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Die besten Wildwestromane & Seegeschichten. Franz Treller
Читать онлайн.Название Die besten Wildwestromane & Seegeschichten
Год выпуска 0
isbn 9788027238613
Автор произведения Franz Treller
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
»Sage mir zuvor eines, Indianer«, stieß der Farmer heraus, »aber bei dem großen Geist, an den du glaubst, sprich die Wahrheit: Wo ist mein Sohn, der junge Weiße, den der Unglückliche da Junge Tanne nannte?«
»Die Junge Tanne und der Miamihäuptling befinden sich im Lager der Seneca«, antwortete der Indianer ruhig, »die Seneca sind den Huronen befreundet und mit ihnen auf dem Kriegspfad.«
»Oh, mein Gott!« stöhnte Burns leise; er zitterte unwillkürlich.
»An-da-wa folgte ihren Spuren vom Irokesenlager rückwärts bis hierher«, fuhr der Hurone fort. »Wenn die weißen Männer mit uns gehen, werden sie ihre Freunde sehen. Huronen und Irokesen lagern nicht weit auseinander.«
»Was geschieht, wenn wir freiwillig folgen?« fragte Burns, der allmählich mit wachsender Kaltblütigkeit auch seine Haltung zurückgewann.
»Die Häuptlinge werden es sagen.«
»Und wenn wir uns weigern?«
»An-da-wa verfügt über zwanzig Krieger. Ihre Büchsen sind geladen. An-da-wa wird die Skalpe der Blaßgesichter ins Lager bringen; sein Auftrag wird auch so erfüllt sein.«
»Hölle und Teufel!« knurrte der hinter Burns stehende Bootsmann. »Das ist offenbar eine verfluchte Geschichte. Hört zu, Master«, raunte er dann, »bin trotzdem fürs Kämpfen. Liefern wir uns den Bluthunden aus, werden sie uns ohnehin abschlachten. Man hat Beispiele. Möchte meine Haut nicht leichtfertig zu Markt tragen und schlimmstenfalls noch ein paar rote Halunken mit ins Jenseits nehmen.«
Der Irre, der in offenbarer Ratlosigkeit bisher schweigend zugehört hatte, sagte jetzt, zu Burns gewandt: »Warum wollen die weißen Männer nicht mit den Huronen zur Jungen Tanne gehen? Die Huronen sind Freunde der Oneida.«
»Treffliche Freunde, weiß Gott, die du uns da auf den Hals gehetzt hast!« keuchte Bob.
Burns wandte sich um. In seinem kalkweißen Greisengesicht flammten die Augen dunkel. »Gibt der Mann uns die Versicherung, uns als Gefangene in sein Lager zu führen, so werde ich mitgehen«, sagte er. »Ich will meinen Jungen nicht im Stich lassen und schlimmstenfalls sein Schicksal teilen.«
»Hol's der Teufel!« schimpfte Bob. »Aber wenn Ihr geht, geh ich natürlich auch. Oder hattet Ihr Euch eingebildet, ich ließe Euch allein? Wäre mir aber verdammt lieber, mit der Büchse in der Hand zu fallen, muß ich Euch sagen.«
Der junge Waltham schaltete sich ein. »Was immer wir tun, wir müssen gemeinsam handeln und zusammenbleiben«, sagte er mit heiserer Stimme. »Ist Mr. Burns entschlossen, sich gefangen zu geben, teile auch ich sein Los.«
Der Farmer rief zu dem Huronen hinüber: »Gibt der rote Mann sein Wort, uns unbehelligt zum Lager seiner Krieger zu geleiten, wenn wir waffenlos kommen?«
»An-da-wa gibt sein Wort und schwört es bei Manitu«, sagte der Indianer, die Hand aufs Herz legend. »Er hat Auftrag, die Blaßgesichter nur zu bekämpfen, wenn sie Widerstand leisten.«
»Laß mich erst mal deine zwanzig Krieger sehen, mein Junge«, schrie Bob, »damit ich mich ohne Schande ergeben kann.« Und leise zu den Gefährten gewandt: »Am Ende hat er nur ein halbes Dutzend Strolche bei sich. Das wär' dann eine andere Sache. Mit denen wollten wir schon fertig werden.«
Der Hurone stieß einen scharfen Pfiff aus und bewegte die rechte Hand kreisend über dem Kopf. Seine sämtlichen Begleiter traten links und rechts aus den Büschen heraus. Als Bob die Zahl der grell bemalten Kerle überblickt hatte, schrie er: »Hol euch alle der Satan, rothäutige Schufte! – Nichts zu machen, Master. Sie hungern uns aus, wenn sie uns nicht vorher die Kehle abschneiden.« Und er warf seine Büchse weg, ihr einen greulichen Fluch nachsendend.
»Gebt ihm Bescheid, Mr. Burns«, sagte Waltham, »Widerstand ist offensichtlich sinnlos.« Auch er legte die Büchse nieder und folgte mit Bob Green dem stumm voranschreitenden Farmer.
Die Huronen schlossen, von allen Seiten herankommend, einen Kreis um die Gefangenen, einige von ihnen sammelten die herumliegenden Büchsen, Kugelbeutel und Pulverhörner auf. Andere zogen den Wehrlosen die Messer aus den Gürteln.
»Es ist gut«, erklärte der Häuptling, »die Blaßgesichter werden sicher zu den Ratsfeuern der Huronen geleitet werden; An-da-wa bürgt, daß ihnen auf dem Weg kein Leid geschieht.« Er starrte den riesenhaften Bootsmann an, und seine Augen vergrößerten sich.
»Ja, glotze nur!« knurrte Bob Green. »Legt nur eure Waffen ab, dann wollen wir mal sehen, was passiert. Ich will mein Leben lang Ontariowasser saufen, wenn ich nicht mit dem ganzen Gezücht fertig werde!«
Der Häuptling rief zweien seiner Krieger eine kurze Bemerkung zu. Die Angerufenen kamen heran und schickten sich an, dem Bootsmann die Hände auf dem Rücken zusammenzubinden. Bob, wütend wie ein gereizter Stier, stieß sie mit einer einzigen Bewegung seiner Schultern beiseite, daß sie torkelten und stürzten. Im Augenblick wurden Büchsen gehoben und Messer gezückt, und hätte ein gellender Ruf des Häuptlings nicht Ruhe geboten, wäre es um Bobs Leben vermutlich geschehen gewesen.
Auf einen zweiten Wink An-da-was stürzten sich sechs bis acht rote Krieger auf den ergrimmten Schiffer, und es begann ein gewaltiges Ringen. Die Indianer hatten offensichtlich Befehl, keine Waffen zu gebrauchen, sondern nur ihre Muskelkraft einzusetzen. Bob wehrte sich wie ein grollender Bär, den die Meute anfällt, aber obgleich er mehrmals die Angreifer abschüttelte und zu Boden warf, mußte er der Übermacht schließlich erliegen. Unter einem Dutzend Huronen brach er zusammen und mußte knirschend dulden, daß ihm die Hände auf dem Rücken gefesselt wurden. Obgleich er übel genug mit ihnen umgesprungen war, warfen die Roten bewundernde Blicke auf den Riesen; seine gewaltige Körperkraft hatte ihnen augenscheinlich Eindruck gemacht.
Der Häuptling lächelte. »Mein weißer Bruder ist sehr stark«, sagte er. »Es war geboten, ihn zu binden.«
»Geh zum Henker, du Strolch!« tobte Bob Green, der noch immer schwer atmend am Boden lag. »Das ist gegen alles Völkerrecht. Nun, ich werd's euch schon noch eintränken, verlaßt euch darauf!«
Zum großen Erstaunen der Indianer trat jetzt Way-te-ta mit wild flackernden Augen auf An-da-wa zu und schrie mit schriller Stimme: »Warum bindet ihr Bob? Bist du ein schleichender Shawano, daß du dich an einem Freunde vergreifst? Sofort binde ihn los, oder ich sage es Schu-wa-na, dem Häuptling, der dich strafen wird.«
Höflich, unbewegten Gesichts entgegnete der Hurone: »Mein Bruder möge seinen Zorn begraben. Der Bär der Wälder ist sehr stark; seine Pranke könnte leicht meine jungen Leute verletzen, wenn er gereizt ist. Sie würden dann vielleicht zum Messer greifen, und das will ich nicht.«
»Du hast gesagt, du seiest unser Freund, darum hat Way-te-ta dich hierhergeführt«, fuhr der Irre hartnäckig fort, »Way-te-ta sieht nun, daß du ein Feind bist.«
»Way-te-ta wird bald erkennen, daß An-da-wa sein und aller Oneida Freund ist«, versetzte der Indianer unentwegt höflich; »er ist auch der Freund des starken Mannes, dem nichts geschehen wird.« Er wandte sich ab, gewillt, dem Gespräch ein Ende zu machen.
Die Huronen hatten sich sämtliche Waffen der Weißen angeeignet, indessen war es dem Irren gelungen, heimlich ein Messer unter dem Hemd zu verbergen. Der Häuptling befahl den Aufbruch, und die Kolonne setzte sich in Bewegung. Burns und Richard Waltham waren, ebenso wie der Irre, nicht gebunden worden, doch hatte der Häuptling keinen Zweifel daran gelassen, daß jeder Fluchtversuch mit einer Kugel beantwortet würde. Sie marschierten zunächst zu dem Irokesenlager, in dem John und Ni-kun-tha geweilt hatten. Das Lager war mittlerweile geräumt, nur einige schwach glimmende Feuer zeigten an, daß unlängst erst rote Krieger hier verweilt hatten.
Der Häuptling ordnete an, daß die Nacht in dem Lager verbracht werden sollte. Bob wurden für die Nachtruhe die Bande zwar gelockert, doch wurde er dafür mit einem langen Seil an einen Baum gebunden, was seinen Grimm nicht eben verminderte. Da das Seil lang genug war, streckte er sich gleichwohl zum Schlafen aus,