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Robert, das hast du. Schenk mir nur deine Freundschaft, das ist alles, was ich mir von dir wünsche«, meinte sie. »Weißt du, in den letzten Wochen hatte ich schon Angst, sie für immer zu verlieren, und das hätte mir sehr weh getan. Du bedeutest mir sehr viel, Robert, und ich möchte, daß du das weißt.«

      »Ich werde es nie mehr vergessen, Manon, das verspreche ich dir.«

      Und während draußen ganz sachte dicke, flaumige Schneeflocken vom Himmel taumelten, verbrachten Dr. Daniel und Manon einen ruhigen und beschaulichen Weihnachtsabend. Auch die folgenden Tage verliefen in stiller Harmonie, und allmählich spürte Dr. Daniel, wie sein Herz, das durch Lindas Verrat und Betrug gebrochen gewesen zu sein schien, langsam wieder leichter wurde. Fast bedauerte er, als er und Manon am Neujahrstag den Heimweg nach Steinhausen antreten mußten, doch die Arbeit rief.

      Allerdings bemerkte Dr. Daniel sehr bald, daß es noch eine ganze Weile dauern würde, bis er das, was Linda ihm angetan hatte, vollends verarbeitet hätte, doch seine Patientinnen würden ihm sicher dabei helfen, und vor allem seine Kinder, seine Schwester und seine Freunde… Freunde, auf die er sich felsenfest verlassen konnte.

      *

      Der Frühling zog bereits ins Land, als Dr. Daniel endlich merkte, wie ihn die Schatten seiner unglücklichen Liebe zu Linda allmählich losließen. Trotz ihres hinterhältigen Verrats hatte er sich hin und wieder immer noch bei dem Gedanken ertappt, wie er sich wohl verhalten würde, wenn Linda jetzt zu ihm zurückkäme und sagen würde, alles sei nur ein Irrtum gewesen, und ihre Liebe zu ihm sei echt.

      Inzwischen wußte er jedoch, daß das nicht der Fall sein würde. Eigentlich hatte er es ja schon lange gewußt… im Grunde seit diesem unerfreulichen Gespräch mit Linda vor dem kleinen Postamt im Zillertal. Aber irgendwie hatte er es einfach nicht wahrhaben wollen, und nur Manons unaufdringliche Nähe, die sie ihm ganz instinktiv immer dann gewährt hatte, wenn er sie am dringendsten brauchte, hatte schließlich dazu geführt, daß er Lindas beinahe schon erdrückenden Schatten allmählich hatte verdrängen können.

      »Robert, darf ich dich einen Augenblick stören?«

      Dr. Daniel blickte auf und direkt in Manons Gesicht. Er lächelte.

      »Gerade habe ich an dich gedacht«, meinte er, verschwieg aber, in welchem Zusammenhang das geschehen war.

      »Das freut mich«, entgegnete Manon und lächelte ebenfalls, dann wurde sie ernst. »Ich komme allerdings nicht ohne Grund.« Sie legte eine aufgeschlagene Zeitschrift vor Dr. Daniel auf den Tisch. »Normalerweise lese ich ja keine dieser Klatschblätter, aber diesmal hat es sich ausnahmsweise einmal gelohnt, und ich schätze, der Artikel wird auch dich interessieren.«

      Neugierig geworden griff Dr. Daniel nach der Zeitschrift.

      Schmutziger Scheidungskrieg bei Dr. Hans Kortek, stand in großen Druckbuchstaben über dem reich bebilderten Bericht.

      Bereits zwei Monate nach der prunkvollen und wohl auch ziemlich überstürzten Heirat stehen der berühmte Schönheitschirurg Dr. Hans Kortek und seine Noch-Ehefrau Linda Böhnig vor den Scherben ihrer Ehe. Vor dem Amtsgericht in Trier wird nun der schmutzige Scheidungskrieg ausgetragen, denn Dr. Kortek will verständlicherweise nicht auf die exklusive Privatklinik verzichten, die er durch seine Heirat mit Linda Böhnig bekommen hat. Doch diese fordert ihr Eigentum knallhart zurück, obgleich sie ohne ihren berühmten Mann nichts damit anfangen kann. Dr. Kortek kündigte unserer Redakteurin gegenüber an, daß er in der Verhandlung alle Register ziehen wird. Anscheinend legt er es darauf an, Linda Böhnig gesellschaftlich und finanziell einen harten Schlag zu versetzen. Angeblich soll in der Verhandlung auch Lindas erster Mann, Karsten Böhnig, zu Wort kommen, dem einst auf Betreiben seiner Ex-Ehefrau die ärztliche Zulassung entzogen wurde. Allerdings könnte der Rundumschlag, zu dem Dr. Kortek ansetzt, durchaus auch nach hinten losgehen. Nach dem Scheidungskrieg Kortek/Böhnig werden möglicherweise beide Parteien ruiniert sein.

      Dr. Daniel schob die Zeitschrift zurück, dann sah er Manon an. »Du hast recht, es hat mich interessiert, und dieser Artikel beweist mir wieder einmal, daß man mit Ehrlichkeit im Leben eben doch weiterkommt als mit Verrat und Betrug.«

      Aufmerksam sah Manon ihn an. »Schmerzt es noch sehr, Robert?«

      Dr. Daniel lauschte in sich hinein, dann schüttelte er den Kopf. »Nein, Manon, es hat aufgehört, weh zu tun.« Er warf einen Blick auf die Bilder, die Linda zeigten, doch bei ihrem Anblick regte sich nichts mehr in seinem Herzen.

      »Komm, Manon«, erklärte er und nahm sie beim Arm. »Machen wir einen schönen Spaziergang. Die Luft ist gerade im Frühling so würzig wie sonst nie.« Er lächelte. »Und an-schließend lade ich dich ins Waldcafé ein.«

      Manon lächelte zurück. »Eine wunderbare Idee, Robert.«

      Und dabei ahnte er nicht, wie sehr sie sich tatsächlich darüber freute, denn es war das erste Mal seit jenem schicksalhaften Tag vor Weihnachten, daß er die Inititative ergriffen hatte und sie zu einem Spaziergang und ins Café einlud. Das bewies Manon nun endgültig, daß er den Schatten seiner unseligen Liebe überwunden hatte. Dr. Daniel war wieder offen für das Leben – und irgendwann würde er es vielleicht auch für die Liebe sein…

Trennung – und kein Ende

      »Weiß dein Onkel eigentlich, was ich Tag für Tag hier leiste?« fragte Dr. Harald Stein und sah seine Verlobte, die junge Anästhesistin Dr. Gabriela Köster, herausfordernd an.

      Gabriela konnte nur mit Mühe einen Seufzer unterdrücken. Sie liebte Harald von ganzem Herzen, aber sein beinahe schon krankhafter Wunsch nach Anerkennung ging ihr manchmal doch ein wenig auf die Nerven.

      »Natürlich weiß er es, Harry«, antwortete sie. »Erst heute hat er wieder gesagt, welch ein Glücksgriff er mit dir getan hat. Du bist der beste Chirurg an der ganzen Klinik.«

      Harald nickte zufrieden. Genau das war es, was er hören wollte.

      »Dann wird es Zeit, daß er mich zum Chefarzt oder wenigstens zum Oberarzt ernennt«, erklärte er sehr von oben herab. »Sonst könnte es sein, daß ich mir eine andere Klinik suchen muß, wo meine Arbeit mehr gewürdigt wird.«

      »Harry, das ist doch Unsinn«, wehrte Gabriela fast ein wenig heftig ab. Sie haßte es, wenn er so von sich eingenommen war – vor allem deshalb, weil sie selbst trotz ihrer erstklassigen ärztlichen Fähigkeiten sehr bescheiden geblieben war. »Du weißt genau, daß mein Onkel dich nicht einfach zum Chef der chirurgischen Abteilung ernennen kann. Immerhin ist da noch Dr. Bergen und…«

      »Er ist alt und macht Fehler«, fiel Harald ihr scharf ins Wort. »Erst gestern wäre ihm beinahe ein Patient auf dem Tisch weggestorben.«

      »An dem gestrigen Herzstillstand traf Dr. Bergen nicht die geringste Schuld«, entgegnete Gabriela. »Ich selbst war bei diesem Eingriff dabei. Was Dr. Bergen da geleistet hat, war beispielhaft. Nur seiner großen Erfahrung war es zu verdanken, daß der Patient erfolgreich wiederbelebt werden konnte.«

      Harald wurde abwechselnd rot und weiß vor Zorn. »Willst du damit etwa sagen, daß er mir weggestorben wäre?«

      »Ich will damit gar nichts sagen – erst recht nicht das, was du mir gerade unterstellt hast. Ich will nur richtigstellen, daß Dr. Bergen trotz seiner vierundsechzig Jahre ein erstklassiger Chirurg ist, der es nicht verdient, wegen eines jüngeren Arztes von seinem Chefarztposten abgesägt zu werden.«

      Vorwurfsvoll sah Harald sie an. »Ich dachte wirklich, du würdest mich lieben, aber wenn du es so siehst…«

      »Das alles hat nichts mit meiner Liebe zu dir zu tun«, verwahrte sich Gabriela sofort. »Du weißt genau, daß ich dich liebe, aber…« Sie seufzte. »Ach, Harry, wenn du so bist wie gerade eben, dann… ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll. Irgendwie bist du mir in solchen Augenblicken sehr fremd.«

      Harald spürte, daß er sich jetzt auf einer gewagten Gratwanderung befand. Er mußte Gabriela rasch besänftigen, denn schließlich brauchte

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