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Ihnen gehört“, erwiderte ihre Ladyschaft, wobei sie sein gutes Aussehen musterte und verärgert war, dass er seine Ehrerbietung da erwies, wo sie erwiesen wurde, „aber ich habe noch nicht gehört, dass Sie und Lady Isabel in einem Verhältnis so außerordentlicher Vertraulichkeit stehen, dass … dass …“

      „Madam“, unterbrach er sie, während er ihr einen Stuhl gab und selbst auf einem anderen Platz nahm, „wir standen nie in einem Verhältnis außerordentlicher Vertraulichkeit. Ich habe Lady Isabel gerade gebeten, dies zuzulassen; ich habe sie gebeten, meine Frau zu werden.“

      Das Geständnis war für die Gräfin wie ein Balsamschauer, und ihre üble Laune verwandelte sich in Sonnenschein. Hier war die Lösung für ihre große Schwierigkeit, das Schlupfloch, durch das sie ihre bete noire, die verhasste Isabel, loswerden konnte. Eine Welle der Dankbarkeit erleuchtete ihr Gesicht, und auf einmal war sie gegenüber Mr. Carlyle die Liebenswürdigkeit selbst.

      „Wie zutiefst dankbar muss Isabel Ihnen sein“, säuselte sie. „Ich spreche ganz offen, Mr. Carlyle, denn ich weiß, dass Ihnen bekannt ist, in welch schutzlosem Zustand sie durch die Leichtfertigkeit des Earl zurückgeblieben ist, sodass eine Ehe – jedenfalls eine Ehe in höheren Schichten – für sie fast nicht infrage kommt. Ich habe gehört, East Lynne sei ein wunderschöner Ort.“

      „Jedenfalls für seine Größe; es ist nicht groß“, erwiderte Mr. Carlyle, während er sich erhob, denn Isabel hatte sich ebenfalls erhoben und kam auf ihn zu.

      „Und wie, bitte, lautet Lady Isabels Antwort?“, fragte die Gräfin schnell, wobei sie sich ihr zuwandte.

      Isabel ließ sich nicht dazu herab, ihr eine Antwort zu geben, sondern wandte sich zu Mr. Carlyle und sprach leise mit ihm.

      „Würden Sie mir einige Stunden Bedenkzeit geben?“

      „Ich bin nur allzu glücklich, dass Sie es bedenken wollen, denn das gibt mir Grund zur Hoffnung“, war seine Antwort, während er die Tür öffnete, damit sie hinausgehen konnte. „Ich werde heute Nachmittag wieder hier sein.“

      In der Einsamkeit ihres Zimmers führte Lady Isabel mit sich selbst ein verwirrendes Zwiegespräch, während Mr. Carlyle über Mittel und Wege zur Behandlung von Lady Mount Severn nachdachte. Isabel war kaum mehr als ein Kind, und kindlich waren ihre Überlegungen. Sie blickte weder in die Weite noch in die Tiefe: Ihrem Blick präsentierte sich nur der seichte, spürbare Aspekt der Angelegenheit. Mr. Carlyle war kein Mann ihres eigenen Ranges, aber daran dachte sie kaum; East Lynne schien ihr ein angenehmer Ort zum Leben zu sein, und was Größe, Schönheit und Bedeutung anging, war es dem Haus, in dem sie sich jetzt befand, bei weitem überlegen. Sie vergaß, dass ihre Stellung in East Lynne als Mr. Carlyles Ehefrau eine ganz andere sein würde als die, welche sie als Lord Mount Severns Tochter innegehabt hatte; sie vergaß, dass sie an ein stilles Haus gebunden sein würde, ausgeschlossen von der großen Welt, von dem Pomp und den Eitelkeiten, in die sie hineingeboren war. Sie mochte Mr. Carlyle sehr; es bereitete ihr Vergnügen, mit ihm zu sprechen; sie war gern mit ihm zusammen; kurz gesagt, hätte die Gefahr bestanden, dass sie sich in Mr. Carlyle verliebte, hätte es da nicht jene andere, von schlechten Vorzeichen begleitete Fantasie gegeben, die sich in ihr breitgemacht hatte. Und ach! Für immer von jener bitteren Abhängigkeit von Lady Mount Severn befreit zu sein – nach alledem erschien ihr East Lynne wirklich so, wie sie es genannt hatte: als Paradies.

      „Bis hierher sieht es günstig aus“, rief die arme Isabel im Geiste aus, „aber die Frage hat auch eine andere Seite. Es ist nicht nur so, dass ich Mr. Carlyle nicht liebe, sondern ich fürchte auch, ich liebe Francis Levison, oder ich liebe ihn beinahe. Wenn er mich doch fragen würde, ob ich seine Frau werden will! – sonst hätte ich ihn besser nie kennengelernt.“

      Isabels innerer Monolog wurde unterbrochen, weil Mrs. Levison und die Gräfin eintraten. Was die Letztere zu der alten Dame gesagt hatte, um sie für ihre Sache zu gewinnen, wusste sie selbst am besten, aber sie war darin sehr beredt. Beide wollten Isabel mit allen nur denkbaren Argumenten veranlassen, Mr. Carlyles Antrag anzunehmen. Die alte Dame erklärte, man habe ihr nie jemanden vorgestellt, von dem sie so eingenommen gewesen sei, und sie könne unmöglich behaupten, es sei anders; er sei mehr wert als ein Dutzend hohlköpfiger Männer aus der großen weiten Welt.

      Isabel hörte zu, schwankte in der einen und anderen Richtung, und als der Nachmittag kam, schmerzte ihr Kopf vom vielen Nachdenken. Der Stolperstein, den sie nicht überwinden konnte, hieß Francis Levison. Von ihrem Fenster aus sah sie Mr. Carlyle näherkommen, und als sie hinunter in den Salon ging, wusste sie nicht im Mindesten, wie ihre Antwort lauten würde. Schattenhaft kam ihr die Idee, ihn um mehr Zeit zu bitten und ihm ihre Antwort schriftlich mitzuteilen.

      Im Salon war Francis Levison, und ihr Herz pochte heftig; das Pochen hätte sie davon überzeugen können, dass sie keinen anderen heiraten sollte.

      „Wo haben Sie sich versteckt?“, rief er. „Haben Sie von unserem Missgeschick mit der Ponykutsche gehört?“

      „Nein“, erwiderte sie.

      „Ich habe Emma in die Stadt gefahren. Das Pony hat gescheut und ausgeschlagen, ist ausgerutscht und auf die Knie gefallen; daraufhin hat sie Angst bekommen, ist ausgestiegen und zu Fuß zurückgegangen. Also habe ich dem Biest eine Strafe gegeben und es rennen lassen, bis es zu Hause im Stall war, und so kam ich gerade rechtzeitig, damit man mich Mr. Carlyle vorstellen konnte. Er scheint ein durch und durch guter Bursche zu sein, Isabel. Ich kann Ihnen nur gratulieren.“

      „Was!“, rief sie aus.

      „Erschrecken Sie nicht. Wir gehören alle zur Familie, und Mylady hat es mir gesagt; anderswo würde ich es nicht verraten. Sie sagt, East Lynne sei ein erstrebenswerter Ort; viel Glück, Isabel.“

      „Danke“, gab sie in sarkastischen Ton zurück, aber ihr Hals war rau, und ihre Lippen bebten. „Sie sind mit ihren Glückwünschen zu voreilig, Captain Levison.“

      „Wirklich? Dann halte ich meine guten Wünsche zurück, bis der richtige Mann kommt. Ich selbst bin ja außen vor und wage nicht daran zu denken, ich könne in den glücklichen Zustand geraten“, fügte er vielsagend hinzu. „Ich habe wie andere in solchen Träumen geschwelgt, aber ich kann es mir nicht leisten, sie ernsthaft zu verfolgen. Ich bin ein armer Mann mit unsicheren Aussichten, und vielleicht bleibt mir nichts anderes übrig, als bis an mein Lebensende den Schmetterling zu spielen.“

      Mit diesen Worten verließ er das Zimmer. Isabel konnte ihn unmöglich missverstehen, aber ihr schoss zum ersten Mal der Gedanke durch den Kopf, er könne falsch und herzlos sein. Ein Diener kam und führte Mr. Carlyle herein; an ihm war nichts Falsches oder Herzloses. Er schloss die Tür und kam auf sie zu, aber sie sagte nichts. Ihre Lippen waren weiß und zitterten. Mr. Carlyle wartete ab.

      „Nun“, sagte er schließlich in sanftem Ton, „haben Sie sich entschlossen, mein Gebet zu erhören?“

      „Ja. Aber …“ Sie konnte nicht weiter sprechen. Zuerst die eine, dann die andere Aufregung – es fiel ihr schwer, ihre Gefühle zu zügeln. „Aber … ich wollte Ihnen sagen …“

      „Zur Zeit“, flüsterte er, wobei er sie zu einem Sofa führte, „können wir es uns beide leisten, noch zu warten. Ach, Isabel, du machst mich sehr glücklich!“

      „Ich sollte Ihnen sagen, ich muss Ihnen sagen“, begann sie erneut inmitten hysterischer Tränen. „Ich habe zwar zu Ihrem Antrag ja gesagt, aber ich bin noch nicht … es kam so überraschend“, stammelte sie. „Ich mag Sie sehr gern; ich schätze und respektiere Sie; aber ich liebe Sie nicht.“

      „Es würde mich wundern, wenn es anders wäre. Aber du wirst zulassen, dass ich mir deine Liebe verdiene, Isabel?“

      „Oh ja“, erwiderte sie voller Ernst. „Darauf hoffe ich.“

      Er zog sie näher zu sich, beugte das Gesicht nach vorn und nahm von ihren Lippen den ersten Kuss. Isabel war passiv; sie nahm an, sie hätte sich das Recht erworben, es zu sein. „Meine Liebste! Mehr verlange ich nicht.“

      Als

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