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Taylor im Hinterzimmer. Er schnallte sich sein Brustholster um und prüfte den Colt Thunderer darin.

      »Guten Abend«, hörte man Claire Taylor nervös, nachdem ein Türglöckchen ringelte.

      »Guten Abend, Claire«, sagte Porter Point mit samtweicher Stimme.

      Ed Five brummte nur. »Uns ist zu Ohren gekommen, dass sich ein paar Parasiten herumtreiben.«

      Claire Taylor zog theatralisch Luft ein. »Gibt es Ärger?«

      »Den versuchen wir zu verhindern«, entgegnete Ed Five griesgrämig. »Dürfen wir uns mal umschauen? Alleinstehende Geschäftsfrauen sind ein leichtes Ziel.«

      Claire Taylor lachte verächtlich. »Trauen Sie einer Frau nicht zu, den Abzug zu drücken, Marshal?«

      Der machte einen Laut, der dies bestätigte.

      »Wir sorgen uns nur um dich, Claire«, erklärte Porter Point besorgt.

      »Gibt es keine anderen Frauen, die sie beschützen müssen, Marshal?«

      Stiefelsohlen stampften durch das Geschäft.

      John blickte zu Sam White, der sein Bewusstsein wiedererlangte. Carl Taylor zeigte er den Zeigefinger vorm Mund. John kniete sich vor den Fremden mit Augenbinde.

      »Kein Wort!«, trichterte er ihm ein.

      Sam White willigte nonverbal ein, die Klappe zu halten, dies jedoch keinesfalls kooperativ, wie man an seinem Murren und seiner Körperspannung ablesen konnte.

      John nahm ihm den Knebel aus dem Mund, immer auf der Hut vor dessen Zähnen, die ihn beißen könnten.

      »Wirst du gesucht?«, fragte er.

      Sam Whites Schultern zuckten.

      »Soll ich mal fragen?«

      »Nur zu«, flüsterte Sam White kämpferisch. »Kennen wir uns?«

      John musterte ihn. »Nein.«

      »Deine Stimme kommt mir bekannt vor. Nimm mir die Augenbinde ab!«

      »Sei still!«, forderte John.

      »Wirst du gesucht?«, grinste Sam White.

      John bewegte sich schwerfällig, angesichts der Verletzung und des engen Eisenkorsetts, als er ihm wieder den Knebel mit Widerstand in den Mund schob.

      »Nicht!«, hörte man Claire Taylor, bevor die näherkommenden Stiefel innehielten. »Mein Sohn schläft dahinten.«

      »Jetzt schon?«, hakte Ed Five ungläubig nach.

      »Er ist krank«, log sie.

      »Was hat er? Ich höre ihn weder husten noch jammern«, bohrte der City Marshal tiefer.

      Ein zugezogener Vorhang trennte die beiden Räume. Des City Marshals Hand legte sich an den Saum, um aufzuziehen.

      »Boss«, redete Porter Point auf den City Marshal ein, »Wenn der Junge krank ist, braucht er Ruhe. Wir sollten nicht weiter stören. Vielleicht finden wir die beiden tatsächlich im Heaven Hell.«

      »Allan hätte uns darüber unterrichtet«, wollte Ed Five nicht nachgeben.

      »Allan ist ein viel beschäftigter Mann. Der Saloon ist voll und er wittert Trunkenbolde, denen er das Geld aus der Tasche ziehen kann. Da wird er nicht an uns denken, wenn zwei Fremde einkehren«, versuchte es Porter Point weiter.

      Ed Five zog den Vorhang beiseite. »Ich will dem Jungen meine besten Genesungswünsche aussprechen.«

      Er trat ins Hinterzimmer und erblickte Carl Taylor gebückt unterm Tisch, John mit Schmerzen und einen der Gesuchten, gefesselt, geknebelt und mit Binde vor den Augen.

      Ed Five lachte. »Da nimmt uns jemand Arbeit ab.« Er grüßte John mit einem Kopfnicken. »John, der dem Teufel ins Gesicht spuckt.«

      »Marshal«, grüßte John zurück.

      Porter Point und Dave Star kamen hinzu. Dahinter Claire Taylor mit der Hand vorm Mund, um ihre Machtlosigkeit zu kaschieren.

      »Trägst du jetzt Weiberklamotten?«, sondierte Ed Five abfällig das Korsett um Johns Torso.

      John klopfte auf das Metall. Ding, ding, ding. »Der neueste Schrei aus den Alten Staaten.«

      Ed Five schüttelte den Kopf. »Du bist zu oft vom Pferd gefallen, John. Ich sollte dich gleich mit einsperren, damit du nichts Dummes mehr anstellst.«

      Er schickte seine Deputys zu Sam White. Sie bestätigten die Identität, nachdem sie Augenbinde und Knebel entfernt hatten, und hievten ihn gemeinsam hoch, um ihn mitzunehmen.

      »Was wird mir vorgeworfen?«, stichelte Sam White aufrührerisch.

      »Störung der Totenruhe, Pferdediebstahl und Mitglied einer kriminellen Bande«, zählte Ed Five auf.

      »Sie verwechseln mich«, erwiderte der Delinquent vehement.

      »Das soll der Richter entscheiden«, winkte Ed Five ab und seine Deputys samt Häftling hinaus.

      »Was passiert mit Onkel Sam?«, begehrte Carl Taylor auf, wurde jedoch gleich wieder von seiner Mutter zur Ruhe ermahnt.

      »Onkel Sam?«, bohrte der City Marshal nach, mit den Blicken auf Claire Taylor geheftet.

      Diese verjagte Mücken. »Für Carl heißen alle Männer Onkel Sam

      »Recht vertrauensselig«, kritisierte Ed Five den Buben und dessen Erziehung.

      »Er hat ein schlechtes Gedächtnis, kann sich keine Namen merken«, flunkerte die Mutter.

      Ed Five wollte nicht näher darauf eingehen. Er widmete sich John: »Die Sache mit William Emerald ist noch nicht vergessen. Du kannst nicht einfach einen Whiteman zum Sterben in die Stadt bringen. Wir haben nicht genug Männer, um die Trunkenbolde im Zaum zu halten. Wie sollen wir mit schießwütigen Gesetzlosen umgehen, die nichts als Rache kennen?«

      »Soll ich Onkel Sam Gesellschaft leisten?«

      Ed Five lachte launig. »Du scheinst Glück zu haben, wenn du die Nacht überstehst«, ging er auf dessen Zustand ein. »Ich will keinen Toten zum Frühstück in meiner Zelle. Hast du Emma gefunden?«, fragte er beiläufig.

      »Ja.«

      Ed Five wurde blass. »Ist sie hier?«

      John bewegte den Kopf in der Horizontalen.

      »Das da?«, deutete der City Marshal auf das Eisengerüst, das John stützte und schützte.

      Johns Kopf ging in die Vertikale über.

      »Wirst du es weiter versuchen?«

      Die Vertikale setzte sich fort.

      Ed Five atmete schwer ein und aus. »Überleg dir das. Du wirst uns alle unter die Erde bringen. Und für was? 200 Bucks? Ich dachte, Sherman Mayor bezahlt so gut auf seiner Ranch?«

      »Ich habe Pläne.«

      Ed Five lachte bitter. »Die hatte ich auch. Und nun sieh mich an. Ich bin der Marshal einer ausgetrockneten Wüstenstadt, die statt Silber einzig Whiskey zu bieten hat. Die Leute leben von Tag zu Tag, ohne Zukunft. Allein die Bisons bringen Geld ein, aber auch nur für den Baron und seine Lakaien«, nickte er zu John. »Ich stehe auf der Gehaltsliste einer Regierung, die uns im Stich lässt, und auf der Abschussliste aller Gesetzlosen im Umkreis. Meine Frau ist tot und meine Kinder suchen an der Westküste nach ihren Träumen.«

      »Klingt nach einem traurigen Dasein«, meinte John desinteressiert.

      Der City Marshal knurrte, nachdem er sich wieder aus seiner Melancholie befreien konnte. »Pass auf, John!«, warnte er. »Wenn du vor der Bande herreitest und sie in die Stadt lockst, werde ich zuerst auf dich schießen.«

      »Ich werde Emma bei mir haben.«

      Ed Five

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