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hielt sich fest, holte Schwung und mit einem Ruck, saß er hinter ihm im Sattel. Satorius war das genaue Gegenteil von Falco. Sein Haar war goldblond und er lächelte Amanoue aus strahlend-blauen Augen an. Außerdem waren seine Gesichtszüge eher weich und noch zart, was seine Jugendlichkeit noch unterstrich und er ritt auf einem großen, pechschwarzen Hengst, der irgendwie so gar nicht zu ihm passte. „Ihr solltet vorsichtiger sein", meinte er freundlich, „nicht auszudenken, was passiert wäre", meinte er, sprach den Satz nicht zu Ende und holte nur tief Luft. Er trug lediglich ein dünnes Leinenhemd, schwitzte aber trotzdem. Der Stoff klebte ihm entlang der Wirbelsäule am Rücken und ließ einen muskulösen Körper erahnen. „Diese verdammte Hitze", stöhnte er und trieb den Hengst an. „Schwitzt Ihr nicht? Euch scheint die Hitze wohl nichts auszumachen?" Amanoue schüttelte den Kopf. „Nicht so sehr. Ich bin Asconier, in Asconien ist es immer warm", gab er schüchtern zurück. „Ja, sicher!", lachte Satorius, „das ist mir bekannt! Meine Großmutter kommt aus Asconien, kam", verbesserte er sich, „leider ist sie schon tot." „Wirklich! Das freut mich! Äh, natürlich nicht das mit Eurer toten Großmutter, sondern dass Ihr asconischer Abstammung seid!“, erwiderte Amanoue und blickte verlegen zu Boden. Satorius lachte herzlich, der Hengst machte einen Satz und Amanoue hielt sich gerade noch, an den Hüften des Hauptmannes fest. Dessen Rücken hatte sich kurz angespannt und sein muskulöser Oberkörper zeichnete sich deutlich unter dem feuchten Stoff ab. „Wie seid Ihr nach Austrien gekommen?", fragte Amanoue schüchtern nach.

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      „Gar nicht! Wir sind Savoyer, das ist eine austrische Provinz, leider! Mein Großvater war in jungen Jahren viel in fremden Ländern unterwegs. Er war ein reicher Kaufmann, nun und von einer seiner Reisen brachte er sich eine Frau mit. Eben, aus Asconien!“ „Dann ist Euer Vater ein halber Asconier!" „Oh nein, meine Mutter!", wieder lachte Satorius. „Mein Vater entstammt einem alten, verstaubten Adelsgeschlecht, aber meiner Mutter konnte er nicht widerstehen und natürlich ihrer Mitgift!" Amanoue holte tief Luft. „Warum seid Ihr so freundlich zu mir?", fragte er leise. „Ihr duzt mich nicht, so wie die Anderen." „Sind die denn nicht freundlich zu Euch?" Satorius drehte sich zu ihm um und sah ihn erstaunt an. Amanoue schüttelte traurig seinen Kopf. „Nein, entweder sie reden überhaupt nicht mit mir, oder sie behandeln mich, wie eine Hure", antwortete er und seine Stimme klang bitter. Satorius verkniff sich das Lachen und biss sich auf die Lippe. „Das findet Ihr wohl lustig?", fragte Amanoue aufgebracht. „Nein", wiegelte Satorius schnell ab, „wirklich nicht, aber es ist Euer Akzent, so wie Ihr manche Worte aussprecht. `ure", äffte er Amanoue nach, woraufhin der ihm einen Schlag auf die Schulter verpasste. „Au!", rief Satorius übertrieben empört, dann lachten sie beide. „Bitte, könntet Ihr mich nicht so bald wieder zurückbringen? Ich hasse es, die ganze Zeit im Wagen der Diener mitfahren zu müssen“, fragte Amanoue und blickte schüchtern zur Seite. „Natürlich", antwortete Satorius freundlich, „aber irgendwann, muss ich Euch wieder zu ihm zurückbringen." „Ja", sagte Amanoue, „aber nicht jetzt."

      Sie verbrachten den ganzen Tag zusammen, aßen gemeinsam zu Mittag, lachten viel und redeten über Gott und die Welt. Schließlich begann es zu dämmern und der Zug hielt an, um das Nachtlager aufzubauen. „Verdammt", meinte Satorius, „es ist schon viel zu spät. Man sorgt sich sicher schon um Euch! Die Zeit ist viel zu schnell vergangen, mit Euch!" „Um eine Hure? Wer sorgt sich schon um mich!", erwiderte Amanoue und seine Stimme klang wieder leicht verbittert. Satorius kicherte. „Ich könnte Euch stundenlang zuhören, `ure", sagte er beinahe zärtlich. „Aber nun, muss ich Euch zum König bringen, haltet Euch fest!", meinte er dann, gab dem Pferd die Sporen und sie galoppierten die staubige Straße entlang, bis direkt vor das Zelt des Königs. Satorius zügelte den Hengst abrupt, der stieg leicht in die Höhe und alle wichen vor dem großen Tier zurück, selbst der König. „Verdammter Angeber!", murmelte Falco. Er mochte den jüngeren Hauptmann nicht

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      besonders und dem schien es ebenfalls so zu ergehen. Mit einer schwungvollen Bewegung half Satorius Amanoue vom Pferd, bevor er selbst lässig abstieg. „Bursche", rief er in Falcos Richtung, „kümmer dich um mein Pferd! Oh, ich kann mich einfach nicht daran gewöhnen, dass Ihr jetzt auch Hauptmann seid!", grinste er dann Falco frech an und reichte einem jungen Soldaten die Zügel. „Seid Ihr jetzt fertig, mit Eurer Vorstellung?", fragte der König gereizt und wandte sich an Amanoue. „Wo, zum Teufel, hast du den ganzen Tag gesteckt? Wie du wieder aussiehst! Mach, dass du ins Zelt kommst! Wir reden später!" „Na, da habt Ihr bestimmt viel zu lachen, Eure Majestät!", warf Satorius ein und er und Amanoue lachten. Amanoue lachte! Der König sah ihn geradezu ungläubig an und wandte sich dann erneut Satorius zu. „Wo habt Ihr ihn gefunden?", fragte er barsch. „Oh, ich sah ihn weinend am Straßenrand sitzend", antwortete der leicht spöttisch, „und in meiner grenzenlosen Güte, habe ich mich seiner angenommen!" Amanoue blickte ihn flehend an, schüttelte kaum merklich den Kopf und Satorius war dies nicht entgangen, denn er hatte auch ihn angesehen. „Seht mich gefälligst an, wenn ich mit Euch spreche!", donnerte Henry ihn an, „Graf Satorius, ich glaube, Ihr solltet Eurem Sohn etwas mehr Respekt beibringen! Mit der Gerte, oder ich werde es tun!", sagte er drohend, nahm dem jungen Hauptmann seine Reitpeitsche weg und warf sie dessen Vater zu, der sie lässig auffing. „Jawohl, Eure Majestät, wie Ihr wünscht. Ich werde ihn heute Abend züchtigen. Verzeiht ihm, er ist noch jung und manchmal bricht das Temperament seiner Mutter in ihm durch“, antwortete der Graf, verbeugte sich tief und auch sein Sohn tat es ihm gleich, als der ihn eindringlich angesehen hatte. Henry nickte nur, drehte sich um und ging zum Zelt. „Was stehst du hier noch herum, ins Zelt mit dir!", herrschte er Amanoue an, dann wandte er sich noch einmal an Hauptmann Satorius. „Ich warne Euch, Hauptmann Satorius! Langsam geht meine Geduld mit Euch zu Ende! Und haltet Euch von ihm fern!", raunte er, drehte sich wieder um und betrat das Zelt. Amanoue war schon nach hinten gegangen, wo ein großer Bottich mit warmem Wasser bereitstand. Er zog sich aus, stieg hinein und begann sich von Kopf bis Fuß einzuseifen. Danach schüttete er sich einen Krug Wasser über den Kopf und spülte sich den Schaum ab. Schließlich nahm er sich ein Laken, wickelte sich darin ein und sah hinüber zum König, der ihm dabei zugesehen hatte. „Seid Ihr sehr böse, Herr?", fragte er leise. Henry lachte auf, als er sein verlegenes Gesicht sah. „Ein bisschen schon! Ich hatte bereits den Befehl erteilt, nach dir suchen zu lassen und dann kommst du mit diesem kleinen Aufschneider daher. Außerdem hatte ich dir ausdrücklich befohlen, mich nicht warten zu lassen!"

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      Amanoue schluckte betreten und senkte demütig seinen Kopf. „Er war nur nett zu mir. Wird sein Vater ihn wirklich schlagen?", fragte er unsicher nach. „Das hoffe ich doch! Ich werde mich jedenfalls selbst davon überzeugen", antwortete Henry. Amanoue kam zum König, der auf seinem schöngeschnitzten Stuhl saß, setzte sich rittlings auf dessen Schoß und sah ihm direkt ins Gesicht. „Er hat mich gerettet!", sagte er ernst und senkte wieder seinen Blick. „Wovor?", fragte Henry und strich ihm über den Rücken. „Vor ein paar Soldaten", antwortete Amanoue und erzählte ihm alles. „Nun, das ehrt ihn, aber ich sage dir, der kleine Satorius ist ein arrogantes, verwöhntes Miststück, das sonst nur, auf sein eigenes Wohl bedacht ist!", entgegnete Henry und sah ihn besorgt an. „Nicht auszudenken, was sie dir angetan hätten", raunte er nachdenklich. Amanoue schlang seine Arme um Henrys Hals und näherte sich ihm, bis ihre Lippen nur noch wenige Millimeter voneinander getrennt waren. „Aber zum Glück, ist mir nichts passiert, seinetwegen", hauchte er und beide sahen sich tief in die Augen. Plötzlich zog Amanoue Henry an sich und küsste ihn voller Leidenschaft. Henry hob ihn hoch, trug ihn zum Bett, legte sich auf ihn und liebkoste ihn innig, bis sie sich ihrer Lust hingaben und sich leidenschaftlich liebten. Und als Henry in ihm kam, stöhnte Amanoue laut auf. Das ganze Zelt, war von einem süßen, schweren Duft erfüllt, der an die Trompetenblüten des Daturastrauches erinnerte.

      Am nächsten Morgen weckte ihn Henry. Er streichelte ihn zärtlich, fuhr mit den Fingerspitzen die Konturen des Sklavenarmbandes nach und strich ihm sanft, über Nase und Mund. Amanoue rekelte sich wie eine Katze und öffnete die Augen. „Guten Morgen", sagte Henry lächelnd. Amanoue lächelte zurück, so zauberhaft, dass Henrys Herz einen Hüpfer machte und sofort schneller schlug. Der König war wie immer bereits vollkommen bekleidet. „Steh auf, mein kleiner Liebling, ich habe eine Überraschung für dich!", sagte er freudig, Amanoue erhob sich, zog sich an

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