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und Hände an den Wänden blutig geschlagen.

       Arthur wanderte jetzt mit gesenktem Blick über den Gefängnishof, der Schmerz und die Scham von José wüteten in ihm wie ein Ölbrand, der sich nicht löschen ließ. Obwohl er nur Beobachter war, sengte ihn die Hitze an.

      Aber es war noch schlimmer. Man hatte beabsichtigt, auch seine Frau der Mittäterschaft anzuklagen, da er immer wieder Lieferungen des Kartells in der gemeinsamen Wohnung zwischengelagert hatte. Dann wären seine Töchter ins lokale Kinderheim gesteckt worden, eine vorzügliche Adresse mit bestem Ruf, wenn man Kindesmissbrauch als Qualitätsmerkmal wertete. Als ihm der Staatsanwalt einen „Deal“ anbot, zögerte er nicht.

       José sagte gegen seine Bosse im Kartell aus. Die Anklage gegen seine Frau unterblieb. Sie würde nie davon erfahren, denn sie besuchte ihn nicht, und er hätte es ihr ohnehin nicht erzählt. Wenn er seine Zeit abgesessen hatte, würden sie ihn nicht mehr kennen, seine Lieben, sein Ein und Alles, seine kleine Familie… In Gedanken versunken wanderte Arthur weiter an der Mauer entlang. Dass sich etwas in seiner Umgebung verändert hatte, bemerkte er dabei gar nicht, so sehr war er in Josés Welt eingetaucht.

       Die Tatsache, dass er nicht mehr isoliert auf dem Gefängnishof stand, sondern eine Gruppe aus vier Männern hinter ihn getreten war, wurde verhüllt durch den dunklen Schleier aus Verzweiflung, Scham und Schmerz, den die wachgerufenen Erinnerungen über seine Sinne geworfen hatten.

       Als die lange Klinge auf Höhe des Herzens mit einer geübten Bewegung in seinen Rücken getrieben wurde, entwich seinen Lippen kein lauter Schrei, sondern nur ein dumpfes Stöhnen, so als wäre ihm mit Wucht in den Bauch getreten worden. Arthur brauchte daher einige Sekunden, um zu begreifen, was ihm bzw. dem alten José gerade widerfahren war.

       Und als das Messer wieder herausgezogen wurde, - denn es war natürlich zu wertvoll in dieser Umgebung, um im Opfer zurückzubleiben -, ging er zuerst auf die Knie, als wollte er beten, dann fiel er langsam vornüber.

       Eine kurze Panik überkam Arthur in diesem Moment, da er nicht sicher war, was das Ableben seines Gastgebers für ihn bedeuten würde. War es vergleichbar mit Einschlafen? „Schlafes Bruder“, war damit nicht der Tod gemeint? Konnte jener die Aufgabe seines Bruders übernehmen, und Arthur ein Wegstück mit sich nehmen, ohne ihn komplett auszulöschen?

      Auf dieses Experiment hätte er gerne verzichtet.

       Aber es war nun ohnehin nicht mehr zu ändern, und ob es seine Schuld war, ob José alleine besser aufgepasst hätte, vermochte er nicht zu sagen. Vermutlich hätte es so oder so keine Chance gegeben, der in der Branche üblichen Strafe für seinen Verrat zu entrinnen.

      Er hatte es nur nicht wahrhaben wollen.

      Schon bei Haftantritt war José ein toter Mann gewesen, daher hatte sich auch niemand die Mühe gemacht, sich mit ihm anzufreunden.

      Niemand braucht eine wandelnde Leiche in seinem Freundeskreis.

      Sein Herz hatte nun aufgehört zu schlagen, ein letztes Kammerflimmern hielt das Blut noch in minimaler Bewegung. Die Sauerstoffkonzentration in Josés Gehirn sank rapide. Schmerz war glücklicherweise kaum zu spüren, aber die Farben waren aus seinem Sichtfeld entschwunden.

      Wie in einem Schwarz-Weiß-Film sah er die Beine der Umstehenden und die Mauern. Er spürte, dass sein zerstörter Herzmuskel überhaupt nicht mehr pumpte, und versuchte aus dem schwindenden Gedächtnis von José noch einmal die Namen seiner Familie zu extrahieren, damit er sich an sie erinnern und ihnen in den nächsten Tagen helfen konnte.

      Und da waren sie, die Bilder aus glücklicheren Tagen, die Farben waren zurück, und Arthur hatte noch Zeit zu denken „Oh!, was für hübsche...“

      Dann war nur noch traumlose Dunkelheit um ihn.

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