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Harz und die hessischen

       Lande, Braunschweig 1797. 8. S. 17 – 27, spricht

       umständlich über Entstehung desselben.

       Die drei Schwestern aus dem See.

       Was dem Städter im Winter Schauspiel, Oper und

       Ball ist, das ist dem einfachen Landvolke die vertrauliche

       Spinnstube. In den langen Winterabenden kommen

       da die Spinnerinnen zusammen, die jungen Bursche

       gesellen sich dazu, man singt ein fröhliches

       Liedchen, man scherzt, man löset Pfänder ein, oder

       erzählt sich Mährchen und Gespenstergeschichten.

       So war es vor uralten Zeiten, und so ist es noch

       jetzt, im Süden wie im Norden.

       Auch in dem Dörfchen Epfenbach bei Sinzheim in

       der Unterpfalz kam man von jeher so traulich zusammen,

       und setzte sich recht dicht um den warmen Ofen

       herum, wenn's draußen stürmte und fror.

       Aber damals traten, seit dem Gedenken der Aeltermutter,

       drei wunderschöne weiß gekleidete Jungfrauen

       in den fröhlichen Kreis. Man harrte ihrer jeden

       Abend mit Sehnsucht, und wie gute Engel nahm man

       die holden Schwestern auf; denn sie brachten jeden

       Abend ein neues Lied mit einer Melodie, ein munteres

       Spiel oder ein unbekanntes Mährchen mit. Jedermann

       liebte sie, und besonders verweilten die Blicke der

       jungen Bursche mit Wohlgefallen auf den schönen

       Zügen der Jungfrauen; aber eine besondere Hoheit

       verscheuchte jede Vertraulichkeit. Auch sie brachten

       immer ihre Rocken und Spindeln mit, und keine der

       Spinnerinnen übertraf sie an Behendigkeit und ihre

       Fäden an Feinheit. So wie aber die Glocke eilf schlug,

       so packten sie ihre Rocken zusammen, und nichts in

       der Welt konnte sie bewegen, auch nur eine Minute

       länger zu bleiben. Fröhlich und eilig verschwanden

       sie aus dem Kreise, wie sie gekommen waren. Keine

       Spur verrieth ihren Weg, wenn sie »gute Nacht« gesagt

       hatten. Niemand wagte es aber auch, ihnen nachzugehen.

       Man wußte nicht, woher sie kamen, man

       wußte nicht, wohin sie gingen, man sah sie nur in die

       Stube treten und wieder hinausgehen, und wenn man

       von ihnen sprach, so hießen sie nur die Jungfrauen

       aus dem See, oder die drei Schwestern aus dem See.

       Alle jungen Bursche des Dorfs brannten im Stillen

       für die wunderbaren Mädchen, keiner wagte aber

       seine Empfindungen gegen sie laut werden, noch sie

       ihnen merken zu lassen.

       Besonders heftigen Eindruck hatte ihr liebes Wesen

       und das Geheimnißvolle ihres Aufenthaltes auf des

       Schulmeisters Sohn gemacht. Ihm that es so leid,

       wenn sie gingen; ihm währte immer die Zeit zu lang,

       bis sie wieder kamen, und war erst der Abend nahe,

       so dünkte ihm jede Stunde, ehe er zur Spinnstube

       gehen durfte, eine Ewigkeit. Wenn sie nun hereintraten,

       die holden Schwestern, ach! da verstrich ihm wieder

       die Zeit so schnell, die Stunden verliefen wie Mi-

       nuten, und immer meinte er, die alte Thurmuhr tauge

       gar nichts, denn im Winter laufe sie täglich eine halbe

       Stunde vor. Aber die Jungfrauen meinten, die Uhr

       gehe ganz recht, und kein Bitten konnte sie bewegen,

       länger zu bleiben.

       Lange sann der liebende Jüngling hin und her, wie

       er es wohl anfinge, den Anblick der Unbegreiflichen

       länger zu genießen. Endlich kam er auf den Gedanken,

       die Thurmuhr um eine Stunde zurück zu stellen,

       um sie zu täuschen. Er that's.

       Mit recht freudigem Behagen ging er nun in die

       Spinnstube; denn er sah ja die lieben Mädchen heute

       eine Stunde länger.

       Sie kamen, wie gewöhnlich, und brachten ein neues

       Lied mit einer neuen Melodie mit, das sie die Anwesenden

       lehrten. Darüber wurde der längere Verzug der

       eilften Stunde nicht bemerkt. Die Jungfrauen blieben,

       bis die Glocke eilf schlug, und gingen also eigentlich

       erst um zwölf Uhr weg. Fröhlich und heiter, wie

       sonst, schieden sie. Darüber freute sich der gute Jüngling

       gar sehr, und beschloß, diesen unschuldigen Betrug

       alle Abende zu wiederholen.

       Aber er hatte sich vergebens gefreut. Als am folgenden

       Tage einige Leute am See vorübergingen,

       siehe, da hörten sie ein klägliches Gewimmer, und auf

       dem Spiegel des Wassers gewahrte man drei große

       blutige Stellen, die jedoch niemand zu deuten wußte.

       Des Schulmeisters Sohn hatte nichts davon erfahren.

       Er ging zur gewöhnlichen Zeit in die Spinnstube,

       hatte auch wieder die Thurmuhr zurückgestellt, aber –

       man harrte vergebens. Sie kamen nicht, und sind auch

       niemals wieder gekommen, die lieben Schwestern.

       Bald sagte dem trauernden Jüngling eine leise Ahndung,

       daß er die Ursache ihres Verschwindens sey;

       daß wohl sein unschuldiger Betrug ihren Lebensfaden

       zerrissen habe. Und das quälte und nagte ihm an der

       Seele. Er schlich umher, ward bleich und krank, suchte

       Ruhe, und – fand sie im Grabe.

       * * *

       Unersättlichkeit im Genusse tödtet den Genuß. Wer

       auch die unschuldigste Freude eine Stunde, und immer

       eine Stunde länger schmecken will, als Geschick, Zeit,

       Pflicht gestatten, der wird leicht sich und andern verderblich.

       Hätte man diese Wahrheit in einer Dichtung darstellen

       wollen, man hätte dazu nichts treffenderes finden

       können, als die vorstehende Sage, welche aus der Badenschen

       Wochenschrift von 1807 genommen ist.

       Die goldenen Kohlen.

       Nahe bei der Stadt Aschersleben1 liegt in dem engen

       Thale, das die Eine durchfließt, eine Mühle. Groß und

       stattlich sind ihre Gebäude, die Wohlhabenheit des

       Besitzers verkündend. Vordem lebte aber einer ihrer

       Eigenthümer in der niedrigsten Dürftigkeit, bis ihn

      

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