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Mutter schliefen, ein leises Knarren hören konnte. Da war es wieder, diesmal sogar deutlicher und im nächsten Moment konnte er sogar Schritte vernehmen. Auf einmal hellwach, überlegte er fieberhaft, was er tun sollte. Vielleicht waren Einbrecher in die Hütte gelangt? Die Möglichkeit verwarf er jedoch wieder, was sollten Räuber denn schon bei ihnen klauen? Kurz entschlossen schlich er flink durch die Küche auf die morsche Tür zu, die in das angrenzende Zimmer führte. Angestrengt versuchte er, durch ein Loch in der Tür zu spähen, wurde jedoch enttäuscht, als er die Beiden schnarchend in ihren Betten vorfand. Befand sich also noch irgendein ungebetener Gast in ihrem kleinen Heim, oder spielte ihm seine Phantasie einen Streich?

      Gerade, als er sich abwenden wollte, räkelte sich Xian, schlug verschlafen die Decke zurück und erhob sich von seinem Bett. Er warf einen kurzen Blick in seine Richtung, als ob er Darian hinter der verschlossenen Tür sehen konnte und ein ungutes Gefühl machte sich in dem Jungen breit. Kurz überlegte er, ob er weiter spähen sollte, hielt es aber für klüger, den Rückzug ins Bett anzutreten, falls Xian das Haus verlassen sollte.

      Gespannt lauschte er in die Stille hinein und wenig später vernahm er wieder dieses merkwürdige, leise Knarren und seine Neugier packte ihn erneut. Abermals erhob er sich, verwarf die Vorsicht und schlich zur Tür, um einen weiteren Blick durch das Loch zu werfen. Verdutzt stellte er fest, dass Xian nicht mehr im Raum zu sehen war, doch einen weiteren Ausgang als diesen gab es nicht, oder täuschte er sich da? Er vergewisserte sich noch einmal, dann drückte er leise gegen die Türe und betrat das Zimmer seiner immer noch schlafenden Mutter.

      Langsam tastete er sich an der Wand entlang und suchte den Raum nach einem weiteren versteckten Ausgang ab. Alles schien wie immer, die Möbelstücke standen unbewegt an ihren Orten und auch in den Wänden gab es keine Hohlräume. Doch wohin konnte Xian dann verschwunden sein? Fieberhaft überlegte Darian, bis er wieder Schritte hören konnte, aber nicht wusste, woher die Quelle des Geräusches kam. Aus Verzweiflung entdeckt zu werden, schlich er so schnell und leise wie möglich in den Kleiderschrank und versteckte sich zwischen den teuren Kleidern Xians und wartete gespannt darauf, wo dieser jetzt erscheinen würde.

      Plötzlich mit einem Ruck, fiel die Tür des Schrankes zu und sein Versteck setzte sich in Bewegung, bis mit einem weiteren Ruck der ganze Spuk vorbei war. Darian wusste nicht was passiert war und hatte unbewusst seinen Atem angehalten, öffnete nach einigem Warten langsam die Türe und stellte mit Entsetzen fest, dass er sich nicht mehr im Schlafzimmer befand, sondern ein langer schmaler Gang auf ihn wartete, der in die Tiefe führte. Dahin war Xian also verschwunden. Unabsichtlich hatte er den anderen Ausgang gefunden und überlegte nun, wie er die Situation nutzen sollte. Vielleicht konnte er so endlich seiner Mutter zeigen, dass etwas faul an ihrem Liebhaber war.

      Entschlossen trat er aus dem Schrank heraus in den Gang, der zu seinem Glück von mehreren Fackeln erleuchtet wurde. Das alles raubte ihm schon seine Nerven, aber im Dunkeln wäre es wohl noch unangenehmer geworden. Bedacht setzte er einen Schritt vor den Anderen, er wollte nicht, dass er in einer Falle landete, die Xian eventuell für ungebetene Gäste installiert hatte.

      Nach ein paar weiteren Schritten beschrieb der Tunnel eine Kurve und schließlich gelangte Darian in einen seltsamen Raum.

      Was er dort sah, verschlug ihm regelrecht die Sprache. Regale mit hunderten von Büchern zierten die Wände, in der Ecke brodelte irgendein Gebräu in einem riesigen Kessel über einer kleinen Feuerstelle und auf den vielen Tischen sah er wertvolle Gläser in allen erdenklichen Formen mit verschiedenen Aufschriften, die er nicht entziffern konnte. Unter der Decke prangte zudem ein gewaltiger Kronleuchter aus menschlichen Schädeln der mattes Licht spendete. Angewidert von diesem Anblick drehte Darian sich weg und sein Blick viel auf einen großen massiven Tisch, auf dem etliche Dokumente und Pergamente zerstreut lagen, die er ebenfalls nicht lesen konnte.

      Nie hatte er eine Lernstunde in der großen Bibliothek des Palastes besucht und seit Tyrannus und die Dunklen an der Macht waren, war den Menschen der Zugang zum Palast verwehrt worden, in der sich die große Bibliothek mit ihren unzähligen Büchern befand. Gerne hätte er diesen Ort aufgesucht, doch in der jetzigen Zeit war das unmöglich.

      Über dem Tisch fand er dutzende Gläser mit toten Tieren, oder Teilen von Tieren, Pflanzen und andere befremdlich wirkenden Stoffen, die er nicht identifizieren konnte. Vor Ekel zog sich sein Magen zusammen. Was war dieser Xian nur für ein Mensch und wozu benötigte er das alles? Ein Blick in den Kessel beantwortete ihm seine Frage. Wenn ihm seine Augen keinen Streich spielten schwamm dort ein pelziger Fuß eines Tieres.

      Das war zu viel für seinen Magen und zu dem Fuß gelangte nun auch noch sein halb verdautes Abendessen.

      Er hatte genug gesehen, befand er. Genug um seine Mutter davon zu überzeugen, dass ihr Geliebter nicht der war, der er vorgab zu sein. Nur was beabsichtigte Xian an diesem abstrusen Ort? Das war die Frage, die sich ihm am meisten aufdrängte, doch erst mal musste er zusehen, dass er hier wieder hinaus kam. Er machte auf dem Absatz kehrt und lief von diesem widerwärtigen Ort zurück den Gang entlang zum Schrank. Gerade, als er wieder in diesen steigen wollte, setzte sich der Schrank abermals in Bewegung und zu seiner Überraschung stand nun Xian direkt vor ihm, gleichermaßen überrascht.

      Ehe Darian reagieren konnte, packte Xian ihn fest am Unterarm und zischte

      >>Wie bist du hierher gelangt? << Anstatt zu antworten, versuchte er verzweifelt, sich loszureißen, doch sein Gegenüber hielt ihn eisern weiter fest. Eindringlich sah er Darian in die Augen und wiederholte seine Frage >> Wie bist du hierher gelangt? Antworte mir, oder ich muss mir sie auf unangenehmere Art und Weise von dir beschaffen! << Mit einem Kopfnicken deutete er auf den Schrank, hinter dem seine Mutter weiterhin fest zu schlafen schien. >> Ich habe Euch gehört, als Ihr den Kleiderschrank betätigt habt, also habe ich nachgesehen und bin selber hierher gelangt. << erwiderte er trotzig. >> Wenn Mutter das hier erfährt, wird sie endlich einsehen, dass ich im Recht lag, was Eure Wenigkeit anging! Eure Zeit hier bei uns ist abgelaufen! <<

      >> Deine Mutter wird mich wegen deiner lächerlichen Unterstellungen nicht verlassen, das weißt du genauso gut wie ich. Zumal sie es sowieso nie erfahren wird, da ich dich nicht einfach gehen lassen werde. Also wirst du erst mal ein Weilchen hier unten bleiben, bis ich weiß, was ich Schönes mit dir anstellen werde. << Mit diesen Worten zog er Darian zurück in den Raum, der sich vergeblich gegen Xian wehrte und sich zu befreien versuchte. Am Ende dieses Gerangels landete er an einer Wand. Gefesselt an Händen und Füßen hing er dort, wie ein nasser Sack, sodass sich das kalte Metall in seine Gelenke bohrte. Während er versuchte, eine möglichst ‘‘ bequeme ‘‘ Position zu finden, sah Xian nach dem Gebräu, nickte zufrieden und wandte sich wortlos zum Gehen, während Darian alleine zurück blieb.

      Finn wartete ungeduldig auf seinen Vater. Er hatte das Essen schon vor Minuten fertig zubereitet und wollte endlich anfangen. Sein Magen verdaute sich bald selbst, zumindest fühlte es sich so an.

      Hiram hatte ihn, kurz nachdem Darian die Schmiede verlassen hatte, schon hoch in ihre Wohnung geschickt, wo er sich um ihr Abendessen kümmern sollte. Entnervt erhob er sich vom gedeckten Tisch um nach seinem Vater zu sehen. Wahrscheinlich räumte er jedes kleine Werkzeug genau an seinen Platz, oder besah sich nochmals seine angefertigten Stücke. Hiram lebte seinen Beruf Tag und Nacht, deswegen war er auch der Beste in der ganzen Stadt, wofür Finn ihn sehr bewunderte. Doch bezweifelte er, dass er eines Tages in seine Fußstapfen treten konnte.

      Finn stieg die Treppe zur Schmiede hinunter und stellte verblüffte fest, dass Hiram nicht dort aufzufinden war. Vielleicht holte er noch etwas Feuerholz aus dem Hof, obwohl er das vorhin schon erledigt hatte. Doch sein Vater war ein Perfektionist und wenn ihm etwas nicht passte, behob er den Fehler. Kopfschüttelnd spähte er durch einen Schlitz in der Tür, er wollte nicht unnötig Kälte mit ins Haus bringen, er fror sowieso schon genug. Doch auch im Hinterhof konnte er keine Menschenseele erkennen und langsam keimten Sorgen in ihm auf. Wo war Hiram denn noch hin? Neuen Stahl wollte er morgen mit Darian besorgen, zudem war es dafür bereits zu spät. Am Abend war es viel zu gefährlich um noch auf der Haupthandelsstraße, die quer durch die ganze Stadt verlief, seine Waren anzupreisen. Jeder wusste, dass die Dunklen dort am häufigsten ihre Runden zogen. Mit einem mulmigen Gefühl spähte er hinaus durch ein Fenster auf die

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