Скачать книгу

umdrehte, stand die zickige Blondine hinter mir. Diesmal hatte sie zwei andere Mädchen im Schlepptau, und alle drei kicherten, bevor sie ohne Entschuldigung verschwanden.

      Mit gerötetem Gesicht bückte ich mich, um die Schulbücher aufzuheben, als sich plötzlich ein anderes Mädchen neben mich kniete und mir half. Auf den zweiten Blick erkannte ich meine Sitznachbarin mit der lustigen Nerdbrille und den knallroten Haaren. Laura, war glaube ich ihr Name.

      »Mach dir nichts draus. Jessica und ihre Mitläuferfreunde sind immer so ätzend drauf.«

      »Wer?«, fragte ich.

      »Na die drei von gerade.« Sie griff nach dem letzten Buch und richtete sich auf. »Die Tussis, die dir dein Leben auf diesem Internat hundertprozentig noch schwer machen werden. Sie sind die größten Zicken an der Läresson. Also Vorsicht, wenn du dich mit denen anlegst, kannst du froh sein, wenn du dieses Schuljahr überlebst. Jessica ist Godzilla in der weiblichen Variante.«

      Da ich nicht genau wusste, was ich darauf antworten sollte, lächelte ich einfach nur.

      »Ich helfe dir mal die Bücher in dein Zimmer zu tragen.«

      Großzügig nahm mir Laura die Hälfte des Bücherstapels ab.

      »In welchem Stock wohnst du denn, Clarissa?«

      »Im Dritten und nenn mich bitte Lissa.«

      Sie lächelte sichtlich erfreut. »Klar, gern … Lissa.«

      Laura ging voran und ich folgte ihr. Währenddessen versuchte ich mir den Weg halbwegs einzuprägen. Allerdings war dieses Schulgebäude so riesig, dass ich wohl noch ein paar Tage brauchen würde.

      »Zimmernummer?«, erkundigte sich Laura.

      »Ich glaube 316.«

      »Glauben ist gut, wissen ist besser.« Sie lachte.

      Auch ich musste grinsen. Das Mädchen schien wirklich in Ordnung zu sein.

      Kaum im Zimmer angekommen, ließ ich den Stapel Bücher aufs Bett plumpsen und mich gleich daneben. Laura setzte sich auf den Bürostuhl und legte ihren Bücherstapel ordentlich auf den Schreibtisch.

      »Und, wie gefällt es dir bei uns? Ich meine, von Jessica mal abgesehen?«, fragte sie mich und drehte sich grinsend mit dem Stuhl hin und her.

      »Scheint ganz schön zu sein. Wie kommt es, dass du auf einem Internat bist?«

      Lauras Gesicht wurde schlagartig ernst und es dauerte etwas bis sie antwortete. »Mein Vater ist vor zwei Jahren bei einem Autounfall gestorben. Meine Mutter hat das nicht verkraftet und ist mit mir nicht mehr klargekommen. Daraufhin wurde ich vom Jugendamt hierhergeschickt.«

      »Wieso hierher und nicht in ein Heim oder … zu deinen Großeltern?«

      »Die sind schon gestorben und andere Verwandte haben wir nicht. Aber mein Vater war früher hier auf der Schule und so hatte ich das Gefühl, ihm hier irgendwie nahe sein zu können. Außerdem, ohne angeben zu wollen, sind meine Noten für das Läresson Internat geeignet.« Sie rückte ihre Brille zurecht.

      Danach wurde es still im Zimmer. So still, dass man nicht mal mehr einen Atemzug hörte. Aus dem Augenwinkel beobachtete ich Laura unsicher. Sie starrte regungslos aus dem Fenster, mit dem Rücken zu mir.

      »Das tut mir leid für dich«, unterbrach ich das peinliche Schweigen.

      »Ach, ich bin drüber weg. Ich war mit meiner Mutter eh nie so dicke und außerdem fühl ich mich hier pudelwohl.« Jetzt wirkte sie tatsächlich wieder so fröhlich wie zuvor.

      Trotzdem war ich mir nicht so sicher, dass sie wirklich drüber weg war. Schließlich hatte ich den Tod meiner Mutter immer noch nicht verkraftet, obwohl es nun schon fünf Jahre her war. Aber vielleicht war Laura stärker als ich.

      »Hast du schon den Stunden- und Essensplan?«, unterbrach sie meine Gedanken.

      Ich schüttelte den Kopf.

      »Dann schau mal in einem der Bücher nach, ist da bestimmt irgendwo eingeklemmt. War bei mir auch so.«

      Während ich die Bücher auf dem Bett unter die Lupe nahm, entdeckte Laura gleich im ersten Buch auf dem Schreibtisch ein ordentlich zusammengefaltetes Blatt.

      »Gefunden!«, grinste sie und reichte es mir rüber.

      Als ich es auseinanderfaltete, fiel ein weiterer Zettel heraus.

      Während ich neugierig den Speiseplan studierte, knurrte mein Magen wie ein Bär, der gerade seine Jungen verteidigte. Das lag wohl daran, dass ich seit über vierundzwanzig Stunden nichts mehr gegessen hatte. Alles was ich heute Morgen zu mir genommen hatte, war ein Glas Wasser gewesen.

      Mittagessen gab es hier von zwölf bis um halb drei. Schnell sah ich die Uhr, die über dem Schreibtisch hing. Kurz vor zwei.

      »Hast du auch so doll Hunger wie ich?«, fragte ich Laura.

      »Nö.« Laura grinste verschwörerisch. »Bestimmt noch viiiiiel mehr!«

      Während wir uns auf den Weg in die Cafeteria machten, zeigte mir Laura nebenbei einen Teil der Schule. Das Läresson Internat war wirklich riesig und echt beeindruckend.

      »Wow«, staunte ich weiter, während wir den Speisesaal betraten. »Der ist ja auch so groß.«

      Laura nahm mich am Handgelenk führte mich zu den Tabletts, wo sie mir eins in die Hände drückte. »Dienstags ist immer Veggie-Day. Also heute.«

      »Cool.« Jetzt war ich noch beeindruckter.

      »Ja, aber eigentlich gibt es jeden Tag etwas Vegetarisches dazu.«

      »Gut, ich bin nämlich Vegetarier.« Ich nahm mir eine kleine Portion Nudelauflauf und trottete Laura hinterher. Wir setzten uns ganz hinten in eine Ecke an einen Viererplatz.

      »Hier sitze ich jeden Tag zum Frühstück und Abendessen mit meinen zwei besten Freunden Josh und Isabelle.«

      »Wieso nur morgens und abends?«, fragte ich neugierig.

      »Sie sind in der zwölften Klasse, also eine Stufe über uns und deshalb haben sie etwas andere Esszeiten.«

      Obwohl mich ihre Antwort wirklich interessierte, konnte ich ihr nicht mehr richtig zuhören. Cody hatte soeben den Speisesaal betreten und ich folgte gebannt jede seiner Bewegungen.

      »Lissa? Hörst du mir überhaupt noch zu?« Laura klang etwas empört und versuchte herauszufinden, was mich so ablenkte und folgte meinem Blick. »Ach so ist das also.« Verstohlen wackelte sie mit den Augenbrauen. Dabei grinste sie wie ein Honigkuchenpferd.

      »Wie ist was?« Hastig sah ich auf meinen Teller und stopfte mir aus lauter Verlegenheit gleich zwei volle Löffel Auflauf in den Mund, sodass ich gar nicht mit dem Kauen hinterherkam.

      »Du stehst auf Cody Arrington.«

      Ich fühlte mich auf frischer Tat ertappt und prompt blieb das Essen in meinem Hals stecken. Wenigstens konnte ich meine unangenehme Gesichtsröte auf den plötzlichen Hustenanfall schieben.

      »Ist doch gar nicht mein Typ«, versuchte ich mich herauszureden, als ich wieder Luft bekam.«

      Doch Laura grinste nur noch breiter. »Dafür, dass heute dein erster Tag ist, weißt du aber schon ganz schön gut, wen ich meine.«

      Na gut, sie hatte mich erwischt. Jetzt konnte ich mich unmöglich noch rausreden.

      Doch bevor ich etwas sagen konnte, meinte sie: »Aber ich rate dir, die Finger von ihm zu lassen. Glaub mir, du würdest dich nur verbrennen. So wie viele andere auch.«

      »Wie meinst du das?«, hakte ich nach, obwohl ich die Antwort eigentlich gar nicht hören wollte.

      »Na ja, sieh ihn dir an. Was erwartest du bei solch einem heißen Aussehen? Nichts gegen dich Süße, aber bei ihm hättest du keine Chance. Er ist ziemlich arrogant, spricht kaum mit jemanden, kurz gesagt, er ist zwar echt sexy, aber ein arroganter Arsch.«

      Ziemlich

Скачать книгу