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Maltesische Märchen Gedichte und Rätsel. Dr. Hans Stumme
Читать онлайн.Название Maltesische Märchen Gedichte und Rätsel
Год выпуска 0
isbn 9783742750839
Автор произведения Dr. Hans Stumme
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
unserer Väter) ins Auge, welche Prof. M.
M a g r i , der Direktor des Seminars zu Victoria auf
Gozo, in kleinen Heften, die den Haupttitel
» M o g h d i a t a z - z m i e n « (= vergangene Zeiten)
führen, (bei Gianni Muscat in L a V a l l e t t a ) erscheinen
lässt. Drittens meinen wir das schöne Buch
» S i z i l i a n i s c h e M ä r c h e n . Aus dem Volksmund
gesammelt von L a u r a G o n z e n b a c h «
(Leipzig, 1870), das nicht weniger als zweiundneunzig
Märchen in deutscher Übersetzung enthält und am
Schlüsse inhaltsreiche vergleichende Studien aus der
Feder R e i n h o l d K ö h l e r s bringt. Von dem in
den beiden Schriften von M a g r i und von G o n -
z e n b a c h enthaltenen Material ist, als mehr oder
weniger sich deckend, zu Nr. II »Die Prinzessin, welche
hundert Jahre schlief und dann heiratete und zwei
Kinder gebar, namens Sonne und Mond« u n s e r e r
Sammlung (sowie zu u n s e r e r Nr. XXIII »Sonne
und Mond«) G o n z e n b a c h s Nr. 4 »Von der schönen
Anna« zu stellen; z u u n s e r e r Nr. X »Die
Geldbörse« und den übrigen Stücken, in denen einer
von der Art T i l l E u l e n s p i e g e l s der Held der
Erzählung ist (das sind Nr. XV »Dschahan«, Nr. XVI
mit demselben Titel, Nr. XXV »Dschahan und die
Kichererbse« und Nr. XXXV mit entsprechendem
Titel, sowie – in der Schlusspartie – auch Nr. XXVIII
»Die Kapuziner«), G o n z e n b a c h s Nr. 37
»Giufà«3; zu u n s e r e r Nr. XIII »Runzelschmutzchen
« G o n z e n b a c h s Nr. 38 »Von der Betta Pilusa
« (= die haarige Bertha); zu u n s e r e r Nr. XXIV
»Die siebenköpfige Schlange« (also auch zu Nr.
XXXIV »Der siebenköpfige Drache«) G o n z e n -
b a c h s Nr. 40 »Von den zwei Brüdern« und Nr. 44
»Von dem, der den Lindwurm mit sieben Köpfen tötete
«, sowie M a g r i s Märchen »Dac li jaghmel il
gid fid-dinja, jehles xebba mill ghageb ta l'ilma« (=
wer Glück auf der Welt hat, befreit ein Mädchen aus
dem Wunderwasser) in Moghdia taz-zmien, Heft 18,
S. 23 ff.; zu u n s e r e r Nr. XXVI »Die sieben krummen
Zitronen« G o n z e n b a c h s Nr. 13 »Die Schöne
mit den sieben Schleiern« und M a g r i s »Is-seba
trongiet meuuia« (= die sieben wässrigen[?] Zitronen)
in Moghdia tazzmien, Heft 18, S. 53 ff., – der Parallele
bei B o n e l l i haben wir schon S. VII, Z. 2 gedacht;
endlich zu unserer Nr. XXVII »Der goldene
Löwe« G o n z e n b a c h s Nr. 68 »Vom goldenen
Löwen«. Auf weitere Parallelen verzichten wir für
diesmal4.
Bei der Lektüre von volkstümlichen Erzählungen
einer Bevölkerung, die zwischen dem christlichen Europa
und dem muhammedanischen Nordafrika wohnt,
stellt sich der Leser wohl naturgemäss zuallererst die
Frage: was von diesen Stoffen stammt aus Europa,
und was aus der Welt des Islâm? Dennoch glauben
wir kaum, dass wir imstande sind, diese Frage einigermaassen
befriedigend zu lösen, denn sie ist – wie
so oft die Fragen nach dem Wanderwege der Volksüberlieferungen
– eine kaum lösbare. Dass das Entstehungsland
von so ziemlich zwei Dritteln der hier
mitgeteilten Erzählungen in ä l t e r e r Vergangenheit
der Orient war, sieht jeder, der sich mit der Literatur
volkstümlicher Stoffe dieser Art beschäftigt hat, auf
den ersten Blick; er sieht ferner aber auch, dass diese
ursprünglich orientalischen Stoffe heutzutage in
b e i d e n Welten – im Orient und in Europa – anzutreffen
sind. Von den Personen, die mir die Nummern
XI–XXXVII dieser Erzählungen mitteilten, wusste
keine etwas anderes zu berichten, als dass sie diese
Stücke auf Malta und in maltesischer Sprache erzählt
bekommen habe5. Über die Herkunft der Nummern
I–X, welche mir als die einzigen mittels V o r l e -
s e n s einer (ad hoc gemachten) Niederschrift – also
nicht frei mündlich aus der Erinnerung – diktiert wurden,
ist mir gesagt worden, dass deren Aufzeichnerin
sie in La Valletta aus dem Munde maltesischer alter
Frauen gesammelt habe6.
Ich hege hier nun ganz und gar nicht die Absicht,
in eine minutiöse Untersuchung darüber einzutreten,
auf welchem Wege diese Erzählungsstoffe zu den
Maltesern gewandert seien, möchte jedoch eine kurze
Besprechung des M i l i e u s dieser Stücke nicht unterlassen:
bei Angaben hierüber wird mancher Leser
vielleicht auch Anknüpfungspunkte für jene andere
Untersuchung finden. Wie in den meisten Volksmärchen,
so spielen auch in diesen maltesischen Könige
und Königinnen mit Prinzen und Prinzessinnen, Zauberer
und Zauberinnen (Feen), sowie Ungeheuer eine
grosse Rolle. Ich erwähne die eigentlich ganz selbstverständliche
Sache nur deshalb, um auf die in diesen
Märchen auftretenden Benennungen für diese Personen
und Wesen zu sprechen zu kommen. Da treffen
wir denn für die Personen der Herrscherfamilie bald
die Bezeichnung rę, reğîna, prínčep und prinčipíssa,
bald die Benennung sultân, sultâna, bín issultân und
bínt issultân (auch ittífel tassultân bezw. ittífla
tassultân, und gelegentlich auch ittífel tarrę bezw.
ittífla tarrę) an, also bald die italienische, bald die
arabische Bezeichnung derselben Sache; der Zauberer
und die Zauberin (Fee) erhalten stets die arabische
Benennung sah. h. âr und sah. h. âra; die Schlange heisst
sęrp oder dragûn, stets mit italienischer Bezeich-
nung; ein im Walde lebendes Ungeheuer heisst wômo
delbósko = ital. u o m o d e l b o s c