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aber es half nichts. Er erstickte, bevor er das Bewusstsein verlor. Die anderen Whiteman sahen tatenlos zu.

      Robert White holte Charlie Mauves Revolver aus dem Holster, klickte - von allen ungesehen - die Trommel seitlich heraus, ließ die Patronen, bis auf eine, in seiner Hand verschwinden, klickte die Trommel mit der einen Kugel nach einer schnellen Drehung wieder ein und reichte Viola Finch den Revolver, was Henry Gray verwundert quittierte und zum Schutz selbst Hand an seinen Waffengriff legte.

      »Können Sie damit umgehen, Ms. Finch?«, fragte Robert White.

      Viola Finch nahm den Revolver etwas ungeschickt entgegen, erstaunt über dieses Geschenk. Trotzdem bejahte sie.

      »Sollte Sie ein Kojote belästigen«, er schaute zu Henry Gray, »drücken Sie ab.«

      Henry Gray entfernte sich ein paar Yards und behielt sie im Auge, mit der Hand stets an der Waffe, in ihrem reizenden Rücken. Derweil holte Robert White den toten Phil Hunter wieder aus dem Sattel, um ihm im Staub, neben Charlie Mauve, verwesen zu lassen.

      Viola Finch hatte ein Pferd und eine Waffe, aber sie hegte keinen Gedanken an Flucht, denn das versprochene Abenteuer im Westen begann gerade. Allein ihre Kleiderauswahl kontrastierte den Fortgang ihrer Geschichte. Der angewärmte, nach Whiskey, Urin, Zündplättchen und Eisen duftende Revolver fühlte sich ausgesprochen gut an in ihren Fingern. Sie rubbelte über das teils zerkratzte Metall.

      Währenddessen fing auch der erste Waggon mit George Bone darin Feuer. Als dessen Schreie nach einem selbstbestimmten Schuss starben, machten sich die White Horses auf den Weg zu ihrer Schweinefarm, mit 2 Solopferden und 2 hübschen Damen im Schlepptau, weg von der lodernden Lok.

      Die Hure

      »Man kann nie sagen, in welche Richtung die Gurke spritzt.«

      *aus Wild West Whim-Wham, New York City, 1888

      Die Hure

      Porter Point und Dave Star, beide schmutzig und verschwitzt mit 5-Zack-Stern und obligatorischem Schnauzbart für Ordnungshüter, schaufelten frisch ausgehobene Erde auf einen in schwarze Tücher eingehüllten Leib in einem 6 Fuß tiefen Grab auf dem Friedhof von Paradise City, wo einfache Holzkreuze ungeordnet einen Acker akupunktierten. Prediger Godfrey Parson stand daneben und stierte lustlos in die Ferne, wo die Sonne im Westen unterging, Bibel und Kreuzkette vorm Bauch haltend. Unter seiner Kutte quoll der Kilt hervor.

      »Howdy!«, grüßte Sam White vom weißen Pferd aus, respektvoll von außerhalb des Friedhofes, in Begleitung von Ben Copper, der lediglich kurz an der Hutkrempe zog. Beide hoben sich leicht aus dem Sattel, um einen Blick in die Grube zu erhaschen, ohne Erfolg.

      Die Deputy City Marshals unterbrachen die Arbeit, stützten sich auf ihre Schaufeln und betrachteten die Fremden.

      »Gott sei mit euch!«, grüßte Godfrey Parson zurück. »Wenn ihr unser Silber sucht, muss ich euch enttäuschen. Hier gibt es nichts mehr davon. Aber im Saloon findet ihr vorzüglichen Ersatz, wie das Wiesel im Hühnerstall.«

      Sam White lächelte. »Wir suchen einen Freund.«

      Porter Point und Dave Star schauten sich eindringlich an. Die Hände von Porter Point rutschten langsam zu seinem Revolver an der Hüfte.

      »Schon gut«, zähmte Sam White, der den Weg der Hand mitbekam. »Wir wollen keinen Ärger. Wenn wir unseren Freund gefunden haben, sind wir weg und kommen nie wieder.«

      »Seid ihr Whiteman?«, fragte Porter Point argwöhnisch. Er spannte den Hahn, behielt den Revolver aber noch im Holster.

      Dave Star musterte die beiden weißen Pferde und versuchte, eins und zwei zusammenzuzählen. Er hatte gezuckt, als sein Partner den Hahn spannte.

      »Sagt uns einfach, wer die Schlangen beehrt, und ihr werdet uns nie wieder sehen«, wich Sam White aus.

      »William Emerald«, gestand Godfrey Parson schnell.

      Sam White und Ben Copper wechselten Blicke.

      Porter Point holte seinen Revolver aus dem Holster, ohne anzulegen. Dave Star tat es ihm gleich, aufgescheucht, aber er hatte Mühe, die Waffe sauber aus der Lederhülle zu bekommen. Er wirkte sehr nervös.

      »William Emerald?«, bohrte Sam White nach. »Seid ihr sicher?«

      »Ja«, antwortete der Prediger, um die Situation nicht aus dem Ruder laufen zu lassen.

      Sam White stöhnte nachdenklich.

      »Ein Whiteman«, sagte Porter Point hoch konzentriert. »Wer sollte nach einem Whiteman suchen und keinen Stern tragen?«

      Sam White legte den Kopf schief, immer noch beide Hände an den Zügeln. »Gab es sonst noch totes Fleisch in letzter Zeit?«

      »Gott sei Dank, nicht«, erwiderte Godfrey Parson erleichtert. »Paradise City ist zwar arm, aber friedlich. Hier gibt es nichts, wofür es sich zu sterben lohnt.«

      »Kann man hier wenigstens was trinken und sein Pferd ruhen lassen?«, schaltete sich Ben Copper ein.

      »Im Saloon«, grinste Godfrey Parson. »Heaven Hell. Direkt daneben sind Ställe.«

      Ben Copper drehte schon ab.

      »Dies ist keine gesetzlose Stadt«, ergänzte Porter Point und pochte auf seinen 5-Zack-Stern.

      Sam White nickte despektierlich und folgte seinem Kompagnon.

      Während Ben Copper einen Abstecher ins Heaven Hell machte, schlich sich Sam White in das Gässchen zwischen Taylor‘s Clothes und Smith‘s Hardware, um leise an der Seitentür des Textilgeschäftes zu klopfen. Ein Junge mit Schrotflinte in der Hand öffnete ihm.

      »Carl?«, fragte Sam White gespielt erstaunt.

      »Onkel Sam?«

      Sam White breitete die Arme aus und freute sich. »Komm her, mein Junge! Gee, bist du groß geworden.«

      Sie umarmten sich umständlich, wegen der Schrotflinte.

      »Was machst du denn hier, Onkel Sam?«

      »Psch«, bat Sam White um weniger Euphorie und leisere Töne. »Ich wollte mal nach dir und deiner Mutter schauen.«

      Carl Taylor drehte sich unsicher um. »Ich soll niemanden hereinlassen.«

      Sam White sah verdutzt über die Schultern des Jungen, konnte allerdings nichts sehen. »Auch nicht deinen Onkel?«

      »Niemanden«, wiederholte Carl Taylor, wenig überzeugt.

      Doch sein Onkel schubste ihn liebevoll hinein und trat selbst ein. Im nächsten Moment bekam er einen Fausthieb verpasst und fiel bewusstlos zu Boden.

      »Niemanden«, wiederholte John, der sich auf einer wuchtigen Holzkrücke stützte und dessen Torso in ein Eisenkorsett gezwängt war.

      »Was ist hier los?«, kam Claire Taylor um die Ecke. Ein erschrockener Ton drang aus ihrer Kehle, als sie den Mann am Boden sah. Sie schien paralysiert.

      Auf Johns Anweisungen band Carl Taylor den Eindringling mit Seilen fest und verpasste ihm Augenbinde sowie Knebel.

      »Wer ist das?«, fragte John, zwischen Sohn und Mutter pendelnd.

      Claire Taylor schüttelte kaum merklich ihr Haupt, als John nicht zu ihr sah, um ihrem Sohn zu zeigen, dass er den Onkel nicht verraten durfte.

      »Kundschaft«, schwindelte sie.

      John beäugte sie. »Recht aufdringlich.«

      Sie wippte entschuldigend mit den Schultern.

      Plötzlich pochte es an der Vordertür.

      »Kundschaft?«, forschte John nach.

      Claire Taylor schluckte.

      »City

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