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nicht so toll, auch wenn ihr es hier wirklich sehr schön habt.“

      Ich verdrehe die Augen. „Sehe ich so aus, als würde ich laufen gehen? Ich laufe nur wenn es die Situation erfordert, und momentan sehe ich dazu keine Veranlassung.“

      Er zuckt mit den Schultern. „Du siehst doch sportlich aus, also warum nicht?“

      Ich schüttle den Kopf und stelle ihm den Tee vor die Nase. „Nein, ich bin nicht sportlich. Was ist denn mit Bettina? Warum nimmst du sie nicht mit?“

      Er atmet hörbar aus. „Sie ist nicht so gut gelaunt. Frauenbeschwerden.“

      „Gott…“, murmle ich.

      Ich bin mir nicht sicher, ob mich das interessiert. Etwas verlegen rühre ich in meiner Tasse.

      „Dann solltest du ihr vielleicht eine Tasse Tee mit nach oben nehmen.“

      Er zuckt erneut mit den Schultern. „Ja, warum eigentlich nicht. Nett von dir.“

      „Ja…nett von mir…“, sage ich etwas höhnisch.

      Irgendwie weiß ich nicht, was ich mit ihm reden soll, darum mache ich wirklich eine Tasse Tee für meine Schwester. Es scheint ihm auch nicht zu entgehen, dass ich nicht so gesprächig bin, denn er sagt auch nichts mehr. Irgendwo hat Mama doch noch einen Frauenmanteltee. Kramend suche ich in der Schublade danach. Ah, da ist er ja, als ich mich wieder umdrehe, laufe ich direkt in Tobias hinein. Gerade saß er doch noch auf seinem Hocker, ich merke wie ich rot anlaufe. Ein paar Augenblicke ist es, als wäre die Zeit stehen geblieben. Ich glaube, ich halte sogar die Luft an. Erst dann weiche ich einen Schritt zurück.

      „Ich wollte nur meine Tasse in die Spülmaschine stellen“, sagt er dann leise, immer noch maximal eine Handbreite von mir entfernt.

      Sehr peinlich berührt nehme ich sie ihm aus der Hand.

      „Ich mach das schon.“

      Schnell drehe ich mich weg, ich hasse es, wenn man mich so anstarrt, noch dazu im Pyjama, unfrisiert und mit nicht geputzten Zähnen. Dann hänge ich schnell den Teebeutel in die Tasse und drücke sie ihm in die Hand.

      „Bitte sehr. Für meine geliebte Schwester.“

      Er schüttelt den Kopf. „Was ist nur mit dir und deiner Schwester?“

      „Warum? Was soll schon sein?“

      „Ihr seid eifersüchtig aufeinander. Sie auf dich und du auf sie“, schmunzelt er.

      „Das stimmt doch gar nicht.“ Ich verschränke meine Arme vor der Brust. „Worauf sollte ich denn eifersüchtig sein?“

      „Weiß ich nicht, aber du bist das Liebkind deines Vaters und das stinkt ihr mächtig.“

      „Ich bin nicht das Liebkind meines Vaters“, verteidige ich mich.

      Doch bist du.“

      „Du kennst mich doch gar nicht. Los bring den Tee hinauf, sonst wird er kalt wird.“

      Ich drehe mich erneut weg von ihm, und stelle die leeren Tassen in die Spülmaschine. Er steht noch einen Moment hinter mir, bevor er sich ebenfalls umdreht um die Küche zu verlassen.

      „Obwohl ja, du hast doch recht. Ich bin eifersüchtig. Darauf, dass sie immer alles bekommt was sie will, und darauf dass sie aussieht wie ein Model. Sie ist eine Diva, ganz egal wie sie die Menschen herumkommandiert, alle liegen ihr zu Füßen. Darauf bin ich neidisch.“

      Er dreht sich noch einmal um.

      „Ehrlich? Darauf bist du neidisch? Du bist doch ebenso hübsch wie sie und der Kommandozwang ist keine nachahmenswerte Eigenschaft.“

      Ich werde schon wieder rot. „Ich glaube du leidest an Sauerstoffmangel. Der Tee wird kalt.“

      Komischerweise wird er nun ein bisschen rot, oder es immer noch vom Laufen, oder vom heißen Tee. Keine Ahnung. Zumindest verlässt er jetzt die Küche. Ich atme kopfschüttelnd tief durch. Ich bin überhaupt nicht das Liebkind meines Vaters. Im Gegenteil, er ist immer besonders streng zu mir. Ich darf nie so richtig tun was ich will, Bettina durfte immer alles. Sie hatte schon mit knapp sechzehn ihren ersten Freund, den sie auch mit nach Hause bringen durfte. Ich wollte vor zwei Jahren einmal mit einem Jungen abends allein ins Kino gehen, da hat er sich so aufgeregt, dass ich es lieber gleich gelassen habe. Dass der Bursche sich nachträglich als Depp herausgestellt hat, habe ich dann mehr als oft von ihm gehört. Ich habe es jetzt noch in den Ohren.

      „Siehst du, wie gut, dass du dich nicht mit ihm getroffen hast. Der wollte dich bestimmt nur um deine Jungfräulichkeit bringen“, hat er mir dann peinlicherweise monatelang gepredigt.

      Mit dem Ergebnis, dass ich auch heute immer noch Jungfrau bin. Ob das jetzt gut, oder schlecht ist, weiß ich nicht so genau. Langsam würde ich das Thema auch einmal gerne hinter mich bringen, aber wie es aussieht gestaltet sich das mangels passender Anwärter ziemlich schwierig.

      Beim Frühstück ist Bettina immer noch schlecht gelaunt. Der Tee hat also nicht die gewünschte Wirkung erzielt. Ich muss schmunzeln. Irgendwie vergönne ich es Tobias, dass sie jetzt bestimmt keinen Sex mit ihm haben will. Er hat sich sicher darauf gefreut, es die ganzen Feiertage über mit ihr zu tun. Inzwischen sitzt seine Frisur wieder. Ein paar Stunden noch, dann sind sie auf dem Weg nach Wien und nachdem ich mich jetzt mit Klara treffe, sehe ich sie vielleicht gar nicht mehr. Ich bin richtig froh, als ich aus dem Haus gehe.

      Klara war die vergangen Tage im Schiurlaub in Salzburg. Wie jedes Jahr hat sie sich auch heuer wieder in den Schilehrer verliebt. Ich höre ihr geduldig zu. Nachdem wir beschlossen haben, heute Abend noch ein bisschen in die Stadt zu gehen, fahre ich nach Hause. Ich habe Hunger und will mich noch ein bisschen silvestertauglich herrichten. Die letzten Meter steige ich von meinem Fahrrad ab. Tobias lädt gerade die Koffer in sein Auto. Sie sind also noch nicht weg. Ich seufze. Aber bald. Bettina drückt ihm ihren Kosmetikkoffer in die Hand und stolziert zurück ins Haus. Irgendetwas geht ihr mächtig gegen den Strich, das erkenne ich daran wie sie ihre Haare zur Seite wirft. Ich lehne mein Fahrrad an den Zaun. Tobias flucht über den Umstand, dass scheinbar nicht alles so in den Wagen zu passen scheint, wie er es sich vorstellt. Darum räumt er gerade wieder alles aus. Heute ist die Stimmung beim Traumpärchen also nicht auf Wolke sieben.

      „Du brauchst keine Hilfe, oder?“, sage ich schadenfroh, als ich an ihm vorbei gehe.

      Er greift nach dem Kosmetikkoffer, der sich unglücklicherweise genau in dem Moment öffnet, als Bettina wieder herauskommt. Der ganze Kosmetikram fällt heraus und kugelt vor seinen Füßen herum. Ich kann mir ein Lachen nicht verhalten. Bettina stemmt ihre Hände in die Hüften.

      „Du bist so ein Trottel. Ich halte das nicht mehr aus. Wie kann man nur so ungeschickt sein?“ Sie beugt sich hinunter und hält dabei ihre Hand an die Stirn. „Kein Wunder, dass ich unerträgliche Kopfschmerzen habe.“

      Tobias sagt nichts, aber er wirkt reichlich genervt, nicht so cool und lässig wie die vergangen Tage. Das kann ich ausnahmsweise sogar verstehen, bei den vielen Vorwürfen die ihm meine Schwester an den Kopf wirft. Ich gehe wieder zurück zu den beiden.

      „Geh hinein wenn du Kopfschmerzen hast, ich mach das schon“, sage ich und schiebe sie zur Seite.

      Wie nicht anders zu erwarten geht sie schnaufend davon und lässt nur zu gerne ihr „Personal“ für sich arbeiten. Ich gehe in die Hocke und helfe Tobias die Utensilien wieder einzuräumen. Er sammelt gerade die zwischen seinen Beinen gerollten Tampons auf. Ich muss anfangen zu lachen.

      „Das ist nicht lustig…“, murmelt er kaum hörbar.

      „Doch schon…“, ich lache weiter. „Die verfolgen dich, die Tampons…“

      Er schüttelt den Kopf. „Hast du schon vorgeglüht? Du scheinst mir nicht ganz nüchtern zu sein.“

      „Nein…hab ich nicht. Die Tampons haben dir doch bestimmt die ganzen Feiertage versaut.“

      „Warum?“, er sieht mich fragend an.

      „Periode

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