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Ich stand da und tat nichts. Ich blickte auf den Boden und wartete.

      Der Mann kam auf mich zu, griff sich mein Gesicht und zwang mich ihn anzusehen. Jetzt erst erkannte ich ihn. Es war Johanns Sohn. Er hatte definitiv das gute Aussehen seines Vaters geerbt. Seine Augen hatten eine eigenartige gold-braune Farbe, genau die gleiche Farbe wie seine Haare. Markus war vielleicht nur 1,2 Zentimeter größer als er, aber die Kraft dieses Mannes hatte ich ja schon am eigenen Leib gespürt.

      Ich war verloren. Was würden die beiden mit mir anstellen? Mich misshandeln? Mich vergewaltigen? Am liebsten würde ich zu weinen beginnen und ich schwor, ich war knapp davor.

      Johanns Sohn zog mein Gesicht näher zu ihm. Leider kannte ich seinen Namen nicht.

      „Ich sage es nicht noch einmal“, seine eiskalte Stimme jagte mir einen Schauer über den Rücken.

      Widerstand brachte hier nichts mehr. Ich schlug meine Augen nieder. Das war für ihn wohl das Signal mein Gesicht loszulassen und einen Schritt zurück zu treten. Langsam ließ ich mich auf meine Knie nieder. Ich verharrte in dieser Position und sah wieder zu Boden. Noch nie in meinem Leben war ich so beschämt worden, noch nie so gedemütigt. Noch nie war ich so verloren oder hatte solche Angst. Was hatte ich verbrochen?

      Markus Stimme erklang:

      „Jetzt haben wir sie soweit. Oder was meinst du?“

      „Du hast mich ja noch gar nicht vorgestellt, Markus.“

      „Was bin ich denn für ein unhöflicher Mensch. Ava, das ist dein Chef. Dominik. Du weißt ja, wir sind hier in der Firma alle per Du. Er ist der Leiter dieser Abteilung und wird in ein paar Jahren die ganze Agentur übernehmen.“

      Wollten die mich verarschen? War das hier so ein Initiationsritus für alle neuen? Waren meine Ängste von gerade eben völlig unbegründet? Ungläubig hob ich den Kopf und blickte sowohl Markus, als auch Dominik an.

      „Wollt ihr mich eigentlich komplett verarschen?“, ich schrie die beiden an und stand gleichzeitig auf, „Was seid ihr für kranke Arschlöcher? Ihr jagt mir hier den Schreck meines Lebens ein.“

      Mein Blick ruhte auf Dominik.

      „Du schleuderst mich gegen einen Kasten, sodass ich mich fast verletzt hätte. Was ist mit euch?“

      Die beiden starrten mich an, wechselten dann kurz einen Blick und sahen wieder mich an. Ihre Gesichter waren nicht zu entziffern. Sie wirkten nicht so, als wäre das alles hier ein Scherz, aber ernst gemeint KANN das hier alles nicht sein. Markus reagierte als erster. Er ging zu mir und trat hinter mich. Er schnappte sich meine Arme, wie er heute schon einmal getan hatte, drehte sie mir auf den Rücken und zwang mich auf die Knie zu gehen.

      Diesmal versuchte ich mich zu wehren. Mit aller Kraft stemmte ich mich gegen ihn, aber er verstärkte seinen Griff und bereitete mir damit immense Schmerzen. Zum dritten Mal an diesem Vormittag fiel ich vor jemanden auf die Knie.

      Dominik hatte sich einen halben Meter vor mir positioniert. Er sprach über mich hinweg mit Markus.

      „Bist du dir sicher, dass du sie im Griff hast?“

      Markus lachte wieder nur:

      „Sie wäre die erste, die ich nicht in den Griff bekommen hätte.“

      Jetzt lachte auch Dominik:

      „Da hast du allerdings Recht mein Freund. Hast du ihr schon die Regeln erklärt?“

      „Wann hätte ich sollen? Glaubst du, sie würde einmal ihren Mund halten oder das machen, was man ihr sagt?“

      „Na dann, ich will nicht weiter bei deiner Arbeit stören. Wenn du eine Pause brauchst, schick sie zu mir.“

      „Ich befürchte auf den Weg in dein Büro würde sie entweder versuchen abzuhauen oder mich umzubringen. Ich behalte sie vorerst hier drin.“

      Die beiden Vollidioten reden einfach über mich hinweg, als wäre ich nicht anwesend. Dominiks Schuhe verschwanden aus meinem Blick und ich sah ihm nach wie er aus der Tür hinausging.

      Ich starrte diese scheiß Türe noch lange an. Warum verdammt noch mal ging sie bei mir nicht auf? Warum kann Dominik raus und rein wie er will?

      Markus ging um mich herum, bis er vor mir stand.

      „Sieh mich an!“

      Ich hob meinen Kopf an und blickte in Markus Augen. Ich sah eine gewisse Strenge darin, die ich heute schon ein paar Mal gesehen hatte. Aber auch Genugtuung. Dieses Blau faszinierte mich weiterhin.

      „Nach diesem Theater kann ich dir jetzt endlich erklären, was ich schon die ganze Zeit versuche. Die Regeln, die du befolgen wirst – ich werde sie dir jetzt erklären und du WIRST dich daran halten.“

      Kapitel V

      Das Beste war jetzt, glaubte ich, einfach mal still zu sein und mir diese dämlichen Regeln anzuhören. Ich kann mir meinen Teil dazu ja denken.

      Markus startete sofort:

      „Regel 1: Du gehorchst, immer und jeder Zeit. Ohne zu hinterfragen oder zu diskutieren.“

      Diese Regel werde ich jeden Tag mindestens dreimal brechen. Was glaubt der, wer er war?

      „Regel 2: Du respektierst mich und alle anderen Männer in dieser Firma immer. Keine frechen Antworten, kein Zurückreden. Du bist immer und zu allen höflich.“

      Wenn sie mich auch so behandeln, können wir darüber reden. Ansonsten sicher nicht!

      „Regel 3: Du bist immer ehrlich. Damit meine ich nicht nur, nicht zu lügen, sondern immer alles zu sagen. Verheimliche nichts.“

      Mit dieser Regel kann ich leben. Ich war schon immer ein ehrlicher und direkter Mensch.

      „Regel 4: Keine Schimpfwörter. Niemals.“

      Das wird verdammt noch mal nichts werden. Ich spreche wie ich will.

      „Regel 5: Gewöhn es dir ab die Augen zu verdrehen. Es nervt mich.“

      Und du glaubst wirklich, dass du mich nicht nervst? Innerlich verdrehte ich die Augen.

      „Regel 6: Du hast mir ab sofort mitzuteilen, was du in deiner Freizeit machst. Egal, wohin du gehst oder mit wem du dich treffen willst. Du sagst mir vorher bescheid und fragst um Erlaubnis. Verstanden?“

      Wie jetzt? Ich bin ihm auch noch Rechenschaft über mein Privatleben schuldig? Ich konnte nicht mehr still sein:

      „Sicher nicht. Du kannst nicht über mein Privatleben bestimmen. Das geht dich nichts an.“

      „Verstanden?“, das war Markus einzige tonlose Reaktion.

      „Ich habe es gehört, aber ich werde mich sicher nicht daran halten.

      Er reagierte nicht auf meinen Kommentar, sondern redete einfach weiter.

      „Regel 7: Du ziehst dich immer gepflegt an. Du gehst nicht in einer Jogginghose mit ungepflegten Haaren vor die Tür. Du repräsentierst die Firma und genauso sollst du auch aussehen.“

      Mit dieser Regel konnte ich leben. Das wäre zu schaffen.

      „Regel 8 – du wirst sie lieben“, hörte ich da ein wenig Sarkasmus von Markus?

      „Sobald du eine Regel brichst, wirst du bestraft.“

      Mein Psychopath sah mich an und wartete auf meine Reaktion. Dass ich bestraft werde, wenn ich Regeln breche, hatte er mir schon mitgeteilt. Aber was meint er mit bestraft? Verliere ich meinen Job, den ich sowieso nicht mehr will? Nimmt er mir mein Handy weg?

      „Hast du Fragen, Ava?“

      „Was meinst du mit bestraft?“, fragte ich aufgeregt.

      „Du brichst Regeln, ich bestrafe dich. So schwer ist das nicht zu verstehen.“

      „Was du nicht sagst, Klugscheißer.

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