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      Friedrich Gottschalck

      Die Sagen und Volksmärchen der Deutschen

      Eine außergewöhnliche Sammlung von deutschen Sagen, Erzählungen und Volksmärchen.

      Dieses ebook wurde erstellt bei

      

      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       Impressum neobooks

      Kapitel 1

      Friedrich Gottschalck

       Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen

       Erstes-Bändchen.

       Vorrede.

       Keiner europäischen Nation fehlt es an fabelhaften

       Erzählungen aus der Geschichte ihrer Vorzeit, welche

       unterm Volke einheimisch sind, ihm angehören, und

       daher mit Recht V o l k s s a g e n , V o l k s m ä h r -

       c h e n genannt werden. Die Vorliebe für das Alterthümliche

       war es, welche sie aufbewahrte, vom Vater

       dem Sohne, und von diesem dem Enkel bis auf unsere

       Tage forterzählen ließ. Daß sie nicht bloß Spiele einer

       lebhaften Einbildungskraft sind, sondern gewöhnlich

       irgend einer Veranlassung ihre Entstehung danken,

       leidet keinen Zweifel. Spürt man dieser nach, so findet

       man sie oft in dieser oder jener historischen Handlung

       der ältesten Zeit. Greifen sie mit dem Geiste der

       Vorzeit, oder mit den Handlungen mehrerer oder auch

       nur einzelner Menschen, in einander, so erhalten sie

       schon mehr Wichtigkeit. Finden sich aber auch historische

       Hinweisungen oder örtliche Ueberbleibsel, die

       damit zusammentreffen, und wo vielleicht eine sich

       auf die andere stützt, dann treten sie gewisser Maßen

       an die Stelle der Geschichte, und können dem Alterthumsforscher

       vielleicht zur Erläuterung und Aufhellung

       von Urkunden dienen.

       Wer sie aber auch, da sie freilich immer die trübsten

       und ärmsten aller Quellen der Geschichte bleiben

       werden, als solche verwerfen wollte, der würde doch

       die in ihnen lebende reine Poesie, die natürliche, sie

       schmückende Einfalt, den treuen kindlichen Sinn, der

       überall aus ihnen hervorblickt, die in vielen verborgen

       liegende schöne Moral und eine religiöse Neigung für

       das Wunderbare als anziehend anerkennen und auch

       zugeben müssen, daß ihnen das Verdienst, Belege zur

       Charakteristik unserer Voreltern zu seyn, nicht abgesprochen

       werden könne.

       Ist es daher keinem Zweifel unterworfen, daß

       Volksmährchen ihren Werth haben, so lohnt es auch

       wohl der Mühe, sie zu sammeln und sie als Erbstücke

       aus einer längst verschwundenen Ahnenzeit unsern

       Enkeln aufzubewahren. Dieß muß jedoch bald, es

       muß jetzt geschehen; denn die zugenommene Bildung

       eben der Klasse von Menschen, von der sie hauptsächlich

       festgehalten und fortgenommen wurden, hat

       leider schon bei ihnen eine Lauheit gegen diese lieblichen,

       einheimischen Mythen erzeugt, welche deren

       endliches Vergessen zur Folge haben wird. Es achtet

       nicht mehr so darauf, das Volk; und mit dem Heimgange

       des alten Mütterchens, das sie jetzt noch weiß,

       wird wohl die Kunde dahin seyn. Die Jugend hat jetzt

       andere Vergnügungen, und kehrt sich nicht mehr an

       die fabelhaften Erzählungen der Mütter; ja es hält

       schwer, selbst das Alter zur Erzählung solcher Sagen

       zu bringen, und nur durch Treuherzigkeit, nur durch

       eine unverstellte ernste Aufmerksamkeit darauf, vermag

       man es zur Mittheilung zu bewegen.

       Zu den Nationen, welche solche Volksmährchen im

       Ueberflusse besitzen, gehört auch die deutsche. An

       ihren Burg- und Kloster-Ruinen, an den Gipfeln ihrer

       Berge, an ihren Flüssen, Quellen, Hainen, Felsen,

       Höhlen und Untiefen haften ihrer in Menge; und wem

       unter uns wäre wohl die Erinnerung des Zaubers erloschen,

       mit welchem diese Mährchen unser kindliches

       Gemüth ergriffen, wenn wir mit lauschendem Ohre

       und hingegebenem Staunen vor der Pflegerin standen,

       und jedes Wort auffaßten, daß ja keins verloren ginge,

       bis das grausende oder liebliche Ende der Sage uns

       ausrufen ließ: Noch ein Mal, noch ein Mal!

       Diese unsere vaterländischen Mythen nun aufzubewahren,

       sie vor dem gänzlichen Vergessen zu sichern,

       beabsichtige ich durch die Herausgabe dieser Sammlung.

       Mein Plan ist, sie zu einer möglichst vollständigen

       zu erheben, und ich gedenke ihn durchzuführen,

       wenn ich, außer der Benutzung schon vorhandener

       ähnlicher Sammlungen und sonstiger mir zu Gebote

       stehender Hülfsmittel, so glücklich bin, Freunde für

       mein Unternehmen zu gewinnen, die mir vorzüglich

       solche Mährchen mittheilen, welche noch nirgends

       aufgefaßt wurden, und nur im Munde des Volks fortlebten.

      

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