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was ihr da treibt?“, rief er ihnen zu. „Amanoue will nicht über den Fluss!“, rief Finn zurück. Falco seufzte gequält auf. „Und warum nicht?“, er war jetzt bei ihnen und sah ihn genervt an. „Er sagt, dass er ertrinken wird, wenn er in den Fluss fällt!“, antwortete Finn völlig ernst. Falco sah ihn an, als ob der sie nicht alle hätte, doch Finn zuckte nur nickend, mit den Schultern. Brac redete derweil beruhigend auf Amanoue ein, beschwor ihn geradezu. „Komm schon, es wird dir nichts passieren. Sieh doch, das Wasser ist gar nicht tief hier! Selbst wenn du hineinfällst, könntest du noch stehen“, meinte er sanft. Doch Amanoue schüttelte wieder seinen Kopf und machte jetzt sogar Anstalten, in die entgegengesetzte Richtung davon zu reiten. Falco ließ einen verärgerten Ton hören, der fast wie ein Knurren klang, trieb sein Pferd an und versperrte ihm den Weg. Er griff in die Zügel der Stute und hielt sie fest. „Könntet Ihr mir mal verraten, wo Ihr hinwollt?“ „Weiß nicht! Zurück!“ „Zurück? Wohin? Ins Hurenhaus?“, schrie Falco ihn an. „Da habt Ihr aber einen weiten Weg vor Euch!“ Amanoue funkelte ihn wütend an. „Lasst mein Pferd los! Ich werde nicht ins Wasser reiten! Ich werde ertrinken!“, sagte er und seine Stimme klang nun verzweifelt. „Woher wollt Ihr das wissen?“, fragte Falco noch immer genervt. „Weil ich es gesehen habe!“ „Blödsinn! So jetzt reicht es!“ Falco ritt los, zog die Stute hinter sich her, Amanoue zog hart an den Zügeln und trieb sie in die andere Richtung, weg vom Fluss. Falco lehnte sich blitzschnell zu ihm hinüber, packte ihn an den Haaren, die wieder offen waren und zerrte ihn fast aus dem Sattel. Amanoue trat mit seinem Fuß nach Falco und traf ihn hart am Oberschenkel. Dadurch verlor der Hauptmann das Gleichgewicht und fiel zwischen die Pferde, ließ Amanoue aber nicht los, sondern riss ihn ebenfalls mit zu Boden und beide Tiere liefen erschrocken davon. Amanoue schrie auf vor Schmerz und Zorn und biss Falco in den Arm, woraufhin der nun ebenfalls aufschrie, Amanoue kurz losließ aber sofort mit der anderen Hand zuschlug. Amanoues Kopf fiel zur Seite und Falco schlug nochmals zu, traf ihn mit der Faust am Kinn und Amanoue rührte sich nicht mehr. Der Hauptmann stand auf, schob den Hemdsärmel zurück und verzog das Gesicht. Deutliche Bissspuren waren zu sehen und es blutete sogar leicht. „Miststück!“, murmelte er, packte Amanoues Arme, hob ihn hoch und warf ihn sich über die Schulter. Dann fiel sein Blick auf die restlichen fünf Soldaten, die wie angewurzelt dastanden, ihn anstarrten und dümmlich angrinsten. „Was glotzt ihr so?! Macht, dass ihr über den Fluss kommt! Und nehmt sein Pferd mit!“, brüllte er sie an, dann stieß er einen lauten Pfiff aus und sein Wallach kam zu ihm getrabt. Er

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      warf Amanoue über den Sattel, stieg auf, packte ihn hinten am Kragen, wuchtete ihn herum und zog ihn unsanft dabei hoch. Amanoue saß jetzt vor ihm, zwischen seinen Armen und lehnte an Falcos Brust. Er lenkte sein Pferd zum Fluss und gerade als es ganz im Wasser war, kam Amanoue wieder zu sich. Als er sich bewegte, umfasste Falco dessen Taille und drückte ihn fest an sich. Amanoue rappelte sich auf und wollte sich aus der Umarmung befreien, doch Falco hielt ihn nur noch fester. „Sch“, machte er, „ganz ruhig! Es wird dir nichts passieren. Solltest du allerdings wieder Unsinn machen, werfe ich dich eigenhändig in den Fluss und sehe dabei zu, wie du absäufst! Alles klar?“, raunte er und Amanoue hielt augenblicklich still. Als das Wasser tiefer wurde, drückte er sich ängstlich gegen Falco, legte seine Arme um dessen Hals und blickte ihm direkt in die Augen. Er atmete heftig und sein Herz schlug wie wild. „Isch werde ertrinken“, sagte er leise und Falco schüttelte den Kopf. „Das werde ich nicht zulassen“, antwortete er fast sanft und sah ihm dabei ebenfalls fest in die Augen. Amanoue lockerte seine Umarmung, hielt aber den Blickkontakt aufrecht, nahm einen Arm herunter, strich plötzlich mit seinen Fingerspitzen über Falcos Lippen, schob sie ihm ein wenig in den Mund und berührte kurz dessen Zungenspitze. Falco riss seinen Kopf zur Seite und sah ihn erschrocken an. „Was machst du da? Hör sofort auf!“, fuhr er ihn erschrocken an. „Isch will Eusch, Ihr könnt misch `aben“, hauchte Amanoue, „isch wollte Eusch schon von Anfang an, schon, als wir uns sum ersten Mal gesehen `aben“, gurrte er, fasste dem Hauptmann zwischen die Beine, rieb seine Hand an ihm und keuchte dabei leicht. Sie hatten fast das andere Ufer erreicht und Falco machte vor Schreck einen harten Ruck, mit dem Zügel. Der Wallach, der gerade das rutschige Ufer erklimmen wollte, stolperte dadurch, glitt aus und alle drei landeten im Wasser. Das Pferd rappelte sich sofort wieder hoch und sprang schnaubend an Land, während Falco und Amanoue kurz untertauchten und prustend wieder hochkamen. Das Wasser war nur etwas mehr als knietief, doch der Hauptmann packte Amanoue am Arm, zog ihn mit sich, die Böschung hinauf und ließ sich mit ihm fallen. Für einen Moment blieben sie einfach nur liegen, Falco halb auf Amanoue und beide sahen sich erneut in die Augen. Falco hob seine Hand, strich ihm übers Gesicht und fuhr mit den Fingerspitzen die Konturen seines lieblichen Mundes nach, Amanoue reckte sich ihm entgegen und beide berührten sich sanft mit den Lippen. Falco schloss kurz seine Augen, dann stand er ruckartig auf, fuhr sich verwirrt mit beiden Händen übers Gesicht und blickte auf ihn nieder. „Ihr seid nicht ertrunken, genau wie ich sagte“, meinte er kalt und ging rasch davon. „Was war das denn?“, fragte Finn verlegen, „habt ihr das gesehen?“ „Kein Wort darüber!“, zischte Mati ihnen zu, „habt ihr verstanden?!“ Er sah sie eindringlich

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      an und als sie nickten, folgte er dem Hauptmann nach. Amanoue saß am Ufer, zog seine viel zu großen Stiefel aus und leerte das Wasser aus ihnen heraus. Dann legte er sich einfach wieder zurück und schloss die Augen.

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      IV

      Austrien

      Endlich hatten sie wieder austrischen Boden unter ihren Füßen. Der König hatte befohlen, das Nachtlager gleich an Ort und Stelle errichten zu lassen, obwohl es erst später Nachmittag war. Die Sonne schien noch heiß vom wolkenlosen Himmel und Amanoue lag noch immer am Ufer im Gras und genoss die Wärme. Falco ging ihm nicht aus dem Kopf und während er vor sich hinträumte, kamen die ersten Soldaten zurück zum Fluss, zogen sich aus und liefen johlend ins Wasser. Amanoue setzte sich auf und sah ihnen dabei zu, wie sie miteinander scherzten und wie ausgelassene Kinder im Wasser herumtollten, als er einige bekannte Gesichter entdeckte. „He, Amanoue!“, rief Ravio ihm zu, „willst du nicht auch ins Wasser kommen? Es ist wirklich herrlich, na komm schon!“ Amanoue schüttelte den Kopf. „Ihr wisst doch, dass ich nicht schwimmen kann! Ich fürchte mich vor dem Wasser!“ „Meine Güte, du alter Feigling! Du siehst doch, dass wir hier noch stehen können! Nun komm schon und ich bringe es dir bei!“, erwiderte Ravio und winkte ihm zu. „Was willst du ihm denn beibringen?“, raunte Alecto seinem Freund zu. „Er ist ein kleines, geiles Luder und wenn er kommt, gehört er mir und es ist mir mittlerweile völlig gleich, wenn er tatsächlich ein Kerl ist“, antwortete Ravio, grinste ihn an und der schüttelte seinen Kopf. „Du bist unmöglich, aber der kommt sowieso nicht“, gab er schnaubend zurück und in diesem Moment tauchte ein Stück Flussabwärts, Brac auf. „Hallo Kleiner! Kommst du auch ins Wasser?“, rief er und lächelte Amanoue zu. Er stand und das Wasser reichte ihm gerade bis zu seiner breiten Brust. „Na komm schon, du Hasenfuß, oder traust du dich nicht?“, rief er lachend, während Finn hinter ihm vorbei schwamm. Amanoue stand zögernd auf und begann sich langsam auszuziehen. Erst das Hemd, dann zog er am Band seiner Hose und ließ sie wie in Zeitlupe, über seine Hüften, zu Boden gleiten. Ganz langsam, ging er auf den Fluss zu. „Siehst du, jetzt kommt er doch“, sagte Ravio leise und sog die Luft ein. „Meine Güte, sieh dir nur an, wie er aussieht! Das gibt`s doch gar nicht, ich kann nicht fassen, dass er tatsächlich ein Kerl ist!“ Amanoue verdeckte mit einer Hand seine Scham, die andere hatte er, wie ein Mädchen, über seine Brust gelegt und er war unglaublich schön. Sein Haar fiel ihm über die runden

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      Schultern, bis hinab über den flachen Bauch und glänzte im Sonnenschein, kastanienbraun. Seine samtige Haut schimmerte wie Goldbronze und auf seinem schönen

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