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seinem Beispiel und stellte sich mit erhobenen Händen neben ihn.

      "Und jetzt?", flüsterte sie.

      "Abwarten.", flüsterte Ferry zurück.

      Das IFO glitt langsam auf sie zu und kam unmittelbar vor ihnen zum Stehen. Die Sonne reflektierte auf der Pilotenkanzel und blendete sie, so dass sie nicht hineinsehen konnten. Für einen kurzen Augenblick schien die Szenerie eingefroren. Laura hatte Ferrys in die Höhe gestreckte Hand ergriffen und drückte sie. Dieser spürte, wie sein Herz raste. Irgendwo in seinem Kopf begann P!nk zu singen: Trouble!

      Energisch schüttelte er den Kopf, um die Musik zu verscheuchen; gerade jetzt konnte er keinen Wurlitzer in seinem Kopf gebrauchen!

      P!nk hielt inne, als sich die Kanzel des IFOs öffnete: langsam glitt sie nach oben und ein smaragdgrüner Helm kam zum Vorschein. Der Pilot schob das Visier hoch und sie konnten die Anspannung auf Youssefs Gesicht sehen. Mit dem durchdringenden Blick eines Sperbers starrte er die beiden an.

      "Youssi!", rief Laura, liess Ferrys Hand los und rannte auf ihren Kameraden zu. Als sie an der Seite seines IFOs angekommen war und hineinschaute, sah sie, dass Youssefs Hand auf seiner Waffe lag. Er schaute sie immer noch mit stechendem Blick an und sagte nichts. Laura erschrak und trat ein paar Schritte zurück.

      "Youssi! Was soll das? Kennst du mich nicht mehr? Ich bin's, Laura!"

      Ferry war hinter sie getreten und beobachtete die Szene mit hochgezogenen Brauen.

      "Hallo, Youssef.", sagte er. Er machte sich nicht die Mühe, Englisch zu sprechen, denn er wusste, dass Youssefs Deutsch sehr gut war; er war als Jugendlicher nach Deutschland gekommen und dort aufgewachsen.

      Die Augen des Piloten wanderten zu Ferry und wieder zurück zu Laura; sein Körper schien sich ein wenig zu entspannen. Er nahm die Hand von der Waffe und streifte sich den Helm ab. Anschliessend sprang der kleingewachsene, hagere Mann aus seinem IFO und kam auf sie zu.

      "Ihr seid es also wirklich?", meinte er mit einer Miene, die verriet, dass er sowohl froh als auch erstaunt war. Er starrte sie immer noch an, als ob er seinen Augen nicht trauen könnte.

      "Ja natürlich sind wir es! Was glaubst du denn? Sag mal, was soll das ganze Affentheater?", schnauzte Laura ihn an. Sie hatte die Hände in die Hüften gestützt und sich vor ihm aufgebaut. Das Gesicht, das sie machte, liess keinen Zweifel zu, dass sie sofort eine Erklärung für sein seltsames Verhalten verlangte.

      Ihr Gegenüber liess einen prüfenden Blick von oben nach unten über ihre Gestalt wandern. Schliesslich grinste er sie an und breitete die Arme aus.

      "Mann, es ist toll, euch zu sehen! Ihr habt euch ganz schön Zeit gelassen... Willkommen zurück!"

      Laura verstand gar nichts, doch es war ihr egal. Endlich schien alles wieder normal zu sein; sie warf sich in seine ausgebreiteten Arme und drückte ihn.

      "Youssi, Youssi... Es ist schön, dich zu sehen! Du wirst nicht glauben, was wir alles erlebt haben!"

      Sie liess ihn los, und bemerkte, dass er ganz rot geworden war. Ferry trat heran und streckte dem Staffelführer die Hand hin. Dieser ergriff sie und zog auch Ferry in eine kurze Männerumarmung mit Rückenklopfen.

      "Mann, Ferry, willkommen! Oh… 'Tschuldigung… Commander!", grinste er.

      "Ferry passt schon; schön, dich zu sehen, Youssef.", sagte er. Dann und fixierte er den Piloten mit einem Blick, der keine Widerrede zuliess.

      "Sagst du uns jetzt, was der Blödsinn gerade sollte? Wieso behandelt ihr uns wie Piraten? Habt ihr uns etwa für Graue gehalten, oder was?"

      Der Staffelführer wurde knallrot im Gesicht und sah beschämt zu Boden. Dann drehte er den Kopf in Richtung der Queen und nickte hinüber.

      "Na ja, wir hatten ein grosses Schiff auf dem Radar... Wir dachten erst, es sei ein Zerstörer und… wir hatten nicht mit euch gerechnet… Sorry!" Hilflos mit den Armen gestikulierend, ging er zur Queen hinüber; er schien ihrer Frage auszuweichen. Ferry und Laura tauschten Blicke aus: da stimmte etwas nicht! Das konnte unmöglich alles sein? Sie hatten sich schliesslich klar zu erkennen gegeben! Langsam gingen sie zu ihrem Schiff hinüber und lasen auf dem Weg ihre Gürtel auf, um sie sich wieder umzuschnallen. Laura trat an den Kameraden heran und legte ihm eine Hand auf die Schulter, was er aber gar nicht zu bemerken schien. Sein Blick glitt bewundernd über den grossen, eleganten Rumpf des Zwei-Mann-IFOs. Fast ehrfürchtig streichelte seine Hand über den glatten Lack des Bugs.

      "Komm schon, Youssi.", begann Laura, "Was ist los? Was soll das heissen, ihr habt nicht mit uns gerechnet? Wir haben uns mehrfach zu erkennen gegeben!"

      Die Unterhaltung schien Youssef unangenehm zu sein.

      "Es ist kompliziert…", begann er herumzudrucksen. "Das Riesenteil hier hat keine Flottenkennung und wir konnten euch nicht sicher identifizieren… Die Suche nach euch wurde abgebrochen... Vielleicht ein Fehler in der Spracherkennung…? Darf ich mal?", lenkte er ab und zeigte nach oben, zum Cockpit der Queen. Er schien das Gespräch im Sand verlaufen lassen zu wollen. Ferry musterte ihn mit einem kritischen Blick, nickte aber.

      "Sicher. Schau sie dir ruhig an." Er pausierte kurz und der kleine Araber kletterte behende die Sprossen hoch und lugte in das geräumige Cockpit. Er pfiff durch die Zähne und murmelte etwas vor sich hin, vermutlich in Arabisch, denn ausser Allah verstanden sie nichts von dem, was er sagte. Ferry hakte nach.

      "Soso, ihr habt uns also für einen Zerstörer gehalten, ja? Ihr wisst aber schon, dass ein Zerstörer viel grösser ist, oder?" Er sprach ganz beiläufig, doch eine unterschwellige Schärfe konnte man herausspüren. Youssef war heruntergeklettert und wackelte mit dem Kopf. Er schien sich weder zu einem klaren Ja, noch zu einem klaren Nein entschliessen zu können.

      "Na ja, es war gross und unbekannt… du weisst, wie das ist. Lieber auf Nummer sicher gehen…", murmelte er schliesslich.

      "Und um auf Nummer sicher zu gehen, schicken sie EINEN Mann? EIN IFO, um den "Zerstörer" zu stoppen? Nimmst du mich auf den Arm, Youssef?" Ferrys Ton war schärfer geworden. Man konnte die Ungeduld in seiner Stimme hören.

      Der drahtige Araber schüttelte den Kopf und zeigte stumm an Ferry und Laura vorbei. Sie drehten sich um und entdeckten zu ihrem Erstaunen eine gesamte kleine Armada von IFOs, die hinter der Hafenmole aufstiegen. Es waren an die zwanzig Jets, die gesamte Grüne Flugstaffel! Sie mussten sich angeschlichen haben, als sie ausgestiegen waren, sonst hätte Laura sie schon vorher auf dem Radar entdeckt gehabt.

      "Maria und Joe sind auch unterwegs, sie müssten in Kürze auftauchen… Ich werde mal kurz einen Lagebericht funken und Entwarnung geben!", sprach's, und rannte zu seinem IFO hinüber. Mit Maria und Joe hatte er die Staffelführer Gelb und Indigo gemeint. Damit war fast das ganze Grüne Kommando für diesen Auftrag aufgeboten worden. Das war ziemlich heftig. Die Grösse der Queen schien das Corps wirklich in Panik versetzt zu haben.

      Kopfschüttelnd tauschten Laura und Ferry wiederum Blicke aus, die sowohl Unverständnis als auch Ratlosigkeit zeigten. Beiden schien das Tamtam, welches hier veranstaltet wurde, total absurd.

      Sie bemerkten, wie die Grüne Staffel abrückte. Der Staffelführer war aus seinem IFO geklettert und dematerialisierte es. Er winkte ihnen zu.

      "Alles klar. Ich habe das Überfallkommando nach Hause geschickt. Maria und Joe kommen aber trotzdem rasch vorbei, um euch zu begrüssen.", rief er.

      "Um uns zu begrüssen, oder um zu checken, ob wir wirklich koscher sind?", raunte Ferry. Auch Laura hatte eine skeptische Miene aufgesetzt. Doch es blieb ihnen nicht viel Zeit, darüber nachzudenken: schon preschten Maria Moosbauers Glaskugel und Joe Sakutas pfeilförmiges Geschoss heran.

      Die beiden Staffelführer sprangen aus den IFOs und begrüssten die Zurückgekehrten freundlich, wenn auch etwas wortkarg und distanziert. Auch sie nahmen die Queen of Atlantis unter die Lupe und nickten anerkennend. Dann verabschiedeten sie sich auch schon wieder mit ein paar Floskeln, dass man sich sicher bald sehen werde und dass sie los müssten. Auf dem Weg zu ihrer Glaskugel flüsterte Maria Youssef etwas zu. Dieser nickte nur stumm,

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