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Plätschergeräusche.

      Es war gleichwohl ein höchst gewagtes Unternehmen, und es gehörten die Augen des jungen Miami dazu, um auch nur die Richtung zu halten. Er tastete sich langsam mit seinem Stab vorwärts, die anderen folgten in dicht aufgeschlossener Reihe. Nur schattenhaft konnte jeder die Umrisse des Vordermannes wahrnehmen. Sie hielten die Büchsen hoch, an denen Kugelbeutel und Pulverhorn hingen. Dann spürten sie die Felsenbank unter den Füßen, und die Wassertiefe sank noch mehr ab.

      Sie mochten an die fünfhundert Schritt so lautlos wie möglich zurückgelegt haben, als sie plötzlich vor sich auf dem Wasser gedämpfte Stimmen vernahmen. Sie verhielten den Schritt.

      »Indianer!« flüsterte Bob. »Haltet die Messer bereit. Bei dem Regen geht keine Büchse los.« Sie tauchten bis an den Hals in das Wasser hinab.

      Gleich darauf tauchte unmittelbar vor Bob der Bug eines indianischen Kanus auf, er würde unfehlbar seinen Kopf getroffen haben, hätte er sich nicht noch eben rechtzeitig zur Seite gewandt. Dafür erhielt er einen Schlag von einem Ruder. Gutturale Laute klangen auf. Die Roten im Kanu schienen höchlichst überrascht.

      Mit einer wilden Verwünschung ergriff der Bootsmann die Bordwand des Kanus, führte einen gewaltigen Schlag mit der umgekehrten Büchse gegen die Insassen und stürzte mit gewaltiger Kraftanstrengung das leichte Fahrzeug um, so daß die darin befindlichen Männer kopfüber ins Wasser flogen.

      Dicht neben John tauchte ein Kopf auf. Aber der Junge war wachsam; sein Messer stieß blitzschnell zu. Er fühlte, wie es in einen Körper eindrang, der gleich darauf untersackte. Er riß das Messer zurück und sah undeutlich, wie der Körper des Getroffenen stromab schwamm. Fast zur gleichen Zeit hatte Bob einen neben ihm auftauchenden Indianer ergriffen und ihm mit einem Griff seiner gewaltigen Faust die Kehle zugedrückt. Der Mann sank gleich einem Leichnam ab, als die Hand sich löste.

      Aber jetzt wurden abermals Stimmen laut; zwei weitere Kanus kamen heran. Das eine erwartete Ni-kun-tha. Die Augen des Miami durchdrangen die Dunkelheit; sein Messer stieß mehrmals kurz hintereinander zu, schneller, als die Indianer auch nur zu denken vermochten. Das zweite Kanu kam wieder auf Bob zugetrieben. Er erwartete es, hob die umgekehrte Büchse mit beiden Händen und führte einen so furchtbaren Schlag damit gegen die vordere Bordwand, daß das leichte Gefährt sich mit Wasser füllte und sank. Die Insassen paddelten im Wasser; Bob schlug und stieß nach allem, was in der Dunkelheit an einen menschlichen Körper erinnerte. Es war eine grausig-gespenstische Szene: der unentwegt strömende Regen, der nachtdunkle, sternlose Himmel und die im Wasser auf Leben und Tod miteinander kämpfenden Menschen.

      Auch Burns und Richard Waltham waren mittlerweile in Einzelgefechte verwickelt worden. Hier und da waren untergesunkene Rothäute wieder aufgetaucht und suchten nun im Dunkeln ihre Gegner zu erkennen. Aber die Weißen und der Miami, die nicht überrascht worden waren und die Feinde rechtzeitig erkannt hatten, waren von vornherein im Vorteil.

      Dicht vor Ni-kun-tha tauchte ein hochgewachsener Indianer auf; er mochte den Miami für einen seiner Gefährten halten, denn er rief ihm kurz etwas zu. Doch er brachte das Wort kaum zu Ende; es erstickte in einem gurgelnden Todesschrei; Ni-kun-thas Messer war ihm tief in die Kehle geglitten. Die Skalplocke ergreifend, vollführte der Sieger den Kreisschnitt und riß die begehrte Trophäe an sich.

      Während dieser ganzen Zeit hatte der Mann, der sich Way-te-ta nannte, nahezu unbewegt mit aufgerissenen Augen und offenbar nichts begreifend, im Wasser gestanden. Plötzlich sah er sich angegriffen. Der Irre verfügte über außerordentliche Körperkräfte; jetzt, da ihm jemand zu Leibe wollte, ergriff ihn die Wut, und er stieß ein laut schallendes Gebrüll aus. Gleichzeitig griff seine linke Hand mit einer instinktiven Abwehrbewegung nach der messerbewehrten Rechten des Gegners und umklammerte deren Handgelenk mit einem so harten Druck, daß das Messer der Hand entfiel. Way-te-ta fühlte einen Griff an seiner Kehle, schüttelte sich, brüllte abermals auf und hielt gleich darauf selbst einen Hals zwischen den Fingern. Die beiden ineinander verkrampften Männer taumelten im Wasser hin und her, Way-te-ta fortgesetzt schrille Schreie ausstoßend, dann plötzlich wurde der Körper des Indianers schlaff und gab nach. Der Irre schien das gar nicht zu bemerken; er schüttelte sein Opfer; ein infernalisches Gelächter erscholl über dem Wasser: »Ha ha ha! Mit einem großen Krieger kämpfen, was? Ha ha ha! Verdammter Wesche! Verdammter Shawano! Ha ha ha!« Er hob, den Hals des Opfers noch immer zwischen den Händen, den Körper des längst still gewordenen Mannes und schleuderte ihn wie ein Spielzeug ins Wasser, wo er mit einem klatschenden Geräusch untersank.

      »Ha ha ha!« brüllte der Irre. »Mit Way-te-ta kämpfen! Ha ha ha! Way-te-ta ist stark! Ha ha ha!«

      »Nun komm schon, du komisches Gestell!« Bob tauchte neben Way-te-ta auf und ergriff ihn am Arm. Der wollte abermals aufbegehren, als Ni-kun-thas zischende Stimme neben ihm erklang: »Schu-wa-na befiehlt: Mein Bruder schweige!« Der Irre ließ ein kicherndes Lachen hören, folgte dann aber, gehorsam wie ein Lamm. Der gespenstige Nachtkampf war zu Ende, weit und breit kein Gegner mehr zu sehen. Unheimlich still war die Nacht. Und der Regen rann. Von den Gefährten war, von ein paar Beulen und Schrammen abgesehen, niemand verwundet.

      Das erste Kanu schwamm noch immer auf dem Wasser. Ni-kun-tha holte es heran. »An Land gehen«, flüsterte er, »Kanu mitnehmen.« Er hieß den Irren, von dem man nicht wußte, ob er schwimmen konnte, in dem schmalen Gefährt Platz nehmen und schob es dann dem nahen Ufer entgegen; die anderen folgten keuchend. Kurz vor dem Ufer zögerte der Indianer, als sei ihm eine bessere Lösung eingefallen. »Besser noch etwas rudern«, raunte er, »Irokesen sonst morgen gleich Spur. Gehen stromauf, bis Sonne am Himmel.«

      »Mir ein Vergnügen!« knurrte Bob und kletterte in das Kanu, in dem Way-te-ta einer Statue gleich hockte. Die anderen folgten, John und der Bootsmann griffen zu den Rudern, Ni-kun-tha hockte sich im Bug nieder, die anderen in den Stern. Schweigend ruderten sie stromauf, das leichte Gefährt mit aller Kraft vorwärtstreibend.

      Der Regen ließ allmählich nach und hörte schließlich ganz auf, Die Sterne waren schon blaß. Es währte nicht lange, da zeigte sich im Osten der erste Tagesschimmer.

      Als am linken Ufer eine Bachmündung auftauchte, gab Ni-kun-tha das Zeichen, hineinzufahren. Burns und Richard Waltham lösten John und Bob im Rudern ab; die schwache Strömung des Baches war leicht zu überwinden. Sie ruderten, sich noch mehrmals ablösend, bis die Sonne hervortrat und ihre goldenen Strahlen über die schweigenden Wälder warf. Als sie ein paar Meilen gerudert hatten, begann das Gelände anzusteigen und felsigen Charakter anzunehmen. Sie hörten das Rauschen eines Wasserfalles, den sie dann bald darauf auch vor sich sahen, als der Bach eine Biegung machte.

      Der Wasserfall setzte der Fahrt ein vorläufiges Ende. Da ihnen das linke Ufer einen geeigneten Ruheplatz zu bieten schien, ruderten sie an Land und verließen das Kanu. Zwischen ragenden Felswänden fanden sie bald darauf einen geschützten Ort, der sie Späheraugen verbarg.

      Die Männer fröstelte, als sie an Land traten; ihre Kleider waren noch naß. Aber die Sonne stieg nun höher und höher und strömte allmählich eine sengende Hitze aus, die sich zwischen den Felswänden niederschlug. Sie prüften ihre Büchsen und Pulverhörner und fanden, daß nur das Pulver auf den Pfannen feucht geworden war und erneuert werden mußte. Sie machten die Gewehre schußfertig.

      »Guter Platz«, sagte Ni-kun-tha, »Wasser nicht Spur, Stein nicht Spur. Sehr guter Platz! Denken: Feuer anzünden.«

      »Wär mir wahrhaftig recht«, knurrte Bob, »aber wo nehmen wir in dieser Steinwüste Holz her? Hunger hätte ich außerdem, fürchte aber: haben nicht mehr viel zum Beißen.«

      Es erwies sich gleich darauf, daß sie gar nichts mehr hatten; alle Vorräte waren aufgezehrt.

      »Gehen John, schießen Wild«, sagte Ni-kun-tha und erhob sich. Und zu dem Irren gewandt: »Großer Krieger gehen mit. Tragen Holz.« Way-te-ta grinste und folgte den beiden.

      Sie kletterten zwischen den Felsen herum, fanden aber bald danach einen Pfad, der in den Wald führte. Der blonde Indianer hatte sich sehr verwandelt, er sah gar nicht mehr wie ein Indianer aus. Die Berührung mit Wasser hatte ihm äußerlich zum Vorteil gereicht; sie hatte die schauerliche Kriegsbemalung aus seinem Gesicht gewaschen; auch das rote Band mit den Truthahnfedern

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