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Warum ich?. Diana Jäger
Читать онлайн.Название Warum ich?
Год выпуска 0
isbn 9783754180105
Автор произведения Diana Jäger
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Schnell hüpfte ich unter die Dusche, wusch mir die Haare und sorgte dafür, dass ich so gut wie möglich aussah. Sogar neue Unterwäsche hatte ich mir gekauft. Vielleicht etwas aufreizender als normal, aber heute würde ich das zusätzliche Selbstbewusstsein gut gebrauchen können. Etwas Make-Up musste auch noch sein, nicht zu viel, ich wollte ja nicht billig wirken.
Als ich so vor dem Spiegel stand war ich zufrieden. Warum sollen wir Frauen uns immer für unsere Körper schämen? Wir sollten darauf stolz sein, was wir haben und uns nicht von anderen abhängig machen.
Bestmöglichst angezogen in meiner neuen, etwas aufreizenden schwarzen Unterwäsche, meinem grauen Hosenanzug, top frisiert und dezent geschminkt, machte ich mich nun auf den Weg zu meinem ersten Arbeitstag in der neuen Firma. Mein Studium hatte ich mit ziemlich guten Noten abgeschlossen, nicht perfekt, aber mit guten Chancen auf einen Job. Ich hatte nie eingesehen, warum ich für unnötige Seminare und Vorlesungen mehr Aufwand betreiben sollte als nötig. Für Dinge, in denen ich einen Sinn sah, investierte ich gerne meine Zeit. Leider war das nicht immer das Studium.
Die Freude war daher riesig, als ich gleich von der ersten Firma angenommen wurde. D&H war eine der renommiertesten Werbeagenturen und weit über die Landesgrenzen bekannt. Wie ich es dort hineingeschafft hatte, war mir bis jetzt nicht klar, aber ich hattee mir inzwischen abgewöhnt alles zu hinterfragen und mich stattdessen einfach zu freuen. Leider befand sich die Firma mitten in Wien. Ich hasse Städte, ich hasse Menschen, ich hasse Autofahrer. So viel zur lebenswertesten Stadt der Welt. Und ich hasse männliche Autofahrer in Städten, die mit ihren viel zu großen Autos, die sie ohnehin nicht fahren können, mir die Parklücke wegschnappen. Natürlich, es stieg irgend so ein Schnösel aus. Gut, nicht ärgern, einfach weiterfahren, die nächste Parklücke ist schon in Sicht. Ich sollte meine schlechten Erfahrungen mit Männern nicht auf meine ganze Lebenswelt übertragen.
Mein Auto versperrte ich und kontrollierte es nochmal. Dieser Tick hatte sich im Laufe der Jahre bei mir eingeschlichen, aber jeder hat seine Verrücktheiten, warum ich also nicht auch? Gerade als ich mich umdrehte und Richtung D&H Hauptgebäude gehen wollte, knallte ich irgendwo dagegen. Nach dem Aufprall nach, war es eine Betonmauer. Ich stellte fest, dass es keine Mauer war, woher denn auch, sondern ein Mann. Natürlich, es musste ja so kommen, es war der Autofahrer, der sich den Parkplatz geschnappt hatte.
„Du solltest aufpassen, wo du hinläufst, Kleines.“
Bitte was hat dieser Affe gerade zu mir gesagt? Kleines? Geht’s noch? Aber ich war so perplex, dass ich kein Wort herausbrachte und das passiert mir wirklich selten. Nach mehrmaligem Blinzeln sah ich mir diesen Gorilla mal genauer an. Ich muss zugeben, er ist ein heißer Gorilla. Das war mir vorhin gar nicht aufgefallen. Meine hohen Schuhe machten aus meinen 1,60m auch nur 1,70m und der Gorilla überragt mich immer noch um 20 cm. „Hoffentlich sind das nicht die einzigen 20 cm“, schoss es mir durch den Kopf. Huch, solche Gedanken hatte ich schon lange nicht mehr, was war jetzt denn los?
„Willst du dich nicht entschuldigen?“
Sein Kommentar riss mich aus den Gedanken. Meine Sprache hatte ich allerdings wiedergefunden.
„Ich wüsste nicht wofür. Ich weiß zwar, dass ich klein bin, aber zu übersehen bin ich nicht.“
„Das bist du ganz bestimmt nicht“, grinste er und ging lässig, als wäre nichts gewesen, einfach weiter.
Ich wusste wieder, woher meine schlechte Einstellung Männern gegenüber kam. Ich bin zwar keine Männerhasserin, aber etwas weniger vom männlichen Stolz in unserer Gesellschaft und das Leben wäre um einiges leichter. Kopfschüttelnd ging ich weiter.
Als ich ihm Bürogebäude ankam, wurde ich am Empfang begrüßt. Die Dame dort fragte nach meinem Namen und reagierte anders als erwartet, nämlich äußerst besorgniserregend. Sie zuckte sofort zusammen und riss gleichzeitig die Augen auf. Sie wirkte total verängstigt, aber nannte mir den Raum 1000, der sich im obersten Stock befand. Dort sollte ich mich einfinden. Beim Weggehen drehte ich mich nochmal zu ihr um, ich hatte noch nie einen so besorgten Gesichtsausdruck bei einem völlig fremden Menschen gesehen.
Im Lift fingen sich meine Gedanken an zu drehen. Wie zum Teufel hatte ich es geschafft nach dem Studium, ohne einen Praktiumsplatz zuvor gehabt zu haben, an so einen Arbeitsplatz zu kommen? Warum ich? D&H hatte eine eigene Personalabteilung, warum wurde ich in die Chefetage geschickt? Der Inhaber von D&H war kurz vor der Pensionierung und sein Sohn war schon seit vielen Jahren in der Firma. Das waren die einzigen Informationen, die ich über die Inhaber der Firma finden konnte.
Überrascht als die Lifttüren sich öffneten, wurde ich aus meinen Gedanken zurückgeholt und sah mich um. Zumindest die Chefetage wirkte sehr freundlich. Alles in hellem Holz gestaltet mit vielen weißen Elementen. Ein bisschen rustikal vielleicht, aber dennoch stilvoll. Im Gegensatz zu der Dame am Empfang, wirke die Sekretärin hier äußerst entspannt und begrüßte mich freundlich. Vielleicht waren meine Ängste nach der Begegnung unten doch unbegründet. Maria, so ihr Namensschild, erklärte mir, dass mich der Chef höchstpersönlich begrüßen wollte und mit mir ein kurzes Gespräch führen wird. Sie bot mir einen Platz auf einem weißen Sofa an, sowie verschiedene Getränke. Dankend lehnte ich ab, wartete und las in der Zwischenzeit eine Zeitschrift.
Nach fünf Minuten ging die Lifttür wieder auf. Ich wollte schon aufstehen und meinen neuen Chef begrüßen. Stattdessen stiegen zwei Männer aus. Man konnte beide mit dem Mann von heute Morgen in eine Reihe stellen. War das hier irgendwie Vorschrift als männliches Alphatier herumzulaufen? Arbeitet dieser Vollpfosten von heute Morgen auch hier? Ich schenkte ihnen keine weitere Beachtung. Wider Erwarten blieb einer neben mir stehen.
„Aufstehen!“, eiskalt und messerscharf erklang seine Stimme.
Ich hatte zwar ein ungutes Gefühl, beschloss aber dennoch ihn zu ignorieren. Was glaubte er eigentlich wer er war, dass er so mit mir reden konnte? Nie im Leben würde ich auf so etwas reagieren.
„Steh auf!“, hörte ich seine Stimme erneut.
Ich entschied mir diesen „Mann“ mal anzusehen. Meiner Meinung nach ist keine männliche Person, die es notwendig hat, so mit einer Frau zu reden ein Mann, sondern einfach nur erbärmlich.
Langsam senkte ich meine Zeitschrift, setzt einen verächtlichen Blick mit einem leichten Grinser auf und sah diesem „Mann“ in die Augen. Ich hatte mit viel gerechnet, aber nicht damit. In meinem Leben hatte ich schon viele Personen kennengelernt, aber noch nie hatte ich solche schwarzen, undurchdringbaren Augen gesehen. Es heißt immer, die Augen sind das Tor zur Seele. Entweder ist sein Tor verschlossen oder er hat schlichtweg keine Seele, denn in seinen Augen war nichts zu erkennen. Passend zu seinen schwarzen Augen, trug er ein komplett schwarzes Outfit. Nur seine Haare passten nicht zu seinem Look. Sie waren auffallend braun, ein braun, dass ich noch nie zuvor gesehen hatte. Irgendetwas zwischen schoko- und karamellbraun. Dieser „Mann“ war allemal eine Erscheinung.
Dennoch konnte ich meinen Gesichtsausdruck wahren, lächelte ihn an und sah ganz langsam wieder provokant in meine Zeitschrift. Gott sei Dank hielt ich diese in der Hand, sonst hätte er bemerkt, dass meine Hände zitterten. Was war denn jetzt mit mir los?
„Ich weiß, dass du nervös bist. Ich weiß, dass du dich gerade fragst, was mit dir los ist. Und ich weiß, dass du jetzt gerade sehr gerne von hier verschwinden würdest. Behandle mich noch ein einziges Mal so und ich werde dafür sorgen, dass du es bereust.“
Noch bevor ich irgendetwas erwidern konnte, drehte sich der Typ um und ging mit den beiden anderen, die ich gar nicht mehr bemerkt hatte, davon. Im gleichen Moment öffnete sich die Tür des Chefbüros.
„Ava, treten Sie bitte ein“, erklang eine männliche Stimme aus dem Büro.
Noch verwirrt von der Begegnung gerade stand ich mechanisch auf und bewegte mich wie von Sinnen zu dem Büro. Beim Vorbeigehen fiel mir auf, dass der Schreibtisch der Sekretärin leer war. Das allein hätte ich ja noch verstanden und es wäre nichts Besonderes gewesen, aber bei einem genaueren Blick Richtung Schreibtisch sah ich, dass sie neben ihrem Schreibtischsessel kniete. Sie suchte dort nichts, sie kniete dort und zwar so,