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      "Was schätzt du, wie viele Banditen waren es?", fragte Read den Vormann.

      Slater zuckte die Achseln.

      "Mindestens ein Dutzend, würde ich sagen. "Vielleicht auch mehr..."

      Read pfiff durch die Zähne.

      "Das Zahlenverhältnis spricht nicht gerade für uns, was?"

      "Aber sie haben einen Verletzten bei sich. Da ist Blut auf dem Boden..." Slater deutete mit der Rechten nach unten. "Das wird sie hoffentlich etwas aufhalten, so dass wir sie einholen können, bevor sie über die Grenze gehen!"

      Sie ritten schweigend.

      Alle standen noch unter dem Eindruck der schrecklichen Bilder, die sie so eben gesehen hatten. Diese Banditen waren ohne Zweifel mit einer Brutalität vorgegangen, die außergewöhnlich war.

      In der letzten Zeit war es ruhig in der Gegend gewesen.

      Selbst die Apachen, die in früheren Jahren zu gelegentlichen Raubzügen aufgebrochen waren, wenn sie nichts zu essen hatten, waren nicht gesehen worden. Aber diese ruhige Zeit schien nun wohl vorbei zu sein.

      Die Spur führte nach Süden. Das Land war karg, steinig und menschenleer.

      Die Stunden gingen dahin.

      Die brütende Hitze ließ die Luft flimmern und wirkte auf gefährliche Art und Weise einschläfernd.

      Als sie an einen fast versiegten Creek kamen, der im Augenblick kaum mehr als ein Rinnsal war, machten sie eine kurze Pause, um die Pferde zu tränken und die Feldflaschen wieder aufzufüllen.

      McKay, der Drugstorebesitzer befeuchtete sich Nacken und Gesicht und meinte dann: "Die Kerle sind doch längst über alle Berge! Meinen Sie nicht auch, Sheriff?"

      "Abwarten", brummte Read.

      "Ich glaube nicht, dass wir sie noch rechtzeitig einholen. Der Vorsprung, den sie haben, ist einfach zu groß!"

      John Reads Augen wurden schmal.

      "Es zwingt Sie niemand, weiter mit uns zu reiten, McKay!", versetzte er scharf.

      McKay schluckte.

      "So war das nicht gemeint!"

      Read wandte sich auch an die anderen: "Das gilt für alle! Wem die Sache zu heiß wird, der soll umkehren! Das sind schlimme Teufel, mit denen wir es hier zu tun haben! Und außerdem sind sie in der Überzahl!"

      Keiner der Männer sagte etwas.

      Read schwang sich wieder in den Sattel und ritt voran. Die anderen folgten ihm.

      "Hier ist wieder Blut!", unterbrach Slater nach einer Weile die Stille und deutete dabei mit der Rechten auf den Boden.

      "Sie haben wirklich einen Verletzten bei sich. Es muss den Kerl ganz schön erwischt haben..."

      Eine weitere Stunde verging, ohne das irgend etwas geschah.

      Die Männer folgten stumm der Spur. Unterdessen wurde es langsam kühler.

      Die Sonne wurde milchig.

      Nicht mehr lange und die Dämmerung würde sich grau über das Land legen.

      Wenn es erst einmal richtig dunkel war, hatte diese Suche ein vorläufiges Ende, das war allen klar. Und wenn die Banditen die Nacht durchritten, dann war ihr Vorsprung am nächsten Tag so groß, dass der Suchtrupp sie kaum noch vor der Grenze würde abfangen können.

      Aber Read wollte nicht aufgeben.

      Er hatte gelernt, dass man hartnäckig und ausdauernd sein musste, selbst, wenn es hoffnungslos schien. Außerdem konnte er es nicht übers Herz bringen, den jungen Billy Coburn zu enttäuschen. Read hatte ihm versprochen, die Bande zu jagen und die Mörder zur Rechenschaft zu ziehen.

      Und der Sheriff von Jefferson war jemand, der sein Wort hielt...

      Solange also noch irgendeine Chance bestand, solange noch irgendein Sonnenstrahl für genug Helligkeit sorgte, um der Spur weiter folgen zu können, würde Read weiterreiten.

      Außerdem bestand ja auch die Möglichkeit, dass die Bande gar nicht zurück nach Mexiko wollte, sondern sich irgendwo in den Bergen verkroch, um in der Gegend noch ein wenig Beute zu machen.

      5

      Es war der durchdringende Schrei eines Geiers, der die Männer aus ihrer Müdigkeit riss. Das Tier zog über einem bestimmten Punkt seine Kreise.

      "Vielleicht ist dort ein streunendes Rind verendet!", meinte McKay.

      Slater wandte sich an Read.

      "Die Spur der Banditen führt direkt dorthin", stellte der Vormann fest.

      Die Männer gaben ihren Pferden die Sporen und ließen sie im Galopp voranpreschen.

      Es dauerte nur wenige Augenblicke, dann hatten sie den Ort des Geschehens erreicht.

      Ein Mann lag dort ausgestreckt auf dem aufgesprungenen Boden. Er musste stundenlang in der erbarmungslos vom Himmel brennenden Sonne gelegen haben.

      Seine Haut war puterrot.

      Rot war auch sein zerrissenes Hemd und ein Schwarm von Fliegen schwirrte in seiner Nähe herum.

      Der Mann war schwer verwundet und dem Tod sicher sehr viel näher als dem Leben.

      Für Read gab es keinen Zweifel. Die Blutspuren, die Slater immer wieder gesehen hatte, endeten hier.

      Read nahm seine Wasserflasche, stieg vom Pferd und ging auf den am Boden Liegenden zu.

      Der Kerl lebte noch. Er öffnete die Augen und sah Read mit schreckgeweiteten Augen an. Sein Blick war matt und glasig.

      Der Verletzte versuchte, etwas zu sagen, aber über seine aufgesprungenen Lippen kam noch nicht einmal ein Ächzen.

      Read kniete sich neben ihn und gab ihm etwas aus seiner Feldflasche zu trinken.

      Der Verletzte sog das Wasser begierig in sich hinein.

      Read warf einen Blick zur Seite und sah sich die Verwundung an.Es hatte den Kerl ziemlich böse erwischt. Mindestens eine Kugel steckte in seinem Körper.

      Er hat keine Chance, dachte Read.

      Der Mann hatte keine Waffe bei sich. Sein Revolverholster war leer. Von einer Wasserflasche und seinem Pferd war auch nichts zu sehen.

      Selbst die Stiefel fehlten.

      "Die haben den Kerl sogar noch ausgeplündert, bevor sie ihn hier zurückgelassen haben", brummte Slater düster, während er neben Read trat. "Die Männer, mit denen er geritten ist müssen schlimme Teufel sein..."

      "Diese Bastarde..." hustete der Mann jetzt. In seinen Augen brannte blanker Hass. Schweiß brach ihm aus. Er versuchte, sich etwas aufzurichten, sank aber sofort wieder zurück.

      Dann fiel sein Blick auf den Blechstern, den Read an seinem Hemd trug.

      Der Mann schluckte.

      "Schätze, du hast dir die falschen Leute als Gefährten ausgesucht", brummte Read. "Die haben dir ziemlich übel mitgespielt!"

      Der Mann nickte leicht.

      "Sie meinten... Sie meinten, ich schaffe es nicht und würde sie nur aufhalten." Seine Stimme war nicht mehr als ein heiseres Krächzen. Read mußte sich anstrengen, ihn zu verstehen.

      "Ich verstehe", murmelte Read.

      "Frag ihn nach meiner Frau, John!", drang indessen Billy Coburns wütende Stimme dazwischen. "Frag ihn, ob er dazu was zu sagen hat!" Coburn kam ein paar Schritte heran, die Rechte am Revolvergriff, der an der Seite aus dem tiefgeschnallten Holster ragte.

      "Hör auf, Billy!", sagte Read ziemlich schroff. Es ging darum, aus diesem Mann noch etwas an Informationen über

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