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als die Großen Wasser noch flossen, und du ja bestimmt auch mal hier warst!“

      Boorhs Kopf senkte sich, und endlich konnte sie auch seine dunklen Knopfaugen sehen. „Boorh entscheidet: Hyndriden sind Wesen dieser Zeit!“, meinte er. „Boorh hat sie noch nicht bemessen und vom Allsein verdrängt!“ Ein breites Grinsen zog sich über sein Gesicht, und seine Augen begannen zu funkeln. „Doch Boorh entscheidet: Wo immer sie auf dem Pfade Kishous das Allsein verdrängen, wird die Axt Boorhs ihr Sein bemessen!“

      Kishou musste grinsen. „Ich hoffe dennoch sehr, dass es uns erspart bleibt, Großer!“, meinte sie, patschte liebevoll auf dessen gewaltige Hand, die auf ihrem Schenkel ruhte, und erhob sich aus seinem Schoß. Sie nahm ihren Bogen, wankte etwas unsicher zur Front des Wagens, und setzte sich vorn neben Habadam auf die Pritsche.

      „Habt ihr noch genug Wasser?“, fragte Habadam.

      „Für heute wird’s noch reichen!“. stellte Kishou fest. „Und wir kommen ja noch vor Abend zu der Oase, wie Du gesagt hast. Wieso fragst Du?“

      Habadams Arm streckte sich, und einer seiner spindeligen Finger wies an Kishou vorbei ins Land. „Eine ,Lea’!“

      Kishou blickte angestrengt in die bezeichnete Richtung. „Eine Lea?“, fragte sie. „Meinst Du den langen Stängel da drüben, mit der großen Blüte drauf?“ Durchaus fasziniert schaute sie zu dem seltsamen Gewächs hinüber, das sie bald in einiger Entfernung passieren würden. Es bestand, soviel sie sehen konnte, lediglich aus einem langen und sehr dünnen, etwas verbogenen Stiel, der sicherlich Boorh um die Hälfte überragte, und am Ende des gebrechlich erscheinenden Schaftes balancierte diese Pflanze eine für sie augenscheinlich viel zu große, schwere und rote Blüte, deren Blätter zu den Rändern hin in ein helles Gelb ausliefen ...

      „Ja!“, bestätigte Habadam, während er umständlich seinen Bart zu zähmen versuchte, der im Fahrtwind wehend, ihm immer wieder die Sicht nahm. „Dort verhält sich eine Lea zu uns! Ihre Wurzel steht tief in der Erde in einem Wasser. Ihr Standort sagt jedem schon aus großer Entfernung, dass sich zu diesem Ort eine Wasserstelle verhält!“

      „Das is’ ja praktisch!“, staunte Kishou. „Das die nicht umkippt mit dem dünnen Stiel und der großen Blüte oben drauf ...? Wird die nicht gleich von den Tieren gefressen?“ Viel Auswahl gab es ja hier nicht, wie sie sich dachte.

      „Jedes Wesen des Dritten Droms verhält sich mit sehr großem Respekt zu ihr. Niemand würde es je wagen, sie zu stören!“, verneinte Habadam – und das war wohl auch auf einfache Weise einsichtig, wie Kishou sogleich verstand. Der Wert eines solchen Zeichens musste für jeden in dieser Öde unersetzlich sein.

      „Wieso gibt es hier eigentlich so einen glatten Weg?“, fragte sie gleich weiter, wo sie schon bei den Wunderlichkeiten dieses Droms waren.

      „Oh, dass Drom ist natürlich voll davon!“, wurde sie sofort von Habadam belehrt. „Sie verhalten sich zu den Oasen über der Erde und auch unter der Erde – wo einst die Wasserläufe sich zum Drom verhielten. Aber ich verstehe euer Erstaunen!“, setzte er fort. „Ich erinnere mich, dass mir die festen Wege im Ersten und Zweiten Drom sehr gefehlt haben. Es war dort immer ein sehr mühseliges Vorankommen – dafür aber zuweilen auch recht Interessant, den richtigen Weg zu finden! Ach ja, Ephral!“, begann er plötzlich in schwärmerischen Ton zu sinnieren. „Ich habe diese Stadt des Zweiten Tals der Zweiten Ebene des Zweiten Droms geliebt, mit all seinen Zinnen, Türmen und verwinkelten Gassen. Ich habe Mo damals häufig besucht – ich gebe zu, dies Verhalten war nicht immer nur gerichtet auf Ephral und seine Zinnen und Türme!“, fügte er zwinkernd hinzu.

      „Ja!“, lachte Kishou sofort verstehend. „Mo ist unglaublich schön. Ich kann manchmal auch nicht aufhören, sie anzugucken!“

      „ja, ja ...”, seufzte Habadam. Ich erahne, welches Verhalten sich hinter eurem Wort des .schönen' verbirgt. Nur ihr übertrefft noch ihr Erscheinen".

      „Kishou musste laut auflachen. „Nu’ hör’ aber mal auf!“ Sie empfand es als äußerst angenehm, sich mit Habadam zu unterhalten. Er war sehr redselig und neugierig, und entgegen seiner alten Gestalt äußerst wach und beweglich. Dazu waren seine Worte von verblüffender Klarheit, wie Kishou es lange nicht mehr gewohnt war, zu hören. Sie ergab sich dankbar dem kurzweiligen Geplauder mit ihm, und vergaß dabei sogar die Hyndriden.

      So verging die Zeit fast wie im Fluge, als sie beim überqueren des Kamms einer kleinen Anhöhe meinte, in nicht als zu weiter Entfernung die hier unübersehbare Farbe des Lebens zu erblicken. Ein grüner Streifen breitete sich dort aus ... Hebela!

      ~*~

      Erster Kampf mit den Hyndriden

      Tolsmoi! – Tolsmoi!“ Immer wieder drangen die Rufe aus irgend einem Winkel in der Dunkelheit auf ihn ein. Zuerst aus großer Entfernung – dann immer näher. Bork spürte ein brennen auf seinen Wangen. Es lag wohl daran, dass immer wieder irgendetwas in sein Gesicht klatschte, wie er endlich zu verstehen begann. Langsam – sehr langsam drang wieder so etwas wie ein Bewusstsein in seinen kahlen Schädel.

      Er begann die Schläge abzuschätzen, die ihn rhythmisch trafen ... 1 ... 2 ... 3 ... seine Hand schnellte hoch und die Fessel eines Armes verfing sich darin, bevor die dazugehörige Hand ein wiederholtes Mal seinen Kopf traktieren konnte. Seine Augen öffneten sich. „Warum verprügelst Du mich, verdammt!“ Er blickte verärgert in das Gesicht eines seiner Leute, der über ihn gebeugt war, und dessen Handgelenk nun fest in seinem Griff lag.

      Statt zu antworten drehte sich der nach hinten. „Er verhält sich wieder zu uns!“, rief er.

      Borks Augen wanderten herum. Eine Traube von Mitstreitern stand um ihn versammelt, deren Gesichter sich gerade entspannten. Endlich erinnerte er sich. „Das ist hier verdammt noch Mal nicht das Allsein!“, murmelte er, und versuchte sich aufzurichten. Mit schmerzverzerrtem Gesicht fiel er aber sogleich wieder zurück auf den Boden. Keiner seiner Knochen schien mehr am rechten Ort zu sein ...

      „Das Glück verhielt sich zu deinen Gunsten, Tolsmoi!“, meinte nun der über ihn gebeugt stand. Wir fanden Dich unter einem Schild – und unter dem Reittier eines Hyndriden, das auf Dich gefallen war! Du bist in einem Stück geblieben. Nur ein unsichtbarer Pfeil steckte in deiner Schulter!“

      „Helft mir hoch!“, grummelte Bork, während er einen zweiten Versuch unternahm, sich aufzurichten. „Wie verhält es sich mit den verdammten Hyndriden!“, keuchte er, als er mit einiger Hilfestellung endlich aufrecht saß.

      „Sie sind abgezogen!“, kam die Antwort. „Sie verhielten sich als gute Zielscheiben in ihren ,schwarzen Gewändern’!“

      „Handriden?“, fragte Bork knapp.

      „Keine!“, war die ebenso knappe Antwort.

      „Verdammte Singala!“, murmelte Bork. „Nicht einmal Handriden wagen sich an diesen verdammten Ort ... Verluste?“

      „Ein gutes Viertel von uns ist im Allsein. Wir sammelten ihre Krypte und begruben ihre Hüllen. Noch einmal so viele sind verletzt!“

      „Gut!“, nickte Bork. „Nein nicht gut!“, korrigierte er sich schimpfend. Er kramte einen Moment in seinem Mantel herum und zog einen etwas zerknickten Kaustab heraus. Ärgerlich bog er ihn zurecht und schob ihn sich zwischen die Zähne. „Keine verdammten Handriden – nicht einmal eine Handvoll verdammter Handriden!“, schimpfte er vor sich hin, und dachte nach. „Nehmt drei von den verdammten Wagen. Die Verletzten werden auf ihnen nach Flin zurückkehren – ihre Blicke immer auf die verdammten Hinterteile der Fläcks gerichtet!“

      „Gut! Wir anderen werden derweil einen neuen Tolsmoi wählen!“, meinte einer, was mit allgemeiner Zustimmung quittiert wurde.

      „Wieso wollt ihr einen neuen verdammten Tolsmoi wählen?“, schrak Bork auf, dass ihm beinahe wieder der Kaustab aus dem Munde fiel.

      „Du bist doch verletzt!“, wunderte sich der neben ihm Stehende. „Also verhältst

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