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auf. „Ihr nicht", sagte er leise und legte eine Hand auf Satorys Arm. Sebastian war mit nach draußen getreten und gab den Wachen erneut die Anweisung, niemanden mehr ins Zelt zu lassen. Graf Satorius wartete einen Moment, doch als er merkte, dass sein Sohn nicht mit nach draußen kam, wollte er zurück ins Zelt, doch die Wachen ließen ihn nicht durch. Herzog Richard und Falco traten zu ihm und zogen ihn zurück. „Nicht", sagte der Herzog mitfühlend und schüttelte den Kopf, „Ihr könnt eh nichts dagegen tun." Der Graf brach jetzt fast zusammen, hätten die Beiden ihn nicht gestützt. „Reicht ihm nicht seine asconische Hure!", schrie er verzweifelt, „nicht mein Sohn! Bitte, tut doch etwas", flehte er den Herzog an. „Was könnte ich schon tun? Er ist der König, wir können gar nichts tun", antwortete der Herzog. Er hielt den Grafen jetzt in seinen Armen. „Ich habe es immer geahnt", schluchzte der Graf, „die Blicke, die er auf meinen Sohn geworfen hat! Jahrelang habe ich ihn vor Henry versteckt, vom Hof ferngehalten, so gut ich konnte und jetzt konnte ich ihn doch nicht vor ihm schützen!", raunte er erstickt, hielt beide Hände vor sein Gesicht, drehte sich um und ging rasch davon. Falco atmete hörbar aus. „Wisst Ihr", sagte der Herzog, „das schlimmste ist, dass ich nicht einmal richtig Mitleid mit dem jungen Satorius habe, diesem arroganten, kleinen Scheißer! Im Grunde hat er selbst schuld. Ihr wisst, wie er den König immer provoziert hat! Nur sein Vater, der tut mir wirklich leid!" Falco hob die Augenbrauen, dann schüttelte er den Kopf. „Trotzdem", erwiderte er „das hat er nicht verdient!"

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      Herzog Richard legte Falco seine Hand auf den Arm und drückte ihn kurz. „Dankt Gott, dass Ihr nicht Henrys Geschmack seid!", sagte er noch und ging hinüber zu seinem Zelt. Falco zögerte noch einen Moment und machte sich ebenfalls auf den Weg zu seinen Soldaten. Am nächsten Morgen kam Sebastian, wie immer und weckte den König. „Ist schon gut", brummte Henry verschlafen, „gib mir noch ein paar Minuten!" Sebastian blickte auf Satorius, der immer noch schlief und schüttelte den Kopf. ´Jetzt sind es schon zwei`, dachte er bei sich und zog sich wieder zurück. Henry drehte sich zu Satorius um, der auf der Seite, mit dem Rücken zu ihm lag und strich ihm mit der Hand, die Wirbelsäule auf und ab. „Es war sehr schön, letzte Nacht, mit dir. Ich bin fast zufrieden mit dir, Satory, bis auf die kleinen Schwierigkeiten, die du Anfangs wieder gemacht hast. Aber das macht gerade deinen Reiz aus. Ich mag es, wenn du ein wenig aufsässig bist. Ihr dürft Euch nun zurückziehen, Hauptmann Satorius!" Als Satory gegangen war, streckte sich Henry nochmals und stand dann ebenfalls auf. Es dämmerte geradeerst und so war Satorius, abgesehen von den Wachen, fast unbemerkt davongekommen. Doch Henrys Wachen waren darauf eingeschworen worden, besonders schweigsam zu sein. Sie blickten sich lediglich kurz schmunzelnd an.

      Als Amanoue am Morgen erwachte, ging es ihm wieder gut. Die Kopfschmerzen waren völlig verschwunden und er hatte einen Bärenhunger. Er zog sich rasch an und ging nach draußen. Der Gehilfe des Heilers war gerade dabei, alles auf den Wagen zu packen. Amanoue nickte ihm zu, schlug den Weg zum königlichen Zelt ein, trat ohne zu zögern ein und strahlte über das ganze Gesicht dabei. Die Ruhe hatte ihm ausgesprochen gutgetan und er sah wunderschön aus. Seine braune Haut hatte einen rosigen Schimmer und seine grünen Augen funkelten wie Edelsteine. Er trug sein Haar offen und im Schein der aufgehenden Sonne, die zum Zelteingang hereinschien, glänzte es, wie polierte Kastanien. „Guten Morgen", sagte er mit seiner samtweichen Stimme und blieb stehen. Henry war nicht allein. Außer Satorius und seinem Sohn, waren alle seine restlichen Offiziere anwesend. Alle sahen zu ihm hin und alle waren sprachlos. Durch das Licht der Sonne, schien Amanoues Körper zu leuchten und er sah eher aus, wie eine himmlische Erscheinung, als aus Fleisch und Blut. Amanoue lächelte sein zauberhaftes Lächeln und legte den Kopf etwas schräg. „Guten Morgen", wiederholte er, „soll ich wieder gehen? Ich möchte nicht stören." „Aber nein", sagte Henry, er hatte sich als erster wieder gefangen, „komm ruhig herein. Geht es dir wieder gut, mein Schatz?" „Sehr gut, danke!", antwortete Amanoue lächelnd und kam zum König. „Ich bin hungrig, kann ich bitte etwas zu essen haben?", fragte er schüchtern. Der König nickte nur verzückt und zeigte auf den Tisch. „Ja, selbstverständlich! Nimm dir, was du möchtest."

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      Amanoue ging an ihm vorbei und berührte ihn dabei, wie zufällig am Arm. Die Anderen würdigte er wie immer keines Blickes, sondern ging mit leicht zur Seite geneigten Kopf an ihnen vorüber. „Ich weiß nicht, ob es Demut oder Arroganz ist, wie er sich manchmal benimmt!", sagte der Herzog und schüttelte den Kopf. „Man könnte fast meinen, er wäre hier der Herr! Und Ihr lasst ihm das durchgehen?" Henry lachte nur und sah Amanoue beim Essen zu. Der hatte sich auf einen Stuhl gesetzt und speiste auf seine vornehme Art. „Er sitzt, während der König steht! Wie könnt Ihr das nur zulassen, Eure Majestät!", rief der Herzog wieder aufgebracht, „steh sofort auf, Sklave! Man sollte dich dafür auspeitschen lassen!" Der Herzog war jetzt wirklich außer sich. Amanoue erhob sich sofort und sah den König unsicher an. „Verzeiht, Herr, ich weiß nicht, wie das passieren konnte. Seine Gnaden hat recht, ich habe Bestrafung verdient", sagte er kleinlaut, verneigte sich tief vor Henry und berührte dabei kurz mit seinen Fingerspitzen seine Brust, seinen Mund und seine Stirn. „Was machst du da?", fragte Henry überrascht, „das hast du noch nie gemacht!" Amanoue runzelte die Stirn, wich etwas zurück, schüttelte leicht den Kopf und zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht?", sagte er unsicher. „Schon gut!", meinte Henry beschwichtigend, „setz dich ruhig wieder und iss weiter, es stört mich nicht! Und Ihr, Onkel, beruhigt Euch, bitte!", wandte er sich an den und drehte sich wieder zu den Anderen um. „Nun, meine Herren, ich denke es war sowieso schon alles gesagt. Es wird Zeit, aufzubrechen!", entließ er sie mit einer Handbewegung. Alle verbeugten sich und verließen dann das Zelt. „Meine Güte", raunte der General beim Hinausgehen, „ich dachte schon, ich wäre tot und würde einen Engel sehen! Gott sei Dank, war es nur die kleine Hure!", meinte er und lachend gingen sie auseinander. Henry war inzwischen zu Amanoue getreten und nahm ihn in die Arme. „Werde ich jetzt ausgepeitscht?", fragte Amanoue leise und mit gesenktem Haupt. Henry hob ihm das Kinn an und küsste ihn zärtlich. „Ich könnte dir nie etwas antun!", sagte er verliebt und küsste ihn nochmals. „Darf ich heute wieder mit den Soldaten reiten? Oh, bitte?!", fragte Amanoue honigsüß. Henry nickte lächelnd. „Ja, mein kleiner Schatz, wenn es dir so viel Freude macht, geh nur!" „Dann brauche ich aber ein Hemd", sagte Amanoue kleinlaut, „sonst schimpft der Hauptmann wieder! Er sagt, das schickt sich nicht“, meinte er und deutete auf seine nackte Schulter, die Tunika war wieder verrutscht. Henry lachte auf. „Ich finde es eigentlich sehr reizvoll!", antwortete er und küsste ihn auf die Schulter, „aber wenn der Hauptmann das sagt, müssen wir wohl gehorchen! Sebastian, bring Amanoue ein frisches Hemd! Aber ein Gutes!", rief er dann vergnügt.

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      Der Diener murmelte irgendetwas, aber Henry achtete nicht darauf. Kurz darauf kam Sebastian wieder und brachte Amanoue ein Hemd des Königs, das ihm natürlich viel zu groß war. Amanoue zog die Tunika aus, das Hemd an und es reichte ihm fast bis zu den Knien. Er stand da, blickte an sich herunter, sah dann den König an, der schmunzelnd neben ihm stand und als er die Stirn runzelte sah er dabei so entzückend aus, dass Henry ihn lachend in die Arme nahm. Amanoue entwand sich ihm jedoch, ging zum Tisch, nahm ein Messer und machte einen Schnitt ins Hemd. Mit einem Ruck, riss er erst das Vorderteil und dann das Hinterteil, etwa in Hüfthöhe ab. „Das schöne Hemd!", jammerte Sebastian entsetzt. Amanoue sah aber zu Henry und grinste ihn spitzbübisch an. „Besser!", sagte er zufrieden und stopfte das Hemd in seine Hose. „Vielleicht ein bisschen kurz jetzt, hm?", meinte der König, doch Amanoue schüttelte den Kopf. „Komm her", sagte Henry und küsste ihn zärtlich. „Und jetzt geh, sonst kann ich für nichts garantieren! Ich freue mich auf heute Abend, lass mich ja nicht zu lange warten!" Amanoue schlang seine Arme um Henrys Hals, zog ihn zu sich herunter und küsste ihn leidenschaftlich. „Isch freue misch auch und bin sooo `ungrisch, nach Eusch, `err!" Henry kniff die Augen zusammen und verbiss sich das Lachen. „Geh jetzt", sagte er liebevoll und gab ihm noch einen Klaps auf den Hintern. Amanoue lächelte ihn noch einmal entzückend an und spazierte hinaus. Er lief geradewegs hinüber zu den Soldaten der Leibwache, die allesamt schon auf den König warteten. „`allo", sagte er, „`ier bin isch wieder! Wo ist meine Pferd?" Die Soldaten grinsten ihn an, nur Falco schüttelte seufzend seinen Kopf. „Oh Herr im Himmel, bitte nicht!", rief er gen Himmel und Amanoue sah ihn verwundert an. „Wieso?

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