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Kreuzfahrt kann sehr tödlich sein. Jan Gillsborg
Читать онлайн.Название Kreuzfahrt kann sehr tödlich sein
Год выпуска 0
isbn 9783752913637
Автор произведения Jan Gillsborg
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Nach der Hauptmahlzeit hatte ich die Flasche Mineralwasser auf dem Tisch fast allein ausgetrunken. Das machte sich bemerkbar. Es war mir peinlich vor Danielle, aber ich musste mal wohin.
„Wenn Sie mich kurz entschuldigen…“, ich erhob mich. Ihr Lächeln besagte alles. Sie wusste, was los war.
Verlegen machte ich mich durch den Saal zum Ausgang auf. Die Toilette für kleine Jungs befand sich im Gang gleich links. Sie war leer – kein Wunder, die Leute saßen beim Abendessen und hatten mehr Benehmen als ich.
Ich ging nicht an eines der Pissoire, sondern betrat eine der Kabinen. Schloss mich ein und ließ mich auf der Klobrille nieder. Ich bin fanatischer Sitzpinkler. Es spritzt nichts daneben. Wer Männertoiletten mit ihren Pfützen vor den Pissoiren kennt, weiß, warum ich das sage. Er ist meist kürzer, als die Leute denken.
Die Toilettentür klappte hörbar auf. Zwei Personen kamen herein. Offenbar wollten sie gar kein kleines Geschäft verrichten, sondern nur ein paar Worte miteinander wechseln, denn sie blieben direkt vor meiner Kabine stehen.
„Er ist also auch auf dem Schiff!“, sagte jemand laut.
Ich erstarrte auf meinem Sitzplatz. Das war Pauls Stimme. Ich hätte sie unter tausend anderen Stimmen erkannt. Ich weiß nicht, weshalb. Er hatte schon an der Uni so eine typische Art zu sprechen.
„Aber allein“, sagte der andere. Wer das sein mochte, blieb mir ein Rätsel.
„Ich bezahle Sie gut“, fuhr Paul fort. „Behalten Sie ihn im Auge und berichten Sie mir, wenn er etwas anstellt. Ich halte es nicht für einen Zufall, dass er hier ist, wo auch ich bin.“
„Denken Sie, er hat etwas vor? Ich meine, was Sie betrifft? Ich bin der Meinung, auf dem Schiff sind Sie sicher. Wenn er was von Ihnen will, dann höchstens bei einem der Landgänge. Und da werde ich in Ihrer Nähe sein.“
„Ich werde das Gefühl nicht los, ich hätte ihr nichts von dem Geld erzählen sollen!“
„Machen Sie sich keinen Kopf“, sagte der andere. „Ich bin doch da.“
Ich räusperte mich laut. Drückte den Spülknopf. Es rauschte mächtig.
„Da ist jemand“, zischte Paul. Eilige Schritte ertönten, die Tür draußen klappte auf und zu, und dann war ich wieder allein mit mir.
Als ich das „Ambassador“ wieder betrat, schaute ich mich genauer im Saal um. Irgendwo konnte Paul sitzen. Doch ich sah ihn nicht. War er einfach nur im Schiff umher spaziert, um sich in dieser abgelegenen Toilette mit jemand zu treffen? Jedenfalls kam mir das Gespräch, das ich belauscht hatte, ziemlich spanisch vor. Hatte Paul Angst vor jemandem? Wer mochte dieser Typ sein, der – wie der andere Mann gesagt hatte – auch mit an Bord war? Oder hatte er mich gemeint? Und was war das für Geld, von dem Paul gesprochen hatte?
„Sie sehen ja so nachdenklich aus“, begrüßte mich Danielle bei meiner Rückkehr an den Tisch. „Das Dessert ist schon da. Einfach köstlich. Vor allem die Kirschen.“
„Es ist nichts“, wiegelte ich ab.
Aber da war was!
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