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und auch er auf niemanden zu ging, um Zeltpartnerschaften zu schließen.

      »Ruhe«, donnerte Frau Lamin und sofort waren alle wieder auf ihren Plätzen und still.

      Es ging auch den Rest der Stunde um die Organisation des vorgesehenen Zeltausfluges, bis es schließlich zur Pause klingelte.

      Laura sprang auf. »Versprichst du es mir?«, fragte sie mich und stützte sich von hinten auf meine Schultern.

      »Was soll ich dir versprechen?« Ich drehte mich zu ihr um.

      »Na, dass wir zusammen in ein Zelt gehen.«

      »Klar.« Ich lächelte sie ehrlich erfreut an. Obwohl ich ihr erst gestern begegnet war, hatte ich das Gefühl, dass wir uns schon ewig kannten. Und es war ein großartiges Gefühl, endlich eine richtige Freundin zu haben.

      Als wir später am Tag in der großen Pause über das Schulgelände schlenderten, beobachtete ich Jessica, wie sie sich mit ihren beiden Freundinnen mal wieder an Cody ranmachte. Wie ich erfahren hatte, hießen sie Rachel und Juliet. Sie gingen ebenfalls in meine Klasse.

      Ich wollte es nicht wahrhaben, doch ich verspürte so etwas wie Eifersucht, gleichzeitig aber auch Angst, während ich sie mit Cody zusammen sah. Angst, dass er nichts von mir wissen wollte.

      »Sprich ihn an.«

      »Was?« Ich drehte mich zu Laura um und starrte sie an. »Hast du mir nicht geraten, ich soll die Finger von ihm lassen?«

      Sie nickte. »Raten würde ich es dir, aber ich habe noch mal drüber nachgedacht. Vielleicht solltest du es einfach doch versuchen. Heißt es nicht: Wer kämpft, kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren?«

      Wie recht sie hatte.

      »Vor allem, weil du offensichtlich ja so hoffnungslos verknallt bist, dass du beim Frühstück sogar deinen Saft vergisst und dich erst Paulus daran erinnern musste.«

      Wie peinlich, Laura hatte es mitbekommen. Hoffentlich nur sie!

      »Wenn du willst, helfe ich dir ein Date mit ihm klar zu machen«, bot sie mir an.

      Mein Herz pochte unterschiedlich schnell. »Ähm, also, ich weiß ja nicht …« Obwohl, das war eigentlich meine Chance. Allein traute ich mich nämlich sowieso nicht ihn anzusprechen. Etwas Hilfe wäre nicht unbedingt schlecht, also stimmte ich zu.

      »Okay, abgemacht!« Laura grinste und rieb ihre Hände aneinander. »Operation Date mit Cody kann beginnen. Ich hab sogar schon einen Plan.«

      »Und welchen?«

      »Wir veranstalten in der Sporthalle eine Party. Natürlich so, dass die Lehrer es nicht mitkriegen.« Sie zwinkerte mir zu.

      »Und dann?« Ich kapierte nicht, wie mir das mit Cody helfen sollte.

      »Dann fragst du ihn einfach, ob er mit dir tanzen will«, schlug sie vor, als wenn es das Normalste auf der Welt wäre, einen so gut aussehenden Typen wie Cody einfach nach einem Tanz zu fragen. Dann konnte ich ihm ja auch gleich einen Heiratsantrag machen. Das wäre ein genauso lächerlicher Plan.

      »Aber fordert nicht eigentlich immer der Junge das Mädchen zum Tanzen auf?« Ich fand eigentlich diese Jungs-machen-das-und-Mädchen-das-Sache ziemlich albern, aber ich brauchte eine Ausrede. Laura war schließlich meine Freundin und ich konnte ihr ja schlecht direkt ins Gesicht sagen, dass ihr Plan ein totaler Reinfall war.

      Sie zuckte mit den Schultern. »Was ist? Willst du ihn nun oder soll Jessica ihn bekommen?«

      Verunsichert riskierte ich wieder einen Blick zu Cody hinüber, der immer noch von Jessica und ihren Freundinnen belagert wurde. Prompt fiel mir die peinliche Situation in der Bibliothek wieder ein. Wahrscheinlich hatten Rachel und Juliet und vielleicht auch Cody Jessica bereits davon berichtet und ich wollte gar nicht darüber nachdenken, wer inzwischen sonst noch alles davon wusste.

      Aber wieder war mir klar, ich hatte keine Wahl.

      »Na gut, wenn es sein muss«, stimmte ich Lauras Idee schließlich zu. Vielleicht kam ich ja doch noch irgendwie aus dieser verrückten Nummer raus.

      »Geht doch«, meinte sie zufrieden.

      Angespannt biss ich mir auf meine Unterlippe. Das tat ich immer aus Gewohnheit. Gut, dass ich nie ohne einen Lippenpflegestift loszog. Ohne den würden meine Lippen nämlich so aussehen, als wäre ein Rasenmäher darübergefahren.

      Als die Schulglocke läutete, kehrten wir ins Klassenzimmer zurück und quälten uns durch den Rest des Unterrichts.

      Nach der letzten Stunde machten wir uns dann ausgehungert auf den Weg in die Cafeteria. Laura trippelte voran und war vor Aufregung wegen ihrer geplanten Party ganz außer sich. Ich schlurfte nur langsam hinter ihr her. Nebenbei überlegte ich, wie ich aus der ganzen Sache wieder herauskommen konnte.

      Im Speisesaal angekommen, schnappten wir uns jeder einen Teller Milchreis und setzten uns wieder auf Lauras Stammplatz, ganz nach hinten. Ich mochte den Platz. Von hier aus hatte man einen guten Blick auf Cody. Bis jetzt war er allerdings noch nirgends zu sehen.

      »Das wird so genial.« Laura schob ihren Teller zur Seite und holte einen Zettel und einen Bleistift aus ihrer Tasche. »Alsooo, was brauchen wir alles für die Party?« Vor Aufregung konnte sie nicht still sitzen bleiben und zappelte auf ihrem Stuhl, als hätte sie Hummeln im Hintern.

      Ich zuckte nur mit den Schultern und stocherte gelangweilt in meinem Milchreis herum, bis sich plötzlich ein großer Schatten über meinem Teller ausbreitete. Erwartungsvoll schaute ich nach oben.

      Cody!

      Es war tatsächlich Cody, der vor unserem Tisch stand und mich anschaute. MICH.

      Mir blieb fast der Milchreis im Hals stecken, weshalb ich kurz husten musste. Einen richtigen Anfall konnte ich aber gerade noch so unterdrücken.

      »Du hast gestern deinen Block in der Bibliothek vergessen.« Er holte meinen Zeichenblock aus seiner Tasche heraus, auf dem ganz fett gedruckt mein Name zu lesen war und legte ihn auf den Tisch.

      Mir fiel wieder ein, dass ich ihn da gestern tatsächlich liegen gelassen hatte, weil ich vor lauter Verlegenheit so schnell aus der Bücherei gestürmt war.

      »Oh, danke«, stotterte ich und lächelte unsicher. Sag noch was. Sag irgendwas. IRGENDWAS.

      Doch bevor mir etwas einfiel, ging er.

      Tolles Gespräch! Nicht mal mein Lächeln hatte er erwidert.

      »Da ist jemand aber richtig verknallt«, sang Laura laut.

      Etwas zu laut, weshalb ich sie unter dem Tisch trat und einen warnenden Blick auf sie abfeuerte.

      Während Laura sich vollstopfte und nebenbei weiter ihre Notizen machte, aß ich langsam auf und beobachtete Cody. Er setzte sich wieder an denselben Tisch wie am Vortag. Wieder allein. Plötzlich drehte er den Kopf und sah zu uns rüber. Schnell blickte ich auf meinen Teller und aß hektisch weiter, wobei ich mich noch einmal verschluckte. Ich fing kräftig an zu husten. »Wasser«, keuchte ich. Verdammt, warum hatte ich mir nichts mitgebracht zu meinem Milchreis?

      Laura blickte zu mir und griff sofort nach ihrem eigenen Becher. »Hier, trink das.«

      Gierig kippte ich die Flüssigkeit in einem Zug runter. Nachdem es wieder einigermaßen ging, schnappte ich jedoch erneut nach Luft. »Was war das eigentlich?«, fragte ich nervös und deutete auf den leeren Becher. Irgendwie kam mir der Geschmack bekannt vor, aber …

      »Bananensaft«

      »Was? Ich bin gegen alles was mit Bananen zu tun hat allergisch«, jammerte ich panisch und fing wieder an zu husten. Schreckliche Erinnerungen schossen mir durch den Kopf. Zum Beispiel als meine Mutter zu meinem Geburtstag den Kuchen mit dem Fertigboden gemacht hatte, in dem Spuren von Bananen enthalten gewesen waren. Danach hatten wir in die Notaufnahme gemusst, weil sich auf meiner Haut überall rote und schrecklich juckende Flecken gebildet hatten. Außerdem war es mir den Rest des Tages total mies gegangen und ich hatte ständig das Gefühl

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