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Die besten Wildwestromane & Seegeschichten. Franz Treller
Читать онлайн.Название Die besten Wildwestromane & Seegeschichten
Год выпуска 0
isbn 9788027238613
Автор произведения Franz Treller
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Der von wilden Gefühlen geschüttelte Waltham sah zähneknirschend, wie die beiden Männer ein im Ufergebüsch bereitliegendes Kanu bestiegen und in den See hineinfuhren. Bald tauchten sie in der Dunkelheit unter.
Richard Waltham war wie gelähmt; er vermochte sich nur schwer aus seiner Erstarrung zu lösen. Dann war es, als zöge sich ein eiserner Ring um sein Herz. Dieser Schuft! dachte er. Soweit gehen Ehrgeiz und Geldgier also, daß sie selbst den Verrat nicht scheuen. Ein Mann, der auf den englischen Pairstitel Anspruch erhebt, konspiriert mit dem Landesfeind! Scheut sich nicht, mitten im Krieg die Hilfe des Feindes für seine persönlichen Schurkereien zu erkaufen! Dann kamen die nüchternen Überlegungen: So nahe also stand der Feind! In den Wäldern Irokesen und jenseits des Sees französische Truppen! Er erhob sich schwerfällig und ging nach der Blockhütte zurück. Er hatte sie noch nicht erreicht, als ihm der Miami entgegenkam. Mit hastigen Worten flüsterte der Weiße ihm zu, was er soeben erlauscht hatte.
Das Gesicht des Häuptlings verdüsterte sich, dann verzogen sich seine Lippen zu einem verächtlichen Lächeln. »Finden nicht Spur«, sagte er, »zu viel Fels. Denken auch nicht, daß wir nach Westen gehen, suchen nach Osten. Hier nicht gut. Sicher viel Seneca und Oneida im Wald. Können Spur nicht verbergen. Großer Büffel zu schwer. Wenn Sonne da, Seneca werden sehen.«
»Was also tun, Falke?«
»Ni-kun-tha wird warten, bis der Seneca zurückkommt.«
»Töte ihn nicht, Falke. Das würde sie uns erst recht auf den Hals hetzen.«
»Nicht töten. Verfolgen. Sehen, wo Seneca schlafen.«
»Ja, das ist gut, Falke.«
»Du gehen zu Shanty zurück. Wecken alle. Zu viele Feinde. Wenn Eule schreit, dann Gefahr.«
Der Indianer entfernte sich in der Richtung, aus der Waltham gekommen, und dieser ging zur Blockhütte zurück. Er weckte die Gefährten bis auf Way-te-ta und berichtete ihnen sein Erlebnis.
Der alte Burns zeigte sich besorgter als je zuvor. Selbst John schien einigermaßen ratlos, und Bob äußerte den Wunsch, das ganze Irokesengezücht möchte nur einen Hals haben, damit er ihm die Gurgel zudrücken könne.
Indessen erkletterte Ni-kun-tha draußen eine hochragende Fichte, von der aus er die ganze Fläche des Sees zu überblicken vermochte. In der Entfernung von einigen Meilen sah er die hellen, glühenden Punkte der französischen Wachfeuer. Dort mochten die Truppen liegen, von denen der Seneca gesprochen hatte. Er stieg wieder hinab, verbarg sich in der Nähe der Stelle, wo das Kanu gelegen hatte und wartete geduldig. Eine der besten indianischen Eigenschaften ist das geduldige Wartenkönnen.
Es verging ein Weilchen, bis er den regelmäßigen Schlag eines Ruders vernahm. Er sah aus seinem Versteck heraus den Irokesen landen und in den Wald hineingehen, einem schmalen, mit dem Tomahawk roh ausgehauenen Pfade folgend.
Ni-kun-tha folgte ihm mit den geschmeidigen Bewegungen einer Wildkatze. Sie mochten an die fünfhundert Schritte zurückgelegt haben, als der Miami Feuerschein durch die Baumstämme schimmern sah. So nahe also lagerte der Feind? Wunderbar genug, daß sie das Shanty erreicht hatten, ohne bemerkt zu werden.
Der junge Miami fühlte eine starke Versuchung, dem Senecakrieger sein Messer in den Nacken zu stoßen; er erlag ihr nicht, sagte er sich doch, daß ein kleiner Schrei des Mannes das ganze Lager in Aufruhr bringen würde. Er wußte jetzt, wo die Irokesen lagerten. Offenbar waren es dieselben Leute, die mit Mona-ka-wache den Fluß herabgekommen waren, dessen Leben seine Kugel ein Ende bereitet hatte.
Er ging vorsichtig und nach allen Seiten sichernd nach dem Shanty zurück, wo man ihn schon sehnsüchtig erwartete. »Sehen Franzosenlager, Irokesenlager. Kommen, nehmen Kanu, gehen auf See«, sagte er kurz, »Wasser keine Spur.«
Sie ergriffen das Kanu, das sie vorsorglich mitgenommen hatten, und gingen zum Ufer. Ni-kun-tha und John griffen zu den Rudern. Auf Weisung des Indianers fuhren sie quer über das Wasser zu einem Punkt, der etwa die Mitte zwischen den feindlichen Lagern bildete.
Sie spähten, sich dem Ufer nähernd, nach einer Bachmündung aus, erschien es doch gefährlich, unmittelbar das Land zu betreten. Hunderte scharfer Augen lauerten rundum in den Wäldern. Es mußte damit gerechnet werden, daß Läufer den See abstreiften. Nach vergeblichem Suchen glaubten sie zwischen dem den Uferrand säumenden Schilf eine Öffnung zu erblicken und lenkten das Kanu darauf zu. Es zeigte sich gleich darauf, daß sie nicht in eine Bachmündung, sondern in einen Sumpf einliefen, der von Schilfinseln und Bäumen durchsetzt, sich weit auszudehnen schien. Sie fuhren in der Dunkelheit hin und her; augenscheinlich hatten sie sich bereits ziemlich weit vom Seeufer entfernt. Es schien äußerst bedenklich, sich noch weiter zu wagen, zumal niemand wissen konnte, wie weit das Sumpfgebiet sich erstreckte. Sie hielten deshalb im Schilf und erwarteten die Morgendämmerung.
Der Aufenthalt in dem schmalen indianischen Kanu war für alle reichlich unbequem, da keiner die Glieder zu rühren vermochte, die allmählich in der Feuchtigkeit zu erstarren begannen. Vor allem Bob wußte kaum noch, wie er seine gewaltigen Gliedmaßen unterbringen sollte.
Way-te-ta verhielt sich vollkommen still, der Indianer kauerte ebenso lautlos im Stern des Bootes.
»Wie, um alles in der Welt, mag der junge Hotham hierher in die Wildnis kommen?« sagte Elias Burns nach einer Weile.
Der Miami wandte ihm das Gesicht zu. »Grade Zunge ihn fortjagen«, entgegnete er, »Ni-kun-tha ihm sagen, was weißer Schurke getan.«
»Hoffe, ich kriege ihn mal zwischen die Fäuste, den sauberen Patron«, knurrte Bob Green.
Waltham äußerte sich nicht, und allmählich trat wieder Schweigen ein. Sehnsüchtig warteten alle auf den Aufgang der Sonne.
DER MARTERPFAHL DROHT
Ni-kun-tha hatte aus Instinkt die Dinge ganz richtig gesehen. Es war Sir Edmund Hotham in Stacket Harbour sozusagen nichts nach Wunsch gegangen, so gut sich die Dinge zunächst angelassen hatten. Er hatte sogleich nach dem plötzlichen Tode des alten Lords Besitz von der Erbschaft ergriffen. Es war ihm bei seinen weitreichenden Beziehungen und den materiellen Mitteln, über die er nun verfügte, nicht schwer gefallen, dafür zu sorgen, daß kein richterlicher Einspruch erfolgte. Und doch hatte er die Rechnung schließlich ohne Allan Mac Gregor und Major Dunwiddie gemacht. Der Schotte hatte sich sofort nach der Beisetzung seines Herrn an den Richter gewandt, um die Erbansprüche Sir Richard Walthams geltend zu machen, der noch lebe und sich zur Zeit in der Gefangenschaft von Piraten befinde. Das hatte ihm zunächst nichts geholfen. Der Richter war wie nahezu alle Bewohner der Stadt davon überzeugt, daß der DUKE OF RICHMOND gesunken und Sir Richard mit der Besatzung ertrunken sei. Die Erzählung des alten Dieners erschien ihm zu phantastisch, um ihr irgendwelchen Glauben beizumessen, zumal Allan sie nicht zu belegen vermochte. Denn die von ihm benannten Zeugen John Burns und Bob Green befanden sich nicht mehr am Ort. Sein Einspruch wurde deshalb abgewiesen. Darüber hinaus stand es durchaus in der Macht des Richters, Sir Richard für tot erklären zu lassen, worauf Edmund Hotham auch von Rechts wegen in den Besitz der Hinterlassenschaft Lord Somersets gelangt wäre, wenigstens soweit es die amerikanischen Liegenschaften und das auf amerikanischen Banken liegende Barvermögen betraf.
Inzwischen hatte aber Major Dunwiddie als Stadtkommandant angesichts eines offenen Angriffs französischer Kriegsschaluppen das Kriegsrecht verkündet, womit auch in zivilen Angelegenheiten die Exekutive auf ihn übergegangen war. Sogleich hatte Allan, der alte Soldat, sich an den Kommandanten gewandt und ihm die Angelegenheit vorgetragen. Zu seiner Freude fand er den Major bereits unterrichtet und von der Wahrheit der Angaben John Burns' und des Miamihäuptlings völlig