Скачать книгу

liess sie sich in den Sitz fallen. Widerwillig stellte sie die Hauptfrequenz auf Mittelwelle ein, während Ferry ihr aufmunternd zunickte. Sie zögerte kurz, räusperte sich und holte tief Luft.

      "HQ-P1, this is the Queen of Atlantis, calling from Essaouira-P1. Commander Black and Squad Leader Orange request a rescue party at this location. I repeat: please send rescue party with toilet. We are in good health… and happy to be back. Queen of Atlantis, over." Sie sank in sich zusammen, als ob sie sich gerade ein Taxi zum Schafott bestellt hätte.

      Ausser einem feinen Rauschen war nichts zu hören. Beide wagten sie kaum zu atmen, gespannt auf die Antwort. Als nach ein paar Momenten noch keine Antwort gekommen war, schaute Laura mit gerunzelter Stirn zu Ferry hinüber. Dieser nickte bestätigend, dass sie nachhaken solle, auch auf seiner Stirn standen tiefe Falten. Keine Antwort? Das war seltsam. Sicher, dass sie nicht direkt das Hauptquartier in Zürich erreichten auf dieser Wellenlänge, war schon klar. Doch es gab jede Menge Relaisstationen, die das Signal weiterleiten müssten. Laura versuchte es erneut.

      "This is the Queen of Atlantis, P1AF, Commander Black and Squad Leader Orange." Sie liess einen Moment verstreichen; doch wieder kam keine Antwort, nur statisches Rauschen. Ferry begann, sich Sorgen zu machen; Laura versuchte es weiter.

      "Commander Black and Squad Leader Orange request rescue party. Please come in, over!"

      Nichts.

      Sie sahen sich ratlos an.

      Laura kontrollierte die Instrumente und die Frequenzen und schraubte an den Geräten herum. Sie war gerade bereit, einen neuerlichen Funkspruch abzusetzen, als es im Lautsprecher knackte.

      "Unknown vessel in Essaouira-P1, please identify yourself. Do not move and do not try to get away. You are surrounded by our fleet. Do not take any hostile measures, or we will punish you."

      "Was zum Henker…?", stiess Ferry hervor. Was sollte das? Die hatten wohl nicht alle Tassen im Schrank!

      Wieder sahen sie sich an, nicht nur ratlos diesmal, sondern zutiefst erstaunt. Lauras Augen waren gross und rund. Offensichtlich konnte sie sich auch keinen Reim darauf machen. Ihr Blick verriet, dass sie Rat bei Ferry suchte. Dieser zuckte mit den Schultern und schüttelte stumm den Kopf: er hatte genausowenig Ahnung, was hier los war, wie sie. Laura wandte sich wieder den Instrumenten zu, ungläubig den Kopf schüttelnd.

      "HQ-P1, this is the Queen of Atlantis, a P1AF two-man-vessel on a secret mission. Please inform Master Paris immediately of our comeback! We are on a peaceful mission and will not attack. I repeat: we are on a peaceful mission and do not intend to attack!" Wieder schüttelte sie den Kopf: nie hätte sie erwartet, dass sie so einen Funkspruch würde absetzen müssen! Erwartungsvoll schaute sie zu Ferry hinüber, er nickte seine Zustimmung: egal, was im HQ los war, Laura hatte sich richtig verhalten.

      Es dauerte einen Moment, bis eine Reaktion kam. Ungeduldig starrten sie auf die Monitore.

      "Unknown vessel, this is HQ-P1. Do identify yourselves or we will consider you hostile and attack!"

      Beide Piloten waren baff; ungläubig starrten sie zuerst auf die Monitore - die nichts dafür konnten - und dann sich gegenseitig an.

      In einer fragenden Geste drehte Laura die Handflächen nach oben.

      "Was wollen die? Was ist ihr Problem?"

      Ferry machte eine verzweifelte Geste mit den Händen. "Keine Ahnung…!" Er überlegte einen Moment lang. "Gib ihnen nochmal durch, wer wir sind. Das kann ja nicht so schwer zu begreifen sein…?"

      Laura nickte - etwas verstört, aber zustimmend.

      "HQ-P1, this is the Queen of Atlantis, two-man-vessel of P1AF. We identify the crew: Commander Ferry Black and Squad Leader Orange Laura Hidalgo. Please confirm, over!"

      Wieder vergingen endlos scheinende Sekunden, bis eine Antwort kam.

      "Unknown vessel, this is HQ-P1. We cannot confirm your identity. There are no such members in P1AF as mentioned. Last call: do identify yourselves or we will attack!"

      Gleichzeitig mit dieser kryptischen Nachricht gingen die Warnlichter an. Sie waren von einem Zielleitsystem erfasst worden! In Windeseile checkte Laura die Daten auf dem Monitor. Ihre Augen wurden noch grösser.

      "Wir sind als Ziel erfasst…! von Squad Leader Green…", flüsterte sie. Sie konnte nicht fassen, was gerade vor sich ging.

      "Verfluchte Scheisse!" knurrte Ferry. Er griff nach dem Steuerruder und drückte den Knopf für die Sprechverbindung.

      "This is Commander Black calling! Use your goddam voice identification! Commander Black, over!", brüllte er. Langsam geriet er richtig in Rage.

      Wieder verstrichen lange Sekunden, bis sich die Stimme aus dem Off meldete. Die Warnleuchten im Cockpit blinkten weiter und ein schriller Alarmton heulte durch die Kapsel. Besorgt schaute Laura auf die Instrumente.

      "Soll ich unsere Waffensysteme hochfahren?", fragte sie leise, aber ohne echte Überzeugung.

      Ferry schüttelte nur den Kopf: auf keinen Fall! Egal, was los war, er wollte das friedlich regeln, auch wenn er sauer war.

      "Unknown vessel, this is HQ-P1. We ARE on voice recognition… there is no match! Do stay quiet and make no hostile moves! A patrol will be with you shortly. Do not offer resistance! I repeat: do not offer resistance or we will attack!"

      Die Stille, die auf diesen Funkspruch folgte, war bedrückend. Die Situation schien komplett surreal. Sie waren von einer bisher unbekannten Insel geflohen, die die Hochburg der Grauen war, hatten es durch den endlos scheinenden Nebel geschafft und jetzt, wo sie wieder auf heimischem Territorium waren, drohte die eigene Truppe, sie abzuschiessen?

      "Ferry, was sollen wir machen?" Angst schwang in Lauras Stimme mit. Das Piepen der Systeme wurde lauter. Mindestens ein Aufklärer schien sich zu nähern.

      Auf Ferrys Stirn standen tiefe Falten. Sein Mund war zusammengepresst. Stumm starrte er ins Leere. "Wir halten die Füsse still und warten ab.", presste er schliesslich hervor. Langsam hob er eine Hand ans Steuer und legte die andere sachte auf den Beschleunigungshebel. Er überlegte, ob sie nicht doch versuchen sollten, abzuhauen. Die Queen war ein extrem schnelles IFO, dennoch standen die Chancen extrem schlecht, da sie bereits als Ziel markiert war.

      Es knackte in den Lautsprechern und eine männliche Stimme erklang.

      "Unknown vessel, this is Sierra Lima Golf Zero Zero Two. You are tagged as target. Do not try to get away or you will be destroyed. Get out of your vessel, hold up your hands and lay down all your weapons!"

      "Youssef!", rief Laura; sie erkannte die Stimme. Ferry nickte, auch er hatte die Stimme mit dem arabisch gefärbten Akzent erkannt: das war ihr Freund, Youssef El Kaouini, Squad Leader Green!

      Laura drückte den Knopf für den Sprechfunk. "Youssef! This is Laura! We're back!"

      Einen Moment lang blieb es still in der Pilotenkabine, dann erklang wieder die Stimme ihres Freundes.

      "Crew of the unknown vessel, I repeat: get out of your ship and hold up your hands! This is the last call… Surrender or I will open fire!"

      "Spinnt der?", rief Laura. Sie griff wieder zum Funk, doch Ferry stoppte sie mit einer raschen Handbewegung. Seine Augen waren zusammengekniffen, die Lippen zusammengepresst; er dachte angestrengt nach. Aus dem toten Winkel hinter ihnen glitt ein schnittiges, smaragdgrün schimmerndes Objekt ins Blickfeld: das keilförmige IFO von Youssef hatte die Bordkanonen ausgefahren und auf die Queen gerichtet.

      "Tun wir, was sie sagen! Ich weiss nicht, was los ist, aber wir werden es herausfinden... Und ich will auf keinen Fall, dass das hier eskaliert, ich hab ein ganz mieses Gefühl im Bauch!", sagte Ferry. Dann drückte er die Entriegelung der Pilotenkanzel, die sich lautlos hob. An der Seite der Queen fuhren die Sprossen der Leitern aus. Er begann, hinunterzuklettern und Laura tat es ihm nach einem Moment gleich.

      Ferry war unten angekommen, drehte sich zu dem grün schimmernden IFO, das keine zwanzig Meter von ihnen entfernt war, löste seinen Gurt, an dem die Handfeuerwaffe hing und liess

Скачать книгу