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Pyria. Elin Bedelis
Читать онлайн.Название Pyria
Год выпуска 0
isbn 9783754940136
Автор произведения Elin Bedelis
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Dem Mädchen durch das Unterholz zu folgen, war fast ebenso unmöglich, wie Cail zu folgen. Besonders für die Prinzessin musste das alles hier eine Tortur sein. Sie gehörte hier noch viel weniger zwischen die Büsche und Palmen als die Bienen. Vica ließ sich inzwischen sehr unwillig von Rish führen und Gina hielt absichtlich Abstand von der Gruppe. Mico verstand noch immer nicht genau, warum sie unbedingt hatte mitkommen wollen, was sie dazu bewegt hatte, Cail zu folgen, obwohl ihre eigenen Leute doch den Heimweg angetreten hatten. Vielleicht wollte sie nichts verpassen, vielleicht wollte sie nicht zum schwarzen Fürsten zurückkehren, ohne ihren Auftrag erfüllt zu haben. Vielleicht hoffte sie auch, dass Machairi sie geradewegs zu dem Orakel führen würde und sie zwei Bienen mit einer Faust schlagen konnte. Dass sie mit Vica aneinandergeraten würde, war abzusehen gewesen. Die beiden waren sich auf unangenehme Weise ähnlich, aber nicht ähnlich genug, um sich zu verstehen. Es fiel ihm schwer das zuzugeben, aber er vermisste Gwyn. Der Zhaki hatte stets das Talent gehabt, die Spannungen in der Gruppe deutlich aufzulockern, und irgendwie war es angenehm gewesen zu wissen, dass es wenigstens eine Person gab, die einigermaßen bei Verstand war.
Mico war auf der Hut, während sie sich quälend langsam durch die saftige und summende Natur der Insel schlugen. An manchen Stellen hing ein leichter Glitzer in der Luft, der mehr war als reiner Staub, und das Summen und Schwirren, das gerade in der Nähe der Blumen fast wie eine Melodie klang, war geradezu betäubend. Hier musste man auf seine Sinne aufpassen, um sich nicht benebeln zu lassen von der wundervollen Andersartigkeit dieses Ortes. Om’falo war zwar wundersam, aber für seinen Geschmack viel zu laut, viel zu dreckig und viel zu voll gewesen – fast so schlimm wie der Bienenstock. Hier war es schön. Zu schön.
Das Dorf tauchte so plötzlich auf, dass Mico es trotz seiner gespannten Beobachtung der Umgebung erst bemerkte, als sie mitten zwischen den Hütten standen. Gewaltige Bäume erhoben sich zu allen Seiten und Häuser standen zwischen ihnen und auf ihnen. Zelte, kleine Hütten, große Hütten, Steinbauten und Holzbauten, Pavillons und Baumhäuser, ja sogar Höhlen bildeten dieses Dorf. Alles war ins warme Licht der Sonne getaucht, das auf die Lichtung fiel, und ein Bachlauf glitzerte in der Nähe. Exotische Vögel glitten von Baum zu Baum und gemütliche Feuerstellen waren hier und da zwischen den Behausungen eingerichtet.
Die Menschen, die zwischen alldem umherliefen, trugen die gleichen weiten Seidengewänder wie auch das Mädchen. Manche waren mit echten Blumen verziert, andere wurden nur von einer Kordel gehalten. Überhaupt gab es hier viel zu viele Blumen. Am Wegesrand, auf den Bäumen, auf den Kleidern, auf den Häusern, ja sogar auf Tellern und Werkbänken lagen sie. Das Leben schien sich draußen abzuspielen. Werkstätten waren unter freiem Himmel errichtet und man konnte Schreinern, Webern und Gerbern, sogar einem Schmied direkt bei der Arbeit zusehen. Es war, Mico musste es zugeben, wirklich eindrucksvoll. Die größte Besonderheit war allerdings, dass sämtliche Bewohner Zhaki waren. Nicht ein einziger Harethi stach mit seiner dunklen Haut hervor und auch kein blonder Schopf eines Cecilian war zu sehen. Das war eigenartig. Hieß es nicht, dass die letzten reinen Zhakidörfer schon vor hunderten Jahren aufgelöst worden waren? Das einst wandernde Volk hatte nie viel von Siedlungen gehalten und wenn sie doch sesshaft geworden waren, hatten sie sich einfach zu den Menschen gesellt, die sich schon ein Leben aufgebaut hatten.
Nichts an diesem Ort wollte zusammenpassen und doch schien alles eine seltsame Einheit zu bilden. Aufwendige mehrstöckige Holzhäuser standen direkt neben einfachen Zelten und doch machte das Dorf nicht den Eindruck einer starken Hierarchie. Mit offenen Mündern standen die Bienen und die Prinzessin zwischen all diesen Bauten und sahen sich um. Selbst Vica hatte innegehalten, obwohl ihre Augen den Zauber um sie herum nicht erfassen konnten. Wäre sie etwas angenehmer als Person gewesen, hätte sie einem in solchen Momenten gar leidtun können.
»Gehobait de an manathai«, sagte das Mädchen und lief in eines der Zelte hinein. Mico sah automatisch zu Gwyn, der nur nickte und die Stirn gerunzelt hatte. Immerhin sah auch er sich um und vielleicht, nur vielleicht, war ein wenig Trübsal von ihm abgefallen. In einem Dorf voller Zhaki fühlte er sich sicher wohler und da das Mädchen, so wie es den Kampf zwischen Vica und der Faust unterbrochen hatte, eindeutig eine Elementmagierin war, konnte man hoffen, dass er hier zu sich zurückfinden würde. Ein so friedlicher Ort mochte auf eine empfängliche Seele Wunder wirken.
Mico spürte die Götter an diesem Ort. Es war ein seltsames Gefühl. Sie waren natürlich allgegenwärtig, besonders für magiebegabte Menschen, aber hier war das Gefühl besonders stark. Wie ein Flimmern lag es in der Luft, ließ es in den Ohren klingen und in der Brust vibrieren. So viel Licht umgab sie und die ganzen Wunder dieses Ortes waren sicher kein Zufall. Doch viel Licht bedeutete auch, dass es nicht weit von hier viel Dunkelheit gab. Gleichgewicht war überall in der Natur und er glaubte sogar zu fühlen, wie eine unsichtbare Spannung herrschte. Wieso befürchtete er, dass sie für die Dunkelheit gekommen waren, statt um das Licht zu genießen?
Das Mädchen kam zurück und sie war nicht allein. Eine Frau trat zu ihnen. Die untere Hälfte ihres zarten Gewandes war von einem leichten Rosa. Eine braune Kordel hielt es als Gürtel an der Taille zusammen und ein Teil ihres braunen Haares war mit zahllosen Blüten zu einer Art Krone geflochten, während sich der Rest in leichten Wellen über ihre Schultern ergoss. Sie war vielleicht Ende dreißig und von so unnatürlicher Schönheit, dass Mico spontan die Flucht ergreifen wollte. Mit jeder Sekunde hatte er mehr das Gefühl, dass er nicht hierhergehörte.
»Willkommen, Reisende«, sagte sie huldvoll und in einwandfreiem Cizethi. Lächelnd musterte sie die Fremden einen nach dem anderen und schien sich besonders über Gwyns Anblick zu freuen. »Mein Name ist Reolet. Ich bin die Mutter dieses Dorfes.« Mit einer fließenden Bewegung deutete sie in die Runde der Hütten. Angesicht ihres Alters und aus purer Hoffnung, dass es nichts anderes war, ging Mico davon aus, dass es sich mehr um einen Titel als um eine wörtliche Tatsache handelte. Etwas an ihr war seltsam. Wie alles hier wirkte sie unwirklich und befremdlich. Ihre Freundlichkeit wirkte aufgesetzt und er glaubte, dahinter einen Blick voller Skepsis und vielleicht sogar Abneigung zu sehen. Vielleicht war er allerdings auch zu sehr mit Abneigung vertraut, um irgendetwas anderes zu erwarten.
Keiner von ihnen konnte sich so recht zu einer Antwort durchringen. Selbst Gina und Vica, die sich sonst beide kaum zurückhalten konnten, schienen nichts zu sagen zu haben. Der Blick, den die Faust der Frau zuwarf, war allerdings so tief von Argwohn gezeichnet, dass sie eigentlich nichts mehr sagen musste, um ihr Misstrauen zum Ausdruck zu bringen. Man merkte den Bienen doch an, dass sie sich selten in freundlichen Konversationen versuchten. Einzig die Prinzessin nickte freundlich. Mico seufzte. »Vielen Dank, Reolet«, sagte er und versuchte dabei ihren Namen ebenso zu betonen, wie sie es getan hatte. »Wir sind … nun … wir sind …« Ja, was genau waren sie eigentlich? Sie waren keine Freunde oder auch nur Kollegen. Sie wussten nicht, weshalb sie hier waren, und kaum, wo sie hinwollten. Es wollte ihm nichts einfallen, was er hätte sagen können. »Wir haben uns im Wald verloren«, sagte er schließlich. Sie hatten Machairi verloren, den Weg verloren, teilweise scheinbar den Verstand verloren und ihr Ziel verloren. Es schien ihm die beste Beschreibung zu sein.
Gina schnaubte und verschränkte die Arme vor der Brust, während sie die Locken nach hinten schüttelte. Es reichte noch immer nicht für einen Kommentar, aber sie war offenbar schon wieder kurz davor. Reolet ließ sich davon nicht beeindrucken. »Dann ist es ein wahres Glück, das Katyre euch gefunden hat, bevor ihr noch mehr verloren gehen konntet.« Sie warf einen liebevollen Blick auf das Mädchen, das einen halben Schritt hinter ihr stand und die Fremden noch immer neugierig musterte. Ihre Scheu war verständlich und ein Zeichen von Intelligenz.
Mico zwang sich zu einem Lächeln und nickte. »Wahrlich«, antwortete er so verbindlich, wie er konnte, und wollte am liebsten gehen. Etwas stimmte hier nicht. Dieser Ort brummte vor Magie und doch, oder vielleicht gerade deswegen, fühlte er sich unwohl.
Reolets dunkle Augen musterten ihn wissend und er fühlte sich fast bedroht, obwohl sie lächelte. Es jagte ihm einen eisigen Schauer über den Rücken, ein Effekt, den sonst nur Machairi hervorrief. »Bizarr, so verloren könnt ihr doch nicht gewesen sein, wenn ihr so zuverlässig hergefunden habt.« Hatte sie nicht eben selbst noch gesagt, dass das Mädchen mit dem seltsamen