckte sich eine Ebene aus Sand, Stein und einer spärlichen Vegetation. Je höher die Sonne stieg, desto mehr wurde diese Ebene zu einem Glutofen. Read und Coburn ritten geradewegs hinein.

      Irgendwo am Horizont befand sich eine Bergkette. Und dahinter lag Mexiko.

      Solange es noch einigermaßen kühl war, trieben die beiden Männer ihre Pferde unbarmherzig voran.

      Aber schon bald fing die Luft an zu flimmern und sie mussten der mörderischen Hitze Tribut zollen.

      Sie ritten schweigend.

      Es war später Nachmittag, als sie die heiße Ebene endlich durchquert hatten. Die Sonne war bereits milchig geworden und von Doug Warren war bislang nirgends auch nur eine Spur zu sehen gewesen.

      Nachts kampierten sie ein paar Stunden lang an einer geschützten Stelle in den Bergen, bevor bereits wenige Stunden nach Mitternacht weiterritten.

      Gegen Morgen ließen sie die Berge hinter sich und erreichten Mexiko.

      Coburn zügelte sein Pferd und wandte sich an Read. "Hier ist die Grenze. Hier irgendwo mitten durch diese Halbwüste!"

      Er verzog das Gesicht. "Für dich hat diese Grenze vielleicht eine Bedeutung, John, aber nicht für mich! Ich werde diesen Doug Warren nicht davonkommen lassen! Um keinen Preis der Welt!"

      Read deutete zum Horizont.

      "Irgendwo dort beginnt sein Land, Billy! Er ist aller Wahrscheinlichkeit nach lediglich mit einem kleinen Teil seiner Leute so weit nach Norden vorgestoßen. In den Bergen bei Magdalena hat er sein Hauptquartier, dort wird er sich die Wunden lecken und es wieder versuchen!"

      "Vorausgesetzt, seine Leute servieren ihn nicht einfach ab - jetzt, da er als geschlagener Hund zurückkehrt", wandte Billy Coburn ein. "So etwas kann schließlich verdammt schnell gehen!"

      Aber Read war da skeptisch.

      "Damit würde ich nicht rechnen! Der Kerl macht schon einige Jahre lang das Grenzland unsicher und konnte sich die ganze Zeit über offenbar an der Spitze dieser Wolfsmeute halten! Er muss ein gerissener Kerl sein, den man nicht unterschätzen darf!"

      Coburn zuckte die Achseln.

      "Ich weiß, dass es nicht einfach werden wird", meinte er.

      Read lächelte dünn.

      "Es wird die Hölle sein. Allein gegen eine skrupellose Bande, für die ein Menschenleben nichts zählt! Warren hat alle Vorteile auf seiner Seite!"

      "Du erzählst mir nichts neues, John." Er sah Read offen an. In Coburns Augen brannte der Schmerz. "Ich bin innerlich tot John! Deshalb ist es mir gleichgültig, wie schlecht meine Chancen stehen!"

      Read machte eine wegwerfende Handbewegung.

      "Ich finde, du bist zu jung, um so einen Blödsinn zu reden!"

      Coburn ging darauf nicht ein.

      Stattdessen sagte

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