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Stop, stop, Messieurs! O la là!«

      Bob Green, der im Umgang mit kanadischen Pelzhändlern einige Brocken Französisch aufgeschnappt hatte, rief hinüber: »Nous sommes bon amis!«

      »Hahahaha!« lachte es zwischen den Büschen und klatschte gleich darauf in die Hände. Dann fuhr die gleiche Stimme auf Englisch, wunderlich mit indianischen Brocken untermischt, fort: »Seid Frenchers, was? Selbstverständlich seid ihr! Weiß schon! Keine verwünschten Yengeese, hahahaha! Sind Hunde, die Sapona, Coyoten! Hahahaha!« Und unmittelbar gegenüber dem Floß erhob sich im Gebüsch eine merkwürdige Gestalt, trat ans Ufer heran und bot sich den Männern auf dem Floß in voller Größe dar. Sie sahen mit vor Staunen aufgerissenen Augen einen kräftigen, hochgewachsenen Mann vor sich stehen, gekleidet in ein schmutziges und zerrissenes indianisches Jagdhemd, Wildlederleggins und Mokassins. Eine zerrissene Wolldecke hing ihm über der Schulter. In den Händen trug er einen ziemlich großen Bogen in der Art, wie die Irokesenvölker ihn zu verwenden pflegten; im Köcher steckten mehrere befiederte Pfeile. Das Gesicht hatte er in gräßlicher Weise mit roter und schwarzer Farbe bemalt; das Haar war mit einem grellroten Band durchflochten und zusammengeschlungen; im Haarknoten steckten einige Truthahnfedern.

      In sprachlosem Staunen hörten die Männer auf dem Floß die wirren Reden des sonderbaren Mannes; mit Verblüffung sahen sie, daß dieser kriegerisch bemalte Indianer – blondes Haar hatte.

      »Kommt her, Freunde!« rief der Mann, »landet euer Fahrzeug. Way-te-ta ist müde; er will mit euch fahren.«

      Das Floß trieb weiter. Die Männer achteten kaum auf die Worte des Mannes, sie starrten noch immer fasziniert auf die groteske Erscheinung.

      Aber das schien der blonde Indianer übel zu nehmen. Er rief mit schriller Stimme hinterher: »Wollt ihr gleich halten! Orenda soll euch strafen, wenn ihr dem Befehl eines Häuptlings nicht gehorcht!«

      »Ein Weißer«, flüsterte John.

      »Und offenbar geistig gestört«, sagte Waltham ebenso leise.

      »Er wird die Wälder wachschreien und uns die roten Teufel auf den Hals hetzen«, gab Elias Burns zu bedenken.

      »Wenn nicht überhaupt eine indianische Teufelei dahintersteckt«, knurrte Bob Green.

      »Verdammte Frenchers!« brüllte der Mann am Ufer mit überschnappender Stimme, »kehrt ihr sofort um!«

      »Wir sollten ihn aufs Floß nehmen«, riet Sir Richard. »Er ist gewiß nicht allein; hier auf dem Wasser unter unserer Aufsicht kann er uns am wenigsten schaden.« Burns Vater und Sohn stimmten dem Rat zu, und Bob lenkte das Floß an das Ufer.

      Der sonderbare Mann in indianischer Bemalung kam gravitätisch herangeschritten und sprang mit einem langen Satz auf das Floß. Er sah sich mit irr flackernden Blicken um, betrachtete jeden einzelnen der Floßinsassen mit offenbar wachem Mißtrauen und sagte: »Seid ihr auch wirklich Frenchers und keine verdammten Yengeese? Mille tonnères, betrügt mich nicht!«

      Als Waltham ihn daraufhin in geläufigem Französisch ansprach, verzog sein wüst bemaltes Gesicht sich zu einem Grinsen. »Très bien, Messieurs«, sagte er, »ich höre, meine Freunde sind Kinder des großen Vaters in Kanada. Way-te-ta weiß, wie sie dort sprechen. Très bien! Way-te-ta ist froh.«

      Man sah nun unzweideutig, daß man einen Weißen vor sich hatte, und es war kein Zweifel daran, daß der Mann nicht im Besitz seiner Geisteskräfte war.

      »Mein Bruder ist ein Häuptling?« sagte John, den sonderbaren Mann freundlich anlächelnd.

      »Way-te-ta sitzt am großen Ratsfeuer der Oneida«, entgegnete der Fremde mit unverkennbarem Stolz; er sprach unverfälschtes Englisch. Der Irokesenstamm der Oneida aber stand im gegenwärtigen Feldzug auf Seiten der Franzosen.

      »Gut«, sagte John. »Mein Bruder ist auf dem Kriegspfad?«

      Der Mann nickte.

      »Aber weiß mein Bruder auch, daß Shawano und Miami in den Wäldern weilen?« fuhr John fort. »Ich fürchte, er weiß es nicht, er würde sonst leiser reden. Die Häuptlinge der Oneida werden sagen, Way-te-ta sei auf dem Kriegspfad nicht vorsichtig genug gewesen.«

      Der Mann sah sich mit scheuen Blicken um und flüsterte, die Hand an den Mund legend: »Verrate Way-te-ta nicht. Der große Krieger wird still wie ein Maulwurf sein.« Er ließ sich auf dem Floß nieder, kreuzte die Beine und legte den Bogen neben sich hin.

      »Was fangen wir mit dem Mann an?« flüsterte Burns dem Sohn zu; »er kann uns leicht in Gefahr bringen. Irrsinnige sind unberechenbar.«

      »Ich denke, er kann uns hier jedenfalls weniger schaden, als wenn wir ihn am Ufer zurückgelassen hätten«, bemerkte Waltham. Sich an den Kranken wendend, sagte er leise auf Französisch:

      »Würde mein Bruder es vorziehen, am Ufer nach Feinden auszuspähen?« Aber der blonde Indianer reagierte gar nicht auf die Frage.

      Der alte Burns wiederholte die Frage auf Englisch. Der Mann schüttelte den Kopf. »Way-te-ta ist müde und hungrig«, antwortete er, »er will zu den Häuptlingen. Wir werden sie bald eingeholt haben.«

      »Sind sie denn voraus?« fragte Burns.

      »Ja«, antwortete der Mann. »Way-te-ta blieb zurück, um den Hirsch zu jagen. Die Häuptlinge wollten ihn erst überhaupt nicht mitnehmen, aber er lief ihnen nach. – Seid ihr allein oder kommen die anderen hinter euch?« setzte er mit wiederaufflackerndem Mißtrauen hinzu.

      »Sie kommen nach«, entgegnete der Farmer, durch die Bemerkung des Irren aufs höchste beunruhigt. Offenbar wimmelten die Wälder von Oneida und Senecakriegern.

      Sie überlegten flüsternd, ob es nicht vielleicht geraten sein möchte, das Floß zu verlassen und in die Wälder zu fliehen, kamen aber schließlich zu der Überzeugung, daß das eine so gefährlich wie das andere sei. Sie hatten sich eben entschlossen, auf dem Floß zu bleiben, als vor ihnen bei einer Biegung des Flusses eine kleine Insel sichtbar wurde, zwischen deren dichter Bewaldung einige Felszacken aufragten. Sie beschlossen, hierin einen Fingerzeig des Himmels erblickend, bei der Insel zu landen und dort die Nacht abzuwarten.

      An einer überbuschten Stelle ließen sie ihr primitives Fahrzeug ans Ufer gleiten und gingen an Land. Danach bemühten sie sich, das Floß so gut wie möglich gegen Sicht vom Fluß her zu tarnen, indem sie es unter schnell abgehauenen Ästen und Zweigen versteckten. Das Innere des kleinen Eilandes betretend, stellten sie dann fest, daß die Felsen einen trichterähnlichen Raum einschlossen, der nur durch eine schmale Öffnung zugänglich war. Hier in diesem kleinen Felsenkessel beschlossen sie vorerst zu bleiben. Innerhalb des Trichters gab es nur spärlichen Graswuchs, etwas kümmerliches Buschwerk und ein paar hoch aufgeschossene Bäume, deren Wipfel die Felswände überragten.

      Sie nahmen dann eine kurze Mahlzeit ein und gaben auch dem Weißen in der indianischen Gewandung von den Resten ihres Hirschfleisches zu essen. Er schlang die ihm dargereichten Bissen mit einer Gier herunter, die darauf schließen ließ, daß er lange gefastet hatte. Gleich nachdem er gegessen hatte, wickelte der Mann sich in seine zerfetzte wollene Decke, legte sich nieder und war gleich darauf eingeschlafen.

      »Ich wollte, Ni-kun-tha wäre hier«, sagte der alte Burns seufzend, »wir sind da in eine böse Lage geraten. Zweifellos sind wir ringsum von Feinden umgeben.«

      »Ich denke, sie werden vorbeiziehen und uns in Ruhe lassen«, tröstete Bob. »Und der Indianer wird schon kommen. Der hat die Spürnase, uns ausfindig zu machen; darum bin ich nicht bange.«

      »Warten müssen wir ja in jedem Fall. Wenn wir feindliche Indianer vor und hinter uns haben, wie aus den Worten des Irren zu schließen ist, wäre es glatter Selbstmord, wollten wir jetzt den Fluß hinunterfahren.«

      »Fühl' mich einstweilen ganz wohl hier, Master«, brummte Bob, »denke auch nicht, daß sie uns hier aufspüren werden. Schlimmstenfalls müssen wir eben wieder in die Wälder zurück. Aber solange wir es vermeiden können, wollen wir es auch lassen. Einstweilen wollen wir abwarten.«

      In diesem Augenblick wurde vom Fluß her das Geräusch menschlicher

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