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Blick bemerkt hatte und richtig zu deuten glaubte, fragte in steigender Erregung: »Nur eines, Mann: Betreffen Eure Nachrichten etwa den DUKE OF RICHMOND?«

      »Ja«, antwortete Bob, »eben davon handeln sie.«

      »So kommt schnell. Ich führe Euch zu Seiner Lordschaft. Nur eines, Mann: Mylord ist krank und schwächlich. Seid vorsichtig.«

      »Will's bedenken, Sir«, sagte Bob.

      Beide gingen nun, dem Alten folgend, durch den Park auf die Laube zu. Am Tor stieg Sir Edmund aus dem Sattel und folgte ihnen. In einigem Abstand von der Laube hieß Allan die beiden Männer warten, um sie zunächst seinem Herrn zu melden.

      »Vom Ontario, sagst du?« Der Lord richtete sich auf, nachdem er die Meldung des Alten angehört hatte. »Bringen sie etwa Nachricht – Gewißheit?«

      »Die Leute ließen durchblicken, daß sie gute Botschaft zu bringen hätten, Colonel.«

      »Dann her mit ihnen, Allan. Ich will sie anhören.«

      Auf einen Wink des Dieners betraten Bob und John die Laube und verbeugten sich mit linkischer Höflichkeit.

      »Was bringt Ihr mir, Mann?« fragte der Lord den im Vordergrund stehenden Bob.

      Bob räusperte sich und drehte etwas verlegen seinen Wachstuchhut in den Händen. »Ist nicht so einfach, Euer Gnaden«, begann er, »eine ziemlich wunderliche Geschichte. Nämlich die Halunken, die Seeräuber meine ich, haben da ein Blockhaus auf einer Insel, gibt tausend Inseln da oben, Herr, und wir waren doch mit der Molly gestrandet, haben sie ihnen aber abgejagt. War gar keine einfache Sache. Habe selber vier von den Kerlen über Bord geschafft –«; er räusperte sich wieder; es war wirklich gar keine einfache Sache, mit einem leibhaftigen Lord zu reden, der noch dazu ein kranker und hilfloser Greis war, den man schonen mußte.

      Der Lord starrte die wunderliche Erscheinung des Schiffers an. Seeräuber? dachte er, Insel? Was will der Mann denn? Er brannte vor Begierde, Näheres zu erfahren. Sein Blick fiel auf den bescheiden im Hintergrund stehenden John. »Verzeiht«, sagte er, »wie ist's, junger Mann, könnt Ihr mir vielleicht eine etwas schnellere und deutlichere Erklärung geben, was euch zu mir führt?«

      John trat vor und sagte, den alten Herrn ruhig anblickend: »Es ist so, Mylord: Unsere Sloop wurde unlängst bei einem heftigen Sturm zwischen die Tausend Inseln getrieben. Und eben dort machten wir eine Entdeckung, die Eure Lordschaft angeht.«

      Lord Somerset starrte den jungen Mann an. Auch Allan lauschte mit brennender Aufmerksamkeit. Am Eingang der Laube erschien jetzt Sir Edmund.

      »Sprecht! Was für eine Entdeckung?« keuchte der Lord.

      »Wir fanden dort einen jungen Mann, der uns bat, zu Euch zu gehen«, fuhr John Burns fort.

      »Einen jungen Mann?«

      »Ja, Mylord. Er nannte sich Richard Waltham.«

      »Laßt Euch nicht narren, Oheim!« ertönte vom Laubeneingang her jetzt eine schrille Stimme. »Das Gesindel hat von dem Unglück gehört und will Kapital daraus schlagen.«

      »Das ›Gesindel‹ werd' ich dir noch eintränken, du geschniegelter Laffe!« brüllte Bob herumfahrend. Er schien nicht übel Lust zu haben, den Baronet beim Kragen zu nehmen.

      »Ruhe!« rief der Lord, während heftige Erregung seine eingefallenen Züge belebte. »Sprecht weiter, junger Mann!«

      Kurz und klar, jedes überflüssige Wort vermeidend, berichtete John Burns von seinen Erlebnissen mit den Seepiraten und von seiner Begegnung mit dem gefangenen Richard Waltham.

      »Er lebt, Allan, er lebt!« rief der Lord, nachdem John geendet hatte; er bebte vor Freude.

      »Ich habe nie daran gezweifelt«, versetzte Allan ruhig.

      »Aber wie könnt Ihr nur so alberne Märchen glauben, Oheim!« rief der Baronet, der sich nur noch mühsam beherrschte.

      »Schweig!« versetzte der Lord kalt und, sich Bob und John zuwendend: »Ihr konntet den Gefangenen nicht befreien?«

      »Ging wahrhaftig nicht, Mylord«, schaltete Bob sich jetzt wieder ein. »Der Junge da hat sein Möglichstes versucht, zusammen mit einem rothäutigen Burschen, der sozusagen eine Ausnahme seiner Rasse darstellt, die – halten zu Gnaden – der Teufel holen möge. Ging wirklich nicht. Hatten das Gesindel auf dem Hals und Mühe und Not, unser Leben zu retten. Aber glaubt mir, Mylord, Master John hat die reine Wahrheit gesagt; seht Euch den Jungen an; ist kein Falsch an ihm.«

      »Ich glaube Euch und auch ihm«, lächelte der Lord, »kenne Menschengesichter.« Und zu John gewandt: »Sprecht weiter, Mr. Burns, habt Ihr eine Vorstellung, wo mein Neffe jetzt weilt?«

      John berichtete kurz von dem vergeblichen Rettungsversuch und erzählte, daß der Gefangene aus seinem bisherigen Gefängnis weggebracht worden sei.

      »Natürlich!« höhnte Sir Edmund im Hintergrund, »da löst sich die Geschichte schon in Nichts auf. Freche Lügen, nichts weiter. Die Strolche möchten sich eine angemessene Belohnung verdienen. Eine ganz klare Sache! Was für Gründe sollten die angeblichen Seeräuber wohl haben, Richard verborgen zu halten, wo sie leicht ein erhebliches Lösegeld erpressen könnten?«

      John legte dem wütenden Bob, der schon wieder herumfahren wollte, beruhigend die Hand auf die Schulter und sagte, während es gefährlich in seinen Augen aufblitzte: »Die Gründe kann ich Euch nennen, Sir. Ich habe nämlich Gelegenheit gehabt, einige höchst interessante Gespräche der Verbrecher zu belauschen. Es gibt da noch einen anderen Mann, einen Verwandten des Gefangenen, der ihn aus dem Wege zu räumen wünscht, um an seiner Statt Titel und Vermögen zu erben.«

      »Schurke, was wagst du!« rief, aschfahl plötzlich und an allen Gliedern zitternd, der Baronet und machte Miene, auf John zuzuspringen. Dessen drohende Haltung und die massige Gestalt des Schiffers hielten ihn zurück.

      John fuhr ruhig und sicher fort: »Ich habe diesen Vetter Sir Richards selbst im Gespräch mit dem Piratencaptain Hollins belauscht. Dieser saubere Herr hatte Hollins gedungen, Richard Waltham aus der Welt zu schaffen. Da Hollins es vorzog, den Gefangenen als Geisel zurückzuhalten, sandte er selbst einen Mörder aus. Das weiß ich aus dem eigenen Mund dieses Mannes, denn er starb in meinen Armen. Hollins hat den Gefangenen zweifellos aus dem bisherigen Versteck fortführen lassen, um ihn vor den Mordanschlägen des eigenen Vetters zu schützen, weil er hofft, mit der Geisel in der Hand ein höheres Lösegeld zu erlangen.«

      Der alte Herr hatte diesen ruhigen und nüchternen Ausführungen mit weit aufgerissenen Augen zugehört. Er zitterte jetzt am ganzen Leibe, seine Augen glühten, und sein Gesicht war leichenhaft blaß. »Ihr habt diesen – Vetter selbst gesehen und – belauscht?« sagte er mit kaum noch vernehmbarer Stimme.

      »Ja, Mylord.«

      »Und?«

      »Der Piratencaptain Hollins und sein eigener Bootsmann nannten ihn Sir Edmund.« Er trat etwas beiseite, hob die Hand und wies auf den Baronet: »Dort steht er.«

      Drei Schreie antworteten dieser Erklärung nahezu gleichzeitig. Den ersten stieß der Baronet aus, den zweiten der Lord, der sich aufbäumte und dann in seinem Sessel zusammensank, den dritten der Diener Allan, als er die Wirkung der Nachricht auf seinen Herrn erkannte.

      Allan kniete neben dem Sessel nieder und suchte den zusammengesunkenen Körper aufzurichten. Der Baronet stand mit haß- und wutverzerrtem Gesicht daneben, und Bob und John machten betroffene Gesichter. Allan schrie nach den Dienern, und zwei Lakaien kamen gleich darauf hereingestürzt und starrten erschrocken auf die Gruppe.

      »Kommt, helft Seine Lordschaft hereintragen und ruft einen Arzt«, rief Allan ihnen zu.

      Lord Somerset richtete sich noch einmal auf, seine Augen öffneten sich ein wenig und richteten sich mit einem Ausdruck furchtbaren Hasses auf den Baronet; aber dies war auch die letzte Lebensäußerung des alten Herrn; er stieß einen röchelnden Seufzer aus und streckte sich. »Colonel«, flüsterte der alte Schotte erschüttert, »geht doch nicht fort, Colonel, doch nicht jetzt!« Aber das Herz des alten Lords hatte

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