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Ãœberrascht von Freude. C. S. Lewis
Читать онлайн.Название Ãœberrascht von Freude
Год выпуска 0
isbn 9783765571510
Автор произведения C. S. Lewis
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Diese Wirkung hatte die Rhetorik meines Vaters auf mich bis zu einem gewissen Alter; danach wandelte sie sich ganz plötzlich ins Lächerliche. Ich erinnere mich sogar noch an den genauen Augenblick dieser Wandlung, und an dieser Geschichte zeigt sich sowohl die Gerechtigkeit meines Vaters als auch die unglückliche Art, wie er sie ausdrückte.
Eines Tages fand mein Bruder, es sei eine gute Idee, ein Zelt zu bauen. Also beschafften wir uns aus einem der Speicherräume eine Tagesbettdecke. Der nächste Schritt war, geeignete Zeltstangen zu finden; eine Trittleiter aus der Waschküche bot sich dafür an. Für einen Jungen, der über ein Beil verfügte, war es die Arbeit eines Augenblicks, diese Leiter in eine Anzahl loser Stangen zu zerlegen. Vier von diesen steckten wir in die Erde und spannten die Decke darüber. Um sicherzugehen, dass die ganze Konstruktion auch wirklich standfest war, versuchte mein Bruder sodann, sich daraufzusetzen. Wir waren geistesgegenwärtig genug, die Überreste der zerrissenen Decke zu beseitigen; aber die Zeltstangen vergaßen wir völlig.
Als mein Vater an diesem Abend von seiner Arbeit zurückgekehrt war und gegessen hatte, machte er einen Spaziergang im Garten, auf dem wir ihn begleiteten. Der Anblick von vier schlanken Holzstangen, die aus dem Gras emporragten, erregte in ihm eine verzeihliche Neugier. Ein Verhör folgte; bei dieser Gelegenheit sagten wir die Wahrheit. Da leuchteten die Blitze und der Donner grollte; und alles wäre ebenso verlaufen wie bei Dutzenden ähnlicher Anlässe zuvor, wäre da nicht jener Höhepunkt gewesen: „Stattdessen muss ich feststellen, dass ihr die Trittleiter zerhackt habt. Und zu welchem Zweck, fürwahr? Um etwas zu machen, das wie ein verhindertes Kasperle-Theater aussieht.“
In diesem Moment bargen wir beide unser Antlitz; aber ach, nicht, um zu weinen.
Wie man aus dieser Anekdote ersehen kann, war ein beherrschender Faktor unseres Lebens zu Hause die tägliche Abwesenheit unseres Vaters von etwa neun Uhr morgens bis sechs Uhr abends. Während dieser Zeit waren wir allein im Haus, mit Ausnahme der Köchin und des Hausmädchens, mit denen wir mal im Krieg und mal verbündet waren. Alles rief dazu auf, ein Leben zu entwickeln, in dem es keine Berührungspunkte mit unserem Vater gab. Die wichtigste unserer Aktivitäten war das endlose Drama Tierlands und Indiens und schon das allein isolierte uns von ihm.
Aber ich möchte beim Leser keinesfalls den Eindruck hinterlassen, als hätten alle glücklichen Stunden der Ferienzeit nur in der Abwesenheit unseres Vaters stattgefunden. Er hatte ein Temperament wie Quecksilber; seine Stimmung konnte ebenso leicht steigen, wie sie fiel, und seine Vergebung war ebenso gründlich wie sein Missfallen. Er war oft der gutmütigste und freundlichste Vater, den man sich denken kann. Er konnte ebensogut herumalbern wie einer von uns und nahm keinerlei Rücksicht auf seine Würde oder seinen „Stand“.
In jenem Alter konnte ich natürlich noch nicht erkennen, was für ein guter Kamerad er (für einen Erwachsenen) war, da sein Humor von der Art war, für die man schon eine gewisse Kenntnis des Lebens braucht, um sie völlig würdigen zu können. Ich badete einfach darin wie im Sonnenschein.
Und während der ganzen Ferienzeit war da die schiere sinnliche Freude, zu Hause zu sein, die Freude am Luxus – an der „Zivilisation“, wie wir es nannten. Ich habe vorhin schon von Vice Versa gesprochen. Die Beliebtheit dieses Buches beruht sicherlich nicht nur auf der Farce. Sondern dies ist die einzige wahrhafte Schulgeschichte, die es gibt. Die Maschinerie des Garuda-Steins dient nur dazu, die Empfindungen, die jeder Junge verspürte, wenn er aus der Wärme und Weichheit und Würde seines Familien-lebens in die Entbehrungen, die rohe und schäbige Hässlichkeit der Schule überging, in ihren wahren Farben (die anders übertrieben wirken würden) herauszubringen. Ich sage „verspürte“, nicht „verspürt“; denn vielleicht sind die Elternhäuser heute schlechter und die Schulen besser als damals.
Man wird sich fragen, ob wir denn keine Freunde, keine Nachbarn, keine Verwandten hatten. Doch, wir hatten sie. Einer Familie im Besonderen verdanken wir so viel, dass wir ihr, zusammen mit einigen anderen Dingen, das nächste Kapitel einräumen sollten.
2Den Anlass zu dieser Strafe gab ein Fehler bei einem geometrischen Beweis.
DRITTES KAPITEL
Mountbracken und Campbell
Denn all diese schönen Leute in der Halle standen in der Blüte ihrer Jugend; es gab niemand Glücklicheren unter dem Himmel; der von edelster Art unter ihnen war ihr König. Es wäre eine schwere Aufgabe, heute in irgendeinem Schloss eine so liebliche Gesellschaft zu finden.
Gawain und der Grüne Ritter
Wenn ich von meiner näheren Verwandtschaft spreche, dann erinnert mich das daran, wie sehr der Gegensatz zwischen den Lewis’ und den Hamiltons meine Jugend beherrschte. Für mich begann es mit den Großeltern. Mein Großvater Lewis, taub, langsam, Psalmenmelodien summend, sehr besorgt um seine Gesundheit und stets beflissen, die Familie daran zu erinnern, dass er nicht mehr lange bei ihr weilen werde, steht meiner Großmutter Hamilton gegenüber, einer Witwe mit scharfer Zunge und scharfem Geist, die, jeder Zoll eine Warren und der Konvention gegenüber so gleichgültig, wie es nur eine alte südirische Aristokratin sein konnte, voller häretischer Ansichten steckte (zum allgemeinen Entsetzen war sie gar eine Verfechterin der Unabhängigkeit Irlands von Großbritannien) und mit einem halben Hundert Katzen zur Gesellschaft in einem alten verfallenen Haus lebte. Wie oft sie wohl auf einen arglosen Konversationsvorstoß geantwortet hat mit: „Du redest großen Unsinn“?
Wäre sie ein wenig später geboren worden, so wäre sie, glaube ich, bestimmt Sozialistin geworden. Vagen Floskeln hielt sie rücksichtslos nachprüfbare Tatsachen entgegen und wenn ihr jemand mit abgedroschenen Maximen kam, bestand sie unnachgiebig darauf, dass er seine Äußerungen durch Beweise stützte. Verständlich, dass die Leute sie als exzentrisch bezeichneten.
Wenn ich eine Generation weiter gehe, finde ich denselben Gegensatz. Onkel Joe, der ältere Bruder meines Vaters, lebte mit seiner Familie, zwei Jungen und drei Mädchen, ganz in unserer Nähe, als wir noch im alten Haus wohnten. Sein jüngster Sohn war mein erster Freund, doch wir entfernten uns voneinander, als wir älter wurden. Onkel Joe war ebenso klug wie freundlich, und mich mochte er besonders. Worüber unsere Eltern in jenem Haus redeten, erinnere ich mich nicht, für mich waren das einfach „Erwachsenengespräche“ – über Leute, Geschäfte, Politik und Gesundheit, nehme ich an.
Doch Onkel Gussie – der Bruder meiner Mutter, A. W. Hamilton – sprach mit mir, als ob wir Gleichaltrige wären. Damit meine ich, dass er über Gegenständliches redete. Er brachte mir alle naturwissenschaftlichen Kenntnisse bei, die ich damals schon aufnehmen konnte; und er tat es klar, eifrig und ohne alberne Witze und Herablassung; es machte ihm offensichtlich genauso viel Spaß wie mir. So verschaffte er mir den intellektuellen Hintergrund für meine Lektüre der Bücher von H. G. Wells. Ich glaube nicht, dass er für mich als Person auch nur halb so viel übrig hatte wie Onkel Joe; aber gerade das war es, was mir gefiel (ob man das nun eine Ungerechtigkeit nennt oder nicht). In unseren Gesprächen konzentrierten wir uns nicht aufeinander, sondern auf das Thema.
Von seiner kanadischen Frau habe ich bereits gesprochen. Auch bei ihr fand ich die Eigenschaften, die mir bestens gefielen – ein unveränderliches, freundliches Willkommen ohne jede Sentimentalität, einen unverdorbenen Menschenverstand und die wenig augenfällige Gabe, zu jeder Zeit alle Dinge so heiter und angenehm zu machen, wie es die Umstände erlaubten: Wenn etwas fehlte, kam man auch ohne aus und machte das Beste daraus.
Die Neigung der Lewis’, alte Wunden aufzureißen und schlafende Hunde zu wecken, war ihr ebenso fremd wie ihrem Mann.
Doch wir hatten noch andere Verwandte, die viel mehr für uns bedeuteten als unsere Tanten und Onkel. Weniger als eine Meile von unserem Haus entfernt stand das größte Haus, das ich damals kannte – nennen wir es Mountbracken. Dort lebte Sir W. E.
Lady E. war eine Cousine ersten Grades meiner Mutter und vielleicht ihre beste Freundin; und zweifellos geschah es um meiner Mutter willen, dass sie