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      mein Lämmchen, das so kurz erst auf der Welt.

      Das Essen auf dem Tisch wurd’ langsam kalt.

      Mein Appetit war ganz und gar verflogen.

      Ich trat hinaus. Wie immer schwieg der Wald.

      Darüber kleine weiße Wolken zogen.

      Es wirkten Wort und Geste seltsam leer,

      als Mutter, die gestellt sich hinter mich,

      mir sagte: „Nimm’s doch nicht so furchtbar schwer“,

      und mir die Tränen von den Wangen strich.

      Ob Tiere in den Himmel kommen, fragte

      ich wortlos mich. Wollt’ grad zurück ins Haus,

      als mit dem Blick nach oben Mutter sagte:

      „Das Wölkchen dort, das sieht wie Lämmchen aus.“

      Ich sah hinauf und dacht’: „Wie lächerlich!“

      War doch kein Kleinkind mehr. Ich war schon sieben.

      Wie sollten Schäfchenwolken trösten mich?

      Und doch ist mir im Sinn das Bild geblieben.

      Als Vater abends von der Arbeit kam

      und das so Traurige von uns erfuhr,

      da konnt’ er nicht verbergen seinen Gram.

      Er war so tierlieb wie sonst wen’ge nur.

      Doch war’s an ihm nun, Lämmchen zu begraben.

      Ich mochte keinesfalls es seh’n mit an.

      Wollt’s stets lebendig in Erinn’rung haben,

      so lieb und frech, wie’s einst mein Herz gewann.

      Als es geschafft, wir drei beisammenstanden

      an uns’res Lämmchens letztem Ruheort.

      Allmählich wir zu inn’rem Frieden fanden.

      Und Vater sprach ein leises Abschiedswort.

      „Ich hoff’, es wird da droben angenommen“,

      so hieß zum Ende es. Ich sagte drauf:

      „Weiß nicht, ob Tiere in den Himmel kommen.

      Doch an den Himmel kommen sie zuhauf.“

      Empor wir blickten, sah’n im Dämmerlicht

      in allen Formen viele Wolken zieh’n.

      Entspannung legte sich auf sein Gesicht.

      Und es benetzten Tränen seine Mien’.

      Auf einmal spürten Trost wir. Und es war

      zurück das Lächeln bei uns allen drei,

      als wir betrachteten die Wolkenschar.

      Und Lämmchen war natürlich mit dabei.

      Wir standen lang noch, haben ausgedacht

      uns für die vier erwachs’nen Schafe Namen,

      eh’ den so schweren Tag umhüllt die Nacht.

      Und wieder freudigere Tage kamen.

      Wolfgang Rödig lebt in Mitterfels.

      *

      Vergiss mich nicht

      Es war für mich der schlimmste Tag, als mein geliebter Kater, Bezi war sein Name, von mir ging. Damals dachte ich, dass die Welt für mich zusammenbrechen würde. Ich lag auf meinem Bett und heulte, aber dann geschah es, dass meine Mutter mir ein Babykätzchen mitbrachte. Dessen Name war Shiva und ich schloss die Kleine sofort in mein Herz.

      Heute war es so weit: Auch sie musste von mir gehen und erneut brach die Welt für mich zusammen. Ich wollte weder etwas essen, geschweige denn spielen und Spaß haben. Ich setzte mich auf mein Bett und starrte die Bilder meiner Katzen an, wünschte mir, dass ich sie noch einmal würde sehen können.

      Plötzlich befand ich mich in einer anderen Welt, besser gesagt, ich war in einem Himmel gelandet. Vor mir prangte ein Tor, daran hing ein Schild, worauf „Tierhimmel“ stand. Ohne zu zögern, trat ich ein. Dahinter waren weit und breit nur Tiere zu sehen, von Mäusen bis hin zu Gorillas und Giraffen. Das war der Ort, an dem sich bestimmt auch Bezi und Shiva befanden.

      Ich wollte sie suchen gehen, aber das war nicht so leicht, denn ich wurde ständig von Tieren überfallen. Alle wollten spielen, doch ich hatte eine Mission. Wie aus dem Nichts stand ein Löwe vor mir. Er hatte eine Krone auf und ich vermutete, dass es der König der Tiere war.

      Er sah wütend aus, als er anfing, mit mir zu sprechen. „Was machst du hier?“

      „Ich suche meine Katzen.“

      „Du darfst hier nicht sein, du bist ein Mensch“, antwortete der Löwe.

      „Aber ... ich will zu Bezi und Shiva. Bitte, bitte, lieber Löwe, ich will sie nur noch einmal sehen, mich verabschieden und mich versichern, dass es ihnen gut geht.“ Ich war traurig und stand kurz davor, in Tränen auszubrechen.

      Der Löwe schien Mitleid mit mir zu haben, denn jetzt redete er mit einer freundlicheren Stimme. „Okay, Kleines, du darfst den heutigen Tag hier verbringen, aber dann musst du wieder nach Hause, verstanden?“

      Ich nickte und setzte meine Suche fort. Da hinten waren sie, ich sah sie. Sofort lief ich zu meinen Katzen und umarmte sie. Leider konnte nur der Löwe reden und nicht Shiva und Bezi, aber das machte nichts. Ich genoss die Zeit mit ihnen, wir spielten, lachten und hatten viel Spaß zusammen. Es kamen immer mal wieder andere Tiere dazu und verließen uns auch wieder, bis es schließlich dunkel wurde. Allmählich war es so weit, ich musste zurück nach Hause.

      Ich setzte mich auf die Wiese und weinte. Meine Katzen kuschelten sich an mich und wir blieben eine Weile so sitzen, bis der Löwe zu uns trat. Ich verabschiedete mich von Bezi und Shiva, schloss meine Augen, und als ich aufwachte, befand ich mich wieder in meinem Zimmer.

      Ich war traurig, weil ich wusste, dass ich die beiden nicht mehr wiedersehen konnte, aber zumindest wusste ich, dass es ihnen gut ging, und das Wichtigste war, sie hatten einander. Tief in mir drin wusste ich, dass sie mich nie vergessen würden, genauso wenig wie ich sie.

      Jessica Schernthanner ist sechzehn Jahre jung und lebt zusammen mit ihrer Familie in Österreich, genauer gesagt, in einer Stadt namens Wels. Sie besucht die Bundeshandelsakademie in Wels und in ihrer Freizeit liebt sie es, Texte zu schreiben. Manchmal entstehen Geschichten, Gedichte oder einfach nur Texte, die zum Nachdenken anregen.

      *

      Abschied von Benny

      Clara merkte sofort, dass mit Benny etwas nicht stimmte. Sie war mit frischem Löwenzahn zum Kaninchenstall gegangen. Normalerweise kam er sofort an den Zaun, wenn er sie bemerkte. Heute blieb Benny im Häuschen.

      Clara öffnete die Stalltür und ging zu ihrem Zwergkaninchen. Sie hockte sich zu Benny und streichelte sein weiches Fell.

      „Benny, was hast du denn? Du magst doch so gern Löwenzahn. Willst du nicht fressen?“ Clara hielt ihrem Benny die frischen Blätter direkt vor die Nase. Dieser reagierte kaum. Auch seine Augen wirkten trübe.

      Clara stand auf. „Ich geh und sag Mama Bescheid. Ich glaube, du bist krank. Bestimmt weiß sie, was zu tun ist.“

      Das Mädchen machte sich auf den Weg zum Haus, um seine Mutter zu suchen. In der Küche fand es sie. „Mama, Mama! Ich glaub, der Benny ist krank. Er mag keinen Löwenzahn und hockt nur da. Komm schnell mit, bitte.“

      Anna

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