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blieb un­be­ach­tet. Spi­der Ha­gert­hy beug­te sich mit auf­ge­dun­se­nem Ge­sicht über ihn.

      »Krieg nun kei­ne Angst«, warn­te er ihn. »Und ver­giss die In­struk­tio­nen nicht. Du musst aus­hal­ten. Nicht auf­ge­ben! Wenn du auf­gibst, sol­len wir dich nach­her ver­to­ba­ken. Ver­stan­den? Du hast zu kämp­fen.«

      Das Pub­li­kum be­gann zu klat­schen. Dan­ny durch­schritt den Ring, trat auf ihn zu und beug­te sich zu ihm nie­der. Er nahm Ri­ver­as Hand zwi­schen sei­ne bei­den und drück­te sie mit über­strö­men­der Herz­lich­keit. Das Pub­li­kum ju­bel­te Bei­fall. Dan­ny be­grüß­te sei­nen Geg­ner mit der Zärt­lich­keit ei­nes Bru­ders. Sei­ne Lip­pen be­weg­ten sich, und das Pub­li­kum, das die Wor­te, die er sprach, nicht hö­ren konn­te, sie aber als freund­lich, lie­bens­wür­dig und sports­mä­ßig auf­fass­te, schrie wie­der. Nur Ri­ve­ra hör­te die lei­se ge­spro­che­nen Wor­te.

      »Du klei­ne me­xi­ka­ni­sche Rat­te«, drang es zi­schend zwi­schen den lä­cheln­den Lip­pen her­vor, »ich will dir die Ein­ge­wei­de zum Lei­be her­ausprü­geln.«

      Ri­ve­ra rühr­te sich nicht. Er stand nicht auf. Er sah den an­de­ren nur vol­ler Hass an.

      »Steh auf, du Hund«, heul­te je­mand im Hin­ter­grund des Zuschau­er­raums. Die Men­ge be­gann ihn we­gen sei­nes we­nig sport­ge­rech­ten Be­neh­mens aus­zu­zi­schen und aus­zupfei­fen, aber er blieb sit­zen.

      Ein neu­er Bei­falls­sturm be­grüß­te Dan­ny, als er sich durch den Ring auf sei­nen Platz zu­rück­be­gab.

      Als Dan­ny sich ent­klei­de­te, wur­de be­geis­tert »Ah!« und »Oh!« ge­ru­fen. Sein Kör­per war voll­kom­men und strotz­te von Ge­schmei­dig­keit, Kraft und Ge­sund­heit. Die Haut war weiß und glatt wie die ei­ner Frau. Und un­ter ih­rer Ober­flä­che spiel­ten An­mut, Ge­wandt­heit und Stär­ke. Das hat­te er in Dut­zen­den von Kämp­fen be­wie­sen. Sein Bild war durch die ge­sam­te Sport­pres­se ge­gan­gen.

      Als Spi­der Ha­gert­hy Ri­ve­ra das wol­le­ne Hemd über den Kopf zog, wur­de ge­zischt. Sein Kör­per er­schi­en we­gen der dunklen Haut­far­be schmäch­ti­ger, als er in Wirk­lich­keit war. Er hat­te Mus­keln, aber sie tra­ten nicht so in Er­schei­nung wie die sei­nes Geg­ners. Was das Pub­li­kum da­ge­gen über­sah, war sei­ne tie­fe Brust. Und es hat­te auch kei­ne Ah­nung – und konn­te sie auch nicht ha­ben – von der Zä­hig­keit sei­ner Mus­kel­bän­der und von der Ex­plo­siv­kraft sei­ner Fäus­te. Das ein­zi­ge, was das Pub­li­kum sah, war ein braun­häu­ti­ger, acht­zehn­jäh­ri­ger Bur­sche mit ei­nem Kör­per, der wie der ei­nes Kna­ben wirk­te. Da war Dan­ny doch ganz et­was an­de­res. Das war ein Mann von vier­und­zwan­zig Jah­ren, und sein Kör­per der ei­nes Man­nes. Der Ge­gen­satz war noch auf­fäl­li­ger, als sie ne­ben­ein­an­der im Ring stan­den und die letz­ten Wei­sun­gen des Schieds­rich­ters emp­fin­gen.

      Ri­ve­ra be­merk­te, dass Ro­berts di­rekt hin­ter den Re­por­tern saß. Er war noch mehr be­rauscht als ge­wöhn­lich und sei­ne Rede ent­spre­chend schlep­pen­der.

      »Nur im­mer ru­hig, Ri­ve­ra«, sag­te Ro­berts. »Tot­schla­gen kann er dich nicht, das ver­giss nicht. Er wird gleich im An­fang mäch­tig auf dich los­ge­hen, aber lass dich nicht da­durch ver­blüf­fen. Deck dich nur gut, steh fest und geh in Clinch. Dann kann er dir nichts wei­ter tun. Stell dir ein­fach vor, dass er im Trai­nings­saal auf dich los­schlü­ge.«

      Ri­ve­ra gab kein Zei­chen, dass er es ge­hört hät­te.

      »Ein mür­ri­scher klei­ner Teu­fel«, mur­mel­te Ro­berts sei­nem Ne­ben­mann zu. »So ist er im­mer ge­we­sen.«

      Aber Ri­ve­ra ver­gaß, ihm sei­nen üb­li­chen ge­häs­si­gen Blick zu­zu­wer­fen. Eine Vi­si­on zeig­te sich ihm in Ge­stalt zahl­rei­cher Ge­weh­re. Je­des Ge­sicht im Zuschau­er­raum von den teu­ers­ten Plät­zen bis ganz hin­ten, so­weit er se­hen konn­te, hat­te sich in ein Ge­wehr ver­wan­delt. Und er sah die me­xi­ka­ni­sche Gren­ze vor sich – aus­ge­dörrt, von der Son­ne ver­sengt und trost­los, und an ihr die zer­lump­ten Scha­ren, die auf die Ge­weh­re hoff­ten.

      Er war­te­te, auf­recht ganz hin­ten in sei­ner Ecke ste­hend. Sei­ne Se­kun­dan­ten wa­ren un­ter den Sei­len hin­aus­ge­kro­chen und hat­ten ihre Klapp­stüh­le mit­ge­nom­men. Dan­ny stand ihm ge­gen­über in der ent­ge­gen­ge­setz­ten Ecke des vier­e­cki­gen Rin­ges. Der Gong er­tön­te, und der Kampf be­gann. Das Pub­li­kum brüll­te vor Freu­de. Noch nie hat­te es ei­nem Kampf bei­ge­wohnt, der über­zeu­gen­der be­gann. Die Zei­tun­gen hat­ten recht ge­habt. Es war ein Kampf zwi­schen er­bit­ter­ten Fein­den. Drei Vier­tel der Ent­fer­nung leg­te Dan­ny in ei­nem Sprung zu­rück, um sei­nem Geg­ner auf den Leib zu kom­men, ein Vor­stoß, der deut­lich ver­riet, dass es sei­ne Ab­sicht war, den klei­nen Me­xi­ka­ner mit Haut und Haa­ren zu fres­sen. Er griff nicht mit ei­nem Schla­ge, nicht mit zwei­en, nicht mit ei­nem Dut­zend Schlä­gen an. Es war ein Wir­bel­wind von Schlä­gen, ein ver­nich­ten­der Sturm. Ri­ve­ra ver­schwand gleich­sam. Er wur­de über­schüt­tet, be­gra­ben un­ter La­wi­nen von Schlä­gen, die ein Meis­ter von über­all her aus­teil­te. Er wur­de über den Hau­fen ge­rannt, ge­gen die Sei­le ge­fegt, vom Schieds­rich­ter los­ge­bracht und aber­mals ge­gen die Sei­le ge­schleu­dert.

      Es war kein Kampf. Es war ein Ge­met­zel, ein Blut­bad. Je­dem an­de­ren Pub­li­kum als den Zuschau­ern ei­nes Box­kamp­fes wäre ein­fach in die­ser ers­ten Mi­nu­te die Luft aus­ge­gan­gen. Wahr­haf­tig: Dan­ny wuss­te, was er konn­te – es war eine fa­bel­haf­te Leis­tung. Das Pub­li­kum war sei­ner Sa­che so si­cher und da­bei so auf­ge­regt und vor­ein­ge­nom­men, dass es ganz über­sah, dass der Me­xi­ka­ner sich noch auf den Bei­nen hielt. Es hat­te Ri­ve­ra ganz ver­ges­sen. Es sah ihn kaum, der­art ver­schwand er un­ter der mör­de­ri­schen At­ta­cke Dan­nys. Eine Mi­nu­te ver­ging auf die­se Wei­se, und noch eine. Dann sah das Pub­li­kum in ei­nem Au­gen­blick, als die Kämp­fen­den ge­trennt wa­ren, deut­lich den Me­xi­ka­ner. Eine Lip­pe war ge­spal­ten, sei­ne Nase blu­te­te. Als er sich um­dreh­te und wan­kend in Clinch ging, sah man dort, wo er die Sei­le be­rührt hat­te, rote Strei­fen auf sei­nem Rücken, aus de­nen das Blut her­vor­quoll. Was das Pub­li­kum aber nicht be­merk­te, war, dass sei­ne Brust nicht schwer ar­bei­te­te und dass sei­ne Au­gen kalt und ru­hig wie je wa­ren. All­zu vie­le an­ge­hen­de Meis­ter hat­ten es bei dem al­les eher als weich­li­chen Trai­ning mit ähn­li­chen mör­de­ri­schen An­grif­fen auf ihn ver­sucht. Ge­gen eine Ver­gü­tung von ei­nem hal­b­en Dol­lar bis zu fünf­zehn Dol­lar wö­chent­lich hat­te er durch­zu­hal­ten ge­lernt – eine har­te Schu­le, die er durch­ge­macht hat­te.

      Da ge­sch­ah et­was Er­staun­li­ches. Das ver­wir­ren­de Hand­ge­men­ge, des­sen Ein­zel­hei­ten man kaum zu fol­gen ver­moch­te, hör­te plötz­lich auf. Ri­ve­ra stand al­lein da. Dan­ny, der furcht­ba­re Dan­ny, lag auf dem Rücken. Sein Kör­per zit­ter­te, wäh­rend er lang­sam das Be­wusst­sein wie­der­ge­wann. Er hat­te we­der ge­wankt, noch war er nie­der­ge­sun­ken oder lang­sam zu Bo­den ge­fal­len. Ri­ver­as Rech­te hat­te ihn, als er in der Luft schweb­te, wie ein Blitz aus hei­te­rem Him­mel ge­trof­fen. Der Schieds­rich­ter wies Ri­ve­ra durch eine Hand­be­we­gung zu­rück und beug­te sich, die Se­kun­den zäh­lend, über den ge­fal­le­nen Hel­den. Das Pub­li­kum ei­nes Box­kamp­fes pflegt den fäl­len­den Schlag mit Bei­fall zu be­grü­ßen. Aber dies Pub­li­kum ju­bel­te

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