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Die besten Wildwestromane & Seegeschichten. Franz Treller
Читать онлайн.Название Die besten Wildwestromane & Seegeschichten
Год выпуска 0
isbn 9788027238613
Автор произведения Franz Treller
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
»Geschmacksache!« grinste John.
»Seid beide Narren«, versetzte der alte Farmer; stille Einfalt malte sich auf dem müden, zerfurchten Gesicht. »Gottes Odem hier wie dort«, sagte er leise; »Bob ward auf dem Wasser groß, ich in den Wäldern; hier wie dort zeigt die Natur ihre erhabene Größe. Wer wollte sie schmähen!«
»Hätte gar nichts gegen den Wald, soll so erhaben sein, wie er will, wenn ich nur nicht tagelang drin herumlaufen müßte«, knurrte Bob. Er hatte sich auf die Ellbogen aufgerichtet und sah John grinsen. »Gar nichts zu grinsen«, fauchte er; »ihr könnt überhaupt nicht mitreden. Ihr müßt nicht zwei Zentner Körpergewicht herumschleppen wie ich und dabei alle drei Minuten vor irgendeinem Ast einen Bückling machen. Kommt noch dazu, daß hinter jedem Baumstamm eine blutgierige Rothaut lauern kann.«
»Nun, Bob, wir sind Waldmenschen und waren mit Euch im Sturm auf dem See, ohne zu murren«, versetzte Burns, »war auch kein Vergnügen für uns. Nun lauft Ihr eben mit uns durch den Wald, und ich glaub' Euch gern, daß das kein Spaß für Euch ist. Werden auch wieder herauskommen aus den Wäldern.«
»Muß aber bald geschehen, Master. Muß verdammt bald geschehen, sonst könnt Ihr mich hier irgendwo eingraben. Halt's wahrhaftig nicht lange mehr aus.«
Jetzt zeigte sich auch auf den schmalen Lippen des Farmers ein Lächeln. »Nun, Bob«, sagte er, »glaube nicht, daß Ihr so schnell umzubringen seid. Und was die Indianer betrifft, so müssen wir ja nicht unbedingt auf feindliche stoßen. Huronen sind hier kaum zu erwarten, und von den Irokesenstämmen kämpfen Mohawk und Onondaga auf unserer Seite. Warum sollten wir gerade auf Oneida und Seneca stoßen? Es jagen mehrere befreundete Stämme in diesen Bereichen.«
»Könnt Euch drauf verlassen, daß das Mingogesindel hier herumkriecht«, seufzte Bob; »wo die Franzosen sind, sind auch die Gurgelabschneider nicht weit.«
»Der Miami ist bei uns; er wird uns auf etwaige Gefahren schon rechtzeitig aufmerksam machen«, versetzte Burns. »Und im übrigen stehen wir hier wie auf dem Ontario in Gottes Hand.«
Ein Weilchen herrschte nun Schweigen, dann erhob sich John, reckte die Glieder und griff nach der Büchse. »Ich denke, ich werde dem Bachlauf mal ein Stückchen folgen«, sagte er, »möchte gern sehen, wohin er fließt. Wir könnten daraus schließen, wie weit wir mittlerweile vom See entfernt sind.«
»Sei vorsichtig, John, du weißt –«
»O ja, ich weiß. Hab' keine Bange.«
»Käme gern mit Euch, John«, ächzte Bob, »krieg' aber wahrhaftig die Beine kaum hoch.«
»Bleibt ja liegen und ruht Euch aus. Werdet noch genug laufen müssen«, lachte John. »Ist noch ein hübsches Ende bis zum Genesee, soviel ist sicher.«
»Hol's der Teufel!« brummte Bob und ließ sich zurücksinken. John entfernte sich, die Büchse umhängend, und folgte dem Bachlauf. Der junge Burns war von Kind auf an das Leben in den Wäldern gewöhnt. Er wußte, daß man mit der Anwesenheit von Indianern rechnen mußte und versäumte deshalb keine Vorsicht. Seine Füße steckten mittlerweile in Mokassins, die er im Wald stets zu tragen pflegte. Er mochte drei bis vier Meilen gegangen sein, als der Bach in einen breiteren Fluß einmündete, der zunächst in westlicher Richtung verlief. Er war mit der Bodengestaltung südlich des Ontario wenig bekannt, wußte aber, daß es hier mehrere Seen gab, die je nachdem das Quellgebiet oder das Sammelbecken kleinerer Wasserläufe darstellten. Der einstweilen westwärts fließende Fluß mußte irgendwo nach Norden oder Süden abbiegen, wenn er nicht in einen der ostwärts dem Meere zufließenden Ströme mündete. Er beschloß, dem Fluß eine kurze Strecke zu folgen und dann umzukehren.
Er mochte eben hundert Schritte zurückgelegt haben, als er ein Eichhörnchen erblickte, das, einen pfeifenden Laut ausstoßend, an einem riesigen Ahorn emporlief. Es war unzweifelhaft, daß das Tierchen durch ein größeres lebendiges Wesen, Mensch oder Tier, aufgeschreckt sein mußte. John nahm in einer schnellen Reflexbewegung die Büchse von der Schulter und machte sie schußfertig. Sein Auge durchspähte aufmerksam das Buschwerk. Da teilten sich, fast unmittelbar vor ihm, die Büsche, und ein Indianer trat heraus. Der fast nackte, muskulöse Mann, dessen Gesicht mit schwarzer und grellroter Farbe abschreckend bemalt war, schien nicht weniger verblüfft als John. Er hatte seine Büchse umhängen, war aber offensichtlich nicht schußfertig, während John das Gewehr in der Hand hielt.
Der junge Burns, der Stammesabzeichen und Kriegsfarben der einzelnen indianischen Stämme nicht zu unterscheiden vermochte, wußte nicht, ob er Freund oder Feind vor sich habe, deshalb zögerte er, das schußbereite Gewehr zum Abzug bereit. Der Indianer mochte die Unsicherheit des Weißen erkennen; sein wild bemaltes Gesicht verzog sich zu einem Grinsen, das offenbar seine freundschaftlichen Gefühle offenbaren sollte. Er trat jetzt ganz aus dem Gebüsch heraus und sagte in gebrochenem Englisch: »Junger Krieger pfadlos, he? Gut Freund – schütteln Hände!« Und er kam, die Büchse über der Schulter lassend und anscheinend völlig sorglos näher.
Es ist Krieg, dachte John, erst muß ich wissen, mit wem ich es zu tun habe. Er kannte die tückischen Gebräuche der Roten zwar nicht aus eigener Erfahrung, aber aus vielen Erzählungen. »Zu welchem Volk gehört mein roter Bruder?« fragte er, die Büchse leicht hebend.
»Onondaga! Gut Freund!« grinste der Rote. »Du Yengeese, he?«
Onondaga! dachte John. Dieser Irokesenstamm hält gegenwärtig zu den Engländern. Aber er wurde ein Gefühl des Mißtrauens nicht los. Vielleicht war es die gräßliche Bemalung, die ihn abstieß und die keinen Zweifel daran ließ, daß der Indianer sich auf dem Kriegspfad befand.
»Onondaga – Yengeese – gut Freund«, sagte er etwas zögernd, dem Mann unverwandt ins Gesicht blickend.
Der Indianer zeigte die Zähne: »Weißer Bruder sehr jung«, sagte er, »gewiß nicht allein auf Kriegspfad. Wo sind Freunde, he?«
»Ich bin nicht auf dem Kriegspfad, Indianer, ich bin auf der Jagd; meine Freunde lagern stromauf.«
»Oh, mein Bruder großer Jäger? Aber er wissen: Große Häuptlinge der Yengeese und Frenchers haben Kriegsaxt ausgegraben?«
»Gewiß weiß ich das.«
»Gut. Weißer Bruder mag jagen. Wald voll Onondaga. Kein Seneca, kein Oneida. Hat mein Bruder gesehen?«
»Nein, Indianer. Keinen roten Mann außer dir.«
»Gut. Er werden sehen. Viele Onondaga. Gehen jagen. Werden kommen in Dörfer der Onondaga?«
»Ich weiß nicht, was unsere Häuptlinge beschließen werden.«
»Die Yengeese sind bei den Onondaga willkommen.« Der Indianer ergriff die Hand Johns, schüttelte sie und wandte sich ab. John sah ihm nach; er wurde ein unheimliches Gefühl nicht los; der Mann gefiel ihm nicht. Der Indianer war zwischen den Büschen untergetaucht. John zögerte immer noch; sein Blick tastete unruhig das Buschwerk ab, da plötzlich – es versetzte ihm einen Ruck – sah er ein funkelndes Auge zwischen den Sträuchern und gleich darauf einen Büchsenlauf. Im Bruchteil einer Sekunde riß er die Büchse hoch, zielte und riß den Abzugshahn durch. Der Schuß brach, und der Donner mischte sich mit dem eines fast gleichzeitig abgegebenen Schusses. Eine Kugel pfiff dicht an seinem Ohr vorbei. Er ließ die Büchse sinken. Er war gewohnt, den springenden Hirsch aufs Blatt zu treffen, er wußte, daß er sein Ziel nicht verfehlt hatte. Hinter einen dicken Baumstamm tretend, lud er mit schnellen, sicheren Griffen seine Büchse von neuem, Auge und Ohr offen. Aber außer dem leisen Rascheln der Blätter war nirgendwo ein Laut.
Nachdem einige Minuten im Schweigen vergangen waren, schlich John sich mit schußfertiger Büchse auf die Stelle zu, wo er das Auge und den Gewehrlauf gesehen hatte, alle Sinne angespannt und jeden Augenblick eines heimtückischen Überfalls gewärtig. Aber nichts rührte sich. Er bog die Büsche vorsichtig auseinander und sah den Indianer. Er lag regungslos auf dem Gesicht, die Hände im Laub verkrampft. Vorsichtig, den Büchsenkolben zum Schlag bereit, beugte er sich nieder.