ТОП просматриваемых книг сайта:
Die besten Wildwestromane & Seegeschichten. Franz Treller
Читать онлайн.Название Die besten Wildwestromane & Seegeschichten
Год выпуска 0
isbn 9788027238613
Автор произведения Franz Treller
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Als der Nebel sich weiter verzog, stellten die Männer an Bord der Molly fest, daß es sich keineswegs nur um zwei Schiffe handelte. Schiff um Schiff tauchte auf; schließlich zählte man acht Brigantinen, die fast in einer Linie herangesegelt kamen.
»Aus, Master«, sagte Bob nach einer beklemmenden Pause. »Gibt nur noch eine Möglichkeit: Müssen versuchen, vor dem Wind ins Gebiet der Tausend Inseln zu laufen. Ist die einzige Rettung.«
Burns stimmte zu; hier auf dem Wasser mußte Bob wissen, was zu tun war. Die Franzosen waren noch etwa zwei Meilen entfernt, und die Sloop war ein hervorragender Segler. Bob gab das Steuer an John ab und hißte über dem Hauptsegel noch das Königssegel, dessen Hilfe die Molly denn auch bald zu spüren bekam.
Doch stellte sich nun heraus, daß zwei der französischen Brigantinen in der Segelkraft durchaus gewachsen waren; man sah, daß sie sich aus dem Verband lösten und ständig an Fahrt gewannen. Die eine, weit voraus, schien der Molly sogar überlegen.
»Nehmt die Spritze, John und macht mir das große Segel naß«, gebot Bob; der junge Mann machte sich unverzüglich an die Arbeit. Die Nässe machte die Leinwand widerstandsfähiger gegen den Luftdurchzug, und die Fahrt der Sloop beschleunigte sich erheblich. Sechs der feindlichen Kriegsschiffe blieben zurück, während die beiden anderen die Jagd unverdrossen fortsetzten. Der Wind steigerte sich; Schaumberge aufwerfend jagte die Molly über den See, von dem schnellsten französischen Segler unentwegt verfolgt. Der Franzose lief augenscheinlich unter vollem Segeldruck, aber der Abstand zwischen ihm und der Sloop verringerte sich nicht.
Neben dem Bootsmann stehend, hielt der alte Farmer den Blick auf den Verfolger gerichtet. Der Indianer lehnte ruhig, mit unbewegtem Gesicht am Mast; nur dem Funkeln der Augen war zu entnehmen, daß es hinter seiner Stirn arbeitete. »Was meint Ihr, Bob?« fragte Burns, »gewinnen wir Raum?«
Der Bootsmann warf abschätzend einen Blick zurück. »Scheint nicht so, Sir«, entgegnete er, »der Bursche hat längere Beine als die Molly; verstände er die Segel richtig zu stellen, würden wir in längstens einer Stunde die Kugeln pfeifen hören. Aber eine Sternjagd ist eine lange Jagd; schätze, wir erreichen die Inseln, ehe er eine halbe Meile nähergekommen ist.« Er sah mit grimmigem Gesicht vor sich hin. »Böse Sache, Master«, stieß er zwischen den Zähnen heraus, »meine nicht für uns – überhaupt. Die Frenchers beherrschen den See. Haben keine drei Schiffe, die wir den acht Kähnen da entgegenstellen könnten.«
»Wir müssen also unbedingt zu den Tausend Inseln?«
»Unbedingt! Einzige Rettung! In die Kanäle gehen sie nicht. Und selbst wenn sie gingen, – da sollen sie uns suchen.«
»Aber wie kommen wir heraus, wenn wir einmal drin sind?«
»Ja, Sir, das ist mehr gefragt, als ich beantworten kann. Von den Schiffen da genügt eins, um uns festzuhalten. Und kämen wir trotzdem raus, wäre die einzige Rettung Oswego. Aber wie sollen wir über den See kommen? Konnte kein Mensch ahnen, daß die Musjöhs in solcher Stärke auftreten würden. Scheint mir schon verwunderlich genug, daß die Lilien sich überhaupt auf dem Ontario zeigen.«
»Und –«, sagte Burns nach einer kleinen Pause, – »die Seeräuber?«
»Nun, ich denke, die werden es sich überlegen, die Molly ein zweites Mal anzugreifen«, lachte Bob. »Werden noch eine Zeitlang an der ersten Erfahrung zu schlucken haben, die sie mit ihr gemacht haben.«
»Hoffentlich«, sagte Burns.
Der Franzose schien doch nicht ganz so unbewandert in der Segelkunst, wie Bob vermutet hatte. Er hatte seine Leinwand schärfer gespannt und flog jetzt schäumend vor dem Winde einher. Die Entfernung zwischen ihm und der Molly begann sich sichtbar zu verringern, langsam zwar, aber stetig.
Doch zeigte sich jetzt zur großen Freude der Verfolgten Land. Burns griff zum Glas und vermochte bald zu erkennen, daß sie dieselbe durchbrochene Küste vor sich hatten, der sie vor wenigen Tagen durch den Sturm zugetrieben worden waren.
»Zieht das große Segel fester an«, brüllte Bob; »muß wie ein Brett stehen.«
Die beiden Burns kamen der Aufforderung nach, doch hatte es nicht den Anschein, als würde durch das straffere Anziehen der Leinwand eine Erhöhung der Geschwindigkeit erreicht. Die Molly war ein schnelles Schiff, und sie lag vorzüglich, aber die Brigantine war ihr an Segelkraft augenscheinlich überlegen.
»Nehmt einen Augenblick das Steuer, Sir, und gebt mir das Glas«, sagte Bob.
Die Küste war jetzt deutlich zu erkennen.
»Möchte gern mal den Kanal treffen, durch den wir ausgelaufen sind.« Bob musterte scharf den immer höher ansteigenden Küstensaum. »Zwei Strich Nord«, rief er plötzlich, »laufen sonst stracks auf die Küste. Steuer nach Backbord!«
Burns folgte der Anweisung; der Lauf der Molly beschleunigte sich zufolge der veränderten Windrichtung erheblich. Trotzdem kam der auf seinem Kurs beharrende Franzose näher.
»Stetig, Master, stetig!« keuchte Bob. »Hilft alles nichts, müssen noch mehr nach Nord herum.« Bob hielt das Glas vor den Augen; die Küste kam schnell heran.
Jetzt luvte die verfolgende Brigantine im Wind und barg einige Segel.
»Ha!« schrie Bob, »gleich werden wir den Musjöh brüllen hören.«
Er hatte das kaum gesagt, als sich vor dem Franzosen eine Rauchwolke erhob. Knapp hundert Schritt hinter der Molly fiel eine gutgezielte Kugel ins Wasser.
»Luv nur, mein Junge und vertrödele deine Zeit!« knurrte Bob. »Deine Eisenpillen reichen nicht weit genug.«
Abermals krachten die beiden Geschütze an Bord der Brigantine, aber die Kugeln lagen diesmal noch weiter hinten.
Das Luvmanöver des Franzosen hatte dazu gedient, einen sicheren Schuß zu ermöglichen, hatte ihn aber nicht unerheblich Zeit gekostet, wodurch die Molly einen merklichen Vorsprung gewann. Vor ihr zeigte sich jetzt ein Loch in der Küstenwand. »Gerade drauf zu, Master«, sagte Bob. »Hoffentlich laufen wir nicht in eine Sackgasse.«
Sie mußten die Gefahr in Kauf nehmen, denn der Franzose hatte seine Fahrt wieder aufgenommen. Es gab keine andere Möglichkeit, als in den sich vor ihnen öffnenden Kanal einzulaufen. Bob nahm jetzt wieder das Steuer; pfeilschnell jagte die Molly auf die Küste zu. »Das große Segel zurück, Master«, gebot Bob. »Laufen neun Knoten. Können mit solcher Fahrt nicht zwischen die Inseln laufen. Bleibt aber an der Brasse.«
Die Schoten wurden losgelassen und die dem Wind dargebotene Leinwandfläche entsprechend verringert; die Molly verlor schnell an Fahrt, während der Franzose jetzt mit voller Segelkraft herangeschossen kam. Doch schon näherte die Sloop sich dem Eingang des breiten Kanals – die Brigantine war noch eine halbe Meile entfernt – und schlüpfte hinein. Gewandt wie eine Ente gehorchte die Molly dem Steuer. Zwischen das Inselgewirr tretend, bog sie nach links, dann nach rechts, wieder nach links und fuhr, nachdem sie einen sich weithin in gerader Richtung erstreckenden Kanal gewonnen hatte, mit beschleunigter Fahrt weiter.
Sie mochten ein paar Meilen zurückgelegt haben, da sagte Bob: »Denke, wird reichen, Sir. Woll'n jetzt ein bißchen ausruhen. Glaube kaum, daß uns der Franzose gefolgt ist. Und wenn, soll es ihm schwer werden, uns aufzuspüren.« Er steuerte die Sloop zwischen zwei kleinere Inseln und ließ die Segel einziehen. Bald schaukelte das Schiff sich gemächlich auf dem fast unbewegten Wasser. Der Bootsmann lachte kurz auf: »Da wären wir also wieder glücklich zwischen den blutigen Inseln. Hat die alte Molly sich nicht prachtvoll gehalten? Laßt's gut sein, Sir, denke, wir kommen auch wieder heraus.«
Sie legten das Schiff, das über keinen Anker mehr verfügte, mit einem in der Jolle ausgemachten starken Tau an einem Baum fest. Während die drei Weißen sich auf Deck zusammensetzten, ging Ni-kun-tha, der mit an Land gefahren war, in den Wald.
»Eine wilde Welt, verdammt nochmal!« sagte Bob. »Schwimmen da plötzlich acht Musjöhs, wie vom Himmel gefallen, auf dem Ontario. Na, ich denke, der Spaß wird