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Teufelsjahr. Kerstin Teschnigg
Читать онлайн.Название Teufelsjahr
Год выпуска 0
isbn 9783750224568
Автор произведения Kerstin Teschnigg
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Er verdreht die Augen. „Wir können auch ein Eis essen, wenn dir das lieber ist.“ Belustigt sieht auf meine Tüte, erneut tropft das Eis über meine Hand.
„Ich weiß nicht…“, murmle ich, als Klara mich ein wenig schubst.
Schon wieder blamiert sich mich. Ich habe das Gefühl, er lässt nicht locker, bevor ich nicht zustimme.
„Ja, ok, wenn du unbedingt willst. Wann? Wo?“, seufze ich in etwas genervter Tonlage.
„Um 17.00 Uhr? Weikhard Uhr?“, er grinst mich zufrieden an.
Die Blondine neben ihm zappelt ein bisschen.
„Ja gut, von mir aus.“
„Sehr schön, bis später.“
Er zwinkert mir zu, was sich etwas befremdlich anfühlt. Darum drehe ich mich schnell wieder um und gehe weiter.
„Meine Güte, der ist ja der Hammer!“, schwärmt Klara augenblicklich neben mir.
„Dann geh du doch mit ihm Kaffee trinken, wenn er dir so gut gefällt.“ Ich verdrehe genervt die Augen. „Gibst du mir jetzt bitte einmal ein Taschentuch? Ich bin schon ganz eingesaut von dem Eis…“, meckere ich.
Sie kramt in ihrer Tasche und reicht mir eines, ich versuche mich irgendwie von dem klebrigen Zeug zu entledigen, die Tüte werfe ich in den nächsten Mistkübel. Ich hab auch ihr nie davon erzählt, dass er mir einen Kuss aufgedrückt hat, sonst würde sie jetzt vermutlich überschnappen. Ich allerdings weiß nicht wozu ein Treffen gut sein soll. Er ist der Ex meiner Schwester und absolut nicht mein Typ. Und zu alt ist er außerdem noch. Wobei ich mir sicher bin, dass er mich nur über Bettina ausfragen will. Was sollte er denn schon von mir wollen? Sein Frauengeschmack ist erlesen würde ich sagen, und da ordne ich mich nicht ein. Ich bin eben ein einfaches, normales Mädchen. Schluss.
Kurz nach 17.00 Uhr steige ich aus der Straßenbahn, auch wenn ich den ganzen Nachmittag darüber nachgedacht habe, ob ich das wirklich tun soll. Es ist total unpassend mit dem Ex meiner Schwester Kaffee trinken zu gehen, aber nachdem ich keine Handynummer von ihm habe, konnte ich auch nicht absagen. Ihn zu versetzen fand ich dann auch irgendwie unfair. Es ist ja nur ein Kaffee. Auch wenn die Herrengasse wie gewohnt um diese Zeit gut gefüllt ist, sehe ich ihn gleich. Er steht lässig mit Sonnenbrille da und grinst mir schon wieder mit Zahnpastalächeln entgegen. Das Shirt und die Shorts hat er gegen ein hellgraues Polo und eine dunkelblaue Chino getauscht, dazu lässige Sneakers. Wieder ein bisschen snobig, denke ich mir.
„Hallo“, sagt er, ich bleibe mit Sicherheitsabstand vor ihm stehen. „Ich hab schon gedacht du versetzt mich.“
„Hallo, ja…also ganz ehrlich, ich hab darüber nachgedacht. Um das Ganze abzukürzen, wenn du etwas über Bettina wissen willst…“
Er lässt mich nicht ausreden. „Ich will nichts über Bettina wissen. Hübsches Kleid übrigens.“
„Was willst du denn dann?“, frage ich, ohne auf sein Kompliment einzugehen, auch wenn ich mir, keine Ahnung warum, heute wirklich Mühe mit meinem Outfit gegeben habe. Sogar meine Haare, die ich locker aufgesteckt habe, sehen ziemlich passabel aus.
„Ist es wirklich so schwer verständlich, dass ich einfach nur einen Kaffee mit dir trinken möchte?“
Ich zucke mit den Schultern. „Schon irgendwie.“
Er seufzt. „Jetzt komm schon, wie lange willst du denn noch hier herumstehen.“
Er geht los und ich gehe hinter ihm her, bis er kurz stehen bleibt, damit ich neben ihn aufschließe. Wir gehen in eine Seitengasse der Herrengasse und setzen uns vor einem netten kleinen Lokal an einen Bistrotisch.
„Hier ok?“, fragt er mich, während ich mich schon setze.
„Ja sicher.“
Eine kleine, südländisch anmutende, junge Kellnerin kommt zur Tür heraus und sieht uns abwartend ob unserer Bestellung an.
„Cappuccino?“, Tobias sieht mich fragend an.
Ich nicke und lächle die Kellnerin dabei an. Er bestellt zwei Cappuccino, während sie zurück hinein geht, lehnt er sich lässig auf seinem Stuhl zurück. Die Sonnenbrille stört mich ein bisschen, sie macht es mir schwer, ihn einzuschätzen. Ich kann Menschen nur einschätzen, wenn ich in ihre Augen sehen kann und im Moment passt es mir gar nicht, dass dies nicht möglich ist.
„Wie war es in den USA?“, frage ich schnell, damit es nicht so leise ist.
Diese Frage, zaubert ihm ein Lächeln auf die Lippen. „Ganz toll. Ich bin erst seit ein paar Wochen wieder zurück.“
„Und jetzt ist dir eingefallen, dass du meine Schwester wieder zurück haben willst, nachdem sie deshalb mit dir Schluss gemacht hat, oder wie?“
Er schmunzelt. „Ich will sie zurück haben, weil sie mit mir Schluss gemacht hat?“
Ich nicke. „Ja, vielleicht?“
Er schüttelt den Kopf. „Nein, hatte ich nicht vor.“ Das sagt er recht trocken.
Die Kellnerin unterbricht unsere Konversation und stellt die zwei Kaffee hin. Gut, ich gebe es auf. Etwas unmotiviert klopfe ich auf meine Sessellehne, bevor ich einen Schluck von meinem Kaffee nehme.
„Wo genau warst du in Amerika unterwegs?“
Endlich nimmt er die Sonnenbrille ab, er beugt sich ein Stück nach vor, stützt sein Kinn an der Hand ab und grinst mich an. Seine blauen Augen, mir ist bis jetzt noch nicht aufgefallen dass sie blau sind, funkeln ein bisschen. Es ist ein ungewöhnliches blau, irgendwie speziell. Dann zeigt er mit seinem Zeigefinger an seine Oberlippe.
„Milchschaum“, schmunzelt er.
„Oh…“ Etwas verlegen wische ich über meine Oberlippe, was er immer noch schmunzelnd verfolgt.
„Ich bin viel herumgekommen. Florida, dort wohnt meine Tante, Miami, Los Angeles, Las Vegas“, beantwortet er meine Frage, während ich immer noch damit beschäftigt bin den Milchschaum möglichst galant wegzuwischen.
„Und das geht mit deinem Studium?“
„Irgendwie schon. Im Herbst geht es weiter.“
Ich nicke. „Ich fange im Herbst auch an zu studieren. Rechtswissenschaften.“
Er lächelt. „Das passt irgendwie richtig gut zu dir. Du kannst ganz schön viele Fragen stellen. In Graz?“
Ich nicke erneut. Auch wenn ich bis vor ein paar Minuten noch dachte gleich wieder zu verschwinden, läuft unsere Unterhaltung unerwartet locker. Verwunderlicher Weise ist es ganz lustig mit ihm zu reden, er stellt wirklich keine Fragen über Bettina. Seine Figur ist sportlicher als ich es in Erinnerung hatte, oder ich habe es unter den Winterklamotten nicht bemerkt, oder der am ehesten wahre Grund, es hat mich vermutlich gar nicht interessiert. Seine Oberarme sind ziemlich trainiert, aber so, dass es nicht übertrieben aussieht. Herrje…warum sehe ich ihn überhaupt so genau an? Ich versuche es zu lassen. Die Zeit vergeht schnell und wir sind vom Kaffee zum Sommerspritzer übergegangen. Ich trinke eigentlich kaum Alkohol und hoffe darum nicht zu übermütig zu werden, denn er bestellt bereits die dritte Runde. Er hat wirklich schöne Augen, meine Güte und ich mag seine Haare, wenn sie nicht so glattgeschleckt sind. Er hat ein bisschen etwas von Ashton Kutcher finde ich. Ja genau. Ashton Kutcher. Den mag ich... Also Ashton. Er schlägt seine Beine übereinander und sieht mich an. Wow…auch seine Oberschenkel sind ordentlich, ich nehme an vom Laufen. Halt. Stopp. Nein. Er gefällt mir nicht. Er ist der Ex meiner Schwester. Es wird besser sein, wenn ich jetzt gehe. Ich lehne mich zurück um ihn mit mehr Abstand ansehen zu können. Aber er sieht wirklich süß aus. Ich schließe kurze meine Augen. Nach diesem Getränk werde ich gehen. Definitiv.
„Stimmt etwas nicht?“, fragt er mich an mein Glas anstoßend, als könne er meine Gedanken lesen.
Ich nippe an meinem Sommerspritzer und gehe nicht auf seine