Скачать книгу

steht mir bestimmt der Mund offen, ich schließe kurz meine Augen, meine Wangen werden heiß. Warum fange ich denn auch mit so einem Thema an. Es geht mich nichts an, und obendrein interessiert es mich auch nicht.

      „Überrascht?“, fragt er mich mit schadenfrohem Blick.

      Ich schüttle schnell den Kopf, senke meinen Blick wieder auf die Kosmetiksachen meiner Schwester und räume sie weiter in den Koffer zurück. Er sieht mich immer noch an. Jetzt ist es wirklich peinlich. Ich hatte noch nicht einmal Sex und rede hier großartig davon. Mein Gesicht ist mit Sicherheit dunkelrot. Plötzlich nähert er sich und drückt mir einen Kuss auf die Lippen, so schnell wie ich möchte, kann ich leider nicht aufspringen. Zusätzlich hält er seine Hand an meinen Hinterkopf und drückt mich fester an seinen Mund. Gerade als er ich merke wie er mir seine Zunge hinein schieben will, stoße ich ihn aber dann ziemlich unsanft weg.

      „Sag mal spinnst du, oder was?“, schreie ich ihn an, und verpasse ihm zeitgleich eine saftige Ohrfeige.

      Ich erhebe mich, er sieht mich mit großen Augen an, schmunzelt zu meiner Verwunderung aber.

      „Du bist doch nicht ganz dicht!“, füge ich noch hinzu, inzwischen hat sich seine Wange etwas rötlich eingefärbt.

      Wütend stapfe ich durch den Hof zurück ins Haus, vorbei an meinen Eltern und meiner Schwester. Ich koche fast über vor Zorn. Ist denn dieser Typ noch zu retten?

      „Lexi?“, ruft mir meine Mutter hinterher.

      „Ach lass sie doch Mama, das legt sich wenn sie erst einmal einen Freund hat“, sagt Bettina mit sarkastischem Unterton zu ihr.

      Wenn sie wüsste, was ihr Freund gerade gemacht hat, würde sie durchdrehen. Kurz denke ich daran es ihr brühwarm auf die Nase zu binden, da ich aber keine Lust auf eine Szene habe, lasse ich es.

      Ich drehe mich wutentbrannt um. „Weißt du was, nimm endlich deinen Vollspast von Freund und hau schon ab!“, keife ich sie an.

      Sie sieht mich abfällig an, was ich aber ignoriere und auf mein Zimmer laufe. Zum Glück sind sie eine halbe Stunde später weg und ich hoffe auf kein baldiges Wiedersehen.

      Kapitel 2

       12. Juli 2010

      Ich stehe vor der Auslage eines Unterwäsche Ausstatters in der Herrengasse. Obwohl es heute so richtig schwül ist, habe ich mich von Klara zu einem Einkaufsbummel überreden lassen. Ich genieße noch den letzten Sommer, bevor es mit dem Studium losgeht. Das ist heuer besonders leicht, denn Bettina ist bis Ende August in Italien und macht dort ein Praktikum. Sonst ist sie im Sommer meistens auch ein paar Wochen in Graz. Diesmal eben nicht. Ich bin ganz allein mit meinen Eltern, herrlich. Etwas damit überfordert mein Eis bei der Hitze so zu essen, dass es nicht überall hinuntertropft, bewundere ich eine türkise BH – Slip Kombination aus zarter Spitze an der Schaufensterpuppe. An der Puppe sieht es wahnsinnig gut aus. Irgendwie spiele ich mit dem Gedanken einfach hinein zu gehen und es anzuprobieren, verwerfe den Einfall aber gleich wieder.

      „Ist schön, warum probierst du es nicht?“, fragt mich Klara als könne sie meine Gedanken lesen.

      Ich schüttle den Kopf. „Nein…ich hab keine Lust, es ist so heiß.“

      „Alexandra Hofbauer?“, höre ich plötzlich eine Stimme hinter mir. Die Stimme kenne ich. Ich drehe mich langsam um und schaue vermutlich ziemlich blöd aus der Wäsche.

      „Tatsächlich. Alexandra Hofbauer. Unglaublich. Das gibt es ja nicht!“

      Ich mustere den jungen Mann der mich bedacht lässig angrinst. Vor mir steht doch tatsächlich Tobias Leitner. Der Ex Freund meiner Schwester. Der Typ, der mir am Silvestertag einfach so einen Kuss aufgedrückt hat, als ob es das Normalste auf der Welt wäre. Ich hatte es schon vergessen, bis jetzt. Mir steigt es komisch heißt auf. Bettina hat Mitte Jänner mit ihm Schluss gemacht. Nachdem er ihr offenbart hat, dass er für ein paar Monate in die USA reist, sah sie keinen Sinn und Zweck mehr eine gemeinsame Zukunft anzustreben. Nach dem Motto, wer nicht macht was sie will, den will sie nicht. Es hat sie nicht besonders mitgenommen. Wie ich schon damals vermutete, war es keine ernstzunehmende Beziehung. Schätzungsweise lag ihr auch nicht besonders viel an ihm und ich war auch froh, dass ich ihn nach dem was da zu Silvester passierte nicht mehr gegenübertreten musste. Natürlich habe ich niemandem davon erzählt. Ich sehe ihn heute zum ersten Mal seit dem besagten Vorfall wieder. Er hat sich ein bisschen verändert, zum ersten ist er relativ sonnengebräunt, was im Sommer aber keine Kunst ist, doch er sieht auch etwas weniger versnobt aus. Seine Haare sind länger und ungewohnt unfrisiert. Irgendwie hat seine Aufmachung etwas von Surferlook. Die Haare, das enge Shirt und die kurzen Shorts, sieht zwar willkürlich gewählt aus, aber ich schätze es ist durchaus so gewollt. Er strahlt mich mit seinem Zahnpastalächeln, das er bestimmt seinem Papa zu verdanken hat, an.

      „Hallo, das ist ja ein Zufall, dass ich dich hier treffe“, sagt er immer noch grinsend.

      „Hi, ja, so ein Zufall“, entgegne ich etwas überfordert.

      Neben ihm steht eine Blondine, die locker bei GNTM mitmachen könnte, ich komme mir in ihrer Gegenwart irgendwie winzig vor.

      „Was machst du denn in Graz?“, frage ich ihn darum schnell und weil mir nichts Besseres einfällt.

      „Ich besuche eine Freundin“, er sieht zur Blondine die verhalten lächelt.

      „Ah. EINE Freundin?“

      Er nickt. „Ja. EINE Freundin. Und du? Eis essen?“

      „Ja. Eis essen.“

      Ich spüre wie mir geschmolzenes Zitroneneis über den Zeigefinger läuft. Schnell versuche ich eine Sauerei zu verhindern, was er schmunzelnd verfolgt. Er zieht seine Augenbrauen hoch und mir fällt wieder ein, wie er mir seine Zunge in den Mund schieben wollte. Mit Sicherheit bin ich jetzt rot angelaufen.

      „Ah…also war schön dich zu treffen, aber wir müssen jetzt auch weiter“, sage ich darum schnell um weitere Peinlichkeiten zu vermeiden.

      „Das finde ich auch, wirklich schön dich getroffen zu haben.“ Er lächelt immer noch.

      Ich sehe schnell zu Klara und verdrehe mit der Aufforderung weiter zu gehen meine Augen, sie sieht mich an, als würde sie nicht kapieren, was ich von ihr will.

      „Ach so ja…wir wollten doch noch die Unterwäsche probieren“, stammelt sie dann auf einmal.

      Ich atme tief durch…Gott, etwas Blöderes ist ihr wohl nicht mehr eingefallen. Tobias mustert die Schaufensterpuppe und grinst mich an.

      „Aha… na dann, viel Spaß.“

      „Tschau Tobias“, verabschiede ich mich noch schnell, bevor ich mich peinlich berührt, warum auch immer, umdrehe.

      „Tschau…“, murmelt er mir hinterher, während wir schon losgehen.

      Klara sieht mich mit großen Augen an. „Das war jetzt aber nicht der Ex von deiner Schwester, oder?“

      „Doch. Genau der.“

      Ich hab mich noch nicht von dem Schock ihn getroffen zu haben erholt, als ich eine Hand an meiner Schulter spüre.

      „Ach Lexi…“

      Ich drehe mich um. Was will er denn noch?! Ich befürchte mein Gesichtsausdruck vermittelt ziemlich genau meine Stimmung darüber.

      „Ja?“

      „Hast du Lust einen Kaffee mit mir zu trinken?“

      Ich sehe ihn entgeistert an. Warum sollte ich das tun?

      „Ähmmm, ich weiß nicht, ich hab jetzt keine Zeit…“, stottere ich.

      „Später, am Nachmittag vielleicht? Jetzt kann ich

Скачать книгу