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unsere Verkündung. Wie ihr wisst, haben die Fremden sich offenbar dazu entschieden, hier bei uns zu siedeln. Die anderen Dörfer sind weit weg, wir sind abgelegen und müssen daher mit diesem Problem allein zurechtkommen. Wir haben gleich am ersten Tag einen Späher zu den Fremden ausgesandt, doch die Geister haben geschwiegen.«

      Asha warf einen Blick auf die Versammelten, während Haluschk schließlich schwieg und der älteste Schamane verheißungsvoll die Hände hob.

      »Die Geister haben jetzt wieder zu uns gesprochen. Sie erzählen, dass die Fremden aus einem weit entfernten Land gekommen sind. Sie konnten über die Weite des Meeres reisen und das muss bedeuten, dass sie den Schutz mächtiger Geister genießen. Der Sturm, der sie unversehrt hierher gebracht hat, ist ein deutliches Zeichen dafür«, berichtete der Blinde.

      Haluschk nickte, während alle Versammelten weiter schwiegen. Er bedeutete seinem Sohn, näher zu kommen.

      Chaled trat vor und strich sich die dunkelbraunen Haare aus der Stirn. Asha kannte diese Bewegung gut, das tat er immer, wenn er gelassen wirken wollte, in Wahrheit aber angespannt war. Sie war sich außerdem ziemlich sicher, dass die Nadel das mit Leichtigkeit durchschaute.

      »Chaled, während Ashanee damit beauftragt wurde, den Dämon zu beobachten, wurdest du ausgesandt, um die Neuankömmlinge nicht aus den Augen zu lassen. Was hast du uns zu berichten?«

      »Mehrere von ihnen sind in die Wälder aufgebrochen und seitdem verschwunden. Die anderen haben mittlerweile eine Schneise in den Wald geschlagen und das meiste Wild durch ihren Lärm vertrieben. Sie bauen ihre Häuser wohl vollständig aus Holz, statt den Lehm zu nutzen. Ihr riesiges Boot liegt zwischen den Felsen im Meer festgeklemmt. Ich glaube nicht, dass sie vorhaben, es noch einmal zu nutzen. Sie können es vielleicht auch nicht.«

      Er hielt kurz inne, bevor er weitersprach.

      »Ich bin mir sicher, dass die Fremden die Wiese vor dem heiligen Baum zu einem Feld machen wollen. Damit haben sie auch auf der anderen Seite ihrer Siedlung begonnen, denn sie fällen ja den Wald«, berichtete Chaled und erntete ein zustimmendes Nicken seines Vaters, während die Umstehenden bei der Vorstellung unruhig wurden.

      Haluschk wandte sich an die Schamanen.

      »Das ist etwas, was wir bedenken sollten. Der Dämon ist ein schrecklicher Fluch, aber er hat uns möglicherweise vor einem Kampf bewahrt. Wir müssen damit rechnen, dass die Fremden die Wiese in Besitz nehmen wollen, sobald der Dämon fort ist. Wir müssen uns dafür rüsten, den heiligen Hara–Baum zu verteidigen! Sein Geist ist unser Heiler und mächtigster Schutz, das werden die Fremden notfalls im Kampf erfahren müssen.«

      Asha zitterte jetzt. Der Gedanke, dass es zu einer Schlacht kommen könnte, erschreckte sie und erschien so absurd. Noch hatten sie sich ja nicht einmal miteinander verständigt!

      Wenn doch bloß der Dämon wieder laufen könnte …, fing sie an, verwarf den Gedanken aber vorerst wieder.

      Die Nadel trat neben den Blinden und richtete ihren stechenden Blick auf Asha, als hätte sie etwas bemerkt.

      »Ashanee, Tochter von Akando, hast du noch etwas zu berichten?«

      Sie straffte sich und trat vor, direkt neben Chaled. Sie berührte beinahe seine Schulter und er bewegte sich unauffällig etwas näher, um sie wie durch Zufall am Ärmel zu streifen. Sie ignorierte es mit trockenem Hals.

      »Der Dämon wirkt leblos; er scheint schwach zu sein und kein einziger aus seinem Lager ist zu ihm gegangen. Sie scheinen ihn vollkommen verstoßen zu haben.«

      Die Nadel wirkte zufrieden. »Das ist auch die einzig vernünftige Reaktion. Wir sollten darüber beratschlagen, wie wir uns ihnen gegenüber verhalten. Offensichtlich verstehen sie etwas von Geistern und Dämonen, vielleicht haben auch sie Schamanen. Chaled, versuch bitte, etwas darüber zu erfahren, aber sprich noch nicht mit ihnen. Beobachte sie vom Hang auf der anderen Seite aus und schau, ob du jemanden entdeckst, der ein Ältester sein könnte. So können wir am ehesten mit ihnen in Kontakt treten.«

      Als die rothaarige Älteste schwieg, nickten die anderen drei zustimmend. Asha konnte deutlich fühlen, dass sich hinter dieser Geste der Zuversicht in Wahrheit Sorge verbarg.

      »Ashanee, du wirst weiterhin von einem Teil deiner Pflichten als Jägerin entbunden und beobachtest den Dämon. Tu nichts, was ihn provozieren könnte, halte deine Gedanken und Gefühle weiter ruhig und besonnen, wie es deine Art als Jägerin ist, dann wird er nicht auf dich aufmerksam werden«, gebot der Blinde mit seiner alles durchdringenden Stimme.

      Asha nickte rasch und verbeugte sich dann schwach.

      »Ich danke den Schamanen für diese Ehre und ihr Vertrauen.«

      Die Versammlung wurde von Haluschk beendet und Asha ging sofort zurück zu ihrer Mutter. Sie spürte, dass Chaled mit ihr sprechen wollte, tat aber so, als bemerke sie nichts und suchte ihre Großmutter, um sie nach Aufgaben für den Tag zu fragen.

      Sie wollte jetzt nicht mit ihrem alten Freund reden, sich nicht von ihm in irgendwelche Fragen und Andeutungen verwickeln lassen.

      Sie wollte in Ruhe nachdenken und sich dabei möglichst mit etwas beschäftigen, das nicht mit dem armen, besessenen Mann zu tun hatte, der ihr nicht mehr aus dem Kopf ging.

      Doch im Inneren wusste sie, dass sie bald eine Entscheidung treffen musste.

      Im Fiebertraum

Bild16

      Als Ashanee in der Nacht mit dem Wasserschlauch zu ihm kam, öffnete der Dämonenmann kaum die Augen. Sein Körper war bedeckt von kaltem Schweiß, aber innerlich glühte er vor Fieber.

      Sie wollte ihm zu trinken geben, doch er verschluckte sich daran und hustete kraftlos. Sie warf einen Blick auf seine Seite und rümpfte die Nase, als sie den Geruch der entzündeten Wunde wahrnahm.

      »Wir müssen etwas unternehmen. Das Fieber zerfrisst deinen Körper!«

      »Lezana? Lach nicht … ich sterbe und du lachst mich aus …«, murmelte er und Zorn zeigte sich schwach auf seinem glänzenden Gesicht. »Es ist kalt … und doch verbrenne ich …«

      Sie schüttelte den Kopf. Er war nicht mehr bei Sinnen.

      Warum hielt der Dämon noch an diesem Körper fest? Konnte er nicht erkennen, dass er verloren war? Oder vielleicht konnte er sich einfach nicht mehr von ihm lösen! Sie hatte doch gesehen, wie der Hara–Baum seine Kräfte wirkte. Hatte er versucht, den Mann zu retten und es nicht geschafft?

      Ashas Gedanken rasten. Es war sicherlich der Wunsch des Hara–Baums, dass sie ihm half. Und wenn er heilte und zu Kräften kam, konnte er auch ihr helfen! Vielleicht war es von Vorteil, einen Dämon zu kennen, der einem etwas schuldete …

      Einen Moment war sie überrascht über diese Gedanken und erschrak fast dabei. Das erschien ihr nicht richtig … und dennoch entschied sie sich in diesem Augenblick dazu, dem Mann zu helfen. Ihr wurde klar, dass sie ihm schon viel früher die Wunden hätte verbinden sollen, und warf einen Blick auf den kleinen Tonkrug mit Honig, der an ihrem Gürtel hing. Eigentlich hätte dies eine Opfergabe für die Geister sein sollen … doch jetzt konnte sie damit etwas wesentlich Besseres bewirken.

       Vielleicht kann er sich ja auch von dem Fluch befreien, wenn er gesund wird! Dann hätten unsere Völker keinen Grund mehr, sich zu bekämpfen! Ich muss ihn retten, damit es überhaupt eine Chance für Frieden gibt!

      Bei diesen Gedanken versuchte sie, seinen fiebrigen Blick einzufangen, der immer wieder wild über die Wiese huschte. »Ich werde deine Wunden säubern und versorgen, wenn du versprichst, mich trotz der Schmerzen nicht anzugreifen!«, sagte sie eindringlich.

      »Nichts … nichts kann jetzt noch schlimmer kommen …«

      Asha nahm das als seine Zustimmung auf. Sein Körper war ohnehin zu schwach und vom Fieber gelähmt, so dass er sich kaum rühren konnte.

      Rasch

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