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Hosen.

      „Wenn wir noch etwas tun können?“, krächzte der Alte.

      „Sie haben schon viel getan“, sagte die Ärztin, „jetzt übernehmen wir.“ Und zu mir gewandt: „Wir bringen Sie erst mal mit dem Rollstuhl hinunter ins Hospital.“

      „Ich will nicht ins Hospital“, wehrte ich ab, auch weil ich schon die Rechnung für diese private Behandlung auf einem italienisch geflaggten Schiff vor meinem geistigen Auge sah. „Und keinesfalls im Rollstuhl!“

      „Ach was“, sagte die Ärztin resolut. „Wir fahren Sie jetzt durch die Bereiche für die Crew zu uns hinab. Seien Sie dankbar, da sehen Sie mal was vom Schiff, das die anderen Gäste nicht sehen dürfen.“

      Tatsächlich rollerten sie mich nicht zum Fahrstuhl für die Passagiere, sondern durch eine Eisentür im Gang, an der „Crew only“ geschrieben stand. Es ging durch einen spartanisch aussehenden Gang zu einer weiteren Eisentür, hinter der sich ein Lift verbarg und mit dem brachten sie mich zu Deck 3 hinunter. Der Eingang zum Hospital sah sehr nüchtern aus. Es ging in einen Vorraum, in dem schon einige Patienten saßen, die ihre Wehwehchen und ihr Geld hier unten loswerden wollten, aber warten mussten, weil meine Behandlung Vorrang hatte. Der Sanitäter schob den Rollstuhl in einen Raum, in dem eine Liege stand und alle möglichen Apparate und Geräte darauf warteten, dass jemand an sie angeschlossen wurde. Ich musste auf die Liege klettern und mich lang ausstrecken, während mir der Sanitäter eine Manschette zum Blutdruckmessen am Arm befestigte.

      Trotz meines Zustands brach in mir die berufliche Neugier durch. „Sie sind gut ausgerüstet“, sagte ich. „Wieviel Leute sind Sie hier im Hospital?“

      „Zwei Fachärzte, zwei Krankenpfleger und eine medizinische Assistentin. Weshalb wollen Sie das wissen?“

      „Ich bin Journalist“, erklärte ich.

      „Na, dann kann ich Ihnen erzählen, dass wir hier unten sogar eine kleine Notfall-Intensivstation, ein Labor, einen Operationsraum für kleinere Schäden und natürlich auch Röntgen haben. Wir Ärzte sind auch in Rettungsmedizin ausgebildet, zu uns kommen aber meistens seekranke Passagiere, Erkältete, Magen- und Darmkranke und ab und zu Leute wie Sie. Reicht Ihnen das?“

      Ich nickte mit schmerzendem Kopf.

      „Jetzt wollen wir erst mal sehen, wie Sie drauf sind. Wissen Sie, wo Sie sind?“, fragte mich die Ärztin, die kaum älter als vierzig Jahre alt sein konnte. Sie hatte ein nettes, sympathisches Gesicht und deshalb verriet ich ihr, dass wir uns auf der „Bella Auranta“ befanden.

      „Welches Datum haben wir heute?“, wollte sie als nächstes wissen. Ich sagte es richtig auf und ihr Gesicht nahm eine zufriedene Miene an, weil mein Kopf noch zu funktionieren schien.

      „Wie heißen Sie?“, fragte sie dann.

      „Das sage ich Ihnen nicht“, scherzte ich. Aber dafür hatte sie kein Verständnis und so leierte ich meinen Vornamen, Namen, Geburtsdatum und Geburtsort herunter.

      „Na gut“, meinte sie. „Soweit scheinen Sie ja in Ordnung zu sein. Dann schauen sie mich mal an.“ Sie leuchtete mit einer stabförmigen Lampe abwechselnd in meine Augen und blickte mich dann zufrieden an. „Die Pupillen sind o.k.“

      Sie forderte mich auf, die Augen zu schließen und zuerst mit dem Zeigefinger der einen Hand, dann mit dem der anderen auf meine Nasenspitze zu tippen. Dann sollte ich zählen, wie viele Finger ich an der Hand hatte.

      Ich ahnte, dass sie sich überzeugen wollte, dass ich keinen Schaden an der Waffel hatte.

      „Dann bleiben Sie mal noch eine Weile hier liegen – wir desinfizieren Ihre Wunden und Sie können sich ein bisschen ausruhen. Der Blutdruck ist übrigens etwas hoch.“

      Ich schielte auf den Monitor, der das mit Flackern gelber und roter Lämpchen anschaulich belegte.

      „Ach, der ist gut“, bagatellisierte ich. „Der ist immer so. Ich will hier weg – wieder in meine Kabine und dann in die Stadt. Ich muss hier raus – sonst kann ich mich nicht bei den englischen Behörden anmelden.“

      Ich hatte mich wohl zu sehr aufgeregt, denn sofort ging die gelbe Lampe aus und die rote leuchtete hell auf.

      „Wir lassen Sie gleich gehen – aber seien Sie vorsichtig“, beruhigte mich die Ärztin.

      „Gleich tut es weh“, mischte sich der Sanitäter ein und blies mir mit einer Sprayflasche ein desinfizierendes Mittel auf meine Wunden am Kopf. „Die Beule links sollten Sie kühlen. Gehen Sie in eine der Bars und holen Sie sich Crash-Eis. Legen Sie es aber nicht direkt auf die Haut, das führt zu Erfrierungen. Ach ja, und Sie werden noch einige Tage Kopfschmerzen haben. Wenn was ist, kommen Sie zu uns ins Hospital.“

      „Und keinen Alkohol heute!“, befand die Ärztin und nickte mir freundlich zu. „Melden Sie sich morgen früh noch mal im Hospital und berichten Sie, wie es Ihnen geht.“ Sie hob grüßend die Hand und ging hinaus zu ihren anderen Patienten. Ich musste noch etwas bleiben, um einen Krankenbericht auszufüllen. Wie das alles gewesen war und wie ich mich dabei gefühlt hatte. Was ich an Schäden hatte, und ich musste versichern, dass ich im Großen und Ganzen soweit in Ordnung war, um das Hospital auf eigenen Füßen wieder zu verlassen.

      Draußen vor der Tür erwartete mich der Sicherheitsoffizier. „Es kommt so gut wie nie vor, dass ein Dieb in eine Kabine eindringt“, sagte er etwas beschämt. „Aber diesmal scheint es so gewesen zu sein.“ Ich solle nachsehen, ob etwas fehlen würde.

      „Es ist mir ein Rätsel, wie der Täter in die Kabine kommen konnte“, grübelte er. „Über die Balkone vielleicht? Hatten Sie die Türsicherung dort nach rechts gedreht?“

      Ich hatte es wahrscheinlich nicht, und das sagte ich ihm auch. Er zog einen Flunsch. Wahrscheinlich dachte er: „Selber schuld!“ Aber das sagte er nicht. Jedenfalls würde er irgendwann, heute oder morgen, noch einmal auf mich zukommen, um ein Protokoll mit mir aufzunehmen. Die Sache sei Bella Cruises sehr peinlich, vor allem, weil im Bereich des langen Ganges vor meiner Tür keine Videokameras angebracht waren, mit denen man den Täter hätte identifizieren können.

      „Und Sie haben wirklich niemand erkannt?“, fragte der Sicherheitsoffizier. „Können uns keinen Tipp geben? Nicht den kleinsten Hinweis?“

      „Er hat zugeschlagen, ehe ich „Pudelmütze“ sagen konnte“, versuchte ich zu scherzen. Aber der Mann blieb bierernst.

      Ich versicherte ihm, dass ich oben meine Siebensachen gründlich durchsehen würde, um zu prüfen, ob was gestohlen worden sei. Gegen Ein Uhr mittags öffnete ich wieder die Tür zur 9272 und sah mich um. Auf den ersten Blick fehlte nichts.

      Mein nächster Gedanke galt der Balkontür. Natürlich – der Knubbel für die Türsicherung stand auf „offen“.

      Ich seufzte auf und ging dann die Sachen in den Schränken durch. Anschließend filzte ich auch noch meinen Koffer, den ich aus Platzgründen unters Bett geschoben hatte. Auch im Rucksack war noch alles so wie zuvor. Alles da! Ich hatte den Dieb wahrscheinlich zu früh überrascht. Er war nicht zum Zuge gekommen. Außerdem befanden sich alle wichtigen Dokumente und das Geld im Safe.

      Ich ging ins Bad und nahm aus der Waschtasche die Packung Schmerztabletten heraus, die ich immer mitnehme, wenn ich verreise. Schluckte zwei davon mit dem Wasser aus dem Zahnputzglas. Zog mich anschließend um, weil Blut auf mein weißes Shirt getropft war. Und schaute auf meine Armbanduhr. 13:05 Uhr deutscher Zeit. Also 12:05 Uhr englischer Zeit. Die „Bella Auranta“ würde bis 20:00 Uhr im Hafen liegen. Noch genug Zeit, um Southampton einen Besuch abzustatten, auch wenn ich mich so fühlte wie mein Kopf aussah. Doch ich bin zäh.

      Ich begab mich zum Lift, nicht ohne zuvor diesmal die Balkontür verriegelt zu haben, und fuhr zum Deck 6 hinunter, um meinen Reisepass vorzuzeigen.

      „How are you?“, fragte mich die englische Beamtin, die ihn entgegennahm und meine aufgeschrammte Stirn kritisch betrachtete.

      „Fine!“, log ich. „Thank you!“ Es war ziemlich geprahlt.

      Sie

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