Скачать книгу

zu erkennen. Eine Hand hielt einen langen, knorrigen Stab, der in seinem Verlauf am oberen Ende abgeknickt war. Der Jüngste schien er wahrlich nicht mehr zu sein ...

      „Koschu!“, rief die Gestalt freudig aus, während sich seine Arme einladend weit öffneten. Ein seltsames Knistern war vereinzelt aus seiner Richtung zu vernehmen, und kleine Blitze entluden sich zwischen den ausgebreiteten Händen ... „Verzeiht meine kleine Unaufmerksamkeit ...! “, rief er mit einer erstaunlich tiefen und warmen Stimme, die man dieser Gestalt gar nicht zubilligen wollte. „Ich warte schon eine Ewigkeit auf euch, und war wohl mit meinen Gedanken gerade etwas geschwätzig – als ich eben meinen Namen hörte ...! Welch ein Reiz!“

      Er war nun herangekommen, und schien jetzt doch einigermaßen fassungslos, wie er Kishou gegenüberstand. „Für alles was sich Verhält, gibt es immer sehr viele Möglichkeiten!“, sprach er mit ehrfürchtiger Gebärde. „Bisher gedachte ich keine davon unbemessen zu lassen, oder gar auszuschließen – doch ihr übertrefft alles, was mein Geist zu bemessen imstande war ...! “ Ruhelose Augen bemaßen Kishou für einen Moment in Sprachlosigkeit – dann wendete er sich plötzlich ab, reckte seine Arme hoch in den Himmel, und rief in ihn hinein: „Suäl Graal! – ungeliebte Schwester und unbändige Herrscherin über alles, was da ist. Sieh her! – die neue Zeit ist angebrochen! Du wirst sie nicht aufhalten!“ Indem er dies rief, richtete er die Spitze seines Stabes in den Himmel. Knisternde Blitze traten daraus hervor, und ein knallender Donner erfüllte die Luft.

      Strahlend wendete er sich wieder Kishou zu – die nur die ganze Zeit mit offenem Munde dastand. „Ich kann euch nicht sagen, wie erfreut ich bin!“, rief er – und endlich bemerkte er wohl auch die anderen ... „Eine zweite Sonne ist nun ebenfalls aufgegangen im Drom der Asimielenen. Mo! Es ist ein wahrlich erregender Reiz, sich nach so langen Zeiten wieder zu dir verhalten zu können! ... Und auch das Untere Squatsch!“, bemerkte er nun. „Wie lange haben wir uns nicht mehr zueinander verhalten!“

      „Nicht lange genug!“, konterte der nur mit böse blitzenden Augen.

      „Herrlich! – wie mir das gefehlt hat. Ich danke dir!“, freute sich der Neuankömmling offenbar über die Reaktion des Unteren Squatsch ... „Und auch Boorh – dazu in einem Stück! Ihr müsst gut auf ihn aufgepasst haben, Koschu!“, freute er sich spitzbübisch.

      Der reagierte mit einem finsteren Blick. „Boorh entscheidet: nichts verdrängt an diesem Ort das Allsein, das als ,Koschu’ erkannt werden will!“, brummte er böse.

      „Nicht?“ Die buschigen Augenbrauen des quirligen Alten klappten nach oben.

      „Ich bin Kishou!“, fand diese nun endlich ihre Sprache wieder. „Du bist wohl Habadam, … von der Sippe der Chemuren.

      „Ich ... denke – ja! So verhält es sich wohl ... , schien der Gefragte etwas irritiert – um sich jedoch gleich wieder zu fangen. „Verzeiht meine kleine Unverhältnismäßigkeit – wie kam ich nur auf ,Koschu’ ...?“

      „Und du hast gewusst, dass wir kommen?“, wunderte sich Kishou. „Hat Trautel Melanchful ...”

      „Trautel Melanchful?“ Erneut klappten die zottigen, weißen Augenbrauen des Chemuren nach oben. „Trautel Melanchful ist euch bekannt? Wie ergeht es der Alten? Ist sie gar mit euch gekommen?“ Seine Augen suchten aufgeregt die Umgebung ab ...

      „Nein, ich komme von ihr – sie hat mich geschickt!“, klärte sie Habadam auf. „Ich dachte nur, dass sie dich vielleicht in so einer ,Ankunft’ ...”

      „Welch ein Fluss von Neuigkeiten!“, fiel ihr der aufgeregte Alte freudig ins Wort ...

      „Also Das sie dir Bescheid gesagt hat!“, schloss Kishou ab.

      „Nein, nein! Es gab keine Ankunft. Es wäre hier auch sehr schwierig in diesen Zeiten zwischen all den unbemessenen Verhalten ...”

      „Aber woher wusstest du es dann, dass wir kommen?“, wunderte sich Kishou.

      „Ich wusste, dass ihr kommt?“, schien sich ob dieser Frage Habadam nun ebenfalls zu wundern, und seine dichten Brauen zogen sich nachdenklich nach unten ...

      „Aber Du hast doch eben gesagt, dass du auf uns gewartet hast?“, wunderte sich nun wiederum Kishou.

      „Ich verhielt mich wartend zu euch ...”, überlegte der Alte. „Doch ich wusste nicht das ihr kommt!“

      „Häh?? – wie jetzt ...?“. verstand Kishou nun gar nichts mehr. „Du hast auf uns gewartet, aber ...”

      „Nun ja, es war eine Möglichkeit, dass ihr kommt!“, unterbrach er sie sogleich. „Es verhielten sich dem gegenüber natürlich noch viele andere Möglichkeiten!“ ... Aber diese schien mir doch die Möglichste unter allen Möglichen. Und so, wie sich hier alles gerade verhält ... Und es ist ja auch die allerhöchste Zeit, dass ihr kommt!“, stellte er fest. „Allerdings ...” Sein Blick viel auf ihre Gefährten, “... dass auch einige meiner Sippenbrüder sich zu euch verhalten ... erstaunlich ... das kam mir nicht in den Sinn! Höchst erstaunlich! – Und euer Name ...” Er strich sich nachdenklich über den Bart ... „Es gab wohl zu viele der Möglichkeiten. Verzeiht meine kleine Unverhältnismäßigkeit. Die fehlenden Wasser machen mir sehr zu schaffen. Meine Form hat doch sehr nachgelassen. Doch lasst uns nur eine kleine Zeit zueinander verhalten, und ...”

      „Habadam – es ist genug!“, wurde er unwiderruflich von Mo unterbrochen. „Es ist entschieden, dass du in Kishou und uns das Land der Asimielenen bemisst, so, wie es in dieser Zeit das Allsein verdrängt!“

      „Ein guter Gedanke!“, erkannte Habadam sofort an. „Setzen wir uns doch! Zuvor berichtet mir aber, wo ihr euch verhieltet, bevor ihr kamt, und wie es euch bisher ergangen ist. Ich will zunächst alle Neuigkeiten aufsammeln. Danach stellt eure Fragen!“

      Sie setzten sich, wo sie gerade standen auf den Boden, und Kishou begann ihre Abenteuer zu berichten. Das Knistern um Habadam herum, und die kleinen Blitze, die sich nun vermehrt immer wieder zwischen seinen Händen entluden, oder für Momente den Boden mit seinem Körper verbanden, irritierte sie anfänglich etwas – aber es gelang ihr doch schnell, es zunächst einmal hinzunehmen. Die Chemuren hatten eben so ihre Eigenheiten, und sie war ja schon einiges gewohnt.

      Habadam saß kerzengerade vor ihr mit weit aufgerissenen, leuchtenden Augen, und schien jedes ihrer Worte begierig in sich aufzusaugen. Es war ja nicht gerade wenig, was Kishou zu erzählen hatte – zumal sie sprach, als würde sie alles selbst noch einmal erleben. So verging einige Zeit, bis sie schließlich zum Ende kam.

      Habadam stierte noch eine Weile auf Kishou, als sie verstummte, als müsste er noch einen Moment abwarten, bis auch die Letzten ihrer Worte sicher in ihm verstaut waren – dann atmete er einige Male tief ein und aus ...”Ich gehöre zum alten Geschlecht der Chemuren, die die Zeiten überdauerten. Doch es wird noch das Verhalten vieler dieser Zeiten in ihrer Summe benötigen, um all eure Verhältnismäßigkeiten zu entdecken!“, sagte er mit tragender Ehrfurcht. „Ich danke Suäl Graal, das sie uns die großen Wasser nahm, ihr wäret sonst für alle Zeiten im Allsein verborgen geblieben. So nun aber verhält es sich, das der große Sammler allen Wissens erfahren darf – ... dass er nichts weiß!“

      „Entschuldige, Habadam ...”, reagierte Kishou, die von der plötzlichen Ernsthaftigkeit der Worte Habadams etwas verunsichert war. „Du redest einerseits so ziemlich normal ... und andererseits doch wieder nicht ... .zumindest trotz allem für mich noch in Rätseln ... .Also ich mein‘ … Es wird wohl noch eine Weile dauern, bis ich dich verstehe! – Aber macht ja nix!“, erwachten plötzlich ihre Gesichtszüge zu einem befreienden Lächeln. „So war’s bis jetzt ja immer, wenn ich irgendwo gerade neu angekommen war!“

      Auch unter Habadams dichtem Gesichtskleid schimmerten wieder die zwei lachenden Zahnreihen hindurch, während sein Blick fast verklärte Züge annahm.

      „Du bist ein Zauberer, stimmt's!“, legte Kishou nun endlich los. Diese Frage brannte ihr vor allen anderen die ganze Zeit schon auf der Zunge. „Zumindest siehst Du genauso aus ... wie Merlin, der in einigen Geschichten von Trautel

Скачать книгу