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Übertragung der Informationen. In der Frage um die Entstehung von impulsgestörtem Verhalten spielen das dopaminerge und das serotonerge System eine entscheidende Rolle.

      Dopamin ist ein Glückshormon. Es wird im Zusammenhang mit positiven Empfindungen freigesetzt und wirkt dann, wenn Motivation und Belohnung am Ausgang der Situation beteiligt sind.

      Dopamin beeinflusst die motorische Reaktion, indem es den Erregungsimpuls an entsprechende Stelle weiterleitet. Weil der Hund nach dem Prinzip des Lustgewinns und der Schmerzvermeidung vorgeht, wird die körperliche Handlung so ausfallen, dass die Folge darauf möglichst angenehm ist.

      Serotonin ist immer dann im Spiel, wenn es darum geht, gelassen auf Veränderungen zu reagieren. Es schützt davor, bei Stress aus der Haut zu fahren. Die vorhandene Menge Serotonin kann aber nur ein gewisses Stressaufkommen kompensieren. Alles, was darüber hinausgeht, wird vom Serotonin nicht mehr abgefangen. In lang anhaltenden Stressphasen oder bei Stress von besonders hoher Intensität greift der Beruhigungsmechanismus also nicht und der Hund neigt zur Unruhe und Aggression.

      Das limbische System:

      Noch bevor rationale Denkprozesse in Gang gesetzt werden, bewertet das limbische System, ob eine Handlung lohnenswert ist, weil sie positive Folgen nach sich ziehen wird, oder ob von ihr abgelassen werden sollte, weil die Konsequenzen eine emotionale Disharmonie verursachen könnten. Die unterbewusste Kategorisierung von Ereignissen in gut oder schlecht beeinflusst den Grad an Motivation, mit der diesem Ereignis begegnet wird. Das limbische System speichert die Bewertung ab, sodass sie in einer ähnlichen Situation als Entscheidungshilfe für die darauf folgende Reaktion genutzt werden kann.

      Der Kortex:

      Zum limbischen System gibt es ein Gegenstück, den sogenannten Kortex. Der Kortex ist für das rationale Denken verantwortlich. Auf Grundlage des Gefühlsspeichers im limbischen System werden im Kortex Handlungen geplant und gegenkontrolliert. Hier entscheidet sich also, ob der Hund seine Impulse steuern kann oder nicht.

      Der Hypothalamus:

      Eines der Hirnareale, das immer wieder an Impulskontrollstörungen beteiligt ist, ist der Hypothalamus. Er steuert die Hormonproduktion. Der Hypothalamus wird auch aktiv, wenn sich der Hund nicht zu helfen vermag, weil er keine Bewältigungsstrategie kennt, die zur Lösung einer akut belastenden Situation beitragen könnte. Er greift dann auf alternative Verhaltensweisen (Übersprunghandlungen und Instinkte) zurück, die zwar nicht zur Problemlösung beitragen, aber das Gehirn ersatzbefriedigen und damit den hormonellen Erregungszustand stoppen (Dopaminbremse).

      Kortisol:

      Wird der Hund mit einer Gefahr konfrontiert, steigt der Kortisolspiegel. Kortisol ist das Stresshormon, welches dafür verantwortlich ist, dass man sich auf die wesentlichen, lebenserhaltenden Maßnahmen konzentriert und alles Weitere vorerst in den Hintergrund gerät. Der Körper befindet sich in einem Zustand, in welchem er sein gesamtes Leistungspotenzial schlagartig entfalten kann, nachdem er die instinktive Entscheidung für Kampf oder Flucht getroffen hat.

      Defensive Trainingsmethoden – so lernt der Hund

      Damit der Hund auf Stressoren selbstbeherrscht reagieren kann, muss er lernen, Frustration zu ertragen und instinktives Störverhalten gegen alternative Lösungsmuster einzutauschen. Im Extremfall kann er dann auf diese erlernten Strategien zurückgreifen und den Akutmoment souverän meistern.

      Ein ganz wesentlicher Teil beim Lernen geschieht im mesolimbischen System, also jenem Teil des Gehirns, der für Belohnung und Motivation zuständig ist. Beide Aspekte gehen Hand in Hand, denn in Erwartung einer Belohnung ist der Hund motiviert dazu, Verhalten abzurufen, das ihm Mühe bereitet. Je beschwerlicher der Weg, desto mehr Motivation ist dafür erforderlich.

      Als Belohnung kommen alle Aktivitäten oder Objekte in Betracht, die bei dem Hund angenehme Gefühle auslösen, also alles, was er als Erfolg verbucht. Das können kleine Leckerbissen sein, lobende Worte, Körperkontakt, Gerüche, Sinnesempfindungen oder das Spiel mit dem Ball.

      Dieser Trainingsansatz nennt sich positive Verstärkung. Körperliche Strafen, Schreie oder Ignoranz werden bei dieser Herangehensweise ausgeklammert. Das Erfolgsbemühen des Hundes ist nämlich derart ausgeprägt, dass er versuchen wird, Misserfolge möglichst zu vermeiden. Ein Misserfolg kann auch das Ausbleiben einer Belohnung sein. Sobald der Hund in seinem Verhalten nicht bestärkt wird, sucht er also nach einer Alternativlösung, die einen Erfolg auslöst. Ist der Hund nun einer vergleichbaren Situation ausgesetzt, die seine Selbstbeherrschung fordert, erinnert er sich an die erlernte Strategie. In Erwartung an das folgende Lob wird er das erwünschte Verhalten abrufen.

      Der Hund lernt aber auch durch Struktur und wiederkehrende Abläufe. Er lässt sich auf ein bestimmtes Verhalten konditionieren, wenn er mehrere Komponenten miteinander in Verbindung setzt. So kann er zum Beispiel den Zusammenhang bestimmter Geräusche und Tätigkeiten erkennen.

      Ferner lernt der Hund am Modell. Er orientiert sich also an seinen Artgenossen oder am Halter und kopiert, was er sieht. Der Hundehalter ist deshalb ein wichtiges Vorbild. Wenn er sich selbst nicht stressen lässt, kann auch der Hund einen Teil seiner Anspannung ablegen. Über einen längeren Zeitraum lernt er dadurch, dass bestimmte Reize ungefährlich sind und er nicht impulsiv darauf reagieren muss.

      Der Hund ist also durchaus dazu in der Lage, sein Handeln zu steuern. Er kann vorausschauend und planerisch vorgehen. Er kann sich für oder gegen eine Aktion entscheiden. Für ein gesundes Miteinander und das Nutzen sozialer Strukturen sind Fähigkeiten dieser Art unverzichtbar.

      Die sichere Mensch-Hund-Beziehung

      Stabilität und Vertrauen sind die Basis, auf der Veränderungsprozesse stattfinden. Deshalb steht zunächst der Halter in der Pflicht, an der Beziehung zu seinem Hund zu arbeiten und klassische Erziehungsfehler wie Bestrafungen, Überforderung oder Wankelmut zu vermeiden.

      Er sollte einen möglichst realistischen Blick für die Probleme seines Hundes entwickeln. Wer das Jagdverhalten als natürlich betrachtet und versteht, dass die artgerechte Hundehaltung ohne die Konfrontation mit einzelnen Jagdfaktoren gar nicht möglich ist, kann besser damit umgehen, wenn der Hund seine Instinkte von Zeit zu Zeit durchblicken lässt. Vor diesem Hintergrund werden vermeintliche Trainingsrückschritte auch weniger verbissen gesehen. Der Hund bildet seine Veranlagung zur Jagd nämlich bis ins Erwachsenenalter aus. Und auch die Jagdlust ist nicht stabil, sondern verändert sich mit den Jahreszeiten. Kommt es also wieder zu einem Entwicklungsschub oder einer saisonalen Verlagerung, kann sich das im Trainingserfolg bemerkbar machen.

      KAPITEL 3: Welcher hund passt zu mir?

      Die Kaufentscheidung ist ein ganz wesentlicher Schritt. Welcher Hund soll es sein? Was erwarte ich, was kann ich bieten und welcher Hund passt am ehesten dazu?

      Jeder Hund ist ein Unikat. Wie er sich im Laufe seines Lebens präsentiert, weiß niemand so genau. Trotzdem gibt es Anhaltspunkte (Genetik, Rassenbeschreibung, Bezugsquelle u. v. m.), die eine erste Einschätzung erlauben.

      Die genetische Vielfalt

      Hunde haben fast doppelt so viele Chromosomen wie der Mensch und schätzungsweise 19.000 Gene. Die Erkenntnisse über genetische Zusammenhänge haben seit dem Jahr 2003 einen ordentlichen Schub gemacht. In diesem Jahr gelang es der Wissenschaft nahezu vollständig das Genom eines Pudels und wenige Jahre später das eines Boxers zu sequenzieren.

      Eine konkrete Merkmalsausprägung entsteht durch das Zusammenwirken mehrerer Einheiten des Genoms, die gemeinsam vererbt werden. Ziel der Forschung ist demnach, diese Zusammenhänge zu erkennen und in der DNA-Sequenz zu verorten.

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