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Souveräne Impulskontrolle bei Hunden. Benedikt Wittner
Читать онлайн.Название Souveräne Impulskontrolle bei Hunden
Год выпуска 0
isbn 9783754117309
Автор произведения Benedikt Wittner
Жанр Сделай Сам
Издательство Bookwire
Zusätzlich zu manchen Rassen sind auch Straßen- und einige Mischlingshunde vorbelastet. Sie haben sich über Generationen hinweg Überlebensmechanismen antrainiert, die sie nur schwer wieder ablegen können.
Neben den rassetypischen Erscheinungsformen störenden Verhaltens gibt es auch alters- oder geschlechtsbedingte Probleme.
Hunde, die in einer reizarmen Umgebung aufwachsen, haben später Schwierigkeiten mit dem Trubel einer Großstadt umzugehen. Sie neigen zu Unsicherheit und ziehen sich lieber zurück. Ein weiteres Phänomen vorrangig junger Hunde ist das Urinieren im Wohnbereich oder das Zerstören materieller Güter.
Alte Hunde hingegen reagieren häufig sehr empfindlich auf laute Geräusche.
Ferner sind es in der Mehrzahl Rüden, die impulsiv reagieren.
Es zeigt sich: Die vermeintliche Impulsstörung kann genetisch bedingt und damit arttypisch sein.
Warum das Training beim Menschen beginnt
Hunde orientieren sich stark an ihrer menschlichen Bezugsperson und übernehmen einige ihrer Charaktermerkmale. Gerade deshalb ist es wichtig, dass der Mensch mit gutem Beispiel voranschreitet. Er muss sich seiner Verantwortung gegenüber dem Hund bewusst werden. Sein eigenes Handeln und Innenleben werden von seinem Vierbeiner aufgesaugt und gespiegelt. Hektik und Stress können beim Hund Symptome wie Aggressionen verursachen. Sobald der Hund unerwünschte Verhaltensausprägungen zeigt, sollte der Halter deshalb die eigene Haltung reflektieren und überprüfen, ob er selbst vielleicht Anlass dazu gibt.
Als Leitfigur muss er zum einen ein besonderes Feingespür für die Bedürfnisse seines Hundes entwickeln. Er muss erkennen, wann dieser an seine Grenzen stößt und Unterstützung braucht. Zum anderen muss er diese Unterstützung auch zuverlässig bieten. Das kann er nur, wenn er Sicherheit vermittelt und seinem Hund dabei hilft, knifflige Situationen zu bewältigen. Der Hundehalter muss also erkennen, wann es an der Zeit ist, Veränderungsprozesse einzuleiten.
In vielen Fällen kann unangebrachtes Hundeverhalten mit dem richtigen Training vermieden oder zumindest gemildert werden.
Das Training muss sich an dem Hund orientieren, daran, welche Veranlagung er mit sich bringt und daran, welchen Anforderungen er im Alltag begegnet. Denn obgleich Gene und einzelne Charakterausprägungen der Hunde unveränderlich sind, kann auf die Intensität des Fehlverhaltens Einfluss genommen und eine lästige Gewohnheit durch sozialverträgliches Alternativerhalten ersetzt werden. Der Hund kann lernen, Frust zu ertragen und seine Emotionen anders zu kanalisieren, sprich, seine Impulse zu kontrollieren.
Aber: Kein Hund wird jemals zu 100 Prozent gehorchen. Fest verwurzelte Probleme und Verhaltensweisen, die sich über Jahre hinweg manifestiert haben, bleiben manchmal ein Leben lang. Das gilt erst recht dann, wenn die Schwierigkeiten krankheitsbedingt auftreten. Auch emotional aufgeladene Situationen, in denen besonders viele oder unbekannte Reize auf den Hund einwirken, stellen ein Risiko dar, das sich auch mit gutem Training nicht ganz vermeiden lässt.
Abgesehen davon kann es immer wieder zu Rückschlägen kommen. Wichtig ist dann, nicht nur selektiv all das wahrzunehmen, was nicht funktioniert, sondern zu hinterfragen, ob überhaupt etwas nicht funktioniert. Denn gemessen an den tierischen Bedürfnissen ist das Betragen, das wir als anstößig empfinden, völlig normal.
Das gemeinsame Training ist ein Prozess. Es erfordert Zeit und Einsatz, macht aber auch Spaß und stärkt das Band zwischen dem Hund und seinem Halter.
KAPITEL 2: Den Hund verstehen – Was geht im Körper und Geist des Vierbeiners vor?
Die Probleme mit impulsiven Hunden nehmen augenscheinlich zu. Doch woher kommt diese Impulsivität?
Leider ist die Antwort darauf spekulativ und vielschichtig. Eine Einzelursache steckt nur selten dahinter. Vielmehr geht es um ein komplexes Gefüge aus Genetik, Biologie, Psychologie, Kommunikation sowie zahlreichen weiteren Einflüssen aus dem direkten Umfeld des Hundes.
Mögliche Ursachen im Überblick
Es gibt eine Vielzahl möglicher Ursachen, die eine Impulsstörung auslösen oder verstärken können. Häufig bedingen sich mehrere Faktoren wechselseitig, weshalb punktgenaue Diagnosen so schwer zu treffen sind.
Krankheit:
Die Impulsstörung des Hundes kann mit einer Krankheit beginnen, sie kann eine solche aber auch hervorrufen.
Viele Erkrankungen, zum Beispiel hormonelle Störungen, gehen ohne sichtbare Symptomatik einher. Die krankhaften Veränderungen spielen sich im Körperinneren des Hundes ab und sind ohne den geschulten Blick eines fachkundigen Tierarztes nicht zu erkennen.
Eine der häufigsten Hormonerkrankungen, die den Hund in einen Zustand von Nervosität und Dauererregung versetzt, ist die Schilddrüsenüberfunktion (im medizinischen Fachjargon Hyperthyreoidismus).
In Folge einer Schilddrüsenüberfunktion wird der Körper des Hundes mit einem Übermaß an Energie versorgt. Das äußert sich unter anderem an einem gesteigerten Temperament und einer scheinbar grundlosen Aggression sowie einer Gewichtsreduktion und einem verstärkten Hunger- und Durstgefühl, über das der Hund versucht, seine Energiereserven zu füllen.
Die Schilddrüsenüberfunktion ist durch Medikamente gut in den Griff zu bekommen. Je nach Ursache kann ein chirurgischer Eingriff notwendig sein, zum Beispiel dann, wenn die Dysfunktion auf einen Tumor zurückzuführen ist.
Stoffwechsel:
Bereits im vorgeburtlichen Stadium passt sich der Stoffwechsel des ungeborenen Hundes an die Umgebung an. Die Erfahrungen, die die Mutter während der Trächtigkeit macht, beeinflussen ihren Hormonspiegel und damit auch den der Embryone. Stress, Angst, Schmerz, Wetterumschwünge und die Zusammensetzung des Futters werden zu wichtigen Faktoren im Zusammenhang mit der späteren Neigung zu impulsivem Verhalten. Aus evolutionstheoretischer Perspektive erfüllt diese pränatale Prägung vor allem den Zweck, den Hund möglichst gut auf die Umweltbedingungen vorzubereiten, die ihn erwarten werden. Die individuelle Ausprägung des Stoffwechselsystems ist also von überlebenswichtigem Charakter, jedenfalls in der freien Natur.
Eingeschränkte Sinneskraft:
Neben kranken Hunden sind es vor allem ältere Tiere, die auffällig sind. Hunde, die in ihrer Sinneswahrnehmung eingeschränkt sind, also zum Beispiel nicht richtig sehen oder hören können, entwickeln häufig Ängste, denen sie teils unkontrolliert Ausdruck verleihen. Die verminderte Fähigkeit, Impulse angemessen zu kanalisieren, kann deshalb im Alter nachlassen.
Verhaltensstörung als Zuchtresultat:
Überzüchtete Hunde leiden häufig an Erbkrankheiten, die genetisch verankert sind. Der Mensch fokussiert sich in der Zucht gezielt auf die Wesensmerkmale, die der Kunde fordert. Die Genetik ist jedoch multidimensional und in weiten Teilen noch immer nicht erforscht. Einzelne Merkmale stehen in direktem Zusammenhang mit anderen Aspekten, deren plötzliches Fehlen aufgrund von Selektion dazu führen kann, dass es zu neurologischen Fehlschaltungen kommt. Das experimentelle Selektieren geht deshalb zu lasten der daraus entstehenden Bausatzhunde.
Wenn die Hunderasse nicht zum Halter passt:
Die Impulsstörung eines Hundes kann auch damit zusammenhängen, dass das Lebensmodell des Halters nicht zur gewählten Hunderasse passt. Die Kaufentscheidung sollte deshalb alle entscheidenden Rassemerkmale berücksichtigen. Bestenfalls wird sie durch ein Beratungsgespräch