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Pyria. Elin Bedelis
Читать онлайн.Название Pyria
Год выпуска 0
isbn 9783754940136
Автор произведения Elin Bedelis
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Wieder starrten sie alle Machairi an, hoffend, dass er etwas anderes vorhatte, vielleicht sogar einen wild-willkürlichen Plan, um irgendwie anders des Orakels habhaft zu werden. Doch plötzlich fiel Leén wieder ein, was Machairi zu Ila gesagt hatte, und ihr wurde so flau im Magen, dass sie beinahe zwischen die Blüten gekotzt hätte. Ich brauche nur einen Weg zurück. Die Worte erwartend kniff sie die Augen zusammen, als würde das irgendetwas aufhalten, wenn sie es nur nicht länger sehen konnte.
»Nein«, sagte der Schatten schließlich und die schwarzen Augen streiften einmal durch die Runde. »Wir gehen zu dritt«, sagte er und die Harethi musste nicht sehen, um zu wissen, dass seine Augen auf ihr lagen.
»Geht es für die Blinden unter uns vielleicht etwas genauer?«, fragte Vica, die Stimme so triefend vor Sarkasmus, dass man die Befürchtung dahinter deutlich hörte. Beinahe hätte Leén verzweifelt aufgelacht.
»Ich weiß, dass es eine unnötige Frage ist, aber hast du den Verstand verloren?«, fragte Gina und schüttelte den Kopf. »Das ist tatsächlich die unlogischste Wahl überhaupt!« Leén blinzelte und sah, wie die Faust die Hände in die Luft warf und fassungslos den Kopf schüttelte. »Da komm ich ja lieber selbst mit. Willst du dich umbringen?«
Gwyn hatte den Kopf gehoben, er sah vielleicht noch verletzter aus als vorher, weil er nicht einmal für eine Todesmission ausgesucht worden war. Auch Mico hatte sich zwar erleichtert zurückgelehnt, aber die Stirn in Falten gelegt.
Koryphelia selbst sah überrascht und schockiert aus, dass die Wahl auf sie gefallen war, und das erste Mal überhaupt hatte Leén das Gefühl, zu verstehen, was keiner außer Machairi sonst verstand. Sie hatte diese Wahl vollkommen vorausgesehen. Koryphelia und Leén waren die einzigen Personen, die er nicht mitgenommen hatte, weil er sie als Personen schätze oder geschätzt hatte oder sie in Om’falo gebraucht hatte. Für die Prinzessin war er in einen fremden Palast eingebrochen und damit war eigentlich schon klar gewesen, dass er sie für etwas Entscheidendes brauchte, und Leén selbst hatte er von vornherein als Werkzeug benutzen wollen. Sie sah sogar ein, dass Magie, die Licht und Gleichgewicht spenden sollte, in der Unterwelt sehr hilfreich sein konnte. Deshalb biss sie sich nur auf die Lippe und versuchte, das kalte Schaudern zu unterdrücken. Für einen Moment war sie versucht, den Kommentar abzuwerfen, den sonst Gwyn an dieser Stelle gebracht hätte: Ihr wisst doch, wie er ist, aber die Worte blieben ihr im Hals stecken.
»Hallo?«, fauchte Vica, als alle sich nur ansahen und Sorge, Angst und Fassungslosigkeit ihre Züge zeichneten. Leén presste die Lippen aufeinander. Die seltsame Genugtuung, die Ungläubigkeit mal einmal nicht zu teilen, verschwand binnen kürzester Zeit wieder vollständig und wich grauenvoller Angst. Es fehlte eigentlich nur noch, dass die Dunkelheit sie wieder erschlug, wie so oft, wenn die Angst in ihren Knochen etwas zu groß wurde. Auf dem Schiff, als das gewaltige Seemonster aus den Tiefen gestoßen war, hatte sie sie für einen kurzen Moment zu spüren geglaubt, aber sie war so gebannt gewesen, dass sie sich kaum mehr sicher war, ob es tatsächlich so gewesen war, oder ob sie sich das nur eingebildet hatte.
Wieder musste jemand die Lücke füllen, die Gwyn hinterließ, obwohl er mitten in ihrer Runde saß. Leén schluckte und hoffte, dass ihre Stimme normal klingen würde. »Koryphelia und ich«, krächzte sie und als sie Machairis Blick begegnete, erschauderte sie. Prüfend musterte er sie und sie wollte wissen, was er wohl dachte.
Vica lachte auf, aber es war ein frustriertes Lachen. Puki sprang vor Schreck unter ihrer Kapuze hervor und rollte als kleiner Zylinder über den Boden und aus Spíthas bebenden Nüstern rauchte es. »Natürlich. Ich nehme an, dass wir keine Erklärung bekommen, warum du genau die Fähigsten ausgesucht hast?« Ihr Sarkasmus schlug in Wellen durch den Raum und Gina schnaubte. Vermutlich war sie nicht damit einverstanden, dem Mädchen zuzustimmen, das ihr kaum vor einer halben Stunde eine Waldkatze auf den Hals gejagt hatte. Tatsächlich waren sich die beiden wohl ähnlicher, als sie verkraften konnten.
Leén konnte ihnen den Gedanken allerdings nicht einmal übelnehmen. Von der Gruppe waren Koryphelia und Leén vermutlich tatsächlich die am wenigsten geeigneten Kämpfer und Abenteurer. Interessanterweise war es wieder Mico, der plötzlich einlenken konnte. »Naja. Ich weiß nicht, ob man davon ausgehen kann, dass Vicas Fähigkeiten in der Unterwelt überhaupt nutzbar sind, ebenso wie meine. Und Gina ist zu … impulsiv.« Einen nach dem anderen musterte der Cecilian sie. Zuletzt blieb sein Blick an Gwyn hängen, aber bevor er etwas zu dem Feuerspucker sagen konnte, erfüllte wieder Machairis kalte Melodik den Raum.
»Wenn sie nicht beide notwendige Attribute hätten, würde ich niemanden mitnehmen«, stellte er klar und musterte die beiden Mädchen genau. Koryphelia straffte die Schultern unter diesem Blick noch mehr. Sie hatte sich noch immer nicht geäußert. Vielleicht war ihre Kehle ebenso trocken wie Leéns. Natürlich wollten sie nicht in die Unterwelt hinabsteigen, aber wenn Machairi das so beschlossen hatte, gab es vermutlich kaum einen Weg darum herum. Immerhin standen die Chancen gut, dass nicht einmal der Messerdämon ohne unumstößliche Notwendigkeit in die Unterwelt hinabstieg.
Gina verdrehte die Augen. »Du hast überhaupt keine kampffähige Unterstützung und willst drei Personen beschützen?« Sie schnaubte. »Das klingt sinnvoll.« Ärgerlich schüttelte sie den Kopf. »Das ist bescheuert. Ich komme mit!« Überraschte Blicke trafen sie und ein abfälliges Schnauben kam aus Vicas Richtung. Der Schatten sah sie strafend an und sie alle wussten, was er von der Aussage hielt. Dabei wusste Leén nicht wirklich, was ihn daran so sehr störte. Eigentlich schienen sich die beiden doch ganz gut zu verstehen und vielleicht würde sogar die Faust ihr loses Mundwerk zügeln können, wenn sie an einen solch gefährlichen Ort gingen. Leén hätte jedenfalls nichts dagegen gehabt, eine weitere kampffähige Person bei sich zu haben. Das schien auch Gina so zu sehen. »Du musst weder deine Künste noch deine Männlichkeit unter Beweis stellen.« Sie versuchte, ebenso strafend zurückzusehen – natürlich ohne Erfolg. »Lass mich einfach helfen«, knurrte sie und verschränkte die Arme vor der Brust.
»Du hilfst, indem du hier aufpasst«, vertröstete der Schatten sie und die Harethi fand es schon beachtlich, dass er ihr überhaupt eine Alternative bot. Gleichzeitig fragte sie sich, warum Vica, Mico und Gwyn die Faust als Kindermädchen brauchten und konnte sich gut vorstellen, dass keiner von denen das gut fand.
»Die sind erwachsen, die können ganz allein auf sich aufpassen«, schnaubte sie und warf die Haare zurück. Erneut nahm sie ein Blickduell mit dem Dämon auf und eine Weile war es still, während alle beobachteten, wie lange es dauerte, bis Gina verlor. »Verdammt, na gut!«, stieß sie schließlich hervor und wandte sich ab, beleidigt und gedemütigt. »Dann bekommt eine von euch beiden jetzt einen Selbstverteidigungsschnellkurs von mir!«, beschloss sie und sah zu Kory und Leén.
Letztere zog instinktiv den Kopf ein, weil sie sich an ihre letzte Kampfstunde erinnerte und überhaupt nicht das Bedürfnis hatte, sich vor der Faust auch noch zu blamieren. Sie war leider ein hoffnungsloser Fall und das würde sich nicht in kürzester Zeit ändern lassen. Die Prinzessin hingegen schmunzelte. »Das klingt in der Tat nicht nach einer schlechten Idee«, sagte sie. »Bevor ich mich auf diese fragwürdige Mission einlasse, wüsste ich allerdings gerne genauer, was uns dort unten erwartet.« Fragend sah sie zu Machairi, die blauen Augen funkelnd und das Kinn gestreckt, in dem Versuch, ihre Unterlegenheit zu verbergen.
»Dunkelheit«, antwortete der Schatten, aber sein Blick traf Leén statt Koryphelia. Ein Schauer schüttelte die Harethi und das Licht selbst schien zu erzittern. Dunkelheit war ein gefährliches Thema mit ihr. »Wir gehen morgen früh. Rish, komm.« Damit schien er die Runde auflösen zu wollen, auch wenn mit Sicherheit noch lange nicht alle Fragen beantwortet waren.
»Bevor ihr geht«, Reolet, die wie eine Statue am Zelteingang gestanden hatte, trat zu ihnen und blickte in die Runde, »möchte ich euch bitten, in diesem Dorf keine Magie zu üben und keine Kämpfe auszutragen.